Code Alpha

Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

31. März 2024

Mittwoch, 31.03.2004 – Chemokuchen

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Ich stehe früh auf, gehe ins Center… und finde nichts Neues vor. In jedem Sinne. Zumindest noch nicht. Ich erhalte die Meldung, dass die letzte Episode der Realserie „Taiho-shichau zo!“ („You’re under Arrest!“) binnen der nächsten sieben Stunden da sein kann. Ich bleibe also vor diesem Rechner sitzen – so kurz vor dem Ziel soll mir nichts dazwischenkommen.

Ich schreibe währenddessen drei Berichte, versende sie aber noch nicht, weil mir die Informationen der “Weltchronik“ hier nicht zur Verfügung stehen. Aber immerhin sind die Berichte geschrieben, und darauf kommt es letztendlich an. Ich schreibe wahrscheinlich sowieso schneller, als irgendjemand lesen will.

Am Nachmittag gehe ich zu Sawada-sensei, und frage sie, ob das Stipendium eine Art Notfallfond beinhalte, für den Fall, dass ein naher Verwandter sterbe und man vielleicht das Begräbnis besuchen möchte. Diese Frage wird verneint. Selbst in einem solchen Fall müsse man selbst für die Kosten aufkommen – mit meinem Budget könnte ich das vergessen.

Wenige Stunden später ist „Taiho shichau zo!“ komplett verfügbar und ich brenne die Daten auf Daten CDs.
Abends lese ich weiter in „No Comebacks“ von Forsyth und bin weiterhin froh, diesen Autor gefunden zu haben.

Melanie hat eine Serie mit dem Titel „Antique“ ausgeliehen. Es geht dabei um eine Art Café-Konditorei dieses Namens, und die Leute die da arbeiten oder essen. Der Chef des Ladens hasst Torten, weil er als Kind reicher Eltern einmal entführt worden und während dieser bangen Zeit nur mit Kuchen gefüttert worden war. Seitdem hat er eine Art Leibwächter (gespielt von Abe Hiroshi, der in „TRICK“ die Rolle des Autors Ueda hatte), der den Kellner mimt. Der Konditor selbst ist genial, wenn es um innovative Designs für Torten geht, aber er scheint ein Problem mit Frauen oder seiner Familie zu haben. Der Lehrling des Konditors ist eigentlich ein recht erfolgreicher Leichtgewichtsboxer… weil er aber Kuchen und Torten liebt, hat er den Beruf gewechselt. Ein Herr im Anzug, um die 40, kommt täglich in den Laden und kauft ausschließlich die neuesten Kreationen, deren ultra-lange Beschreibung der Chef von einem Spickzettel abliest, den er in seiner Handfläche versteckt hält und dabei vorgibt, alles auswendig aufzusagen. Ein junger Mann kommt eigentlich nur, weil er weiß, dass Frauen auf Kuchen stehen und er gerne eine kennen lernen würde, und seine Auserwählte kommt öfters her, sieht die Kuchen an und verlässt dann fluchtartig den Laden wieder – weil sie früher dick war und sich nicht mehr traut, etwas solches zu essen.

Die Serie ist lustig, mit einer Portion Romantik und einer ganzen Wagenladung an Torten und Kuchen, die für mich nicht essbar aussehen – es handelt sich um kitschige Kunstwerke aus essbaren Materialien, ja, aber die Produkte sehen für mich so richtig chemisch aus. Die hiesigen Konditoreien sind voll von dem Zeug… aber einen ganz gewöhnlichen, süßen 08/15 Rahmkuchen muss man mit der beharrlichen Akribie eines Sherlock Holmes suchen (die mir völlig fehlt). Aber auch etwas Tragik fehlt in der Serie offenbar nicht. Da kommt ein Mädchen mit ihren Eltern in den Laden, vielleicht 12, und ist überglücklich, dass sie eine eigene Torte kreieren darf, die dann auch noch schmeckt. Und zwei Wochen darauf kommen die Eltern noch einmal vorbei, bedanken sich für das Lachen ihrer Tochter und teilen mit, dass sie letzte Woche an einem längeren Leiden verstorben sei. Was ist denn das? Das zerstört doch die ganze Stimmung… ach Mensch…

Ich fühle mich am Abend etwas erschlagen und gehe relativ früh ins Bett.

30. März 2024

Dienstag, 30.03.2004 – Keine Veränderung

Filed under: Japan,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Die entsprechenden Rechner im Center sind noch immer ohne Verbindung zum Internet. Ich scanne also nur die beiden Covers der EVA Storyboardbücher, die noch unter meinem Schreibtisch liegen. Die Bücher landen bei E-Bay, sobald ich in den Computerraum komme.

Mein Bruder schreibt weiterhin eher beruhigende Neuigkeiten. Unser Vater darf sich vom Rauchen natürlich verabschieden… was ich in keinster Weise bedauere. Ich frage mich allerdings, was mit seinem Kaffeekonsum ist… immerhin trinkt er pro Tag so viel Kaffee wie ich Zitronentee – und mein Verbrauch ist geradezu legendär.

Ich schreibe Kommentare ins Animetric Forum und zwei oder drei Berichte, bis man mich um 17:15 rausschmeißt. Die Luft riecht nach Regen, also fahre ich lieber gleich nach Hause und lese weiter in meinem Buch.

29. März 2024

Montag, 29.03.2004 – Touring

Filed under: Japan,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Es ist Montag, ich komme also wieder an die Computer, um meine Post zu prüfen. Aber die Windows 98 Rechner im Center sind noch immer offline. In Folge dessen kann ich meine eigenen Mails vom Server nicht ausdrucken, weil die Rechner, die Netzverbindung haben, keine stehende Druckerverbindung oder kein funktionierendes Textverarbeitungsprogramm haben. Wenn ich was drucken will, muss ich es mit einer Diskette auf einen der 98er Rechner transferieren. Eine ganz tolle Wurst ist das! Auf dem gleichen Wege besorge ich mir dann die Scans meiner zu verkaufenden Artbooks – ich scanne das Material auf dem dafür vorgesehenen Windows 98 Rechner ein, speichere das Bild auf Diskette und transferiere es später auf einen der Unirechner, von wo aus ich für gewöhnlich „operiere“. Ich verziehe mich dazu in den Computerraum und lese Post: Was schreibt mein Bruder da? Unser Herr Vater trägt sich mit dem Gedanken, am Mittwoch bereits das Krankenhaus wieder zu verlassen? Ich dachte, der hätte was am Herz und nicht am Kopf!

Um kurz nach Fünf verlasse ich den Raum wieder, und weil es ein schöner Tag ist, fahre ich in die Stadt.
Im Daiei hat der 100-Yen-Shop neu eröffnet und ich wollte mal reinsehen. Das Ding ist neuerdings doppelt so groß wie vorher. Ich kaufe eine Packung Kekse, weil es 300 g für 75 Cent sind… weil aber Kekse trocken sind, kaufe ich auch noch eine große Dose Milchkaffee, um die Kekse den Hals hinunter zu spülen. Die Kekse sind ganz gut, muss ich sagen, aber für einen billigen Milchkaffee ist das Produkt hier wirklich schmackhaft.
Ich fahre auch im Naisu Dô vorbei. Die beiden Artbooks, die ich vor drei Monaten zurückgelegt hatte, sind immer noch da. Dann hoffe ich einfach mal, dass sie nächsten Monat immer noch da sind. Diesen Monat habe ich mein geschrumpftes Luxusbudget bereits aufgebraucht. Ich begebe mich also wieder Richtung Heimat, währenddessen wird es dunkel. Ich habe mir auch schon lange nicht mehr so viel Zeit gelassen wie heute. Außerdem fahre ich heute nur über Nebenstraßen.

Ganz in der Nähe von dem Haus, wo Yui (noch) wohnt, befindet sich eine Kirche, und neben der Kirche befindet sich ein kleiner Park. Auf den ersten Blick dachte ich, dass es sich dabei um eine der üblichen Stadtanlagen handele, vielleicht 50 x 20 Meter groß, um ein paar Bäume als Alibi in der Stadt zu haben. Ich fahre eine Runde im Inneren der Grünanlage und muss stattdessen feststellen, dass das Gelände gar nicht so klein ist, wie ich dachte. 100 x 50 Meter dürften es schon sein. Ich entdecke einen großzügigen Spielplatz, störe ein Pärchen beim Küssen (markanter Geländepunkt: Kleine Hütte auf kleinem Hügel) und finde eine Art Brückenpfad. Der Untergrund verrät mir, dass hier im Sommer wohl Wasser fließt. Könnte ein schönes Plätzchen sein. Und Hunde müssen draußen bleiben.

Um ca. neun Uhr bin ich zuhause und wegen meiner Kaffee-und-Keks Einlage nicht sonderlich hungrig, also esse ich nur ein paar Sushi und hebe den Reis für das Frühstück auf.

28. März 2024

Sonntag, 28.03.2004 – Auf der Straße nach Süden

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Der Tag ist schön und mir ist nach Bewegung. Also setze ich mich auf mein Fahrrad und fahre einfach geradeaus Richtung Süden. Und das so lange, bis auf einmal die Straße am Fuß der Berge zwischen Aomori und Akita einfach aufhört. Insgesamt gibt es drei Optionen, weiterzukommen: Die erste verwandelt sich jedoch in einen schlammigen Bergweg, der bestenfalls mit einem geländegängigen Motorrad zu bezwingen wäre. Ein Pfad mit Treppenabschnitten zweigt ab und ein Schild sagt mir, dass man in dieser Richtung einen Tempel erreichen könne – wenn man nicht gerade ein Fahrrad dabei hat, wie ich ergänzen könnte. Die zweite Option beginnt hoffnungsvoll – ein steiler, aber stabiler Schotterweg. Aber auch der endet abrupt. Ein Seil ist quer über die Straße gespannt, mit dem Vermerk „Tachi-iri Kinshi“: „Betreten Verboten“.

Also bleibt mir nur noch ein Weg. Ich fahre zur Straße Richtung Hirosaki zurück, aber nur etwa 100 Meter weit, bis zu einem Schild an einer Abzweigung, auf dem zu lesen ist, dass in dieser Richtung ein Naturschutzgebiet liege. Die Straße ist auch eine solche, aus Asphalt, aber sie windet sich in Serpentinen den kleinen Berg hoch. Deshalb habe ich diese Möglichkeit hinausgeschoben. Aber da mir wenig anderes übrig bleibt, nehme ich diesen Weg. Nach wenigen Kilometern wieder ein Hinweisschild, das auf einen Schrein hindeutet – aber dafür müsste ich mein Fahrrad ebenfalls eine Strecke über Stufen tragen, und danach ist mir nach dem Aufstieg nicht gerade. Ich folge weiter der Asphaltstraße. Die Sonne scheint, mir ist warm und mein Rücken ist feucht unter dem Rucksack. Die Jacke habe ich bereits fünf Kilometer nach meinem Aufbruch ausgezogen. Den Pullover lasse ich auch nur deshalb an, weil ich mich nicht erkälten will.

Erster Eindruck vom Naturschutzgebiet

Das Naturschutzgebiet schließt nach hiesiger Definition scheinbar nur die Waldstücke ein, die freien Flächen zwischen der Straße und den Tannen werden komplett von Apfelplantagen eingenommen, die von den jeweiligen Besitzern offenbar auch gern als Schrottplatz verwendet werden. Mehr als ein halbes Dutzend verlassener Automobile stehen, in unterschiedlichem Verfallszustand, zwischen den Bäumen herum.

Kleinwagen und ein Kühlschrank

In einem, es ist nicht abgeschlossen und sieht eigentlich intakt aus, wenn auch mit Roststellen, finde ich eine lokale Zeitung vom April 2003. Andere sind völlig verrostet oder komplett ausgeschlachtet, ohne Reifen und mit der verrottenden Batterie als Stütze unter der Achse. Ich kann kaum glauben, was ich da sehe.

… mit Autobatterie in stinkender schwarzer Schlacke (hier nicht zu sehen)

Ich mache Fotos von dem so genannten Naturschutzgebiet und fahre weiter. Schließlich geht es wieder bergab – aber nur knapp 100 m weit, dann hört die Straße in einer Kuhle vor dem Wald plötzlich auf. Hier scheint kaum Sonne hin, es liegt noch Schnee auf dem Weg und der Wiese, und ein weiterer, ziemlich angerosteter Kleinbus markiert das Ende des Weges. Ich drehe um und fahre zurück.

Lagerplatz für Arbeitsgeräte

Die Rückfahrt auf der Hauptstraße nach Hirosaki geht wesentlich schneller vonstatten als die Hinfahrt – ich fahre von den Bergen weg, bergab, einen kleinen Fluss entlang. Im 18. Gang geht das flott; die Autos, die 40 km/h fahren (dürfen), kriechen an mir vorbei. Zwei bis drei Kilometer vor dem Stadtteil Nakano befindet sich an einer Kreuzung ein Hinweisschild, auf dem ich lese „Sen-Nen-En“„Tausend-Jahre-Park“? Ich habe noch eine Menge Zeit und biege einfach mal links ab. Nach zwei Kilometern weist mich ein weiteres Schild von der Hauptstraße herunter, rechts in eine kleinere Straße. Ich folge auch diesem Schild, aber dann verliere ich die „Spur“ des Parks und lande kurz darauf in Nishihiro. Ich frage mich, ob „Sen-Nen En“ vielleicht der Name eines Kindergartens sein könnte, den ich natürlich übersehen würde, wenn ich nach einer Erholungsfläche Ausschau halte. Aber warum sollte es für einen Kindergarten (oder überhaupt für eine Art Schule) ein so weit entferntes Hinweisschild geben?[1]

Es ist immer noch früh. Ich fahre nach Südosten. Aber da gibt es nicht schrecklich viel zu sehen. Nach etwa 10 km treffe ich auf die Bundesstraße 7, die meinen Weg kreuzt. Ich weiß nicht, ob es erlaubt ist, aber ich folge ihr in Richtung Norden, um wieder nach Hirosaki zu gelangen. Ich hätte auch weiter einer Landstraße nach Osten folgen können, aber nach den paar Stunden unterwegs schmerzt mein Hintern wegen des harten Sattels und ich will wegen der niedrigen Temperatur nicht lange irgendwo herumsitzen, bis sich mein Sitzfleisch möglicherweise wieder beruhigt. Also fahre ich wieder in Richtung Heimat. Nach drei Kilometern verlasse ich die Bundesstraße und fahre auf einer parallelen Straße in die Stadt. Bis nach Aomori sind es ab diesem Punkt noch 49 km. Nein, da will ich jetzt nicht hin, aber es fällt mir auf und ich denke, dass es eine anspruchsvolle Tagesfahrt wäre.

Eine halbe Stunde später befinde ich mich auf bekanntem Gelände, ich kann das Daiei sehen. Ich biege nach Westen ab, in die Straße, in der Misi wohnt und mache kurz Halt am „Book Max“, um mal zu sehen, was es da so gibt, aber da ist nichts von Interesse. Ich kehre nach Hause zurück und strecke die Beine aus… obwohl ich nicht recht sitzen will, weil sich mein Hintern nach dem Tagesritt anfühlt wie ein weich geklopftes Schnitzel.

Da ich mit dem Asimov fertig bin, nehme ich den nächsten Forsyth zur Hand: „No Comebacks“. Es handelt sich dabei nicht um einen Roman, sondern um eine Sammlung von Kurzgeschichten. Soweit ich das nach drei Geschichten beurteilen kann, sind sie auch sehr gut und entbehren zum Teil nicht eines gewissen Humors.


[1] Eine spätere Recherche enthüllte mir, dass es sich dabei um ein Altersheim handelt.

27. März 2024

Samstag, 27.03.2004 – Rückstandsberechnung

Filed under: Japan,Manga/Anime,My Life — 42317 @ 7:00

Es ist ein schöner Tag. Sonne, ein paar Wolken, leichter Wind… natürlich merke ich davon erst was, als ich kurz vor Anbruch der Dunkelheit einkaufen gehe, aber immerhin. Zuerst schlafe ich mal bis Mittag, weil ich das ja die ganze Woche über nicht mache – schließlich muss ich den Newsletter in Schwung halten. Ich bin noch immer fünf Wochen hinter dem aktuellen Datum. Pro Woche kann ich… 20 Berichte schreiben, wenn nichts dazwischenkommt, 37 Berichte fehlen mir bis zum heutigen Tag, das wären also zwei Wochen Arbeit, in denen natürlich wieder 14 Tage in meinen Notizen dazukommen. Mit etwas Glück kann ich das in etwas mehr als einem Monat aufgeholt haben, aber das ist eine eher optimistische Schätzung, weil im April das Sommersemester beginnt und damit eine ganze Stange anderer Arbeiten auf mich zukommt. Mein Lichtblick ist, dass dann aber auch die Bibliothek wieder an Wochenenden geöffnet sein wird, das könnte den Zeitverlust während der Woche kompensieren.

Ich lese den ganzen Tag in „I, Robot“ und werde gegen 19:00 damit fertig.
Danach läuft im Fernsehen ein weiterer „Crayon Shin-chan“ Film, wie offenbar üblich mit einem langen Titel, wie schon beim letzten Mal: „Arashi o yobu – Eikô no Yakiniku Roodo“. Auch in diesem Titel wird also ein Sturm gerufen… „Eikô“ ist „Ruhm“ oder „Ehre“, und „Yakiniku“ ist „Brat-/Grillfleisch“, aber „Roodo“ könnte wegen der japanischen Schreibgewohnheiten entweder für „Road“ („Straße“) oder „Lord“ („Herr“) stehen. Ich wage keinen Versuch einer kompletten Übersetzung, weil mir nichts einfallen will, was nicht irgendwie lächerlich oder völlig sinnfrei klingt. Ich hoffe, dass der Film ebenfalls bald als Fansub zu finden ist. Ich würde auch gerne genauer sagen, warum mir der Film gefällt (weil er lustig ist!), aber ich kann die Umstände nicht genauer beschreiben, weil ich den Auftakt des Films nicht gut verstanden habe. Zu Beginn verspricht Misae (die Mutter) der Familie für den Abend ein Yakiniku Essen. Dann bricht ein Auto durch die Mauer vor dem Haus und der Fahrer (er trägt einen weißen Kittel) bittet um Hilfe. Kurze Zeit später wird das Haus von einer Art Sonderkommando gestürmt und Familie Nohara nimmt die Beine in die Hand. Also keine lange Einleitung – „Wir grillen heute Abend!“ und Action! Bald darauf läuft auf allen Kanälen die Meldung, dass die Familie Nohara, inklusive der Kinder und dem Hund, polizeilich gesucht würden und es beginnt eine wilde Jagd nach Aitama. Der Gedanke an das versprochene Essen erhält dabei den Durchhaltewillen aufrecht. Am Strand von Atami kommt es dann zum Showdown und Familie Nohara verprügelt die Verfolger kurzerhand – warum haben sie das nicht schon vorher gemacht? Der Fall scheint sich irgendwie zu klären, denn die einen steigen ins Auto und fahren nach Hause, die anderen steigen in ihre Bell UH-1 und fliegen irgendwohin zum Surfen. Die Erklärung am Ende, über Sinn und Zweck dieser ganzen Aktion, habe ich mangels Vokabular leider nicht verstanden. Wenn ich kein Fansub finde, werde ich den Sinn auch in absehbarer Zeit nicht verstehen.

Sehr schön fand ich die grafischen „Sondereinlagen“. „Shin-chan“ ist für gewöhnlich in einem sehr einfachen Stil gezeichnet, aber diesmal gab es „Fanservice“ in Form von detaillierten Darstellungen der Familienmitglieder in gehobener Zeichenqualität; jeweils nur ein paar Augenblicke, aber dennoch interessant. Warum Shinnosuke allerdings plötzlich blond war, verstehe ich nicht. Es erinnert mich ein bisschen an die „Project A-Ko“ OVA, wo man ein Billardspiel sehen konnte, bei dem die Charaktere so aussahen, wie sie es halt könnten, wenn man das für angebracht gehalten hätte. Die Nebencharaktere sind (in den „Shin-chan“ Filmen) anscheinend grundsätzlich qualitativ besser gezeichnet, als die Hauptpersonen, und ich verstehe nicht, was mir das sagen soll. Vielleicht werden da Leute parodiert, sie ich als Ausländer in Japan nicht erkenne.

Wir schauen uns „Atashin’chi“ an und „SailorMoon“ muss natürlich auch noch rollen.
Nachdem Usagi also weiß, was es mit Mamoru auf sich hat, verrät er ihr, dass er auch über sie Bescheid weiß – er hat ihre Verwandlung vor einiger Zeit in einem Spiegelkabinett eher zufällig beobachtet. Hina, Mamorus Verlobte, kommt allmählich dahinter, dass aus ihr und Mamoru nichts wird und ist deshalb natürlich todunglücklich – und wird (ebenso natürlich) von einem Yôma angegriffen. Jupiter und Mars kämpfen gegen den Yôma und Jedyte… und ich habe schon lange keine solche leblose Choreografie mehr gesehen, auch gemessen an den niedrigen „SailorMoon“ Standards. SailorMoon und Kunzyte kommen dazu, Kunzyte schleudert sie zu Boden und Venus muss sie retten. Dann friert der Yôma Venus, Jupiter und Mars ein und Kunzyte bringt EvilMerkur dazu – erst einmal „in Zivil“ (spüre ich da gerade meine Reißzähne wachsen?), damit wir auch die „böse“ Verwandlungssequenz noch einmal bewundern können. Ich habe aber zweimal hinsehen müssen, um Hama Chisaki in dieser „bad girl“ Aufmachung erkennen zu können.

EvilMerkur kämpft daraufhin mit SailorMoon, wirft sie ebenfalls zu Boden und Kunzyte will sie einen Kopf kürzer machen. Aber diesmal wird Usagi stilecht von Tuxedo Kamen gerettet, der stattdessen den Schwerthieb einsteckt – und stirbt! Einen Moment lang dachte ich: „Jetzt läuft sie Amok und macht alle platt!“ Aber nur einen Moment lang, schließlich würde das nicht zu ihrem Charakter passen. Nein, viel besser! Stattdessen erscheint Prinzessin Serenity (Usagis wahres Ich jenseits von SailorMoon) und der Halbmond auf Minakos Stirn verwandelt sich in einen normalen Stirnreif, wie ihn auch die anderen tragen. Angesichts der Entfesselung positiver Energie ergreifen die Bösen die Flucht, die Senshi erkennen die wahre Prinzessin, dass Venus nur die #1 unter den SailorSenshi, aber keinesfalls die Mondprinzessin ist, und machen einen Kniefall, inklusive, wie von mir prophezeit, Venus (wenn auch früher als von mir gedacht).

Sawai Miyû sieht als Serenity ein gutes Stück älter aus; zumindest für meine Augen, die mit Gesichtern eh nicht so klarkommen, ist sie kaum wieder zu erkennen. Für die kommende Episode wird ein Rückblick auf den Untergang des Mondreiches angekündigt… ich bin gespannt. Wie so oft.

26. März 2024

Freitag, 26.03.2004 – Von der Sense gehüpft

Filed under: Japan,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Melanie steht früh auf, weil sie um 08:30 im Center sein will, um mit Steffi zu chatten Ich stehe um 09:00 auf und bin um 10:10 vor dem Center. Da hängt immer noch ein Schild aus: „Von 08:00 bis 10:00 geschlossen“… Dann wird Melanie mit ihrem Vorhaben wenig Glück gehabt haben.

Ich nehme Platz und rufe meine Post ab. Mein Bruder schreibt, dass der Zustand unseres Vaters noch immer nicht der beste, dass er aber immerhin über den Berg sei. Das beruhigt mich sehr. Ich befinde 52 Jahre als kein gutes Alter, um bereits den Löffel abzugeben, ganz ungeachtet der Tatsache, dass es um meinen eigenen Vater geht.

Ich brenne im Anschluss die übrigen neun der dreizehn Episoden von „Gunslinger Girl“. Bin gespannt, wann ich dazu komme, die Serie auch anzusehen… derzeit mangelt es mir an Zeit dafür. Ich denke einen Augenblick darüber nach, vielleicht eine Kopie zu machen und an meinen alten BW Kameraden Ritter zu schicken. Ich kenne sonst keinen, der sich (ungesehen) dafür interessieren könnte, aber andererseits weiß ich nicht, ob er die Serie nicht vielleicht bereits hat (oder was er überhaupt hat) und es wird ihn nicht umbringen, wenn er warten muss, bis ich zurück bin.

Die Windows 98 Rechner im Center haben heute keinerlei Verbindung zum Netz, und die Hälfte der XP Rechner auch nicht, aber bei zumindest zweien davon ist das nichts neues. Wenn aber von elf verfügbaren Computern nur drei halbwegs so funktionieren, wie sie das sollen, dann ist das etwas übertrieben. Ich sollte eine Notiz auf dem Mitteilungsblock von Sawada-sensei hinterlassen (was ich natürlich verschiebe und vergesse).

Um 13:30 wechsele ich in den Computerraum, das Center schließt heute sowieso bereits um 14:00. Dort kommt Misi auf mich zu und fragt mich, ob ich ihm mein Fahrrad leihen könnte, da er seines von Alexej abgesperrt und ohne Schlüssel zurückerhalten habe. Er wolle deshalb zu dem Russen fahren und seinen Schlüssel abholen. Er sagt, er werde mein Fahrrad am großen Parkplatz abstellen. Alexej wird übrigens in wenigen Tagen nach Hause zurückkehren, seine beiden Semester sind um.

Ich schreibe drei Berichte bis um 17:00, und mache mich dann daran, mit Melanie nach Hause zu gehen. Es regnet. Nicht stark, aber immerhin. Ich entdecke mein Fahrrad an der Kante des Überdaches am Eingang des Gebäudes, und natürlich ist es nass geregnet. Aber die Tüte, die ich ständig über den Sattel stülpe, macht sich wieder bezahlt. Auf dem Fahrradparkplatz treffe ich Tei, den Programmierer aus meinem letzten Japanischkurs, und nutze die Gelegenheit dazu, ein Foto von ihm für mein Posterprojekt zu machen und seine Mailadresse einzusammeln. Ich fahre also mit Melanie nach Hause, über die nasse Straße. Auch dieses Fahrrad hat keine Schutzbleche, also durchnässt das Spritzwasser, das der Reifen von der Straße aufnimmt, meine Hose und ich bin ganz begeistert von diesem Umstand. Aber besser auf dem Heimweg als auf dem Weg zur Uni. Ich sollte mir jetzt, nach Ende des Winters, wieder angewöhnen, eine Hose zum Wechseln im Rucksack mitzuführen, für exakt diesen Fall.

25. März 2024

Donnerstag, 25.03.2004 – Die Sense schwingt…

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:07

Geld! Geld! Geld! Saitô-san überreicht mir 80.000 Yen und sofort geht es mir besser. J

Danach brenne ich die ersten vier Episoden von „Gunslinger Girl“ und beende das Verschieben der Daten per Memorystick dann, weil sich das Center immer mehr füllt und ich zwei Rechner belege. Ich wende mich dann meiner Kollektion von Single-CDs zu, die ich in eine MP3-Sammlung verwandle. Das sollte meine Nachmittage am Rechner versüßen.
Gegen 13:30 komme ich in den Computerraum, rufe Post ab und erinnere mich an dieser Stelle daran, dass ich schon wieder vergessen habe, meine alte Post auszudrucken. Aber eigentlich ist das nicht so schrecklich dringend. Das Material läuft mir nicht weg.
Frank hat noch nicht geantwortet, also verzögert sich der Beginn der Kampfhandlungen weiter. Immerhin finde ich eine Möglichkeit, mit dem „PaintShop Pro“ meine BMP Screenshots in JPEGs zu konvertieren, nachdem „MS Paint“ mir diesen Service neuerdings verweigert.

Oh, Post von meinem Bruder? Der will sich bestimmt über meine Darstellungen von vor ein paar Tagen auslassen. Zumindest ist das mein erster Gedanke. Aber weit gefehlt! Stattdessen schafft er es, mich wirklich und ernsthaft zu schocken: Unser Vater hat letzte Nacht einen Herzinfarkt erlitten und ist auf der Intensivstation gelandet. Mehr kann er mir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mitteilen. Alter und Gesundheit meines Großvaters sind mir schon eine dunkle Wolke am Horizont, aber dieser Blitz trifft mich jetzt quasi von einer Seite, die ich nicht erwartet hätte. Über diese Meldung muss ich erst mal eine Nacht schlafen, bevor ich irgendwelche Schritte (welche auch immer möglich wären) plane… momentan kann ich keinen klaren Gedanken fassen.

Ich schreibe drei Berichte und fahre um 17:45 mit Melanie nach Nishihiro, um die Bentô zu probieren, die Marc empfohlen hat. Ich bestelle das erste auf der Liste, weil mir die ganzen Namen nichts sagen, und das Stück kostet unerhörte 1000 Yen. Dafür bekomme ich eine große Portion Reis, ein großes Stück Lachs (etwa so groß wie meine Hand), eine große Frühlingsrolle, einen frittierten Garnelenschwanz und ein zerkleinertes Schnitzel, dazu etwas Kartoffelsalat (vielleicht zwei Gabeln voll) und Tonkatsu-Soße, und etwas, das ich nicht identifizieren kann. Es sieht aus wie eine Art schwarzes, geraspeltes Kraut und die Soßenmischung dazu ist süßlich. Man kann es essen, das Kraut, aber der Rest ist wirklich gut. Vor allem bin ich nachher pappsatt.

Abends lese ich weiter Asimovs „I, Robot“ und bewundere immer wieder die Fähigkeiten dieses studierten und promovierten Chemikers, gute SF-Geschichten zu schreiben. Der Mann kennt sein Universum und beschreibt es, als wäre es die normalste Sache der Welt. Aber eigentlich muss das so sein, damit der Leser sich auch in die Handlung „hineinlesen“ und „hineinfühlen“ kann.

24. März 2024

Mittwoch, 24.03.2004 – Zeugnistag

Filed under: Bücher,Japan,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Ich gehe mal wieder an mein Postfach im Sekretariat meiner Fakultät und finde mein Zeugnis vor. Aha… die Sprachkurse habe ich bestanden (ich muss annehmen, dass mich meine Mitarbeit im Unterricht über die 60 % Marke gerettet hat), für die Seminare „Kulturgeschichte von Tsugaru“ und „Einführung in das Studium des Buddhismus“ habe ich sogar eine A-Note bekommen. Für das Literaturseminar habe ich natürlich keine Note bekommen, weil ich die Hausarbeit nicht geschrieben habe. Dennoch habe ich die 14 Leistungspunkte, die ich brauche, erreicht, und ich weiß, dass ich bei der nächsten Gelegenheit gegen eine Hausarbeit und für eine Endklausur stimmen werde.

Ich packe das Zeugnis ein und gehe ins Center. „Gunslinger Girl“ ist komplett verfügbar. Dann brauche ich ja nur noch den Memorystick, um das Material verschieben zu können. Aha… und MinJi ist aus dem Heimaturlaub zurück. Ich frage sie, ob ich ein Foto für mein „Poster Projekt“ machen dürfe, aber sie sagt, dass sie heute nicht gut aussehe und es gerne verschieben wolle. MinJi… nicht gut… aussehen? Ich habe hier noch keinen Tag erlebt, an dem sie nicht gut ausgesehen hätte… dann warte ich noch eine Weile. Ich will mich dann aber auch nicht mehr lange aufhalten und gehe in den Computerraum. Ich bearbeite zuerst meine Post (inklusive dessen, was von gestern noch übrig ist), dann schreibe ich drei Berichte und versende das Material über den Zeitraum vom 10. bis zum 16. Februar.

Ich kann auch endlich das Spiel mit Frank in Bewegung setzen und schicke ihm die erste Textdatei. Ich hatte noch keine Zeit, den Auftakt meines Berichtes, über meine Aufstellung usw., zu schreiben. Aber da ich den Verteidiger spiele und die gegnerische Truppenzusammensetzung bis ins kleinste Detail kenne (weil ich die Karte ja selbst gebastelt habe), inklusive des Zeitpunkts, zu dem die Verstärkung eintrifft, muss ich darüber schon mal nicht allzu viel schreiben. Ich weiß, was mich erwartet und es wird nicht einfach. Auf jeden Fall habe ich beschlossen, den Bericht halb-prosaisch zu schreiben… wohl aus der Sicht des Kommandeurs, ohne Dialoge. Vielleicht kann ich auch den einen oder anderen Abschnitt für mein Rollenspiel „Code Alpha“ brauchen oder zumindest irgendwie verwursten.

Ich schaue bei Animetric vorbei und finde ein paar interessante Neuigkeiten. Der Anime „Ah! Megami-sama!“ soll offenbar eine Art Fortsetzung erfahren, und die japanische Vertriebsfirma Toei wird die Lizenz der Animeserie „SailorMoon“ in Nordamerika nicht verlängern – sie läuft am 01.04. aus und keiner weiß, warum. Toei wird die Entscheidung getroffen haben, die sie für das Unternehmen als die beste betrachten, aber die Verkäufe der Serie in den USA scheinen nicht so gering gewesen sein, dass es sich nicht gelohnt hätte. Wenn die Lagerbestände weg sind, gibt’s nichts mehr.

Um 17:00 erscheint ein Textfeld auf dem Bildschirm, das mich an die Schlusszeiten erinnert. Ich gehe ins Center und hole Melanie ab. Wir wollen mal wieder eine Schüssel Ramen essen. Wir gehen aus alter Gewohnheit ins „Bunpuku“, und dort weht wirklich ein neuer Wind. Die ältliche Dame ist durch eine jüngere (um die 40) ersetzt worden, die sich in diesem Metier nicht ganz so wohl zu fühlen scheint, wie ich das von ihrer Vorgängerin zumindest dachte. Die Speisekarten sind komplett neu, um 50 % des alten Angebotes gekürzt und um zwei oder drei neue Angebote bereichert. Na gut, ich probiere Chashû- und Melanie nimmt Yakiniku-Ramen.
Und so lange habe ich noch nie auf mein Essen warten müssen. Ich habe die Zeit nicht gestoppt, aber eine halbe Stunde war es auf jeden Fall. In Ordnung, der Laden ist voll, und wir mussten vorerst an der Theke Platz nehmen, bis ein Tisch frei wurde, aber dennoch finde ich, dass man so lange auch nicht warten müssen sollte. Schließlich reden wir hier über Nudelsuppe und nicht über Ente à l’Orange.

Wir gehen danach noch einkaufen und dann nach Hause. Ich lese Robotergeschichten von Asimov und bewundere die Zukunftsgläubigkeit der Menschen in den fünfziger Jahren. Asimov ging damals davon aus, dass bereits 1998 (die Zahl wird genannt) Roboter für den Hausgebrauch verfügbar seien. Interessant dabei ist, dass das Modell von Roboter, das er beschreibt, auf zwei Beinen gehen (und rennen!) kann und aufgrund technischer Einschränkungen zwar keine Sprachausgabe hat, aber über eine derart komplexe künstliche Intelligenz verfügt, dass der Roboter gesprochene Kommandos versteht und sogar als Spielkamerad für Kinder geeignet ist.
Betrachtet man nun heute, im Jahre 2004, den ASIMO von Honda… der kann auf zwei Beinen gehen, ist aber noch weit davon entfernt, rennen zu können (man geht derzeit davon aus, dass das noch knapp 20 Jahre dauern könnte), er kann Fragen beantworten, verfügt aber nicht über eine echte Sprachsynthese, und davon, dass Roboter auf eigene Initiative hin handeln und komplexe inhaltliche Zusammenhänge von gesprochener Sprache erkennen und verarbeiten können, sind wir wohl noch weit entfernt. Ich habe ja vor einigen Wochen erwähnt, dass die Robotik davon ausgeht, dass Fußballspiele, Menschen gegen Roboter, etwa um 2050 möglich sein sollten.

Melanie sieht sich weiterhin irgendwelche TV-Serien aus der Videothek an, während ich lese. Um 22:00 beschließe ich, Schluss zu machen – aber wie ich mich kenne, bedeutet das bestenfalls, dass ich noch vor Mitternacht unter meiner Bettdecke sein könnte.

23. März 2024

Dienstag, 23.03.2004 – Postansturm

Filed under: Bücher,Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Ich stehe um Neun auf und freue mich über das strahlende Wetter, aber der Fahrtwind ist noch recht kühl. Ich gehe zuerst ins Center und prüfe, ob die Internetverbindung steht. Sie tut es, und ich nehme auch gleich ein paar Dinge in Angriff und ziehe mir von den gestern gekauften CDs die Titel, die ich für mich gebrauchen kann.
Der Innenteil einer der Kuraki Mai CDs zeigt die Sängerin in England (London?), was ich den Straßenschildern entnehmen zu können glaube, aber es könnte natürlich auch Australien sein. Auf jeden Fall sieht man Straßen mit Backsteinhäusern, die ich mit England in Verbindung bringe, und parkenden Autos, und die drei Autos, die man am deutlichsten sieht, sind ein Mercedes, ein Audi und ein BMW. Auf einem anderen Bild sieht man einen weiteren vorbeifahrenden Mercedes.

Ich schaffe es dann endlich, den „Crayon Shin-chan“ Film in vier Teile aufzuspalten und mit Misis Hilfe auf einen Rechner mit Brenner zu transferieren. Aber die Dateien lassen sich nicht wieder zusammenfügen! Warum? Weil XP Rechner nicht über eine (benötigte) DOS Plattform verfügen! Ich entschließe mich also dazu, die Einzelteile zu brennen. Ich kann sie ja bei Gelegenheit sonst wo zusammenfügen. Und dieser Computer ist so elend langsam, dass alles scheinbar ewig dauert. Um 15:00 bin ich immer noch nicht fertig. Ich glaube, mit dem Schreiben wird das heute nichts mehr.

Mit ihren Anteil daran haben auch die drei Dutzend Mails, die sich heute in meinem Posteingang befinden, und immerhin kann ich drei Viertel davon beantworten, bevor der Tag vorüber ist. Wenn’s kommt, dann gleich dicke, oder was? Ich bekomme zum Beispiel Post von einem gewissen Andreas Biermann; ich habe seine Internetseite (über eine Fernmeldeeinheit der Wehrmacht) vor etwa zwei Monaten einmal kommentiert und dabei eher zufällig erwähnt, dass ich derzeit in Japan sei. Und jetzt stellt sich heraus, dass er selbst bis vor sechs Jahren über einen nicht näher genannten Zeitraum in Kanazawa gewohnt habe. Ist die Welt doch so klein? Ich erinnere mich auch noch lebhaft an Volkers Aussage, man müsse sich in Tokyo nur an einen öffentlichen Platz stellen und ein wenig warten – über kurz oder lang käme bestimmt jemand vorbei, den man kenne und nicht hier vermutet hätte.
Armin Otto schreibt, dass er in Kürze sein Studium abgeschlossen haben werde und noch immer eine Stelle als EDV… Diplom… was weiß ich… suche. Heute werde ich wirklich mit allem versorgt.

Um 17:00 macht das Center dicht und ich fahre mit Misi zum Book Off. Er möchte den „DragonBall“ Manga günstig kaufen, und ich nutze die Gelegenheit, das „Adam“ Artbook noch zu kaufen. Natürlich finde ich nicht nur das… da ich die Kanji, warum auch immer, noch lesen kann, finde ich ein „Yami no Matsue“ Artbook… nun ja, „eine Art“ Artbook, den Inhalt muss ich erst noch erfassen… und eines von „Gundam Wing“ nehme ich auch mit. Das wird sich wohl irgendwie verkaufen lassen. Alles zusammen hat gerade mal 700 Yen gekostet.

Wieder zuhause, lese ich die „Erdsee“ Tetralogie zu Ende und stelle im Anhang des Sammelbandes fest, dass es noch ein fünftes Buch gibt. Gewundert hätte mich das auch nicht, der Schluss der vierten Geschichte ist so unbefriedigend, dass noch etwas folgen muss. Zuerst zieht sich die Handlung (Handlung?) wie Kaugummi und dann kommt der Schluss so richtig hoppla-hopp, wenn ich das so sagen darf und lässt dabei noch viel Spielraum für eine Fortsetzung (die vermutlich auch geplant war). Aber egal… morgen werde ich mit den Robotergeschichten („I, Robot“) von Isaac Asimov anfangen, dann kann Frau Le Guin von mir aus im Regal verstauben. „Ein Epos vom Weltrang eines Herrn der Ringe“… dass ich nicht lache! Die Geschichte ist gut und ich bedauere das Lesen nicht, aber ich fühle keinerlei Motivation, sie innerhalb der nächsten paar Jahre noch einmal zu lesen. Ich würde lieber zum vierten Mal den „Herrn der Ringe“ lesen.

22. März 2024

Montag, 22.03.2004 – Wie learnt’s ma a richtig’s Action English?

Filed under: Bücher,Japan,Manga/Anime,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Um kurz nach Eins bin ich im Rechenzentrum, aber ich stelle schnell fest, dass nichts geht. Die Verbindung zum Internet ist nicht existent. Das heißt, nach drei Minuten ist die GMX Startseite zwar aufgebaut, aber nach fünf weiteren Minuten mache ich das Explorerfenster zu, weil ich nicht ewig warten will, bis mein Login bestätigt ist. Ich beschäftige mich also offline mit dem Schreiben meiner Berichte. Versenden kann ich sie auch später noch. Ich schreibe über den Zeitraum vom 10. bis zum 14.02., aber mit dem letzten Werk werde ich nicht mehr fertig, weil das Gebäude ab heute (bis zum 05. April) bereits ab 17:00 schließt. Der Wachmann macht mich darauf aufmerksam. Ich habe den Aushang zwar gelesen und verstanden, aber wieder vergessen. Das ist ja ganz toll. Mir gehen also pro Tag drei bis vier Stunden Zeit zum Schreiben verloren. Die könnte ich mit Lesen füllen – mir scheint, ich werde noch mehr Bücher kaufen müssen, sollte mein derzeitiger Stapel nicht reichen.

Aber der Tag ist noch jung. Ich fahre ins Book Off, um die bestellten CDs von Kuraki Mai zu kaufen. Für mich selbst finde ich zumindest nichts von dem, was ich suche. Dafür finde ich andere Sachen. Da wäre zum Beispiel eine Lösungshilfe für „Diablo“ von 1997. Kostenpunkt: 105 Yen = 80 Cent. Ich blättere das Heft schnell durch und finde genügend Informationen, die zumindest nicht uninteressant sind. Da sind Tabellen mit den Werten der Gegner, Waffen, Tränke und Zauber, Charakterbeschreibungen, und alle Dialog- und Buchtexte aus dem Spiel, in Englisch und Japanisch. Das ist für mich das Beste daran, weil ich schon vor langer Zeit geplant hatte, diese (englischen) Sprachsequenzen mal auf Band aufzunehmen, weil es sich ganz einfach cool anhört. Ich bin aber leider nie dazu gekommen… und leider habe ich auch nur eine Playstation Version… von der PC Version kann man bestimmt die einzelnen Dateien auf eine CD brennen. Ich warte ab. Interessant in dem Heft ist auch ein Kapitel mit „Dialoganweisungen“ für japanische Spieler, die online mit anderen Spielern in aller Welt kommunizieren wollen oder müssen. Beim Durchblättern fällt mir zum Beispiel ein kurzes Verzeichnis der gängigen Abkürzungen für Chat-Kommunikation auf.

Des Weiteren kaufe ich das „Eve“ Artbook von „Shin Seiki Evangelion“ für 315 Yen, zum Verkauf. Ich habe bereits eine eigene Ausgabe. Warum ich das „Adam“ Artbook dann nicht auch gleich gekauft habe, ist mir im Nachhinein nicht klar.
Ich finde auch zwei Spielhilfen für „Bust a Groove“, aber ich finde keinen Sinn darin, mir eine Hilfe für ein Spiel zu kaufen, das ich mit links durchspiele und dessen versteckte Charaktere mit gänzlich bekannt sind.

Nach Anbruch der Dunkelheit mache ich mich auf den Heimweg und gehe in den Beny Mart, weil ich was zu trinken brauche. Aber Boco ist ausverkauft. Oder aus dem Angebot gestrichen worden – an der üblichen Stelle befindet sich ein Getränk (ebenfalls von Coca Cola Japan) mit dem Namen „Tadas“, das zwar die gleiche, trüb-weiße Farbe aufweist, aber nach Apfel schmeckt, und das nicht besonders gut. Wenn es kein Boco mehr gibt, dann steige ich kurzerhand auf Aquarius um, weil es mir ebenfalls schmeckt, aber nur genauso viel kostet wie Boco. Wenn ich bedenke… in Deutschland würde ich niemals nie auf die Idee kommen, Aquarius zu trinken – das ist viel zu teuer! Vor allem, weil ich mehr als zwei Liter am Tag brauche. Und wenn ich schon mal hier bin… ich brauche eine neue Packung Fleischstreifen für mein Frühstück, und Ketchup (als Gewürz) für die dazugehörige Soße.

Wieder zuhause, sehe ich „Mujin Wakusei Survive!“ und bewundere die Idee der Drehbuchschreiber, auf einer offensichtlich tropischen Insel Winter mit Schnee einkehren zu lassen. Offenbar herrschen auf anderen Planeten zwangsläufig ganz andere Gesetze der Botanik. Aber auch die Zoologie folgt dort ihren eigenen Bahnen… da existiert auch ein riesiges, elefantenähnliches Vieh, das beim Spazieren durch den Urwald grundsätzlich eine Schneise von umgeknickten Bäumen hinterlässt – warum stehen da überhaupt noch intakte Bäume? Außerdem gibt es davon bislang nur ein Exemplar – es gibt bestimmt ein tolles Fremdwort für „selbstbefruchtend“, aber das fällt mir nicht ein. Man setze ein Fragezeichen dahinter.[1]

Später läuft eine Englisch-Lernsendung mit Shaku Yumiko (die Hauptdarstellerin aus „Sky High“), und allein deshalb sind wir auf die Idee gekommen, die Show anzusehen. Heute werden Leute gefragt, wie man am effektivsten Englisch lernen könne. Man beachte die Auswahl:
Arnold Schwarzenegger empfiehlt, viel zu lesen und viele Filme in englischer Sprache anzusehen. Regelmäßiges Nachschlagen von Vokabeln erweitere zwangsläufig den Wortschatz.
Sylvester Stallone sagt, man solle am besten mit Singen beginnen. Keine Popsongs, sondern Kinderreime, die exakt diesen Zweck erfüllen: Der Sprechapparat gewöhnt sich so, aufbauend auf einer sehr einfachen Basis, an die Sprachlaute und man trainiert auf diese Art und Weise die Artikulation.
Jackie Chan sagt, man solle viel reden, also mit Leuten kommunizieren, so könne man sich stückweise verbessern, weil auch jemand da sei, der korrigierend eingreifen könne. Er sagt weiterhin, dass er in seinen Filmen zwar versuche, betont deutlich zu sprechen, dass er aber sonst am Set einfach „Jackie-Chan-Englisch“ rede – womit die Chinatown-Variante wohl einen Namen bekommen hätte.
Ich verstehe, dass man Arnold und Jackie (als Ausländer) gefragt hat – aber Stallone? Dann doch eher Prochnow. Aber immerhin kann man gut fahren, indem man die vorgestellten Methoden kombiniert.
Und weil es mir noch nicht spät genug ist, beginne ich mit dem vierten (und letzten verfügbaren) „Erdsee“ Roman.


[1] Wie man später herausfinden kann, handelt es sich bei dem Kälteeinbruch um eine Fehlfunktion der Terraformungsanlage, und es gibt auch noch eine kleine Herde dieser „Elefanten“. Das Einzeltier hatte sich nur verlaufen und den Rückweg nicht mehr gefunden.

21. März 2024

Sonntag, 21.03.2004 – Nitabô

Filed under: Japan,Manga/Anime,Musik,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Ich stehe um Zehn auf und lese „Erdsee“. Um 14:00 mache ich mich mit Melanie auf den Weg ins Daiei. In der dortigen Gemeinschaftshalle wird um 15:10 der Film „Nitabô“ gezeigt. Der Anime handelt von einem Shamisen-Meister im 19. Jahrhundert; ich wollte ihn unbedingt sehen und heute ist der letzte Tag.

Wir sind um 14:30 an Ort und Stelle und haben noch ein bisschen Zeit, die wir in der Spieleabteilung verbringen. Melanie spielt ein Spiel, bei dem man auf einer Art Heimtrainer sitzt und mit den Pedalen den Propeller des Fluggerätes antreibt, das man vor sich auf dem Bildschirm sehen kann. Aufgabe des Spielers ist es, riesige Luftballons durch Berührung zum Platzen zu bringen, und natürlich arbeitet man dabei gegen die Zeit. Zwei Mädchen, um die 13 vielleicht, sitzen daneben (sie warten darauf, dass ihre Purikura Fotos ausgedruckt werden) und amüsieren sich darüber. Ihren Kommentaren entnehme ich, dass sie dieses Spiel gerne gespielt haben.

Die Tretmühle

Ich habe Hunger, also gehen wir noch in den Supermarkt im Keller und ich kaufe ein Paket Sandwichbrot.

Es wird schließlich Zeit und wir gehen zur Gemeinschaftshalle. 1300 Yen soll eine Karte kosten. Vorbestellung wäre billiger gewesen. Hier befinden sich vornehmlich Leute über 40 und die Kinder, die mitgebracht wurden, aber wen wundert das? Für die Altersgruppe dazwischen ist Shamisenmusik wahrscheinlich viel zu uncool. Ha, die wissen nicht, was sie verpassen! Ich krame den Geldbeutel heraus. Alle anderen Leute scheinen bereits eine Karte zu haben, also greife ich einen der „Platzanweiser“ heraus und frage ihn, wie wir an eine Karte kämen. Er weist uns zu einem Tisch am Eingang. Er nimmt zwei Karten aus dem Abreißblock und sagt: „Für Sie beide zusammen nur 2000 Yen – ein kleiner Service.“ Oha, dann umso lieber. Da sagen wir nicht nein und bedanken uns dafür.
Daijô-san, der die Biografie geschrieben hat, auf der der Film beruht, ist ebenfalls da und erläutert die Handlung kurz. Ein Mitarbeiter der Produktionsfirma sagt ebenfalls ein paar Worte und dankt allen Beteiligten. Ich hätte etwas solches für die Premiere erwartet, aber nicht für die letzte Vorstellung. Mir gefällt die Idee, obwohl ich vielleicht 10 % von dem verstanden habe, was die beiden Herren tatsächlich gesagt haben.

Eine Vorführung dieser Art bleibt natürlich nicht ohne Begegnungen. Zuerst wäre da eine der Familien aus dem „Happy Hippo Club“, genauer die Familie mit den niedlichen Zwillingstöchtern, denen ich die Bezeichnung „otokorashii Dominik“ zu verdanken habe. Die beiden Mädchen kichern, als ich winke. Mikami weist mich bei der Gelegenheit darauf hin, wer noch hier erscheinen wird, aber das dauert noch ein paar Minuten. Zunächst erscheint eine Dame auf dem Stuhl neben mir, die mich auf Englisch anspricht. Sie will mit dem Reden auch gar nicht mehr aufhören, scheint mir, bis sie mir eröffnet, dass sie mich kenne, bzw. mich bereits getroffen habe. Aha? Ich grübele, aber mein Gedächtnis für Gesichter ist schlecht wie eh und je. Ja, sie sei die Lehrerin von der Seiai Oberschule gewesen, die ich damals (am „Judgment Day“) gebeten habe, ein Gruppenfoto der Juroren zu machen (aus dem leider nichts wurde, weil die verdammte Kamera voll war). Dann erst fällt es mir wie Schuppen von den Augen und ich entschuldige mich für mein schwaches Gedächtnis. Schließlich klopft mir die von Mikami angekündigte Yûmiko auf die Schulter. Sie ist mit ihrer Mutter Eiko hier. Ich bin angenehm überrascht, wenn ich das angesichts der Ankündigung noch so sagen kann.

Oh… und der Film ist gut. Vor allem gefällt mir der Soundtrack und Shamisenmusik allgemein gefällt mir immer besser. Tsugaru Shamisen, um genau zu sein – HiroDai verpflichtet. Ich bin sicher, dass auch Oliver was daran haben könnte, und sei es von einem rein spieltechnischen Standpunkt aus betrachtet.
Die grafische Qualität ist hervorragend, die Geschichte wird in sehr schönen Bildern erzählt, die nach meinem Empfinden einer Ghibli-Produktion durchaus das Wasser reichen kann. Die Handlung ist auch nicht das, was man „Main Stream“ nennen könnte – es geht um einen blinden Musiker, da ist nicht viel Action zu erwarten. Zuletzt sprechen die dargestellten Personen ein sehr klares, deutliches Japanisch und man versteht sie sehr gut. Zumindest habe ich von den Dialogen deutlich mehr verstanden, als von dem, was die zwei Kommentatoren vor Beginn des Films erläutert haben. Mit anderen Worten: Ich will den Film haben.

Gleich nach der Vorführung kommt Jin Eiko zu mir und fragt, ob ich nicht Lust hätte, mit ihnen ein kleines Konzert zu besuchen, an dem auch Yûtarô mitwirke. Ich überlege zuerst, ob ich das Angebot annehmen soll oder nicht, aber dann frage ich mich, ob ich denn bescheuert sei – was gibt es da zu überlegen? Ja, wir sind dabei. Wir haben wirklich nichts Besseres vor. Unsere Fahrräder sollen wir einfach am Haus der Familie abstellen, von da aus würden wir dann mit dem Auto mitgenommen. Genau das machen wir und erhalten jeder ein Crèpe aus eigener Produktion mit Vanilleeisfüllung als „Reiseproviant“. Besten Dank. Sogar ich muss zugeben, dass das Produkt gut ist. Mein Vater allerdings hätte mich wohl in den Kofferraum gesperrt, wenn ich je versucht hätte, in seinem Auto ein Eis zu essen.

Wir gehen in die Halle, wo Essen verboten ist, also wende ich das „englische Transportverfahren“ auf mein verbliebenes Brot an – ich stopfe es unter meine Jacke.[1] Zur großen Belustigung von Jin Eiko. Wir verpassen nur die ersten Minuten. Es handelt sich auch nicht wirklich um ein „homogenes“ Konzert, sondern um eine Veranstaltung, in der mehrere Gruppen auftreten. Alles Kinder bis 14 Jahre, und gespielt wird auf Keyboards des Sponsors – Yamaha. Gespielt wird unter anderem „Unter dem Meer“ aus dem Disneyfilm „Arielle“, die Star Wars Symphonie (Episode IV), Titel von SMAP, und und und. Das Alter der Interpreten steigt im Laufe der Vorstellung, das heißt, Yûtarô und seine Gruppe spielen als letzte. Und ganz am Ende dürfen alle gemeinsam zur Freude der Eltern noch was singen. Ich beglückwünsche Yûtarô zu seiner Leistung und frage ihn, wie er sich fühle. Er sagt, er habe noch ganz heftiges Herzklopfen.

Und weil der frühe Abend so schön ist, werden wir auch noch zum Essen eingeladen. Wir essen in einem traditionell eingerichteten Haus – ohne Stühle. Als Vorspeise bekommen wir Tempura und frittierte Garnelenschwänze, danach gibt es Sushi, eine Platte für jeden, von denen ich allerdings drei esse, weil Jin Eiko ja bekanntlich auf Grund ihrer Familienvorgeschichte keinen Fisch mehr sehen kann und Melanie bereits satt ist. Das Hauptgericht sind Soba Nudeln, kalt. Zum Nachtisch gibt es Eis – und zwar Soba Eis! Es schmeckt irgendwie auf sanfte Art und Weise nach Nuss.

Wir mit Familie Jin inklusive Großeltern

Um kurz nach Neun fahren wir zum Haus der Familie Jin zurück und von dort aus mit dem Fahrrad nach Hause, trotz des mehrfachen Angebots, mit dem Auto nach Hause gefahren zu werden. Aber es ist ja nun wirklich nicht kalt und wir sind schon des Öfteren nach Anbruch der Dunkelheit unterwegs gewesen. Ich werde morgen eine Mail schreiben, in der ich mich ausführlich bedanken kann.

Zuhause sehen wir noch „Tetsuwan Dash“, eine der Shows der Band TOKIO. Und die haben heute niemand geringeren als Jackie Chan zu Gast. Und das nicht zum ersten Mal, wie ich aus den Gesprächen entnehmen kann. Nebenbei sei erwähnt, dass Jackie Chan in Japan einen größeren Volksauflauf von Autogrammjägern verursacht als die einheimische Band TOKIO, deren Gesichter in Japan doch auch jeder kennt. TOKIO fährt hier natürlich keine gesittete Talkshow – hier wird ein Wettkampf veranstaltet. Aufgabe ist es, ein Souvenir aus Hakone zu besorgen – jeder ein anderes – und an einen vorher festgelegten Ort zu bringen. Mit maximal 3000 Schritten.[2] Dazu erhalten alle Teilnehmer einen Schrittzähler. Jedes öffentliche (!) Fortbewegungsmittel ist erlaubt, mit Ausnahme eines Taxis. Das heißt, die Jungs müssen erst einmal nach Hakone kommen und dort ihr Souvenir finden, indem sie Leute fragen. Um die Beschränkung der Schrittzahl weniger hart zu machen, erhält jeder einen Hartschalenkoffer mit Rädern.
Matsuoka hat das Souvenir als erster besorgt, aber er scheitert 2,5 m vor dem Ziel. Jackie kommt als dritter an, aber auch er hat 7,5 m vor der Ziellinie seinen letzten Schritt verbraucht. Jetzt würde ich natürlich gerne den Namen des Siegers nennen, aber ich habe ihn mir nicht gemerkt.

Danach sehe ich noch „Pretty Cure“ und „Zorori“ an, und ich stelle heute den endgültigen Anachronismus jener Welt fest – da gibt es nämlich Automobile und mit Motoren betriebene Luxusliner. Über den mechanischen Drachen der ersten Episode habe ich „hinweggesehen“ und dachte, die moderne Technik sei aus rein humoristischen Gründen eingefügt worden, aber jetzt, wo die damals entführte Prinzessin und ihr Prinz mit einem Chevrolet Cabrio in die Flitterwochen fahren, muss ich die Lage wohl anerkennen. Was nicht heißt, dass ich mir das nicht weiter ansehen werde… Zorori ist immer noch lustig.


[1] Die Bezeichnung geht auf meinen ersten Englandausflug im Schulrahmen anno 1991 zurück. Ohne Rucksack war ich gezwungen, mir gegebene Lunchpakete in meine Jacke zu stopfen. Da viele meiner MitschülerInnen diese Lunchpakete abscheulich fanden, hatte ich immer ein halbes Dutzend davon auf diese Art und Weise bei mir, um sie im Laufe des jeweiligen Tagesausflugs zu verzehren.

[2] Hakone liegt über 80 km südöstlich vom Stadtzentrum von Tokyo entfernt.

20. März 2024

Samstag, 20.03.2004 – On the Road again

Filed under: Filme,Japan,Musik,My Life — 42317 @ 7:00

Wir nehmen während der Nacht die Fress-Show „Gansô! Debuya!“ mit Papaya und Ishida auf, und am Morgen „SailorMoon“. Irgendwas stimmt mit dem Wecker nicht… der geht sechs Stunden nach. Der kann doch nicht schon wieder eine neue Batterie brauchen? Wir haben sie erst im Dezember ausgetauscht!

Wir stehen um 12:00 auf und sehen uns erst „SailorMoon“ und dann „Debuya“ an.

Nephlytes Attacke auf EvilMerkur schlägt natürlich fehl – wer hätte das gedacht? Dafür wird er von Kunzyte dann auch „gezüchtigt“. Ich lächle jetzt gerade laut. Mamoru wird von Zoisyte angesprochen, der ihm ein paar Rückblicke auf seine wahre Identität liefert, aber natürlich will Mamoru das nicht einsehen, läuft erst mal davon und wird von Kunzyte in einem TV-Studio angegriffen. SailorMoon und Zoisyte retten ihn, aber Zoisyte bekommt schwer was ab und muss sich aus der Gefahrenzone teleportieren. Usagi erfährt dann auch endlich, dass Chiba Mamoru und Tuxedo Kamen die gleiche Person sind und ihre Reaktion kann ich nicht wirklich aus ihrem Gesicht lesen.

Papaya und Ishida wiederum waren auf Tour in Niigata und haben dort gekochte Schweinefleischstreifen, frittiertes Schnitzel (mein Gott, wie gewöhnlich!) und Maitake gespachtelt. Und weil Papaya ja eigentlich Choreograph ist, führt er zusammen mit der Belegschaft der Pilzfarm noch ein Tänzchen vor.

Danach will ich selbst mal was essen, und Wäsche waschen wäre auch eine gute Idee. Schließlich hole ich meine (handschriftlichen) Tagebucheinträge seit dem 17. März nach… ich muss mehr Disziplin aufbringen, die Einträge am gleichen Tag zu schreiben, sonst vergesse ich noch ein paar wichtige Dinge. Das Chaos in meinen handschriftlichen Notizen spricht Bände.
Ich lese bis um 17:00 und fahre dann ins Daiei und ins Ito Yôkadô, um ein paar der bestellten CDs zu kaufen. Als ich auf den Eingang des Daiei zugehe, sehe ich hinter der Glastür drei Jugendliche, die sich darüber ärgern, dass die automatische Tür nicht aufgeht. Sie wenden sich unzufrieden von der Tür ab. Ich gehe auf die Tür zu – sie geht anstandslos auf, ich gehe hinein. Ich ernte Blicke von Missgunst bis Unverständnis. Beinahe hätte ich die Beherrschung verloren und die drei ausgelacht. Ich fahre in den vierten Stock… aber das ist einer zu weit, also wieder einen runter. Im Ito Yôkadô befinden sich die CDs im fünften Stock und ich bin wesentlich öfter dort als hier im Daiei, daher der Fehler. Ich kaufe „Nr. 53“ von „Penicillin“ und sehe mich nach CDs von Orikasa Fumiko um, aber da ist Fehlanzeige. Ich verlasse das Daiei wieder auf dem gleichen Weg, wie ich hineingelangt bin. Die Tür öffnet sich.

Ich gehe rüber ins Ito Yôkadô und kaufe dort „Frontiers“ von „Psycho le Cemu“ und eine CD von „Maximum the Hormon“. Den Namen von letzterer CD kann ich nicht lesen, auch nicht mit dem Kanjitank – ich finde eines der Kanji nicht.[1] Von dieser Band habe ich eigentlich nur das Lied „Rolling 1000 tons“ gesucht, das Endlied des „Airmaster“ Anime, aber nach dem Kauf stelle ich fest, dass der Song auf der CD, entgegen einem Hoffnung erweckenden Aufdruck, doch nicht enthalten ist. Zumindest nicht in der Form, wie ich mir das gewünscht hätte: Eine genauere Untersuchung der Sachlage zeigt mir, dass von dem Song das Musikvideo auf die CD gebrannt worden ist. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil! Na, immerhin etwas. Die übrigen Lieder sind für meinen Geschmack auch gut zu gebrauchen, auch wenn Melanie die Musik als „Krach“ bezeichnen wird und das Cover so ziemlich das vulgärste ist, das mir je unter die Augen gekommen ist. Nein, kein „Cannibal Corpse“ Cover schlägt dieses Bild, das auf eine ganz andere Art krank ist. Die CD von „Japaharinet“, die ich ebenfalls kaufen wollte, ist nicht mehr da, ebenso die CD mit den Pianostücken zu „Final Fantasy VII“. Wenn sich Sebastian nicht dazu entscheiden kann, die CD zu kaufen, so lange ich in Japan bin, hat er wahrscheinlich verloren. Auch hier findet sich leider nichts von Orikasa Fumiko… am Ende werde ich die einzige Platte, die es von ihr offenbar gibt, bestellen müssen.

Ich mache mich auf den Heimweg. Und wenn ich schon mal dabei bin, suche ich mir auch gleich ein Fahrrad. Da drüben in dem „Fahrradhaufen“ befinden sich potentielle Kandidaten. Eng verkeilte Fahrräder, teilweise übereinandergestapelt, alle mit trockenen Ketten und leeren Reifen. Das erste Mountainbike erweist sich als zu klein – definitiv ein Kinderrad, für das man nicht größer als 1,60 m sein sollte. Das zweite ist ein wenig größer… wenn ich den Sattel maximal ausfahre, werde ich damit fahren können, denke ich. Sobald wieder Luft in den Reifen ist, heißt das. Es hat eine Lampe! Mit Batteriebetrieb, aha… aber immerhin. Die Gangschaltung hat 18 Gänge und Drehschalter… nett. Die Reifen haben gutes Profil und die Vorderachse hat sogar eine pneumatische Federung. Die Bremsen sind in Ordnung, es hat Reflektoren hinten und welche in den Speichen. Das ist doch nicht schlecht.

Ich schiebe das Rad nach Süden und finde vor einem der Fahrradläden tatsächlich noch den Eimer mit den Luftpumpen drin. Wie kann das sein? Hat ein günstiges Schicksal den Besitzer ausgerechnet heute den Eimer draußen vergessen lassen oder ist mir nie aufgefallen, dass die Pumpen vor diesem Laden rund um die Uhr zur Verfügung stehen? Ich nehme mir eine Pumpe aus dem Eimer, aber sie ist kaputt. Hm… ich nehme die zweite. Sie funktioniert und drei Minuten später haben meine Reifen die Härte, die ich erwarte. Ich fahre also den Rest des Wegs und versuche, mich mit der Gangschaltung vertraut zu machen. Ich brauche Öl für die beweglichen Teile, aber das kriege ich erst am Montag. Ansonsten muss ich mich nur an das neue Fahrgefühl (mit Federung) gewöhnen, weil ich von den Unebenheiten der Bordsteinkanten kaum noch etwas mitbekomme und ich deshalb permanent das Gefühl habe, keine Luft im Reifen zu haben. Obwohl ich erkenne, wie paradox diese Aussage erscheint. Aber die Reifen halten die Luft und ich bin wieder mobil.

Melanie hat für heute Abend einen Film ausgeliehen – „Makai Tensei“. Nach nur zehn Sekunden ist mir glasklar, dass es sich hierbei um die Realfilmvariante eines Anime handelt, der im Westen unter dem Titel „Ninja Resurrection“ bekannt ist. Um was geht es da Atemberaubendes?
Truppen des Shogunats (der jap. Militärregierung) stürmen anno 1638 eine Burg, in der sich Christen verschanzt haben – diese Religion war unter Todesstrafe verboten. Der Daimyô der Burg, noch ein junger Mann, sieht wohl das Scheitern und die Schwäche seines Gottes, als man ihn tötet – worauf er als Der Antichrist wiedergeboren wird! Er ruft die Geister toter Helden der japanischen Geschichte, unter anderem auch keinen geringeren als den Schwertmeister Miyamoto Musashi, um die Tokugawa auszulöschen. Und wer stellt sich ihm entgegen? Der wahrscheinlich zweitbekannteste Held Japans: Der Ninja Yagyû Jûbei. Den Rest kann man sich ausmalen, nur mit noch mehr Blut. Der Film schafft es beinahe, noch langweiliger zu sein als der Anime… eine der unnötigsten Produktionen, die ich in den letzten zwölf Jahren gesehen habe.


[1] Spätere Untersuchungen mit Lexika aus Papier ergaben die Titellesung „Kusoban“ = „Scheißplatte“. Daher die Covergestaltung…

19. März 2024

Freitag, 19.03.2004 – Der Preis der Schnürsenkel

Filed under: Japan,Manga/Anime,My Life — 42317 @ 7:00

Ich ziehe am Morgen meine Schuhe an, um zur Uni zu fahren, und ich sehe, dass ich es nicht mehr viel länger aufschieben kann: Ich brauche neue Schnürsenkel. Es kann sich nur noch um Tage handeln, bis mein rechter Schnürsenkel reißt. Es sei ihm gegönnt, in Rente zu gehen… fünf Jahre sind eine gute Lebensdauer. Vielleicht hätte ich vorsichtshalber die völlig intakten Schnürsenkel meines nicht mehr ganz so intakten Paars Stiefel aus Deutschland mitbringen sollen, für einen solchen Fall… aber dafür ist es zu spät, ich brauche Schnürsenkel jetzt, und die werden wohl nicht die Welt kosten.
Ich setze mich auf mein Fahrrad und besuche den 100-Yen-Shop. Aber dort gibt es keine Schnürsenkel.
Ich rolle also den Hügel 100 m weit wieder hinunter und gehe ins Sunday Home Center. Aber auch da gibt es keine Schnürsenkel. Eine Angestellte sagt, ich solle in Richtung Westen fahren und das Kaufhaus „Yasuhara“ (offenbar eine Art GLOBUS) aufsuchen, da gebe es sicherlich Schnürsenkel.
Ich fahre in die angegebene Richtung und komme beim örtlichen Max Value vorbei. Warum sollte ich nicht auch da fragen? Ich betrete den Supermarkt und bekomme eine kleine Tüte Erdnüsse geschenkt. Aber dieser Supermarkt verkauft Nahrungsmittel und Küchenbedarf, keine Schnürsenkel. Ich verlasse den Laden durch eine andere Tür wieder und bekomme noch eine Tüte Erdnüsse geschenkt.

Ahaaa… aber neben dem Max Value befindet sich ein Schuhladen. Da gibt es garantiert das, was ich suche. Ich gehe also in das Schuhgeschäft und mache der Verkäuferin klar, was ich gerne hätte. Sie zeigt mir ein Sammelsurium von Schnürsenkeln, aber natürlich sind die meisten zu kurz. Sie sagt, auf die Art von Stiefeln, wie ich sie trage, sei ihr Laden nicht ausgelegt. Ich nehme mir dennoch das längste Paar in schwarz heraus, 140 cm lang. Ich weiß nicht, ob das reicht; ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie lange Schnürsenkel für den „Kampfschuh, BW“ sein müssen. Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden. Ich kaufe die Schnürsenkel für 340 Yen, entferne den alten und fädele den neuen ein. Die 140 cm reichen genau – und „genau“ heißt, dass ich das Band nicht, wie gewohnt, noch einmal um den Schaft wickeln kann, bevor ich sie zubinde. Aber ich kann sie zubinden und die Schlaufen in die Seite des Stiefels stopfen, damit sie nicht aufgehen. Und das ist auch notwendig, weil es die Schnürsenkel nämlich nur aus Polyester gibt. Das heißt, die Oberfläche des Materials ist so glatt, dass der Knoten sich nicht selbst halten kann; wenn ich die Schlaufen nicht in den Stiefel stopfen würde, hätte ich dauernd offene Schnürsenkel. Wer hat sich diesen Mist bloß ausgedacht? Schnürsenkel, die nicht zuhalten – warum nicht auch Bücher verkaufen, die aus lauter losen Seiten bestehen? Weil es unpraktisch ist! Aber was soll’s… diese Plastikdinger verschaffen mir auf jeden Fall genug Zeit, mir ordentliche Schnürsenkel zu suchen.

Ich fahre zur Uni. Ich habe noch immer Misis Memorystick, also gehe ich ins Center, um ihn möglicherweise zurückgeben zu können, aber der Ungar ist um diese Zeit natürlich noch nicht da. Stattdessen unterhalte ich mich ein bisschen mit BiRei, die immer noch, allein, in den Shimoda Heights I wohnt. Sie wollte, wie Mei, in das Frauenwohnheim umziehen, aber BiRei erhält ein Stipendium und deshalb bleibt ihr das Wohnheim verwehrt.
SongMin taucht ebenfalls auf und ich mache endlich ein „offizielles“ Bild von ihr für mein Poster mit den Gesichtern. Ich will auch von Jû eines machen, der plötzlich aus dem Boden gewachsen zu sein scheint, aber er möchte das lieber verschieben, weil er eine Verletzung an der Nase hat und deshalb nach seinem Ermessen wohl zu unschön aussieht. Das existierende Foto, das ich während des Essens im Bunpuku gemacht habe, sei doch gut genug, sagt er. Ich sage, es sei zu dunkel. Ich werde ihn später noch einmal fragen.

Ich verlasse das Center, um in den Computerraum zu gehen und stelle fest, dass in meinem Hinterreifen keine Luft mehr ist. Ich schiebe das Fahrrad also 300 m weit zu „Saitô Bicycle“ und pumpe den Reifen wieder auf. Ich höre kein Geräusch, das mir einen Schaden verraten würde, also war es vielleicht irgendein Scherzkeks, der mir die Luft rausgelassen hat. Ich fahre ans Physikgebäude und die Luft ist immer noch drin.

Ich schreibe vier Berichte. Und dann ist das Internet plötzlich nicht mehr zu erreichen. Ich nutze die „Pause“ und sehe mir die Anime an, die ich letztlich gebrannt habe und die dritte Episode der „Taiho shichau zo!“ Realserie. Ich gelange im Anschluss daran zu der Erkenntnis, dass „Comic Party Revolution“ zwar ganz nett ist, aber auch nicht wirklich interessant, das gleiche gilt für „Android Ana Maico“. Aber „Airmaster“ gefällt mir nach der zweiten Episode schon besser als nach der ersten, also werde ich mir den Rest auch noch besorgen.
„Miyuki“ werde ich auf jeden Fall haben wollen – es handelt sich dabei nämlich um die „Miyuki“ Serie, die Anfang der Neunziger auch auf TELE 5 gelaufen ist. Leider war ich damals viel zu ignorant, um die Qualitäten der Serie zu erkennen, bevor TELE 5 den Betrieb eingestellt hat. Es handelt sich, schlicht gesagt, um eine Liebeskomödie um einen Jungen, der ein Mädchen namens Miyuki liebt und eine Schwester mit dem gleichen Namen hat. Ich dachte eigentlich, die Serie hieße „Daburu Miyuki“ („Double Miyuki“), deshalb war ich von dem Titel etwas überrascht.

Zwischendurch kommt Misi hereingeschneit und ich gebe ihm seinen Datenspeicher wieder. Er sieht sich „Airmaster“ und „Mezzo DSA“ an. Bei „Mezzo DSA“ handelt es sich offenbar um das Nachfolgeprodukt von „Mezzo Forte“, mit dem Unterschied, dass „DSA“ ohne… explizite sexuelle Darstellungen auskommt und ich finde das auch ganz gut so. Ansonsten, so scheint mir, ist das gleiche Set an Charakteren vertreten.

Um Acht gehe ich nach Hause. Und ich gehe tatsächlich, weil ich nämlich meinen Hinterreifen platt vorfinde. Also offenbar doch ein Schaden, den ich mir während der „Schnürsenkel Odyssee“ zugezogen habe. Ich werde mir wohl in den nächsten Tagen ein neues, gebrauchtes Fahrrad besorgen müssen. Das hier ist nicht mehr zu retten. Wenn das Fahrrad Schnellspanner hätte, könnte ich kurzerhand den Reifen austauschen, aber ich brauche leider Werkzeug, das ich nicht habe, und die Schrauben sind auch angerostet. Hmpf… die Gangschaltung ist eh hinüber, ich kann nur noch in einem Gang fahren, und das auch nur, weil ich die vordere Zahnradeinstellung mit einer kleinen Metallstange fixiert habe. Außerdem knackt das Rad ganz verdächtig, wenn ich in die Pedale trete. Nein, dieses Stück geht in Rente. Ich lasse es vorerst hier stehen, bis ich es dahin zurückbringe, wo ich es gefunden habe.
Um 21:00 läuft „Spy Kids 2“ im Fernsehen, aber ich sehe nicht viel hin, weil ich immer noch „Erdsee“ lese. Erst um 23:15 lege ich das Buch weg – heute läuft die leider vorerst letzte Episode von „Skyhigh 2“.

18. März 2024

Donnerstag, 18.03.2004 – Mail Order Dominik

Filed under: Japan,Manga/Anime,My Life — 42317 @ 7:00

Ich gehe um 11:00 in den Computerraum, und… ja, das Übliche. Volker hat bereits geantwortet und macht Tamara keine Hoffnung auf ein Praktikum in Japan. Unbezahlte Praktika seien schon extrem schwer zu bekommen, sagt er, und das auch nur mit guten Beziehungen zu den richtigen Stellen – die ich nicht habe.

Es erreicht mich auch eine CD Bestellung im Wert von 150 E. So weit ich das auf die Schnelle feststellen kann, sind alle Titel käuflich zu erwerben, und die 150 E kann ich vorstrecken – die Quelle ist verlässlich. Allerdings wird das meine Pläne, mir eine Gakuran zu besorgen, weiter zurückwerfen (um einen ganzen Monat), da mir das Geld zwar ersetzt wird, das aber auf mein fernes deutsches Konto, das Geld wird mir daher in Japan fehlen. Ich schätze, ich werde das Geld dann für meinen Semesterbeitrag aufwenden, und der hat größere Bedeutung als was zum Anziehen.

Ich schaue mir die erste Episode von „Gunslinger Girl“ an. Der Titel klingt furchtbar, ich dachte zuerst an eine Art Wildwest-Szenario, aber es geht um was Anderes, was in der folgenden Beschreibung wahrscheinlich nicht weniger abschreckend wirkt: Da existiert eine Regierungsorganisation (?) in Italien, die kleine Mädchen, Waisenkinder, möglichst jung und Opfer von Verbrechen oder Unfällen (alle diese Bedingungen müssen zutreffen), für tot erklären und zu Cyborgs umbauen lässt, um sie als Sonderkommandos gegen böse Buben einzusetzen. Weil die Mädchen so harmlos aussehen, sind sie nicht verdächtig und werden vom Feind nicht als gefährlich eingestuft – zumindest so lange, bis sie ihre Sturmgewehre aus dem Geigenkoffer holen und aufräumen. Ich sagte ja, es klingt nicht besonders toll.
Die genannte Organisation instrumentalisiert also die Kinder, macht sie zu Maschinen und vergisst dabei die Tatsache, dass es sich dennoch um Kinder handelt. Nur wenige der Trainer, von denen jedes Mädchen einen hat, sehen ein, dass dieses Konzept inakzeptable ethisch-moralische Mängel aufweist und sträuben sich dagegen.

Mehr kann ich derzeit nicht darüber sagen, aber ich würde gerne sehen, wie die Geschichte weitergeht und wohin sie führt. Im Forum wird die Serie jedenfalls hoch gelobt, und das in erster Linie wegen der Storyelemente, nicht wegen des Konzepts „Girls with Guns“.
Bis ich damit fertig bin, ist es kurz vor Neun und der Wachmann bittet mich höflich, Schluss zu machen.

17. März 2024

Mittwoch, 17.03.2004 – Angelabert

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Es ist warm heute. Sogar sehr warm, möchte ich sagen. Ich fahre ohne Jacke ins Center, zum ersten Mal im neuen Jahr. Ich finde eine E-Mail von einer „Tamara Di Florio“ vor, mit dem Betreff „anlaber“. Ah ja… wäre ich einem natürlichen Impuls gefolgt, hätte ich die Mail sofort ans Anti-Spam Team von GMX gemeldet und sie in den Datenmülleimer befördert. Aber der Betreff erscheint mir eher unüblich für eine Werbemail für erotische Dienstleistungen und ich sehe mir an, was ich da habe. Wäre der Inhalt reines HTML-Format gewesen, wäre sie auch tatsächlich verschwunden – aber ich finde einen Text vor. Darinnen schreibt mir eine (ihrem Schreibstil nach zu urteilen) äußerst nervöse junge Frau, die billig nach Japan kommen und dafür ein „Work-Holiday-Visum“ in Anspruch nehmen möchte. Aha, einer meiner mit ihr bekannten E-Bay Kunden war so frei, sie an mich zu verweisen. Na gut, das macht ja nichts, aber er hätte mich vorwarnen können.

Was soll’s… sie will also ein solches Visum, und die Voraussetzung dafür ist, dass sie in Japan einen Job findet, der ihren Unterhalt sicherstellt – ein ganz normaler Aushilfsjob würde reichen, sagt sie, also Regale einräumen oder kellnern oder alles, was sich anbietet. Ob ich ihr dabei helfen könne, möchte sie wissen. Ich mache sie darauf aufmerksam, dass ich hier in der tiefsten Provinz sitze und ihr in keiner Weise helfen kann, in einer der großen Städte besser zurechtzukommen. Es stellt sich weiterhin heraus, dass sie das Visum auch erst bekommen kann, nachdem ihr Touristenvisum ausgelaufen ist – das heißt, sie hat ein paar Wochen Zeit, sich selbst einen Job zu suchen. Große Hoffnungen kann ich ihr natürlich nicht machen.

In dem Moment kommt Nun herein. Sie sieht erschöpft aus und ich frage, ob es ihr gut gehe. Ja, sagt sie, sie sei nur unausgeschlafen. Warum dieses? Es sind doch Ferien? Ja, schon, aber sie sei Mitglied des Reitclubs der Universität, die Ausritte seien derzeit täglich und begännen morgens um 06:00 (im Sommer sogar schon ab 05:00), was entsprechend frühes Aufstehen nötig mache. Außerdem müsse sie in 50 Minuten zur Arbeit. Oha, Arbeit? Erzähl mir mehr… Sie erzählt, dass sie zuhause in Thailand ganz professionell Thai-Fußmassage gelernt habe. Sie sei hier in Hirosaki einfach in einen Schönheitssalon marschiert und habe einfach gefragt, ob sie arbeiten dürfe. Sie darf und sichert sich so ein zusätzliches Einkommen. Das macht etwas Mut und ich schildere Tamara den Fall. Danach schreibe ich Volker und frage ihn nach Auslandspraktika, mit denen er ja zwei Jahre Erfahrung hat.

Ich spiele bereits mit dem Gedanken, in den Computerraum zu gehen, als Misi das Center betritt. Ich leihe mir seinen Memorystick und drei leere CDs und fange an, ein paar Sachen zu brennen. Ich habe jetzt je eine Episode von „Comic Party Revolution“, „Android Ana Maico“, „Miyuki“, „Mezzo DSA“ und „Gunslinger Girl“, sowie zwei Episoden von „Airmaster“. Ich werde mir die Stücke bei Gelegenheit anschauen und dann entscheiden, wovon ich mehr brauche und was ich sein lasse. Ich habe auch den „Crayon Shin-chan“ Film „Das Imperium der Erwachsenen schlägt zurück“, aber keine Möglichkeit, ein 700 MB Paket auf einen Rechner zu verpflanzen, der einen Brenner hat. Misi hat bereits festgestellt, dass man den Standard DivX-Player auf den Unirechnern installieren kann, und ich werde das alsbald in Angriff nehmen, damit ich nicht immer den Computer im Center verwenden muss. Außerdem empfiehlt er mir für den „Shin-chan“ Film einen so genannten Filesplitter – damit könne man die große Datei in mehrere kleine aufspalten und Stück für Stück transferieren. Ich installiere ein solches Programm und versuche erst einmal, mit der Bedienung klarzukommen. Aber das ist nicht schwer. Ich lasse das Programm einfach mal laufen und hoffe, dass alles fertig und bereit ist, bevor das Center schließt (und den Rechner möglicherweise mitten im Vorgang ausschaltet).

Ich gehe schließlich in den Computerraum und schreibe Berichte. Ich finde außerdem bereits die Antwort von Tamara vor. Zeitverschiebung kann, etwas Timing vorausgesetzt, auch Vorteile haben. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich ihr allerdings noch nichts Neues mitteilen.
Ansonsten ist nur Post von Frank da, der sich zwei Tage Zeit ausbittet, um sich mit dem Gelände der Stadtkarte vertraut zu machen. Ja, soll er haben, kein Problem. Er fragt weiterhin, ob es in Hirosaki eine Webcam gäbe, damit ich mal winken könne. Er meint natürlich eine öffentliche Kamera, die ihre Bilder ins Internet entsendet. Offiziell gibt es eine solche Kamera im Park, aber die ist entweder außer Funktion, oder aber sie ist gebucht von einem Service, der Geld dafür verlangt, den Park von Hirosaki im Internet live betrachten zu können. Ich muss die Frage also vorerst verneinen.

Aber… es gibt ja WebCams direkt an der Universität! Ich stelle fest, dass ich unter dem Link http://133.60.236.50/imglnk/1FE_C3.jpg tatsächlich zu sehen bin (sofern die Kamera funktioniert, und das scheint sie heute nicht zu tun), und das zwischen 11:00 und 17:00 japanischer Zeit. Zumindest im Moment, weil Ferien sind und das Gebäude um 17:00 schließt. Ab dem 06.04. wird sich das wieder ändern… das Gebäude bleibt dann wieder bis um 21:00 geöffnet, aber ein paar Tage darauf wird das Sommersemester beginnen und ich kenne meinen Stundenplan natürlich noch nicht. Das heißt, dass ich erst am späten Nachmittag dort auftauchen werde. Zeitumrechnung… wenn es in Japan fünf Uhr nachmittags ist, zeigt die Uhr in Deutschland zehn Uhr am Morgen (im Sommer).

Ich fahre nach Hause. Entgegen der angenehmen Tagestemperatur ist es nach Anbruch der Dunkelheit allerdings richtig kalt. Ich vermisse meine Jacke und beeile mich, nach Hause zu kommen.

16. März 2024

Dienstag, 16.03.2004 – Alive

Filed under: Filme,Japan,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Ich stehe um 09:00 auf und gehe gleich in den Computerraum. Ich einige mich mit Frank über die Parameter unseres Gefechtes und wir werden die Karte „Urban Combat“ als Nachtgefecht spielen. Sie beruht auf einem Entwurf von Karl, aber der war mir damals nicht „städtisch“ genug und ich habe das Stadtgebiet gegenüber dem „ländlichen“ Teil der Karte deutlich erweitert. Ich bereite die Karte vor und stelle 3000 deutsche gegen 4500 alliierte Punkte auf.[1]
Ich schicke Frank daraufhin den Rohentwurf der Karte (auf dem sich nur seine Truppen befinden), damit er sich mit Truppen und Gelände vertraut machen kann. Änderungsvorschläge sind ebenfalls willkommen, und Unklarheiten sollten wir schon irgendwie ausbügeln können.
Dann passiert den Tag über nichts Spannendes mehr.

Am Abend sehen wir uns einen weiteren Film von Kitamura Ryûhei an. Das ist der Regisseur hinter „Versus“ – für diejenigen, die mit dem Titel was anfangen können. Dieser Film heißt „Alive“, und die Besetzungsliste zeigt dem aufmerksamen Leser die Namen Sakaguchi Tak und Sakaki Hideo – die beiden Hauptdarsteller aus „Versus“. Dann möchte ich vermuten, dass der Film zumindest nicht in die Kategorie „schlecht“ fallen sollte.
Man sieht zu Beginn einen Mann (Sakaki), angeschnallt auf einem Konstrukt sitzen, das ich für einen leicht futuristisch anmutenden elektrischen Stuhl halten würde. Und der Strom wird einige Sekunden lang eingeschaltet, der Gefangene wird geschüttelt, der Strom wird abgeschaltet und dann erklärt eine Art Offizier dem Gefangenen, dass er tot sei. Was er offensichtlich nicht ist. Er ist quicklebendig und wird mit einem anderen Gefangenen in eine geräumige Zelle gesperrt. Sie erhalten alles, was sie wünschen, mit Ausnahme von Freiheit und Waffen, also Kleidung, Nahrung, sogar Spielzeug. Man erhält schnell den Eindruck, dass die beiden so untergebracht wurden, damit über kurz oder lang einer den anderen tötet. Man findet auch heraus, dass der Protagonist im Knast sitzt, weil er drei Männer getötet hat, die seine Freundin vergewaltigt haben. Trotz (oder wegen?) der geübten Rache erhängte sie sich, und daran hat er nun zu knabbern. Nachdem sein Zellengenosse also irgendwann hat dran glauben müssen, macht er ein Kommandoteam nieder und tritt am Ende gegen eine Art Mutanten an – gespielt von Sakaguchi Tak.

Alles in allem sehen wir hier wieder eine lebhafte Choreografie, wie schon in „Versus“, nur mit mehr auffälligen Computereffekten – zu meinem Bedauern. Der Film hat wirklich sehr coole Elemente und interessant anzusehende Kämpfe, aber er ist auch irgendwie langweilig… er zieht sich zeitweise wie Kaugummi. Eine Verkürzung der Handlung auf 60 Minuten hätte der Geschwindigkeit gut getan, aber ich schätze, dass Kitamura auch irgendwie zeigen wollte, dass die beiden Gefangenen eine ganze Weile miteinander verbringen und sich langweilen. Als Kurzgeschichte (es gibt einen Manga, soweit ich weiß) macht sich das Material bestimmt gut, aber als 90 Minuten Film… ich weiß nicht.


[1]   Der Angreifer erhält grundsätzlich 50% Vorteil

15. März 2024

Montag, 15.03.2004 – Ein weiterer Schauplatz…

Filed under: Japan,Musik,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Ich gehe recht früh ins Center, aber da findet sich nichts von Interesse, also gehe ich in den Computerraum. Ich bastele an ein paar Schlachtkarten herum, probiere ein paar Spielzüge, schreibe meine Post und ein paar Einträge ins Animetric Forum. Misi kommt um 17:00 ebenfalls herein und will mehr über die Combat Mission Option „Schnelles Gefecht“ wissen. Das ist schnell erklärt; das Komplizierteste daran ist ja eine für ihn verständliche Übersetzung der anwählbaren Optionen.
Derweil vereinbare ich mit Frank, ebenfalls eine Schlacht per E-Mail zu spielen, mit After Action Report. Ich will unbedingt auch mal so was schreiben. Vorerst muss ich aber nur die grundlegenden Parameter wissen, also ob er Stadt, Dorf oder Land spielen möchte.
Ich schaue noch schnell bei E-Bay vorbei. Ich habe die beiden überzähligen SailorMoon Figuren zum Verkauf eingestellt, aber bis zum Ende sind es nur noch 23 Stunden und Gebote gibt es keine.

Abends kann ich endlich die SailorMoon Episode vom Samstag sehen.
Minako ist im Krankenhaus und ihr Kopf wird durchleuchtet, worauf der Arzt etwas zur Krankenschwester sagt, was sich gar nicht gut anhört. Verstanden habe ich kaum kein Wort… aber „noch ein halbes Jahr“ hört sich sehr verdächtig an. Wer mehr über diesen Umstand wissen will, muss die Untertitel der Downloadversion oder die Zusammenfassung auf Genvid.com lesen. Minako gibt dennoch kleine Konzerte für die Kinder im Krankenhaus, und weil Rei gerade da ist, stellt sie diese als „Mars Reiko“ vor und sagt an, dass „Reiko“ bei nächster Gelegenheit singen werde. Rei findet das gar nicht toll – tut es aber trotzdem; wohl, um die erwartungsvollen Kinder nicht zu enttäuschen.

Rei muss also irgendwas einüben und geht dazu ins Crown Karaoke, aber sie kommt scheinbar mit der Anlage nicht klar (weil sie Karaoke ja nicht ausstehen kann, wie sie dann und wann betont) und bittet Usagi um Hilfe. Das wird erledigt und siehe da: Kitagawa Keiko kann singen! Auf jeden Fall kann sie das besser, als Sawai Miyû das in ihrer Rolle als völlig unbegabte Usagi macht. Und was sie singt, klingt auch besser als das nichts sagende „C’est la Vie“, das Komatsu Ayaka (= Minako) zum Besten gibt. Immerhin scheint es, dass die Sängerin Minako noch zumindest zwei andere Songs als „C’est la Vie“ hat – was schon mal ein Lied mehr wäre, als die „Three Lights“ zu Stande gebracht haben.

Wie bereits erwähnt, ist Zoisyte wieder da und spielt munter weiter Klavier. Aber neuerdings spielt er keine „Chaos Symphonien“ mehr, sondern als solche erkennbare, vernünftige Musik. Außerdem nennt er Mamoru weiterhin „Master (Endymion)“. Man kann sicher sein, dass er nicht mehr für Beryll arbeitet. Andererseits muss ich mich fragen, ob er das jemals getan hat. Der schien von Anfang an ein eigenes Süppchen zu kochen.
Zuletzt greift Nephlyte Mond und Venus im Krankenhaus an und ich bin erleichtert, dass die übertriebene Venus-Verwandlungssequenz diesmal abgekürzt wurde. Mond und Venus werden mit einem glibberigen Zeug auf dem Boden festgeklebt und es sieht schlecht aus, aber Mars ist plötzlich da und pustet Nephlyte mit einem Feuerball weg. Als ob die beiden Fußfreiheit bräuchten, um sich zu wehren… wir haben ja bereits gesehen, dass Venus nur mit dem Finger auf jemanden zu zeigen braucht, um ihn über die Klinge hüpfen zu lassen.

Nephlyte schafft es zurück zur Basis, aber er scheint nicht mehr so ganz bei sich zu sein. Und dann wird er zu seinem Unglück auch noch von EvilMerkur „verspottet“! Zumindest fasst er ihre Aussageabsicht, dass sie sicher was für ihn tun könne, so auf. Sie wendet sich zum Gehen. Dann hat er – woher auch immer – einen Stab in der Hand, an dessen Ende ein Kreissägeblatt reichlich unrealistische Geräusche macht, und greift sie hinterrücks an!
Was daraus wird, erfahre ich Ende der Woche. Es wird nicht viel werden, so viel ist sicher.

14. März 2024

Sonntag, 14.03.2004 – Waffenbrüder

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Nachdem ich gestern Abend die Kassetten bereits besorgt hatte, mache ich mich am Morgen um 09:30 auf den Weg zu Misi, um mit ihm zusammen „Band of Brothers“ anzusehen. Fünf Videokassetten, jede davon mit zwei Stunden Spielzeit, machen zehn Stunden Nonstop-Unterhaltung.

Um 09:45 klingele ich an seiner Tür und ihn damit direkt aus dem Bett. Sein übermäßig langer Arm hat den Wecker um 09:00 im Halbschlaf wieder abgeschaltet. Dennoch fangen wir wie geplant um Zehn mit dem Ansehen an, und ich spule die Videos nach dem Ansehen nicht sofort zurück, um Zeit zu sparen. Misi eröffnet mir nämlich, dass er um acht Uhr die ersten Gäste für eine angesetzte kleine Party erwarte. Ich hatte gehofft, er hätte etwas Zeit übrig gelassen, damit wir mal eine Pause machen können. Aber so müssen wir eben ohne Pause zehn Stunden vor der Röhre sitzen.
Ich habe unseren Videorekorder mitgebracht, weil Misi über keinen eigenen verfügt und ich Melanie nicht mit diesem Programm langweilen wollte. Ich bin etwas erschrocken, als ich Misis altersschwachen Fernseher zu Gesicht bekomme, aber er verfügt zu unserem Glück über einen kompatiblen Anschluss.

Am Nachmittag serviert er eine große Schüssel Reis mit Thunfisch (uh, ölig…) und ich merke, dass er keine Ahnung hat, wie man mit einem Reiskocher umgeht. Der Reis ist matschig. Wie viel Wasser er verwende, möchte ich von ihm wissen. Er mache den Topf immer ganz voll, sagt er. Meine Güte! Dann wundert mich diese Genussschmälerung nicht im Geringsten. Er hat einen Messbecher, wie er zum Reiskocher gehört, und ich weise ihn darauf hin, dass der Kochtopf im Inneren über eine Skalierung verfügt. Jeder Messbecher Reis (das ist je „ein Go“) erfordert Wasser in Höhe jeweils eines Strichs auf der Skalierung, erkläre ich[1]. So, wie er mich jetzt anschaut, hat er gerade ein umwerfendes „Aha-Erlebnis“.

Um Acht sind wir auch pünktlich fertig. Ich werde die DVDs kaufen, sobald ich das Geld dazu habe. Um 20:30 kommen die ersten Gäste – Dave mit seiner Freundin Oyuna und seiner Tutorin, die Mizuho heißt. Später kommen noch Yannick (heute wirklich gut gelaunt) und ein Japaner, der Takato heißt, wenn ich mich recht erinnere. Das bleiben dann allerdings auch alle und wir trinken vor uns hin. Und Mizuho schluckt ziemlich was weg, dafür, dass sie nur eine durchschnittlich große Japanerin ist, wenn ich das mal so sagen darf. Und sie zieht wie ich Sake und Rotwein dem Bier vor. Am Ende habe ich etwa einen halben Liter getrunken und sie zwei Becher mehr als ich…
Um 23:00 geht Oyuna, weil sie das Bad ihrer WG noch putzen muss (mitten in der Nacht?), und eine halbe Stunde darauf verabschiede ich mich ebenfalls, weil ich Melanie ja nicht ewig warten lassen kann und will. Das heißt, ich bringe „Band of Brothers“ in die Videothek zurück und gehe gleich im Anschluss schlafen.


[1]   In Zahlen ausgedrückt: Je 160 g Reis benötigen 200 ml Wasser

13. März 2024

Samstag, 13.03.2004 – GTD?

Filed under: Arbeitswelt,Bücher,Japan,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Ich stehe um 08:00 auf, um Vokabeln für den heute geplanten Unterricht durchzugehen und zu übersetzen, damit ich die Beispielsätze auch erklären kann. Ich höre auch die Lehrkassette an. Ich finde kein großes Problem dabei und mache mich um 12:00 auf den Weg, um viel Zeit für Eventualitäten zu haben.

Um 12:30 bin ich im Ito Yôkadô. Ich habe noch dreißig Minuten Zeit und die verbringe ich in der CD Abteilung. Wenn ich schon mal da bin, kaufe ich die „Ace wo nerae!“ Single und den „Doraemon“ Soundtrack „Yumebiyori“ von Shimatani Hitomi. Ich finde auch zwei CDs, die mich interessieren könnten, und frage, ob man sie zur Probe anhören könne. Daraufhin fummelt der Angestellte an dem Computer an der Kasse herum und eröffnet mir knapp eine Minute später, dass von diesen Künstlern keine Samples gespeichert seien. Ich bin jetzt nicht ganz sicher, was für Rückschlüsse das auf das hier verwendete System zulässt, aber unpraktisch ist es auf jeden Fall. In Tokyo stand ein Terminal herum, in dem man aus Hunderten von CDs wählen konnte. Aber… wir sind hier ja auf dem Land. Vielleicht bringe ich das nächste Mal den Diskman mit und frage, ob es auf diese Weise möglich wäre, CDs zu hören, bevor man sich blind zum Kauf entschließt. Die Soundtracks bekannter Anime kann ich per E-Bay losschlagen, aber wenn es sich um Musik außerhalb des Mainstreams handelt, kann ich das vergessen.

Ich gehe um 12:55 zum Unterricht. Meine Teilnehmer sind zwei Damen Mitte 40 (Namuri und Sasaki) und zwei Herren. Yamagata ist etwa dreißig und Ozaki um die sechzig – und nicht arm, wie man aus dem Anzug schließen könnte. Es stellt sich außerdem heraus, dass Yamagata nicht auf der Anwesenheitsliste steht, weil er zum ersten Mal hier ist und dass Namuri ausgebildete Englischlehrerin ist. Aha… ich kehre meine Frage unter den Tisch, bleibe stumm und demonstriere angenehme Überraschung.
Und es läuft auch alles ganz wunderbar. Natürlich sind auch diese Japaner wenig einfallsreich, was ihre Beispielsätze betrifft (sie lesen ab, was im Buch steht und tauschen ein oder zwei Worte aus), und Rückfragen werden auch nicht gestellt, obwohl ich spüre, dass es notwendig wäre. Ich versuche also, eventuellen Fragen durch Anmerkungen im Vorfeld bereits zu begegnen. Yamagata-san fragt immerhin, warum ich zwei Uhren trage. Des Weiteren waren meine Bemühungen umsonst, mir die Erklärungen der grammatikalischen Umstände der indirekten Rede auf Japanisch zurecht zu legen. Man bittet mich kurzerhand, ausschließlich Englisch zu reden. Nun gut, das ist eigentlich auch am sinnvollsten.

Um 14:20 ist der Unterricht vorbei und ich hoffe, dem Thema auch gerecht geworden zu sein. Natürlich hat es wenig Sinn, die Kursteilnehmer nach ihrer Meinung zu fragen… die würden darin aufgehen, meinen Unterricht und mein Japanisch zu loben, selbst wenn ihnen etwas missfallen hätte. Japan ist halt Japan.
Yamagata-san fährt mit mir im Aufzug nach unten und wir unterhalten uns kurz über die Notwendigkeit von Englischkursen und ich komme nicht umhin, anzumerken, dass mir das weitgehend auf Auswendiglernen von Grammatik beruhende japanische Lehrsystem nicht gefalle, weil es den Schülern jeden Spaß an einer Fremdsprache nimmt. Er bedankt sich zuletzt für den Unterricht und meint, dass er weiterhin kommen werde.

Ich bleibe aber noch ein wenig im Kaufhaus und komme über kurz oder lang auch wieder an dem „Ashita no Joe“ Boxautomaten vorbei, den ich vor einiger Zeit einmal beschrieben habe. Im Moment steht ein Japaner davor, noch ein Stück davon entfernt, Zwanzig zu sein, knapp 170 cm groß, mit recht normalem Körperbau – also eher mager. Er wirft 100 Yen in den Automaten und landet seinen ersten Schlag – 170 kg. Ja, das kann ich auch, aber entgegen seinem Äußeren scheint er recht kräftig zu sein. Der zweite Schlag: 180 kg. Was denn? Er steigert sich um 10 kg und schlägt meinen eigenen Rekord um drei Kilogramm? Dass man sich beim zweiten Schlag steigert, ist allerdings nichts Ungewöhnliches. Dennoch bin ich geplättet. Der dritte Schlag: 205 kg. Der packt beim dritten Schlag noch mal einen halben Zentner drauf? Schafft dreißig Kilo mehr als ich? Wie geht denn das? Zum Glück hat er nicht gesehen, wie mir die Kinnlade auf den Boden gefallen ist. Ich glaube immer noch nicht so ganz, was ich da gesehen habe, als ich das Kaufhaus wieder verlasse.

Am Abend beginne ich, die „Erdsee“ Quatrologie von Ursula Le Guin zu lesen. Die Werbung verspricht „ein Epos vom Weltrang eines Herrn der Ringe“, deshalb habe ich zu lesen begonnen. Nicht, weil ich geneigt wäre, dieser Aussage Glauben zu schenken, eher aus gegenteiligen Gründen. Ich merke schon bald, dass „Erdsee“ in diese Liga so schnell nicht aufsteigen wird – dafür fehlt eine gehörige Portion Handlung und auch „die große Aufgabe“, wie ich es mal nennen will. „Erdsee“ schildert das Leben des Magiers Ged, wie er vom magisch begabten, halbwüchsigen Ziegenhüter zum Erzmagier wird. In dieser Welt gibt es zwar Drachen, ansonsten aber nur zwei Sorten von Menschen: Schwarze und Weiße. Die Schwarzen sind Gelehrte, Kaufleute und allgemein potentielle Magier, die Weißen sind tendenziell ein Kriegervolk, in dem Lesen und Schreiben als Schwarze Kunst betrachtet wird und das in hübscher Regelmäßigkeit fremde Küsten auf der Suche nach Schätzen und Sklaven heimsucht.
Das heißt allerdings nicht, dass es unter den Schwarzen nur fromme Lämmer gäbe, auch unter denen gibt es Piraten, und auch unter den Weißen gibt es magisch begabte Personen. Eine Gut-Böse Polarisation hätte ich nicht gutheißen können. Die beiden Rassen teilen sich zwar in mehrere kleine Völker untereinander auf, aber im Großen und Ganzen gibt es eben nur zwei Machtblöcke. Wenn man sich erst einmal an den etwas antiquierten Schreibstil gewöhnt hat, ist die Geschichte gar nicht uninteressant zu lesen. Nicht der ultimative Bringer, aber auch nicht schlecht.

12. März 2024

Freitag, 12.03.2004 – Signorina, isch ’abe gar keine Telefon mehr

Filed under: Arbeitswelt,Japan,Manga/Anime,Musik,My Life — 42317 @ 7:00

Morgens fahre ich ins Book Off, um mich nach bestellten CDs umzusehen. Der Wind ist zeitweise recht kräftig und an vielen Abstellplätzen sieht man reihenweise umgewehte Fahrräder. Ich stelle mein Fahrrad entsprechend sicher auf, aber die Tüte, die die Trockenheit meines Sattels garantieren soll, fliegt während meines Aufenthaltes auf und davon. Ich sollte in Zukunft einen Knoten machen, um zu vermeiden, dass ich die Gegend so mit Müll verunstalte. Immerhin regnet es heute nicht, von daher komme ich ohne Tüte aus, bis ich im Supermarkt die nächste erhalte.

Ich kaufe den „Trigun“ OST „The first Donuts“, „Kenka Banchô“ von Miyamura Yûko und ein „Final Fantasy VII“ Lösungsheft für mich. Zum Verkaufen nehme ich mir ein „Weisskreuz“ Artbook und etwas, das ich zuerst für eine Anthologie von (no hentai) EVA Dôjinshi halte – es wird sich jedoch (nach dem Kauf) herausstellen, dass dieses katalogförmige Buch das Original ist – bis zum Kapitel Nummer 29, heißt das. Der „Shin Seiki Evangelion“ Manga ist nicht abgeschlossen, glaube ich. Warum also bringt jemand eine Anthologie heraus??? Ich bezweifle außerdem, dass ich das Buch je wieder loswerde… aber immerhin habe ich jetzt Gelegenheit, den Manga als Vergleich zum Anime zu lesen. Die Unterschiede fallen ja bereits im ersten Kapitel auf…
Für alle anderen bestellten Artikel mache ich erst einmal Notizen darüber, was überhaupt verfügbar ist und werde nachfragen, ob das so genehm sei. Oha, ich sehe da auch einen „Final Fantasy Tactics“ OST herumstehen… aber er kostet 3880 Yen. Nee, lieber nicht. Wenn ich mir je eine Gakuran leisten können will, muss ich eisern sparen.

Ich kehre zur Universität zurück und bleibe bis um Acht. Um etwa 17:00 kommt Misi, setzt sich auf einen Stuhl neben mir, und wird just in diesem Moment vom „York Cultural Center“ angerufen. Man bittet um meine Telefonnummer. Misi drückt mir das Telefon in die Hand und ich versuche, der Dame klar zu machen, dass mein Telefon seit neuestem gar nicht mehr funktioniert und sie mit der Nummer daher überhaupt nichts anfangen könne. Nein, ich kenne die Telefonnummer leider nicht auswendig. Wozu auch? Meine Argumentation stößt auf taube Ohren, oder aber meine Telefon-losigkeit ist derart außerhalb jeder japanischen Vorstellungskraft, dass man meine Aussage darüber schlicht nicht ernst nimmt. Aber gut, ich will nicht so sein. Morgen findet der Unterricht statt, dann bringe ich die Telefonnummer gerne mit. „Hm… in Ordnung. Aber kommen Sie auf jeden Fall und rufen Sie an, wenn irgendwas dazwischenkommen sollte!“ Aber eine Nummer, die ich anrufen kann, für den unwahrscheinlichen Fall, dass mir etwas dazwischenkommt, erhalte ich nicht. Macht nichts, ich könnte Misi danach fragen, aber ich sehe die Notwendigkeit nicht und lasse es sein.
Zuhause sehe ich mir die Lektion für morgen an und lese die vorherige und die nachfolgende gleich mit, nur für den Fall, dass es nötig sein sollte. Es könnte ja sein, dass ausnahmsweise einmal jemand Fragen zur letzten Lektion stellt, und es kann auch nicht schaden, wenn ich ansage, um was es in der nachfolgenden geht.
Das „York Cultural Center“ liegt übrigens im siebten Stock des Gebäudes, in dem sich auch das Kaufhaus Ito Yôkadô befindet. Man hat von da oben einen netten Ausblick auf die Stadt.

Abends höre ich mir die „Trigun“ CD an… die einzig brauchbaren Lieder sind „H.T.“ und „Kaze wa Mirai ni fuku“, die übrigen sind unbedeutende Hintergrundmusik. Die werde ich nicht behalten. Go, go, Power E-Bay… Die CD von Miyamura Yûko werde ich allerdings behalten. Denn wie ich bereits sagte: Die Frau kann nicht wirklich gut singen, aber ich mag ihre Stimme. Eigentlich paradox.

11. März 2024

Donnerstag, 11.03.2004 – Ereignislos

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Die milden Temperaturen halten an, aber wie üblich habe ich nichts davon. Ich gehe in den Computerraum und schreibe. Und weil heute Donnerstag ist, gehe ich früher als sonst nach Hause. Heute läuft die letzte Episode von „Ace o nerae!“ und die werde ich nicht verpassen wollen.

Und welch Ende! Der Coach stirbt! Ja, er stirbt! Vermutlich an Stress oder sonst etwas in dieser Art. Und er hinterlässt Hiromi ein offenbar recht bewegendes Manuskript, in dem er Abschied nimmt und sie ermutigt, tapfer weiter zu spielen. Hiromi spielt sich also an die Weltspitze und nimmt 2008 am Grand Slam teil (oder einer ähnlichen Veranstaltung). Was aus ihrer potentiellen Beziehung zu Tôdô wird, kann man nur vermuten. Die zwei umarmen sich mal im Laufe der Episode – oder sollte ich sagen „er umarmt sie“? Da bleibt alles reichlich spekulativ. Es sei denn, die entstandene Situation wäre für den japanischen Zuschauer offensichtlicher als für jemanden aus dem Westen.

„Doll House“ wird wohl zumindest noch eine weitere Episode haben, wie es scheint.

10. März 2024

Mittwoch, 10.03.2004 – Warum Leute nerven, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben

Filed under: Filme,Japan,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Ich finde in meinem Posteingang eine Mail von Frank vor, in der er mir einen Link schickt und meine Meinung dazu hören möchte. Ich finde eine Art Kommentarseite von zwei Deutschen vor, etwa Mitte Zwanzig, über ihre Reise nach Japan. Die beiden haben den Versuch gemacht, eine Handvoll Kanji schreiben zu lernen, sprechen aber kein Japanisch, und wissen von Japan nur das, was man im Fernsehen sieht. Auf der Seite befinden sich 71 Fotos, die allesamt dem entsprechend kompetenzlos kommentiert sind. Die beiden empfehlen auf ihrer Seite das Buch „Warum Japaner nerven“ und das sagt bereits zu genüge aus, was man von dieser Seite zu halten hat. Wenn ich mir dieses Machwerk so ansehe, muss ich beinahe annehmen, dass die beiden zu viel Geld haben und allein durch derlei „Literatur“ zu der Reise motiviert worden sind. Aber obwohl ich mehrfach den Bildschirm an die Wand werfen möchte, kommentiere ich fast jedes einzelne Bild und stelle ein paar Dinge richtig, die von den beiden als „Irrsinn der Japaner“ verlacht werden. Ich habe den Link aus Rücksicht auf die Gesundheit meiner Nerven und um mich vor Schadensersatzforderungen des Rechenzentrums zu schützen nicht gespeichert.

Um 19:00 kommt Misi und spielt auf dem Platz neben mir die Combat Mission Karte „Abend in Cheneux“. Ich bearbeite indessen meine übrigen Mails und fahre um 20:00 mit dem Fahrrad nach Hause. Die neuerdings milden Temperaturen haben die Straßen frei gemacht und man kann auch nach Anbruch der Dunkelheit nach Hause fahren, ohne Frostbisse im Gesicht zu spüren.

Abends sehe ich mir mit Melanie den Film zur Serie „Gokusen“ an. Nett, aber unnötig. Wieder lange Monologe der Lehrerin Yamaguchi; Schüler werden verprügelt, Yamaguchi haut sie raus; Schüler machen Stunk, Yamaguchi bekehrt sie. Alles wie gehabt. Nur noch eine Spur schmalziger.

Zuletzt lese ich den Combat Mission After Action Report „Comme ca“ über ein russisch-deutsches Begegnungsgefecht im Juli 1941. Die beiden Kommentare sind wirklich gut und sehr unterhaltsam geschrieben, der Kampf wurde auf beiden Seiten sehr verzweifelt geführt, und ich finde die Beschreibungen sehr spannend.

9. März 2024

Dienstag, 09.03.3004 – Unterrichtsvorbereitung

Filed under: Japan,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Misi drückt mir die Unterlagen in die Hand, die ich brauche, um den von ihm übernommenen Unterricht durchführen zu können. Die zu behandelnde Lektion dreht sich um indirekte Rede, reported speech. Na, das ist kein allzu schwerer Hammer, damit kann ich fertig werden.

Ich schreibe drei Berichte und suche mir im Forum von „Battlefront“ einen After Action Report raus, der von anderen Lesern empfohlen wird. Ich kopiere und editiere den Text aber nur, um ihn ausdrucken zu können. Soweit ich das bis jetzt beurteilen kann, von den paar Fetzen in den ersten Zeilen der Abschnitte, scheinen die beiden Autoren was von Theatralik zu verstehen. Ich bin sicher, dass es Spaß machen wird, diesen Bericht zu lesen. Ich wechsele dann zu meinem eigenen Spiel und nehme ein paar Veränderungen auf meiner Gefechtskarte „Ruhestörung“ vor, um sie etwas fairer zu gestalten. Ich muss gestehen, dass die bisherige ideale Lösungsmöglichkeit für die alliierten Angreifer mehr auf Glück beruhte… ich muss sie also offensichtlicher machen.

Zu spät fällt mir ein, dass ich vergessen habe, zur Post zu gehen. Ich wollte die beiden „Saigadô“ Dôjinshi und die CDs von Aikawa Nanase schon längst versendet haben. Und nach dem „Skip Beat!“ Hörspiel muss ich mich weiter umsehen. Die CD scheint aus den Angebotsseiten von Amazon.co.jp verschwunden zu sein und ich muss eine Lösung für das Problem finden. Immerhin denke ich daran, die beiden überzähligen SailorMoon Figuren endlich bei E-Bay einzustellen.

8. März 2024

Montag, 08.03.2004 – Schreibrekord

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Ich schaue um Zehn im Center vorbei, aber es scheint nichts von Interesse zu geben. Ich gehe also in den unterkühlten Computerraum und schreibe – fünf Berichte werden es heute. Es handelt sich zwar um relativ kurze Stücke, aber zahlenmäßig ist es ein Rekord.

Ansonsten sehe ich mir das Animetric Forum an, aber auch da gibt es nichts besonderes, nur ein paar neue Einträge in dem Diskussionsfaden „Definiere Gott“, wo zwar überraschend sachlich diskutiert wird, aber die Meinungen sehr weit auseinander gehen. Wer hätte das gedacht? Von „allmächtig“ bis „nicht existent“ ist die ganze Palette zu finden. Natürlich treffen hier eingefleischte Atheisten, gläubige Christen und andere Leute, die weder das eine noch das andere sind, aufeinander. Es melden sich inzwischen auch welche zu Wort, die vorschlagen, den Faden zu schließen, um ein Ausufern der Diskussion ins Emotionale zu verhindern. Bisher kann ich persönlich dafür keine Anzeichen entdecken, und Valkyrie Ace, der Moderator, stimmt damit überein. Das Gespräch bleibt also offen für weitere Einträge.

Misi erscheint etwa um 17:00 und erklärt sich bereit, „Band of Brothers“ mit anzusehen. Das wären dann für jeden 500 Yen Unkosten, bei einer Gesamtspielzeit von etwa 10 Stunden. Des Weiteren möchte er wissen, ob ich bereit wäre, am Samstag seine Unterrichtsstunde zu übernehmen. Er lehrt Englisch in einem der Kulturvereine. Ja, sicher. Ich habe nichts dagegen und suche eh solche Gelegenheiten.

Um 20:00 gehe ich nach Hause und wir sehen uns den Rest der Serie „Gokusen“ an. Und immer wieder diese schlecht choreografierten Kämpfe… Nakama Yukie ist eine schöne Frau, der ich wirklich gerne schon beim bloßen Existieren zusehe, aber Kämpfen hat sie nicht gelernt, und auch die dramatische Zeitlupe macht die Angelegenheit nicht besser.

7. März 2024

Sonntag, 07.03.2004 – Ring out!

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Heute ist eine Serie dran, die „Gokusen“ heißt. Es handelt sich um eine Realserie, und ich erwähne das deshalb, weil es auch einen Anime gibt. Es scheint sich grob um die weibliche Variante von „Great Teacher Onizuka“ zu handeln, mit ein paar Detailausnahmen. Die betreffende Klasse ist rein männlich, zeigt wenig Solidarität untereinander, und die Hauptfigur, Yamaguchi-sensei, ist kein schludriger Junggesellentyp in weiblicher Ausführung, sondern die Tochter eines kleinen, aber alteingesessenen und geachteten Yakuza Oyabun. Ein Oyabun ist übrigens etwa das, was man anderswo möglicherweise einen „Paten“ oder einen „Capo“ nennt. Ansonsten ist die Serie eine typische Lehrerserie. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass die Lehrerin von Nakama Yukie gespielt wird, was mich in nicht geringem Masse freut.
Das sporadische Kampfelement aus „GTO“ wird hier zur Dauereinrichtung. Leider. In fast jeder Episode verprügelt die Lehrerin im Alleingang böse Buben, die ihren Schülern ans Leder wollen und bedient sich dabei eines üblen Gangsterslangs, wie ihn Frauen in Japan eigentlich noch nicht einmal denken dürfen.[1] J Dabei ist ihre Klasse wegen ihrer Gewaltbereitschaft so verschrien… entgegen ihrem betont coolen und selbstsicheren Auftreten werden die Jungs aber andauernd in die Mangel genommen. Es ist schon beinahe lächerlich. Von „Gokusen“ wurde vorsorglich nur eine Probierportion ausgeliehen, aber wir wollen den Rest ebenfalls sehen.

Bevor wir mehr von „Gokusen“ besorgen, schauen wir uns auch „The Ring“ an, das japanische Original. Eigentlich dachte ich, der Film hätte auf geheimnisvolle Art und Weise etwas mit einem Ring zu tun, aber mit „Ring“ scheint das Geräusch eines läutenden Telefons gemeint zu sein, da jeder Todgeweihte offenbar kurz vor seinem Ableben einen stummen Anruf erhält. Das einzige, was in dem Film ringförmig ist, ist der Lichtring, den man aus der Tiefe des Brunnens heraus am oberen Rand sehen kann…
Und was wurde mir über diesen Film alles erzählt! Wie grausam, furchtbar, Angst einflößend, gruselig und erschreckend der doch sei! Irgendwann rollen die Endtitel über den Bildschirm und ich sitze vor dem Fernseher und frage mich: „War das alles?“ Was ich hier gesehen habe, war eine gute Einlage für die „Twilight Zone“, aber doch nicht fürs Kino! Ja, die US-Fassung sei extremer, weil man das Gesicht des ermordeten Kindes öfters sieht und all das. Könnt ihr trotzdem behalten. Ich erkenne, dass der zu Grunde liegende Roman gut sein muss, aber dieser Film lässt eine gruselige Grundstimmung, diese flaue Spannung im Bauch, deutlich vermissen. Ich fand „Blair Witch Project“ in dieser Hinsicht um Längen besser.


[1] Der Choreografie, die sich oft in dramatischer Zeitlupe abspielt, ist allerdings auch anzusehen, dass Frau Nakama von Kampfkunst keine Ahnung hat.

6. März 2024

Samstag, 06.03.2004 – Gesichter, die keiner braucht

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Es ist schon seltsam, dass ich um 07:00 ohne fremde Hilfe wach werde, um SailorMoon ansehen zu können. Dann nehme ich die Gelegenheit doch gerne wahr. Und… wo waren wir?

Ah ja – Evil Mercury steht Mars, Jupiter und Mond gegenüber, bastelt sich ein Eisschwert und will die drei in Scheiben schneiden, was mit erhöhter Wahrscheinlichkeit sogar hingehauen hätte, aber Kunzyte, aus nicht nachvollziehbaren Gründen, hält sie zurück: „Das reicht für heute…“ und teleportiert mit ihr zurück ins Negaversum. Findet man einen solchen Eintrag bereits in der Liste mit den 100 Dingen, die man nicht machen darf, wenn man jemals ein böser Weltbeherrscher werden will? Und habe ich schon erwähnt, dass Merkur in ihrer bösen Form viel besser aussieht (mal abgesehen von dem etwas dick scheinenden Make-up)?
Also gut, die drei geretteten Senshi ziehen sich ebenfalls zurück und sind ganz traurig. Aber Ami taucht in der Schule auf, in Zivil sozusagen, und hat die Klasse in ihren Bann geschlagen. „Vielleicht möchtest Du heute lieber frei nehmen?“ fragt sie spitz, mit entsprechend amüsiertem Gesicht. Und dann gibt es eine ganz tolle Weitwinkelaufnahme mit Ami an der Spitze und der düster dreinblickenden Klasse hinter ihr.
Hm… Ami, gespielt von Hama Chisaki[1], ist m.E. die von der Truppe mit dem langweiligsten Äußeren – aber sie kann so richtig irre aussehen, im klinischen Sinne. Es fehlt nur noch das sadistische Lachen… arrr….
Schließlich führt das Erstarken von Königin Metallia (das ist die Energieform, die das Negaversum wirklich beherrscht) zum Wiedererwachen des von Venus kaltblütig getöteten Zoisyte, der Mamoru offenbar auch weiterhin als seinen alten Boss („Master“) Endymion anerkennt.
Die Episode der kommenden Woche scheint Leerlauf zu werden. Rei versucht sich als Sängerin… aha… dann sind wir mal gespannt. Statistisch betrachtet kann sie nur besser singen als Usagi.

Den Rest des Tages verbringe ich mit weiterem Lesen, nur unterbrochen von drei Episoden einer TV-Serie mit dem Titel „Kao“ („Gesichter“). Es geht um eine junge Polizistin mit dem Talent, sich Gesichter fotografisch zu merken und diese anschließend malen zu können. Viele (in Japan) bekannte „Gesichter“ spielen da mit, aber leider ist die Serie bierernst, und auch das ansehnliche Äußere von Nakama Yukie in der Hauptrolle rettet die Serie für mich nicht. Jetzt ist es natürlich bedauerlich, dass Melanie gleich alle Tapes ausgeliehen hat, anstatt nur vielleicht das erste, um mal zu sehen, ob sich das überhaupt für uns lohnt. Außerdem hat sie noch einen Film, den Film zur Serie „Ikebukuro West Gate Park“… und da geht es um Jugendbanden in Tokyo. Scheint abgefahren, chaotisch und irgendwie auch lustig zu sein, aber ich beschäftige mich lieber mit meinem Buch und bekomme wenig von der Handlung mit.


[1] Das war ein von ihr gewähltes Pseudonym. Ihr eigentlicher Name ist Izumi Rika.

5. März 2024

Freitag, 05.03.2004 – Slang-Studien

Filed under: Japan,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Melanie steht bereits um 07:00 auf, weil sie um 08:00 eine Verabredung mit Steffi hat, um über den halben Globus hinweg ein bisschen per Computer zu chatten. Ich bleibe liegen und stehe erst um 08:00 auf; und beginne langsam mein Tagesgeschäft.

Um kurz nach Zehn bin ich im Center, wo Melanie noch immer mit Steffi zu Gange ist. Ich will mich nicht in den Chat einmischen und verzichte auf drei Sätze Smalltalk. Ich mag weder Chat noch Smalltalk. Ich hoffe, Steffi nimmt das nicht persönlich. Ich habe meine in letzter Zeit gekauften Singles und Maxis mitgebracht und speichere die Lieder als MP3 Dateien auf der Festplatte, bevor ich diese auf eine Daten CD brenne. Irgendwann werde ich dann ein paar wenige Musik-CDs mit jeweils etwa 80 Minuten Spielzeit daraus machen. Ich finde es nämlich störend, alle paar Minuten die CD wechseln zu müssen, weil auf den CDs, die ich gekauft habe, jeweils nur zwei oder drei Songs drauf sind. Dann fasse ich die Dinger lieber zu eigenen Sammlungen zusammen.

Ich erkläre bei der Gelegenheit auch Paula, wie das funktioniert, weil sie gerade mit dem Brennen einer Audio CD Probleme zu haben scheint. Aha, ich sehe das Problem. Nein Paula, man kann keine CD von 80 Minuten Spielzeit brennen, wenn auf der Scheibe bereits 200 MB andere Daten gespeichert sind. Wie man eine Re-Write CD-ROM neu beschreibt, weiß ich allerdings nicht. Ich gebe ihr eine meiner leeren CDs für ihr Vorhaben, und sie geht im Anschluss gleich einkaufen, um meine Leihgabe zu ersetzen.

Um 14:00 kommt Yui und wir setzen uns an die ersten paar Seiten des 125 Seiten starken Glossars von Bundeswehr-Jargon, das mir als Grundlage für meine Magisterarbeit dienen soll. Die Beschreibungen der einzelnen Begriffe werden, für Soldaten so simpel wie möglich, so übersetzt, dass der japanische Applikant nur noch das entsprechende Wort im Jieitai-Jargon einzusetzen braucht. Das geht stetig, aber nicht schnell voran, und um 16:30 muss Yui weg, weil ihr Job ruft.

Am deutlichsten markiert wird dieser Zeitpunkt durch die Koreanerin MinJi, die Probleme mit dem Drucker hat und deshalb auf der Kante des Tisches kniet, über dem auf einem Regal der Drucker steht. Ich sage nur zu ihr, dass sie darauf achten soll, nicht von der Tischkante zu rutschen, als Yui eröffnet, dass sie gehen müsse. Yui geht also und ich kann zumindest versuchen, dass Problem von MinJi zu lösen. Sie will eine Internetseite ausdrucken und der Drucker gibt eine Fehlermeldung her, die keiner von uns beiden so recht verstehen kann. Der Drucker hat Papier, alle Klappen sind geschlossen und ein Papierstau liegt auch nicht vor. Da finde ich kein Problem. Den Text auf der Seite kann man nicht markieren, weder durch Einrahmen noch per Druck auf die Tasten „Ctrl+a“, Rechtsklick geht auch nicht, also kann ich den Text nicht in ein WORD Dokument verpflanzen. Tut mir leid, mein Wissen ist erschöpft. Sie dankt mir dennoch für meine Mühen. (Man hätte allerdings einen oder mehrere Screenshots der Seite machen können, um diese dann als Bild auszudrucken, aber darauf komme ich erst einige Zeit später.)

Den Rest meiner Zeit verbringe ich damit, meine „Combat Mission“ Gefechtskarte „Maulwurf“ für mein nächstes Spiel gegen Misi vorzubereiten. Sie braucht einige Verbesserungen. Aber ich will nicht im Einzelnen darauf eingehen. Ist sicher langweilig. Ich gehe um kurz nach Sechs. Ich fühle mich müde und verzichte darauf, einen Bericht zu schreiben. Außerdem wollte ich eh um 19:30 zuhause sein, um „Atashin’chi“ zu sehen.

Danach lese ich wieder in meinem Buch und gehe später mit Melanie in die Videothek, weil sie eine ausgeliehene TV-Serie zurückbringen will. Ich entdecke dabei im Regal die US Serie „Band of Brothers“, das Projekt von Tom Hanks und Steven Spielberg nach „Saving Private Ryan“. Die Filme sind im O-Ton verfügbar, also fasse ich den Plan, mir die Serie mit Misi zusammen anzusehen, weil sie so wunderbar zu Combat Mission passt.

4. März 2024

Donnerstag, 04.03.2004 – Mehr Heizung!

Filed under: Japan,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Es ist Donnerstag und es ist kalt. Immerhin kann man sich bereits am Morgen auf den Fernsehabend freuen.

Ich gehe erst ins Center, dort treffe ich (zufällig) Yui und vereinbare, mich morgen mit ihr zu treffen, wegen ein paar Übersetzungen. Ich wechsele dann ins Physikgebäude und treffe auf dem Weg dahin auch Masako wieder, die sich daran macht, ihr Büro auszuräumen. Die Ergebnisse der Abschlussarbeiten sind zwar noch nicht draußen, aber Zweifel an einem Erfolg hat sie natürlich nicht.

Physikgebäude, das heißt miese Stühle und eine auf Hochtouren laufende Lüftung, die einem ständig einen kühlen Luftzug ins Genick pustet, wenn man nicht gerade in der letzten Reihe sitzt. Also wieder eiskalte Finger und Füße (aber dem kann ich ja etwas abhelfen). Warum können die den Raum nicht einfach zwei Grad wärmer heizen? Im Winter ist der Raum hier ein echtes Erlebnis.

Ich schreibe heute 15 Einträge ins Animetric Forum und mache mich damit ganz eindeutig zum „Poster des Tages“. Leider gibt es dafür keine Geld- oder Sachpreise.

Um 18:00 gehe ich nach Hause und warte darauf, dass um 19:00 das Abendprogramm beginnt.

3. März 2024

Mittwoch, 03.03.2004 – Revanche eines Ungarn

Filed under: Japan,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Der Winter ist zurück, es schneit seit der Nacht, am frühen Morgen und in den Tag hinein, und es ist unerhört kalt. Ein letztes sibirisches Aufbäumen, muss ich annehmen. Und hoffen.

Ich stehe um 08:00 auf und gehe zusammen mit Melanie um 09:15 ins Center, um ihr aus ihrer MP3-Sammlung eine CD neu zu brennen, weil sie sagt, ihr Diskman spiele nur die Hälfte davon. Das Center erhält währenddessen gleich zwei neue Drucker, weil der alte zu viele Fehler produziert hat. Ich hätte es lieber gesehen, wenn man das Netzwerk mal gründlich überarbeitet hätte. Dann gehe ich zur Post und zur Aomori Bank, weil verschiedene Dinge bezahlt sein wollen und verschwinde dann im Physikgebäude, um mich der Tagesroutine hinzugeben. Nebenbei bereite ich das Rematch gegen Misi vor und beginne dann die Anfertigung weiterer Newsletter. Ich staune auch nicht schlecht, als ich feststelle, dass ich gestern nicht den 09. Januar, sondern den 10. Januar beschrieben habe – ich habe den neunten überblättert und meine eigene Überschrift völlig missachtet. Ich schreibe zwei Berichte, also zum 09. und zum 11. Januar.

Danach naht auch schon der Höhepunkt des Tages – Misis Revanche des Gefechts um Gersheim. Und ab hier gilt ebenfalls: Wer keine Spielbeschreibung lesen will, kann den Rest überspringen – bis auf einen kleinen Abschnitt vielleicht, der sich mit dem Abend nach dem Spiel befasst.
Wir spielen also wieder um Gersheim, diesmal mit 2000 Punkten pro Spieler. Er verteidigt den Ort, ich greife aus Richtung Niedergailbach an. Mein Konzept besteht aus einem mit Panzern unterstützten Infanterieangriff; zwei Artilleriebeobachter (155 mm) mit ausreichend Munition sollen am Waldrand auf der Anhöhe Stellung beziehen und die deutschen Verteidigungspunkte einebnen. Die Infanterie würde vorrücken und sofort nach Ende des Bombardements zum Angriff übergehen und die überlebenden Verteidiger im Schock erwischen, unterstützt von den beiden Churchill VII Panzern, deren Aufgabe es sein soll, die deutschen Panzer auszuschalten; zwei M7 Priest Selbstfahrlafetten sollten für punktgenaue Artillerieunterstützung der Infanterie sorgen.

Aber wie man weiß, überlebt kein Plan den ersten Feindkontakt. Um genau zu sein, überlebt mein Plan mein höchsteigenes Kartenkonzept (und die auf Grund der Softwarebeschränkungen immer noch sehr sinnfreie Landschaftsgestaltung) nicht. Die (von mir ja selbst entworfene) Aufstellungszone der Deutschen schließt die Anhöhe um Wachalls Haus vor dem Kalkwerk (auf der gegenüberliegenden Anhöhe) mit ein und Misi war so frei, zwei oder drei PaK 75 mm dort zu postieren. Natürlich kann man von dort aus meinen Anmarschweg, die Straße nach Niedergailbach, ganz hervorragend einsehen. In Realität handelt es sich dabei um ein paar wenige Kilometer, aber auf der Spielkarte sind es schätzungsweise gerade mal 900 Meter.

Nach der ersten Minute sind alle meine gepanzerten Fahrzeuge zerstört, noch bevor die Fahrer die Chance hatten, das Gaspedal zu berühren. Der vorderste Churchill ist immerhin 75 Meter weit gekommen, bevor ihn die PaK in die Flanke erwischte. Das hat einen aufgesessenen Beobachter getötet. Der andere überlebt, wird aber zwei Minuten später von einer 20 mm Kanone in der Nähe der heutigen Gesamtschule mit besten Grüßen von Thyssen und Krupp im Plastiksack nach Hause geschickt. Die Infanterie rückt vor und gerät unter heftiges Feuer. Was zur Hölle ist da los? Es sind zu wenige Einschläge pro Minute, um von einer abgesetzten Artilleriestellung zu kommen.
Es stellt sich heraus, dass parallel zur Niedergailbacher Straße am Ortsrand mindestens ein Puma, ein Luchs und ein Tiger Stellung bezogen haben und ein lustiges Zielschießen veranstalten.

Wieder ein Gestaltungsfehler meinerseits, was die Aufstellungszonen betrifft. Die Karte ist mit 1040 mal 1040 Metern zu klein, um dem Verteidiger ein derart großes Gebiet als Aufstellungszone zu überlassen. Und am Tretbecken steht nicht etwa eine, sondern gleich zwei 20 mm Kanonen. Das alles macht den Angriff zu einem Selbstmordkommando im Bataillonsrahmen. In Realität würde man einen Rückzug durchführen oder Luftunterstützung anfordern, aber die Option bietet sich mir nicht. Ich warte auf meine Verstärkung. Ich habe nämlich ausprobieren wollen, ob man die Verstärkungsmarkierungen überall hinstellen kann, anstatt nur in die eigene Aufstellungszone. Und das geht!
In Runde 10 landen zwei Kompanien US Fallschirmjäger auf der Fläche rechts der Blies, wo heute das Lager vom Pallmann steht. Ei, das hat ihn immerhin überrascht! Ich kann die Häuser an der Brücke einnehmen, mit etwa 15 % Verlusten und ich werde sie eine Zeitlang halten können. Sogar eine 8,8 und eine FlaK-Vierling habe ich dort, am Runden Brunnen, kalt erwischt. Aber dieser Kampf ist nicht mehr zu gewinnen, nicht ohne Panzerkräfte.

Dass ich den Schwerpunkt des Angriffs auf die linke Bliesseite gelegt habe, hat sich doppelt als fatal herausgestellt: Nicht nur, dass die deutschen Kanonen auf dem Hügel gegenüber ein prächtiges Sichtfeld haben, nein, ich war auch so dämlich, zu ignorieren, dass das Zentrum der deutschen Verteidigung die Brücke sein würde – anstatt mir also Bewegungsraum auf der Reinheimer Seite zu besorgen, wo auch zwei der drei einzunehmenden Geländepunkte liegen, habe ich beschlossen, meine zwei britischen Kompanien durch das Nadelöhr der Bliesbrücke zu quetschen, um an die Siegpunkte auf der anderen Flussseite zu gelangen! So dämlich kann doch eigentlich keiner sein. Es wird acht Uhr und wir brechen ab. Ich ersuche Waffenstillstand und bekomme ihn.

Ich muss die deutsche Aufstellungszone gewaltig einschränken. Und vor allem weiß ich eines: Wenn ich noch einmal eine Karte mit frei zu wählenden Truppen spiele, dann werde ich mir keinerlei Gedanken mehr über Realismus machen und nur Panzer auf den Plan stellen, mit einem Zug Infanterie, um die Siegpunkte zu halten und einem oder zwei Artilleriebeobachtern, um die gegnerische Infanterie genau daran zu hindern.

Misi geht also, während ich noch einen Augenblick bleibe und meine elektronischen Postfächer abklappere und auch bei Animetric kurz vorbeischaue, bevor ich nach Hause zurückkehre. Melanie hat Spaghetti mit Fleischsoße gemacht und etwas Kuchen gekauft (von dessen Verzehr ich in Zukunft absehen werde, weil er so künstlich schmeckt wie er aussieht). Sie hat heute auch die ersten Leihvideos mit Kopierschutz gesichtet, aber es lässt sich nicht erkennen, warum diese Videos einen Schutz haben und die anderen nicht.
Wir schauen uns noch die Aufnahme von „Gakkô e ikou“ von gestern an und beenden den Tag, also Geschirrspülen, Müll beseitigen und Tagebuch schreiben. Um 23:40 ist der Tag vorbei.

2. März 2024

Dienstag, 02.03.2004 – Siegreich in Gersheim

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Und wieder stehe ich um Acht auf. Inzwischen hat mein chinesischer „Gegner“ allerdings dazugelernt und ist vor mir im Center – wir belegen mit Vorliebe den gleichen Rechner. Ich stelle allerdings fest, dass der Computer immer langsamer wird, also werde ich meinen Arbeitsplatz eh alsbald wechseln. Und schon wieder habe ich vergessen, was ich eigentlich hier wollte. Hatte ich überhaupt etwas Dringendes zu tun?

Aus Frustration über diesen Zustand setze ich mich an den nächstbesten Rechner und lösche dort zwei Gigabyte an MP3 Musikdateien, die irgendjemand auf den Rechner heruntergeladen hat. Wen auch immer es betrifft – er oder sie wird sich nicht darüber freuen. Aber das ist mir ziemlich gleich in diesem Moment. Wenn man schon mit einem öffentlichen Rechner irgendwelche Daten aus dem Netz zieht, dann soll man sie auch brennen, sobald sie da sind und nicht gigabyteweise Speicher zustopfen.

Ich erspare mir die Bibliothek und gehe gleich in den Computerraum. Misi meldet mir, dass er etwa um 17:00 da sein könne, also warte ich. Ich schreibe nur den Bericht über den 09. Januar und ergehe mich sonst in Recherchen über japanische Schauspieler und besuche das Animetric Forum. Dort erfahre ich, dass es drei kleine Flash-Animationen gibt, die sich um die Super Mario Brothers und ihren Kampf gegen Coopa drehen, und die Nachricht ist versehen mit Links, die zu den entsprechenden Internetseiten führen. Und die sind gar nicht mal schlecht. Natürlich kann man von einer Flash-Animation nicht die ultimative Grafik erwarten, schon gar nicht, wenn es um ein Spiel in 16 Bit Grafik geht. Die Texte sind etwas pathetisch, aber insgesamt stellen die Clips eine sehr interessante Arbeit dar. Vor allem die musikalische Untermalung gefällt mir sehr gut. Das einzig Dumme daran ist, dass die Arbeit noch nicht beendet ist. Es gibt drei Episoden, aber das Ende wird darin noch nicht erzählt. Ich hoffe, dass das noch kommt. Ich will schließlich wissen, wie Mario die Prinzessin rettet.

Misi erscheint pünktlich, um seiner Niederlage beizuwohnen. In Runde 6 stellt seine Infanterie auf dem linken Bliesufer schließlich Feindkontakt her und bis Runde 10 hat mein dort eingesetzter Zug 45 % Ausfälle – aber die Stellung wird behauptet und bis dahin ist völlig sicher, dass ich gewinnen werde. Bis Runde 5 hätte ich meine Chancen auf „nur“ 80 % eingeschätzt.

In Runde 10 wird der letzte Feindpanzer ausgeschaltet (er ist nicht, wie ursprünglich erwartet, in den Feuerbereich der Sturmhaubitze gefahren). Im Umkreis von 100 Metern um das Rathaus liegen sechs Metallhaufen, zum Teil brennend. Die Züge in der Umgebung melden mir, dass die Besatzungen allesamt ins Rathaus geflüchtet sind, und dass sich im selben Gebäude noch mindestens eine Gruppe Infanterie befindet, zzgl. weiterer zwei oder drei Gruppen in den umliegenden Häusern. Da ich keine Panzer mehr zu fürchten brauche, fahre ich beide StuH42 in vorteilhafte Positionen und lege das gesamte Areal binnen vier Minuten (d.h. vier Runden) in Schutt und Asche. Allein aus den Trümmern des Rathauses werden am Ende 23 Tote geborgen.

Das Gefecht endet vor der festgesetzten Zeit (dreißig Runden waren geplant), weil die Moral der Amerikaner offenbar unter die 20 % Marke gefallen ist. Im Anschluss gehe ich auf ein paar Grundregeln der Spieltaktik ein (ich behaupte, selbst nicht mehr als grobe Grundregeln zu beherrschen) und wir besprechen ein paar Schwachpunkte der Karte. Ich muss die deutsche Aufstellungszone verkleinern, weil die Amerikaner unter Feuer geraten, sobald sie die Landkarte betreten. Sie haben also keine Chance, eine Art Vorgehen zu entwickeln, weil sie sich sofort in Deckung schmeißen müssen. Das kann natürlich nicht sein. Des Weiteren muss ich mehr Bäume einfügen. In der Gegend stehen überall „einzelne Bäume“ rum, richtig offene Flächen sind eher selten. Zuletzt vereinbaren wir, mit vertauschten Seiten und doppelter Punktzahl zu spielen.

1. März 2024

Montag, 01.03.2004 – Code Alpha lebt

Filed under: Bücher,Dawning Universe,Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Ich stehe um acht auf, weil ich frühzeitig an den Rechnern im Center sein will. Und als ich dann schließlich davor sitze, habe ich völlig vergessen, was ich so dringendes machen wollte. Ich finde keine Datenpakete, die zu brennen wären. Also schreibe ich kleinere Einträge und versuche mich zu erinnern, aber es gelingt mir nicht. Ich gehe zuerst in die Bibliothek. Kurz nachdem ich sitze und mit meinen Berichten begonnen habe, setzt sich einer neben mich, dem man nicht nur das stark koreanisch gewürzte Mittagessen, sondern auch die morgendliche Sportübung anmerkt. Ich bin einiges gewohnt, aber in dieser Wolke kann ich nicht lange bleiben.

Um 11:30 verlege ich daher in das Physikgebäude und arbeite mit den besseren Rechnern. Dafür sind die Stühle dort das letzte, weil man die Rückenlehne nicht einrasten kann. Wenn ich dort fertig bin und vom Stuhl aufstehe, habe ich Rückenschmerzen. Außerdem wären mir Stühle mit Stoffbezug wie in der Bibliothek lieber. Auf diesem Plastikleder schwitzt einem der Hintern, während die Füße eiskalt werden. Und das liegt daran, dass der Raum nicht auf eine auch nur halbwegs angenehme Temperatur geheizt wird. Und nach zwei Stunden werden auch die Finger steif. Ich räume also meinen Rucksack aus und stelle die Füße hinein. Ja, das ist schon besser. Außerdem ziehe ich Handschuhe an. Nach etwa dreißig Minuten habe ich mich daran gewöhnt und schaffe das Tippen in üblicher Geschwindigkeit.

Ich schreibe Misi an und frage, wie es mit der Weiterführung unserer Schlacht um Gersheim stünde, aber er schreibt mir nur eine Antwort, die eigentlich keine ist. Ich bitte um genauere Angaben und sage, dass ich im Physikgebäude warte, aber er erscheint heute nicht.

Dann nutze ich die Zeit, um ein wenig an meiner „Code Alpha“ Geschichte zu arbeiten, was ich seit 1997 nicht mehr ernsthaft getan habe. Es wird also Zeit. Ich überarbeite die Dialoge komplett, von vorne bis hinten, um ihnen diesen schwülstig-feierlichen Ernst zu nehmen, der mir im Alter von 20 Jahren für eine ernsthafte Geschichte anscheinend angebracht erschienen war. Wenn ich das heute wieder lese, dreht sich mir der Magen um und es verlangt mich nach einer Auflockerung der Atmosphäre. Natürlich schaffe ich das nicht an einem Tag, bzw. in wenigen Stunden. Ich werde noch ein paar Sitzungen dazu brauchen. Und wenn das geschafft ist, kann ich mich um das kümmern, was sich um die Dialoge herum befindet, also Beschreibungen von Orten, Personen und Handlungen. Und wenn das schließlich geschafft ist, kann ich mal darüber nachdenken, weiter in Richtung Ende der Geschichte zu arbeiten. Es kann sich nur noch um Jahrzehnte handeln.

Um 20:00 gehe ich nach Hause. Im Laufe des Tages hat sich eine neue Schneedecke gebildet, nachdem vor zwei Tagen erst die Straßen wieder getrocknet waren.

Melanie hat alles Notwendige aufgenommen, damit ich nichts verpasse. Und nachdem ich gesehen habe, was ich sehen wollte, lese ich weiter in „The Dogs of War“. So weit, wie ich bisher gekommen bin, gefällt mir das Buch schon deutlich besser als „The ODESSA File“. Das könnte nicht zuletzt daran liegen, dass ich Söldnergeschichten mag, und in dieser Hinsicht trifft Forsyth ganz meinen Geschmack. Wer meine Shadowrun Abenteuer kennt, wird wahrscheinlich verstehen, warum. Man muss sich nur eine Portion mehr Hirn hinter diesen Abenteuern vorstellen.