Code Alpha

Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

24. März 2024

Mittwoch, 24.03.2004 – Zeugnistag

Filed under: Bücher,Japan,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Ich gehe mal wieder an mein Postfach im Sekretariat meiner Fakultät und finde mein Zeugnis vor. Aha… die Sprachkurse habe ich bestanden (ich muss annehmen, dass mich meine Mitarbeit im Unterricht über die 60 % Marke gerettet hat), für die Seminare „Kulturgeschichte von Tsugaru“ und „Einführung in das Studium des Buddhismus“ habe ich sogar eine A-Note bekommen. Für das Literaturseminar habe ich natürlich keine Note bekommen, weil ich die Hausarbeit nicht geschrieben habe. Dennoch habe ich die 14 Leistungspunkte, die ich brauche, erreicht, und ich weiß, dass ich bei der nächsten Gelegenheit gegen eine Hausarbeit und für eine Endklausur stimmen werde.

Ich packe das Zeugnis ein und gehe ins Center. „Gunslinger Girl“ ist komplett verfügbar. Dann brauche ich ja nur noch den Memorystick, um das Material verschieben zu können. Aha… und MinJi ist aus dem Heimaturlaub zurück. Ich frage sie, ob ich ein Foto für mein „Poster Projekt“ machen dürfe, aber sie sagt, dass sie heute nicht gut aussehe und es gerne verschieben wolle. MinJi… nicht gut… aussehen? Ich habe hier noch keinen Tag erlebt, an dem sie nicht gut ausgesehen hätte… dann warte ich noch eine Weile. Ich will mich dann aber auch nicht mehr lange aufhalten und gehe in den Computerraum. Ich bearbeite zuerst meine Post (inklusive dessen, was von gestern noch übrig ist), dann schreibe ich drei Berichte und versende das Material über den Zeitraum vom 10. bis zum 16. Februar.

Ich kann auch endlich das Spiel mit Frank in Bewegung setzen und schicke ihm die erste Textdatei. Ich hatte noch keine Zeit, den Auftakt meines Berichtes, über meine Aufstellung usw., zu schreiben. Aber da ich den Verteidiger spiele und die gegnerische Truppenzusammensetzung bis ins kleinste Detail kenne (weil ich die Karte ja selbst gebastelt habe), inklusive des Zeitpunkts, zu dem die Verstärkung eintrifft, muss ich darüber schon mal nicht allzu viel schreiben. Ich weiß, was mich erwartet und es wird nicht einfach. Auf jeden Fall habe ich beschlossen, den Bericht halb-prosaisch zu schreiben… wohl aus der Sicht des Kommandeurs, ohne Dialoge. Vielleicht kann ich auch den einen oder anderen Abschnitt für mein Rollenspiel „Code Alpha“ brauchen oder zumindest irgendwie verwursten.

Ich schaue bei Animetric vorbei und finde ein paar interessante Neuigkeiten. Der Anime „Ah! Megami-sama!“ soll offenbar eine Art Fortsetzung erfahren, und die japanische Vertriebsfirma Toei wird die Lizenz der Animeserie „SailorMoon“ in Nordamerika nicht verlängern – sie läuft am 01.04. aus und keiner weiß, warum. Toei wird die Entscheidung getroffen haben, die sie für das Unternehmen als die beste betrachten, aber die Verkäufe der Serie in den USA scheinen nicht so gering gewesen sein, dass es sich nicht gelohnt hätte. Wenn die Lagerbestände weg sind, gibt’s nichts mehr.

Um 17:00 erscheint ein Textfeld auf dem Bildschirm, das mich an die Schlusszeiten erinnert. Ich gehe ins Center und hole Melanie ab. Wir wollen mal wieder eine Schüssel Ramen essen. Wir gehen aus alter Gewohnheit ins „Bunpuku“, und dort weht wirklich ein neuer Wind. Die ältliche Dame ist durch eine jüngere (um die 40) ersetzt worden, die sich in diesem Metier nicht ganz so wohl zu fühlen scheint, wie ich das von ihrer Vorgängerin zumindest dachte. Die Speisekarten sind komplett neu, um 50 % des alten Angebotes gekürzt und um zwei oder drei neue Angebote bereichert. Na gut, ich probiere Chashû- und Melanie nimmt Yakiniku-Ramen.
Und so lange habe ich noch nie auf mein Essen warten müssen. Ich habe die Zeit nicht gestoppt, aber eine halbe Stunde war es auf jeden Fall. In Ordnung, der Laden ist voll, und wir mussten vorerst an der Theke Platz nehmen, bis ein Tisch frei wurde, aber dennoch finde ich, dass man so lange auch nicht warten müssen sollte. Schließlich reden wir hier über Nudelsuppe und nicht über Ente à l’Orange.

Wir gehen danach noch einkaufen und dann nach Hause. Ich lese Robotergeschichten von Asimov und bewundere die Zukunftsgläubigkeit der Menschen in den fünfziger Jahren. Asimov ging damals davon aus, dass bereits 1998 (die Zahl wird genannt) Roboter für den Hausgebrauch verfügbar seien. Interessant dabei ist, dass das Modell von Roboter, das er beschreibt, auf zwei Beinen gehen (und rennen!) kann und aufgrund technischer Einschränkungen zwar keine Sprachausgabe hat, aber über eine derart komplexe künstliche Intelligenz verfügt, dass der Roboter gesprochene Kommandos versteht und sogar als Spielkamerad für Kinder geeignet ist.
Betrachtet man nun heute, im Jahre 2004, den ASIMO von Honda… der kann auf zwei Beinen gehen, ist aber noch weit davon entfernt, rennen zu können (man geht derzeit davon aus, dass das noch knapp 20 Jahre dauern könnte), er kann Fragen beantworten, verfügt aber nicht über eine echte Sprachsynthese, und davon, dass Roboter auf eigene Initiative hin handeln und komplexe inhaltliche Zusammenhänge von gesprochener Sprache erkennen und verarbeiten können, sind wir wohl noch weit entfernt. Ich habe ja vor einigen Wochen erwähnt, dass die Robotik davon ausgeht, dass Fußballspiele, Menschen gegen Roboter, etwa um 2050 möglich sein sollten.

Melanie sieht sich weiterhin irgendwelche TV-Serien aus der Videothek an, während ich lese. Um 22:00 beschließe ich, Schluss zu machen – aber wie ich mich kenne, bedeutet das bestenfalls, dass ich noch vor Mitternacht unter meiner Bettdecke sein könnte.