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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

14. März 2024

Sonntag, 14.03.2004 – Waffenbrüder

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Nachdem ich gestern Abend die Kassetten bereits besorgt hatte, mache ich mich am Morgen um 09:30 auf den Weg zu Misi, um mit ihm zusammen „Band of Brothers“ anzusehen. Fünf Videokassetten, jede davon mit zwei Stunden Spielzeit, machen zehn Stunden Nonstop-Unterhaltung.

Um 09:45 klingele ich an seiner Tür und ihn damit direkt aus dem Bett. Sein übermäßig langer Arm hat den Wecker um 09:00 im Halbschlaf wieder abgeschaltet. Dennoch fangen wir wie geplant um Zehn mit dem Ansehen an, und ich spule die Videos nach dem Ansehen nicht sofort zurück, um Zeit zu sparen. Misi eröffnet mir nämlich, dass er um acht Uhr die ersten Gäste für eine angesetzte kleine Party erwarte. Ich hatte gehofft, er hätte etwas Zeit übrig gelassen, damit wir mal eine Pause machen können. Aber so müssen wir eben ohne Pause zehn Stunden vor der Röhre sitzen.
Ich habe unseren Videorekorder mitgebracht, weil Misi über keinen eigenen verfügt und ich Melanie nicht mit diesem Programm langweilen wollte. Ich bin etwas erschrocken, als ich Misis altersschwachen Fernseher zu Gesicht bekomme, aber er verfügt zu unserem Glück über einen kompatiblen Anschluss.

Am Nachmittag serviert er eine große Schüssel Reis mit Thunfisch (uh, ölig…) und ich merke, dass er keine Ahnung hat, wie man mit einem Reiskocher umgeht. Der Reis ist matschig. Wie viel Wasser er verwende, möchte ich von ihm wissen. Er mache den Topf immer ganz voll, sagt er. Meine Güte! Dann wundert mich diese Genussschmälerung nicht im Geringsten. Er hat einen Messbecher, wie er zum Reiskocher gehört, und ich weise ihn darauf hin, dass der Kochtopf im Inneren über eine Skalierung verfügt. Jeder Messbecher Reis (das ist je „ein Go“) erfordert Wasser in Höhe jeweils eines Strichs auf der Skalierung, erkläre ich[1]. So, wie er mich jetzt anschaut, hat er gerade ein umwerfendes „Aha-Erlebnis“.

Um Acht sind wir auch pünktlich fertig. Ich werde die DVDs kaufen, sobald ich das Geld dazu habe. Um 20:30 kommen die ersten Gäste – Dave mit seiner Freundin Oyuna und seiner Tutorin, die Mizuho heißt. Später kommen noch Yannick (heute wirklich gut gelaunt) und ein Japaner, der Takato heißt, wenn ich mich recht erinnere. Das bleiben dann allerdings auch alle und wir trinken vor uns hin. Und Mizuho schluckt ziemlich was weg, dafür, dass sie nur eine durchschnittlich große Japanerin ist, wenn ich das mal so sagen darf. Und sie zieht wie ich Sake und Rotwein dem Bier vor. Am Ende habe ich etwa einen halben Liter getrunken und sie zwei Becher mehr als ich…
Um 23:00 geht Oyuna, weil sie das Bad ihrer WG noch putzen muss (mitten in der Nacht?), und eine halbe Stunde darauf verabschiede ich mich ebenfalls, weil ich Melanie ja nicht ewig warten lassen kann und will. Das heißt, ich bringe „Band of Brothers“ in die Videothek zurück und gehe gleich im Anschluss schlafen.


[1]   In Zahlen ausgedrückt: Je 160 g Reis benötigen 200 ml Wasser