Code Alpha

Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

15. Dezember 2023

Montag, 15.12.2003 – Kein Ende in Sicht?

Filed under: Filme,Japan,My Life,Uncategorized,Uni — 42317 @ 7:00

Am Morgen passiert mir das Missgeschick, dass ich während des Unterrichts angerufen werde. Ich habe vergessen, das Telefon abzuschalten und Yui hat den Tag verpeilt. Sie dachte, ich hätte erst später Unterricht. Sie möchte mich treffen, damit ich ihren „Arbeitsnachweis“ unterschreiben kann. Dieser Unfall ist mir natürlich peinlich und bringt mich derart aus dem Konzept, dass ich dem Unterricht nur noch schwer folgen kann. Aber es wäre mir noch peinlicher gewesen, wenn nicht Yamazaki-sensei selbst hin und wieder C-Mails auch während der Unterrichtszeit bekommen würde.

Misi meint zu mir, wir sollten es am Freitag noch einmal mit dem Tabehôdai versuchen. Ich habe nichts dagegen, aber ich werde nichts selbst organisieren, bevor ich nicht die entsprechende Liste mit Mailadressen zusammen habe. Des weiteren muss ich meine Kamera mal wieder leer machen, und mein Porträt muss ich auch noch einscannen, damit ich es zum gegebenen Zeitpunkt als „Bild des Tages“ versenden kann. Aber die Rechner im Center sind dauerbelegt, also verziehe ich mich in die Bibliothek.

Am Abend sehe ich mir die letzte Folge der aktuellen Staffel von „Ogami“ an. Der präsentierte Schluss ist so offen wie mein Mund während des Abspanns. Ogami trifft auf seinen Erzfeind, mäht eine Hundertschaft von dessen Leuten mit dem Schwert nieder, wird schließlich schwer verwundet und sticht seinem Gegner das Katana einige Zentimeter tief ins linke Auge. Der Böse wird daraufhin von seiner treusten Gefolgsfrau (hübsch, aber irre) gerettet und vom Schlachtfeld entfernt. Ogami bricht zusammen und sein kleiner Sohn pflegt seine Wunden am Fluss. Kurz darauf ist er wieder unterwegs, mit seinem Sohn und seiner Schiebekarre. Das ist kein Ende.

Danach läuft ein Special von Tai Ginseng, ein zweistündiger Film, plus etwa eine Stunde Werbepausen. Der Film ist deutlich besser aufgebaut als die Serie, und es treten Charaktere aus alten Staffeln auf (gealtert!). Natürlich fehlt mir da der Wiedererkennungseffekt. Lustig ist vor allem die Einblendung alter Szenenschnipsel, denen man ansieht, dass sie aus dem Archiv stammen, und dass sie gefärbt wurden – die Serie war ja bis 1993 schwarzweiß. Wenn sich der alte Herr an die Person erinnert, die ihm gerade wieder über den Weg gelaufen ist, wird eine solche alte Szene eingespielt.

Aber generell ist auch der Film eine unfreiwillige Lachnummer, weil einfach zu viel von der Handlung an den Haaren herbeigezogen wird. Mindestens zweimal z.B. taucht der Herkules in ausweglosen Situationen aus dem Nichts auf und rettet alle: Da werden zum Beispiel der Alte und seine Begleiter über einen Fluss getragen. Im Wasser lauern Attentäter. Plötzlich sieht man den Herkules tauchen und er entfernt das Problem. Woher er auch immer wusste, dass da zwei Shinobi im Wasser planschen. Oder: Der Alte und seine Begleiter werden über den nächsten Fluss gerudert. Der Fährmann setzt sich plötzlich mitsamt den Rudern ab und die Gruppe in dem Boot gleitet auf einen großen Strudel zu. Plötzlich ist der Herkules da mit einem zweiten Boot und wirft einen Enterhaken herüber, mit dessen Seil er die anderen aus der Gefahrenzone zieht. Ich habe einmal gehört, dass auch Captain Harlock hin und wieder solche Aktionen in Serien von Reiji Matsumoto bringe, in denen er ursprünglich gar nichts zu suchen hat.

Das hat natürlich wieder Zeit gekostet, und die Arbeit muss nachher erledigt werden. Um 01:10 kann ich den Tag endlich beenden.

18. November 2023

Dienstag, 18.11.2003 – Die unendliche Geschichte

Filed under: Japan,Manga/Anime,My Life,Uncategorized — 42317 @ 11:33

Um 0700 sehe ich aus dem Fenster und werde von der Sonne angelacht. Das ist gut so. Der Gewohnheit folgend müsste das Wetter aber ab 0900 schlechter werden, mit Bewölkung und Regen ab 1200…

Melanie hat für mich eine Episode Pokemon aufgezeichnet und ich sehe sie mir beim Frühstück an. Die derzeit laufende Staffel heißt Advanced Generation, und seit der ersten Staffel hat sich am Konzept nichts geändert. Gut, die Zusammensetzung der Reisegruppe von Protagonisten ist anders. Als ich die Show zuletzt in Deutschland angesehen habe, und das schon eher zufällig, war Takeshi („Rocko“) nicht mehr dabei und durch irgendeinen Trottel ersetzt. In der Advanced Staffel ist Takeshi wieder dabei, dafür fehlt Kasumi („Misty“), die nun ihrerseits durch einen mir neuen weiblichen Charakter ersetzt wurde. Oh ja, und Satoshi („Ash“) hat offenbar nach 600 Episoden endlich mal das Hemd gewechselt. Natürlich rennt er immer noch mit seinem Pikachu (Stufe 1294 mindestens) rum. Wie immer erscheint dann Team Rocket, also Musashi und Kôjirô („Jesse“ und „James“), die werden von den Helden in Richtung Mond geschossen und die Reise geht weiter.

Dabei hatte ich in der Mitte der ersten Staffel noch das hoffnungsvolle Gefühl, dass sich eine Art Story entwickeln würde, die dann notwendigerweise auch einmal ein Ende haben müsste… aber da wurde man ja bitter enttäuscht. Mir gefallen die japanischen Stimmen, vor allem Hayashibara Megumi (als Musashi) läuft mir immer wieder schön in den Gehörgang hinein, und auch Matsumoto Rika hört man aus Satoshi immer wieder raus, wenn man „Yûgen Kaisha“ („Phantom Quest Corp.“) mal auf Japanisch gesehen hat. Aber genug davon. Ich langweile mich mit Pokemon ja schon selbst.

Die Brille von Philips ist immer noch kaputt. Nichtsdestotrotz trägt er sie. Brillen müssen in Japan ja ungeheuer teuer sein, dass ein Professor sich nicht innerhalb von zwei Wochen eine neue besorgen kann. Und die Hierarchie des buddhistischen Universums ist mir immer noch nicht klar. Wenn man sich gut benimmt, wird man möglicherweise über kurz oder lang als Gott in einer Art Himmel wiedergeboren. Natürlich ist man auch als Gott sterblich, da laut der Lehre alles vergänglich ist. Aber nach meiner Interpretation des Buddhismus ist das Dasein als Gott auch eine Strafe – die Götter können nämlich nicht zur Erleuchtung gelangen (und darum geht es schließlich im Endeffekt) – und sie leben schrecklich lange. Dementsprechend lange zögert sich ihre Wiedergeburt als Mensch hinaus, und nur als Mensch kann man das Nirvana erreichen. Daher beneiden die Götter die Menschen ja. Und umbringen darf man sich laut „Regelwerk“ auch nicht. Und die Zeit in diesen Himmeln läuft anders. Es gibt die Geschichte von zwei Göttern, die aus dem Himmel heraus die Menschen betrachteten, sich zu weit vorlehnten und von ihrer Wolke fielen. Sie landeten in einer Gebärmutter und wurden als Menschen geboren. Sie lebten dieses Leben, wurden alt und verstarben. Danach kehrten sie in den Himmel zurück und andere Götter fragten sie bei ihrer Ankunft, wo sie denn den halben Nachmittag gewesen seien…
Man muss als Gott also nicht erst der allgemeinen Endlichkeit anheim fallen, man kann auch unter anderen Umständen als nirvanafähiger Mensch geboren werden.

Bevor ich am Nachmittag anfange, meine Post zu schreiben, nehme ich ein Blatt Papier und schreibe Familie Jin einen kurzen Brief, in dem ich ihnen mitteile, dass ich inzwischen per Telefon erreichbar sei. Aber kaum dass ich eine Zeile geschrieben habe, erhalte ich meine erste Chance (seit ich in Hirosaki bin!), mit männlichen Studenten zu reden. Mehr als zwei Sätze am Stück, sollte ich einschränken.
Es sind zwei Studenten, die offenbar als Tutoren arbeiten (= Austauschstudenten betreuen) und deshalb im Center sind. Damit sind es auch die ersten männlichen Tutoren, die ich live zu Gesicht bekomme. Die beiden sind ein ungleiches Gespann. Der rechts neben mir trägt eine Brille und eine weiße Winterjacke und macht einen akademischen Eindruck, er redet auch sehr deutlich, aber nicht so, dass man sich als Japanischlerner gleich übertrieben vorsichtig behandelt vorkommt. Der andere, gegenüber von mir, hat braungefärbte Haare, trägt braune Cordhosen und einen rot-braun gemusterten Strickpullover und redet völlig normal – das heißt: für mein Können eine kleine Spur zu schnell. Ich muss öfters nachfragen. Vor allem spricht er auf eine Art und Weise (und ich mache das am Tonfall fest), die mir den Eindruck vermittelt, dass er vor Langeweile gleich vom Stuhl fällt, sich aber Mühe geben muss, das zu verbergen. Ich finde das nicht berauschend, aber ich will ihm keine böse Absicht unterstellen.

Ob ich schon japanische Freunde („tomodachi“) gefunden habe, wollen sie wissen. Nein, sage ich, weil ich „Freunde“ als Leute definiere, die ich bereits einige Jahre kenne und mit denen ich trotzdem noch gut auskomme. Ich würde es also vorziehen, von „Bekannten“ („shiriai“) zu sprechen. Davon hätte ich bereits neun oder zehn. Und das seien alles Frauen. (Ein neidisches Raunen geht durch den Saal…)
Sie sagen mir, dass Deutschland in Japan vor allem wegen der hervorragenden Sozialleistungen einen guten Ruf habe, aber ich muss dabei doch auf die Einschnitte der vergangenen und der kommenden Jahre aufmerksam machen. Das sei in Japan nicht anders, sagen sie. Die beiden bereiten sich derzeit auch auf ihr Auslandsstudium vor; der Akademiker wird im kommenden Jahr nach Korea gehen, der Gelangweilte geht nach China.

Letzterer muss schließlich zur Arbeit und die Sitzgruppe löst sich auf, ich bleibe mit meinem Postvorhaben zurück. Aber viel ist es ja nicht und ich fahre im Anschluss gleich selbst vorbei, um meinen Brief in den Postkasten zu werfen. Falls ich den finde, ich kann mich nicht an einen solchen erinnern – aber wer sieht sich schon genauer die Haustüren von Leuten an, die man besucht? Bevor ich Gelegenheit habe, mir darüber weiter Gedanken zu machen, als ich auf die Haustür zugehe, öffnet die Großmutter die Tür. Dann kann ich mir auch gleich vorstellen und ihr das Papier persönlich in die Hand drücken. Sie ruft ihre Schwiegertochter die Treppe herunter, weil sie mit mir ja eigentlich nichts anfangen kann, und das bedauere ich sofort: Frau Jin hat sich offenbar vor wenigen Tagen bei einem Unfall den Fuß gebrochen und bewegt sich daher recht umständlich durch das Haus.1 In diesem Monat wird es daher kein Treffen geben (was ich sehr bedauere), aber sie ist fest entschlossen, am Freitag ins Plaza Hotel zu kommen, um die „International Party“ zu besuchen, trotz Krücken, weil alle Studenten etwas zu essen mitbringen, was zu ihrem Land passt. Ich teile ihr mit, dass Melanie einen Nudelsalat machen will, und sie freut sich sehr darauf, ihn zu probieren. Man könnte das schon beinahe als Leistungsdruck bezeichnen…

Am Abend präsentiert Melanie mir die Gasrechnung, die sie im Briefkasten vorgefunden hat: 9000 Yen. Kommt etwa auf 65 bis 70 E raus. Röchel…
Dann hilft nur noch, die Duschzeit von zwanzig auf zehn bis fünfzehn Minuten pro Person und Tag zu verkürzen. Ich bin nicht bereit, diese Kosten hinzunehmen. Das Duschen muss die Hauptquelle dieser Kosten sein, denn so schrecklich viel Gas verbrauchen wir über den Ofen beim Kochen ja wohl nicht…

1 Ich frage mich bis zum heutigen Tag, ob das Schrottauto an der Uni vom 14.11. 2003 nicht vielleicht auf ihr Konto geht?

30. Dezember 2009

Was mir grade einfiel

Filed under: Uncategorized — 42317 @ 9:13

Die westliche Auffassung von FengShui ist ein esoterischer Euphemismus für einen ausgeprägten Kontrollwahn.

31. Juli 2009

Bunte EBay Welt

Filed under: Uncategorized — 42317 @ 16:06

Aus Jux wollte ich rausfinden, ob es bei EBay denn Treue zu kaufen gebe, und gefunden habe ich zunächst das folgende Angebot:

Mächtiges Voodoo Ritual!

Natürlich ist es nett, dass die Anbieterin darauf hinweist, dass es sich um eine unwissenschaftliche Glaubensangelegenheit handelt, deren Erfolg nicht garantiert werden kann.

Aber das ist meiner Meinung nach nur beinahe so abgefahren wie ein

Echter Flaschengeist.

Mit Bedienungsanleitung auf DVD versteht sich.
Diese Damen legen einem ans Herz, auch an Magie zu glauben, damit es funktionieren kann, während sich die kurze Erklärung zum Artikel etwa liest wie “Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott.” Wozu brauche ich dann einen Djinn?

23. Juni 2009

(ohne Titel)

Filed under: Uncategorized — 42317 @ 23:34

Dieser Text wurde vom Autor gelöscht.
Er enthielt sensible körperliche Details, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.

Wir bitten um Ihr Verständnis.
Stattdessen ist die Veröffentlichung eines Ersatztextes in Vorbereitung.

Mit besten Grüßen,

Code Alpha Management und Blogsittenverwaltung

11. März 2009

Schon mal was von Blindtexten gehört?

Filed under: Uncategorized — 42317 @ 11:25

Ich hatte jedenfalls noch nie von sowas gehört, bin aber erst heute über das BILDblog darüber gestolpert, wo wegen eines peinlichen Fehlers der BILD Zeitung ein Link zu einem Generator zu finden ist, wo man Beispiele sehen und eine Erklärung lesen kann.

Dort heißt es:

“Blindtexte nennt man Texte, die bei der Produktion von Publikationen oder Webseiten als Platzhalter für spätere Inhalte stehen, wenn der eigentliche Text noch nicht vorhanden ist. Sie werden auch als Dummy-, Füll- oder Platzhaltertexte bezeichnet. (…)

Blindtexte werden ebenfalls zur Demonstration der Gestalt verschiedener Schrifttypen und zu Layoutzwecken verwendet. Sie ergeben in der Regel keinen inhaltlichen Sinn. Aufgrund ihrer verbreiteten Funktion als Fülltext für das Layout kommt einer Nicht-Lesbarkeit besondere Bedeutung zu, da die menschliche Wahrnehmung u.a. darauf ausgerichtet ist, bestimmte Muster und Wiederholungen zu erkennen. Ist die Verteilung der Buchstaben und die Länge der “Worte” willkürlich, lenkt beispielsweise nichts von der Beurteilung der Wirkung und Lesbarkeit verschiedener Schriftarten (Typografie) sowie der Verteilung des Textes auf der Seite (Layout oder Satzspiegel) ab. Deshalb bestehen Blindtexte meist aus einer mehr oder weniger willkürlichen Folge von Wörtern oder Silben. (…)

Als bekanntester Blindtext gilt der Text “Lorem ipsum”, der seinen Ursprung im 16. Jahrhundert haben soll. Lorem ipsum ist in einer pseudo-lateinischen Sprache verfasst, die ungefähr dem “natürlichen” Latein entspricht. In Ihm finden sich eine Reihe realer lateinischer Wörter. Auch dieser Blindtext ist unverständlich gehalten, imitiert jedoch den Rhythmus der meisten europäischen Sprachen in lateinischer Schrift. Der Vorteil des lateinischen Ursprungs und der relativen Sinnlosigkeit von Lorem ipsum ist, dass der Text weder die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zieht noch von der Gestaltung ablenkt.

Ein Nachteil liegt jedoch darin begründet, dass im Lateinischen bestimmte Buchstaben häufiger und andere seltener vorkommen, was ein anderes Druckbild erzeugt. Zudem werden im Lateinischen nur Satzanfänge groß geschrieben, so dass Lorem ipsum die generelle Substantivgroßschreibung der deutschen Sprache nicht abbilden kann.”

Als Beispiele dienen das genannte Lorem Ipsum, auf Latein, in einem europäischen Sprachmix, und auch in einer deutschen Fassung, bekannte Zeilen aus den Kurzgeschichten von Kafka, auch Werther ist dabei. Interessanterweise verstößt der Generator allerdings gegen die in der Beschreibung genannten Regel, dass es sich grundsätzlich um Nonsenstexte handelt, denn die Beispiele “Webstandards” und “Typoblindtext” sind eindeutig kohärente Texte. Sie labern zwar uninteressantes Zeug daher, sind aber Texte, deren Sätze aufeinander aufbauen. Zumindest mehr oder weniger. Aber ich will mir ja gar keinen Kommentar anmaßen, denn dazu habe ich viel zu wenig Ahnung vom Thema. Aber schön fand ich den hier:

Hinter den Wortbergen

Weit hinten, hinter den Wortbergen, fern der Länder Vokalien und Konsonantien leben die Blindtexte. Abgeschieden wohnen Sie in Buchstabhausen an der Küste des Semantik, eines großen Sprachozeans. Ein kleines Bächlein namens Duden fließt durch ihren Ort und versorgt sie mit den nötigen Regelialien.

Es ist ein paradiesmatisches Land, in dem einem gebratene Satzteile in den Mund fliegen. Nicht einmal von der allmächtigen Interpunktion werden die Blindtexte beherrscht – ein geradezu unorthographisches Leben. Eines Tages aber beschloß eine kleine Zeile Blindtext, ihr Name war Lorem Ipsum, hinaus zu gehen in die weite Grammatik.

Der große Oxmox riet ihr davon ab, da es dort wimmele von bösen Kommata, wilden Fragezeichen und hinterhältigen Semikoli, doch das Blindtextchen ließ sich nicht beirren. Es packte seine sieben Versalien, schob sich sein Initial in den Gürtel und machte sich auf den Weg.

Als es die ersten Hügel des Kursivgebirges erklommen hatte, warf es einen letzten Blick zurück auf die Skyline seiner Heimatstadt Buchstabhausen, die Headline von Alphabetdorf und die Subline seiner eigenen Straße, der Zeilengasse. Wehmütig lief ihm eine rethorische Frage über die Wange, dann setzte es seinen Weg fort. Unterwegs traf es eine Copy.

Die Copy warnte das Blindtextchen, da, wo sie herkäme wäre sie zigmal umgeschrieben worden und alles, was von ihrem Ursprung noch übrig wäre, sei das Wort “und” und das Blindtextchen solle umkehren und wieder in sein eigenes, sicheres Land zurückkehren. Doch alles Gutzureden konnte es nicht überzeugen und so dauerte es nicht lange, bis ihm ein paar heimtückische Werbetexter auflauerten, es mit Longe und Parole betrunken machten und es dann in ihre Agentur schleppten, wo sie es für ihre Projekte wieder und wieder mißbrauchten. Und wenn es nicht umgeschrieben wurde, dann benutzen Sie es immer noch.

24. Juni 2007

Böse, böse…

Filed under: Uncategorized — 42317 @ 11:00

Gestern Abend habe ich rein zufällig das Programm “Bis neulich! (2007)” des Kabarettisten Volker Pispers auf dem WDR gesehen. Ich kann als Vergleich derzeit nur das ältere Programm “Update 2000 – damit müssen Sie rechnen” hinzuziehen, aber ich kann anhand dieses Vergleichs sagen, dass “Update 2000” trotz aller Schärfe immer noch sehr lustig war, während “Bis neulich” einfach nur noch bissig ist.

Sinn und Zweck des Kabaretts ist Kritik, intelligent serviert, um zum Nachdenken anzuregen, und mit einer Portion Humor garniert, um ein breiteres Publikum ansprechen zu können. Zumindest ein breiteres Publikum als erregte Redner auf irgendwelchen Politveranstaltungen, denen man in der Regel unterstellt, aus der sich wie auch immer darbietenden Situation politischen Profit schlagen zu wollen (während die Kabarettisten recht eindeutig finanziellen Profit aus ihren Programmen machen, aber das verzeihen wir leichter).

“Bis neulich” ist jedenfalls nicht mehr ganz so witzig. Pispers entlockt dem Publikum zwar Lacher, aber keine breiten, sondern man hört einzelne Leute, bzw. kleine Gruppen. Das Lachen entsteht in erster Linie aus der Ungeheuerlichkeit des Gesagten und der schamlosen Wortwahl (ohne das jetzt negativ zu meinen). Das ursprünglich 2004 entstandene Programm ist Denkanreiz pur, mit einer Bissigkeit, wie sie sonst einem Oliver Kalkofe zu Gesicht steht, mit dem Unterschied, dass Pispers nicht Medienkultur, sondern Politik auf die Schippe nimmt, und dass er sich nicht in geschmacklose Verkleidungen wirft. Aber die Wortwahl überschneidet sich oft genug.

Bislang möchte ich ausschließen, mir die CD zur Show zu kaufen. Die negativen Aspekte der aktuellen Geschehnisse sind mir in einem ausreichenden Maße bewusst, um nicht einen Pispers zu brauchen, mir sie vor Augen zu halten, und die angesprochene Garnierung ist mir zu klein.

Interessant war das Programm schon, keine Frage. Und weil ich immer wieder gerne sage, dass man dafür sorgen muss, dass die Leute sich fürchten, um sie effektiver kontrollieren zu können, sei eine Stelle zitiert:

“Wovor haben Sie denn Angst? Haben sie Angst vor islamistischem Terrorismus?
Es sterben jedes Jahr in Deutschland 150.000 Menschen an den Folgen des Rauchens (9000 an den Folgen des Passivrauchens), 50.000 am Saufen, 6000 im Straßenverkehr. (…) Jedes Jahr sterben 16.000 Deutsche wegen Ärztepfusch – das sind 44 am Tag! Wenn im Irak jeden Tag 44 Leute sterben, dann nennen wir das ‘Krieg’ – bei uns nennen wir das ‘Gesundheitswesen’! Stellen Sie sich mal vor, 14 Tage lang würde jeden Tag nach der Tagesschau vor dem Wetter noch durchgesagt ‘Auch heute starben wieder 44 Menschen wegen Ärztefehlern…’ Was glauben Sie, wieviel Panik vor Ärzten wir demnächst hätten?”

20. Januar 2007

Klappe halten?

Filed under: Uncategorized — 42317 @ 18:46

Kaum beschwere ich mich über das milde Wetter, kommt es ganz dicke.
Erst eine dicke Nebelsuppe, durch die ich kaum den gegenüberliegenden Flügel meines Wohnblocks erspähen konnte, und kurze Zeit darauf ein heftiger Sturm, der wohl einigen Schaden angerichtet und Menschenleben gekostet hat.

Zweifelsfrei trifft mich keine Schuld an diesen Geschehnissen, aber es ist wieder einmal typisch. Wenn ich mich darüber beschwere, dass ich noch nie einen größeren Geldbetrag gewonnen habe, passiert nichts.