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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

3. April 2024

Samstag, 03.04.2004 – Japaner Vs. Chat!

Filed under: Filme,Japan,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Heute ist Samstag… aber „SailorMoon“ werden wir heute noch nicht ansehen.

Der Blick aus dem Fenster verrät mir, dass es wärmer ist als gestern. Der Schnee fließt in Form von Wasser literweise die Dächer herunter. Von einem möglichen Fahrspaß kann allerdings noch keine Rede sein.

Wir sehen uns die letzten drei Episoden von „Antique“ an, dann werfe ich einen tieferen Blick in das „Diablo Art Guide Book“. Das Wörtchen „Art“ im Titel hat das Werk allerdings nicht verdient. Die paar Verzierungen, die vorgenommen wurden, sind viel zu unauffällig, um das Gefühl eines „Art Books“ heraufbeschwören zu können. Des Weiteren scheint mir, dass die englischen Abschnitte des Buches aus unerfindlichen Gründen nicht vom Original entnommen wurden, sondern aus dem Englischen Spiel ins Japanische Spiel und für das Buch wieder ins Englische übersetzt worden sind. Da sind Fehler drin, die sich die Jungs beim Hersteller Blizzard garantiert nicht geleistet hätten. Außerdem sind Fehler dabei, die auffällig japanisch sind und gerade dann auffällig sind, wenn man etwas von japanischer Umschrift versteht. Ich will das nicht im Einzelnen aufzählen, aber Verwechslungen von „L“ und „R“ kommen immer wieder vor, und ein Begriff wie „Trainar“ (statt „Trainer“) lässt sich meiner Meinung nach auch nur durch einen japanischen Autor mit mangelnden Englischkenntnissen erklären. Die Beispielsätze im Abschnitt über „How to Chat“ (weil man ja auch online spielen und schriftlich mit anderen Spielern kommunizieren kann) sind zum Teil richtig peinlich – und das nicht einfach nur wegen mangelhafter Orthografie.
Wenn man neue Leute trifft (auch per Computer), dann ist es ja recht üblich, ein wenig Small Talk zu haben und sich kurz vorzustellen. Als erster Beispielssatz steht da:

„Hallo! Mein Name ist (…) und mein Hobby ist Zen-Meditation.“

Nächster Beispielsatz:

„Ich mag Kendo und Grünen Tee.“

(Die Hervorhebungen habe ich selbst hinzugefügt.) Ist das eine Art unterschwellige Propaganda? Soll man im Chat den „200-Prozent-Japaner“ raushängen lassen? Oder ist es tatsächlich das erste, was dem Verfasser eingefallen ist? Vielleicht will er seinen Kulturkreis aber auch auf die Schippe nehmen… ich will nichts ausschließen, aber diese Sätze sind einfach zu seltsam. Da lachen mich Klischees an. Aber am schönsten ist der Satz in Lektion Nummer Fünf, den man laut Autor an Leute schreiben soll, die unfair spielen. Da steht in etwa:

„Deine Art, DIABLO zu spielen, ist falsch. Seit sich die Rollenspiele von Papier und Bleistift mehr und mehr auf Medien wie den PC verlagern, basiert das Spielen weit mehr auf gegenseitiger Rücksichtnahme und Fairness. Dieser Grundgedanke spiegelt sich wider im japanischen Bushidô – dem Weg des Samurai, elegant und stark zu kämpfen. Es heißt, dass man am harmonischsten kämpfen könne, wenn man sich gegenseitig vertraut. Wenn Du also das ultimative Spiel genießen willst, solltest Du fair spielen – verstehst Du?“

Vor meinem geistigen Auge sehe ich, wie sich einige tausend Kilometer von dem Absender entfernt vor einem Bildschirm ein Mittelfinger in die Höhe streckt und der Raum von einem herzhaften Lachen erfüllt wird…

Andere Sätze wirken lustig, wenn man sie außerhalb des Kontextes betrachtet.

  • „Ich bin tot. Bitte hilf mir.“
  • „Wenn Du mich nicht wiederbelebst, bring’ ich Dich um!“

Oder was ist das hier?

  • „Ich bin ein Gentleman, aber ich spiele Tennis“
    oder:
  • „Mama, der da hat Hundekacke auf dem Kopf!“

Weder der englische, noch der ebenfalls vorhandene japanische Satz lässt irgendeine alternative Interpretation zu. Da steht genau das – ein Mann von guten Sitten zu sein, widerspricht einer Mitgliedschaft in einem Tennisclub.

Am Ende des Buches befindet sich, sehr interessant, eine Übersicht der „geistigen Wurzeln“ des Spiels (wobei „Der Herr der Ringe“ natürlich nicht ungenannt bleibt), inklusive verschiedener Rollenspiele seit Erfindung der Computergrafik. Meine Güte, Ultima II! Damals bestand „Grafik“ noch aus Text, Zahlen und simplen Linien zur Verdeutlichung der Umgebung! Auch moderne Spiele sind aufgeführt, von denen ich einige kenne, die aber mit dem vorliegenden Genre überhaupt nichts zu tun haben, wie z.B. der Flugsimulator „Ace Combat“. Auch „Civilization“ und „Master of Orion II“ werden genannt, die mit „Diablo“ wohl so viel zu tun haben wie Bier mit Rotwein.

Am Abend kann ich endlich den „Zorori“ von letzter Woche sehen, und danach kommt ein so genanntes Anime-Special mit „Atashin’chi“, „Crayon Shin-chan“ und „Bôbobo“. Abschließend sehen wir uns „Azumi“ an, was auch seit langem geplant war. Die Hauptrolle wird gespielt von Ueto Aya, die uns mit ihrer Erscheinung bereits in dem TV-Drama „Ace o nerae!“ beglückt hat. Vielleicht eher „mich“ als „uns“. J Wir sehen eine Gruppe junger Ninja (keiner über 20) beim Training, und alle sind die besten Freunde, wie es scheint.
Eines Tages, wohl am Ende der Ausbildung, tritt der Meister vor die Reihe und sagt:
„Ich gehe jetzt ins Haus und wenn ich in fünf Minuten wieder rauskomme, dann ist gefälligst nur noch die Hälfte von Euch am Leben!“ So was in der Art. Daraufhin beginnt ein kurzes, aber heftiges Schlachten mit viel spritzendem Blut und nach wenigen Minuten hat sich die Zahl der Freunde halbiert. Der Rest der Truppe zieht daraufhin los, darunter Azumi, das einzige Mädchen.

Es scheint, dass der Auftrag lautet, irgendein Ereignis zu rächen, das dem Meister auf der Seele liegt. Der Feind, das sind Anhänger des Hauses Toyotomi, die Widersacher des Hauses Tokugawa, das die Würde des Shôgun-Amtes nach der Schlacht von Sekigahara an sich gerissen hat. Und der Boss der bösen Buben wird von Takenaka Naoto („Lion Sensei“) gespielt, der mir in einer bösen Rolle irgendwie seltsam vorkommt.
Und es kommt, was kommen muss: Von den jungen Ninja fällt einer nach dem anderen einem gewaltsamen Tod anheim, bis am Ende nur noch Azumi übrig ist. Und dann beginnt das große Schlachten. Die Bösen haben ein ganzes Dorf voll mit schweren Jungs angeheuert, um die eigenen Truppen zu verstärken und haben in dem befestigten Dorf ihr Hauptquartier aufgeschlagen. Es gelingt ihnen, den Sensei der Ninja zu fangen. Er wird in der Ortsmitte an einem Kreuz aufgehängt. Azumi überwältigt daraufhin zwei Wachen, dreht die dort aufgestellte Kanone zum Dorfeingang um und sprengt das Tor in die Luft. Selbstsicher und nahezu unverwundbar wie anno dazumal John J. Rambo marschiert sie durch das Lager und lässt wahre Leichenberge hinter sich. Der effektivste und völlig durchgeknallte Lohnkiller der Toyotomi ist in seinem Element, schwelgt im Blutrausch und tötet alle, die seinen Weg kreuzen, während die Fußtruppen auch skrupellos auf ihre eigenen Söldner schießen, um Azumi zu erwischen, worauf die Söldner „ihren Vertrag fristlos kündigen“ und sich ebenfalls eine Schlacht mit den Soldaten liefern. Ein ganz irres Gemetzel… und Ueto Aya (Jahrgang 1988, möchte ich erinnern) macht dabei eine deutlich bessere Figur als auf dem Tennisplatz. Sie liegt weitaus seltener auf dem Boden herum. Ich bin noch nicht ganz sicher, ob ich den Film gut finden soll – schlecht würde ich ihn nicht nennen (wenn man dem Geschilderten was abgewinnen kann).