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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

5. April 2024

Montag, 05.04.2004 – Jim allein in London

Filed under: Filme,Japan,Manga/Anime,Militaria,Musik,My Life — 42317 @ 7:00

Ich stehe um 08:30 auf, mache mich fertig und fahre zur Uni. Meine Winterjacke kann ich heute beruhigt zuhause lassen. Außerdem ist mir nicht danach, ins Center zu gehen, deswegen setze ich mich ohne Umwege in den Computerraum und schreibe meine Berichte – fünf an der Zahl werden es heute.

Dann kümmere ich mich um meine Post: Ah, Hans-Jott-K hat seine Adresse innerhalb Karlsruhes geändert. Frank schreibt mir, dass er bereit sei, und ich ihm meinen ersten Zug schicken könne. Aha… eigentlich habe ich das bereits vor Tagen gemacht. Ist da technisch etwas schief gegangen oder hat er das System nicht verstanden? Ich packe also meinen Spielzug erneut in einen Mailanhang und erläutere noch einmal das Procedere, um beiden Möglichkeiten gerecht zu werden. Ich hoffe, dass meine Erklärung schlüssig ist.

Schließlich gehe ich ins Animetric Forum, erhöhe die Zahl meiner Einträge und habe dann bis um Fünf noch eine Stunde Zeit. Ich sehe mir die Episoden Nummer 5 und 6 der Serie „Area 88“ an. Der Soundtrack ist übrigens von Vincent de Moor – aber das sollte bestenfalls Fans des Genres was sagen, wenn überhaupt. Ich mag die Serie immer noch. Die grafische Qualität ist hervorragend und die Luftkämpfe finde ich sehr gut animiert. Wer auch immer die Serie ins Leben gerufen hat, muss ein großer Fan von militärischen Jets sein, daran besteht für mich kein Zweifel. Natürlich hat der Realismus etwas gelitten, und ich meine dabei nicht die Machbarkeit irgendwelcher Stunts in der Luft bei Mach 2. „Area 88“ ist der Name der Basis einer fliegenden Söldnerstaffel im Dienste eines sich im Bürgerkrieg befindlichen, ungenannten Staates im Nahen Osten, deren Piloten alle mit privaten Maschinen auf eigene Kosten fliegen und Geld für zerstörte Ziele erhalten. Die Piloten müssen entweder einen Zeitvertrag erfüllen oder sich mit dem Geld, das sie verdient haben, aus dem Vertrag freikaufen. Allerdings stelle ich mir die Versorgungslage einer Basis, auf der jeder Pilot eine andere Maschine fliegt, etwas schwierig vor – jeder Pilot braucht dann individuelle Ersatzteile. Diese Staffel jedenfalls schießt Dutzende von gegnerischen Maschinen ab, und das wundert mich wenig, weil eine Luftwaffe keine große Zukunft hat, wenn sie mit alten MiG-15 gegen moderne Typen wie Harrier, F-14, F-15, F-16, Phantom II oder Mirage antritt.

Um 17:05 setze ich mich auf mein Fahrrad und düse mit Höchstgeschwindigkeit im 18. Gang die Hauptstraße hinunter, um zum Ito Yôkadô zu kommen. Ich gehe geradewegs in die CD Abteilung und greife zielsicher heraus, was ich suche: Den Soundtrack von „Kaiketsu Zorori“. Gerade gestern Abend habe ich erfahren, dass es die CD ab heute zu kaufen gibt. Unter den sonstigen Neuzugängen finde ich auch Soundtracks zu „SailorMoon“, einer davon mit dem abschreckend wirkenden Aufdruck „DJ Moon“. Es ist aber tatsächlich die Sammlung der Original Hintergrundmusik der Serie und keine wilden Technoversionen. Kostet 3000 Yen… das ist mir zu teuer. Die Hintergrundtitel interessieren mich auch eigentlich wenig. Ich bin mehr an Gesang interessiert. Und den gibt’s auch – für insgesamt 5000 Yen. Jede einzelne der fünf Senshi hat, in bester japanisch-kapitalistischer Tradition, ihr eigenes „Character Album“ bekommen, auf dem jeweils zwei Lieder zu finden sind (nur Aino Minako hat drei). Die sind für mich aber auch nur dann interessant, wenn die Darstellerinnen selbst singen, und das kann ich auf den ersten Blick nicht feststellen.
Ich nehme also die „Zorori“ CD mit, und der Verkäufer zeigt mir auch extra noch einmal den Preis, damit ich ihn auch nicht vergesse, bis ich ihn drei Sekunden später auf der Kasse wiedersehe. Aber natürlich habe ich nichts dagegen, dass man mir den Preis zeigt, um festzustellen, ob ich nicht vielleicht doch noch meine Meinung ändern möchte und die Scheibe nicht kaufe. Aber ich bin bereit, die 1300 Yen zu investieren. Als Zusatz zur Erstauflage gibt es eine Zorori-Pappmaske, die man ausschneiden und sich um den Kopf schnallen kann. Des Weiteren gibt es einen gefalteten Bogen Papier mit einzelnen Bildern aus dem Intro und dem Extro zum Ausschneiden, um ein Daumenkino daraus zu basteln. Davon habe ich zwar nichts, aber ich werde es in mein Archiv packen.
Natürlich enthält die CD auch wieder Karaoketitel, für die ich keine Verwendung habe, aber immerhin habe ich sowohl das Intro- als auch das Endlied auf einer CD bekommen. Das ist selten, aber die Musik wurde auch nicht von irgendeiner greifbaren Band gespielt. Das Intro wird von dem Sprecher Zororis selbst gesungen (Yamadera Kôichi!) und auch das Endlied scheint marketingtechnisch eher uninteressant. Ein hübsches, aber wenig publikumstaugliches Liedchen, das niemals in einer Hitparade landen würde. Aber es gefällt mir – und darauf kommt es an.

Ich gehe anschließend in den 100-Yen-Shop im Daiei und kaufe eine Packung salziger Cracker, vergleichbar mit „TUC“. Aber die Dosen mit dem halben Liter Milchkaffee gibt es nicht mehr. Ich muss annehmen, dass diese Läden zum Teil auf sehr kurzfristige Angebote reagieren, und demnach könnte ich von Glück sprechen, wenn ich jemals wieder eine solche Dose überhaupt zu Gesicht bekomme. Na ja, vielleicht sind die Dinger auch einfach nur heute ausverkauft, weil noch mehr Leute auf den Geschmack gekommen sind.

Abends sehen wir uns „28 Days After“ an – „28 Tage danach“. Es ist die Geschichte eines Mannes, der nach einiger Zeit im Koma im Krankenhaus wieder zu sich kommt und London menschenleer vorfindet. Es stellt sich heraus, dass alle entweder von einer Epidemie dahingerafft oder evakuiert worden sind – wohin auch immer, weil scheinbar alle Ortschaften verlassen sind. Nur die Infizierten sind noch da, und die stürzen sich wie wahnsinnig auf alle Gesunden. Es sind keine „klassischen“ Zombies = Untote, sondern Leute, die sich eine Art Tollwut eingefangen haben – das heißt, sie leben im klinischen Sinne, und das wiederum heißt, dass sie Nahrung und Wasser brauchen (das zu sich zu nehmen sie geistig scheinbar nicht in der Lage sind), und einer der Pläne besteht darin, sie einfach auszuhungern.
Der Schluss des Films ist schon beinahe ein Scherz. Nach dem Abspann geht der Film nämlich gewissermaßen weiter und man sieht einen alternativen Schluss. Hätte Melanie nicht die Werbung nach dem Film sehen wollen, wäre uns der „Anhang“ nie aufgefallen. Ich frage mich, wie viele Prozent der Zuschauer den alternativen Schluss gesehen haben, wenn er in jeder nationalen Version so versteckt wird.

Ein paar Fragen lässt das Schauspiel offen: Warum ist das Krankenhaus leer – ohne zumindest ein paar Leute, die ebenfalls nicht transportfähig sind? Unser Komaheld war ja wohl nicht der einzige, den man nicht mitnehmen und nur mit Hilfe von Maschinen am Leben erhalten konnte. Dann würde mich natürlich auch interessieren, warum die Infizierten sich nicht gegenseitig angreifen? Warum veranlassen Hunger und Durst sie nicht dazu, den Inhalt der Supermärkte oder sich gegenseitig zu essen? Andererseits: Nach spätestens einer Woche ohne Wasser ist ein Mensch wohl reichlich handlungsunfähig, und wenn die Seuche nach 28 Tagen noch nicht ausgestorben ist, müssen wohl einige Exemplare auf die Idee gekommen sein, mal einen Schluck aus der Themse zu nehmen – oder aber es sind immer rechtzeitig neue Leute infiziert worden. Und warum kann Jim, der Mann aus dem Krankenhaus, nach längerer Bettlägerigkeit, auch wenn es sich nur um einige Tage handelte, einfach so, aus dem Koma raus und hoch, aufstehen, ohne einen Kreislaufzusammenbruch zu erleiden und sogar sofort richtig gut rennen?[1]

Trotz solcher Unklarheiten ist der Film ganz gut. Enthält ein paar interessante Elemente. Zum Beispiel, dass die Zombies (man kann die Infizierten wohl durchaus so nennen) rennen können. Klassisch wäre ein Pulk von entsetzlich anzusehenden Gestalten, die sich langsam, aber stetig auf der Suche nach lebendem Fleisch und Gehirn nach vorne bewegen. Interessant finde ich auch, dass die Inkubationszeit nur ein paar Sekunden beträgt. Der ebenso klassische Verwundete, der seine Infektion verbirgt oder nichts davon weiß und irgendwann „unerwartet“ zuschlägt, fällt also flach.
Ansonsten werden aber sehr klassische Verfahren angewendet, wenn es um die Erzeugung von Spannung geht, also Musikeinspielungen oder bestimmte Kameraeinstellungen. Wenn man aber ein bisschen was von Raimi oder Romero gesehen hat, weiß man, was kommt und wann man damit zu rechnen hat. Das senkt zwar ein wenig die Spannung, aber Wiedererkennungseffekt und ein wenig Erinnerung „an alte Horrorzeiten“ tragen sehr zum Wohlbefinden des Zuschauers bei.
Mein letzter Punkt: Der Film spielt in England und ich stelle fest, dass ich Probleme habe, Britisches Englisch zu verstehen. Ich bin Amerikanisches Englisch gewöhnt und die Umstellung meiner Ohren geht nicht so flüssig, wie ich das gerne hätte. Vor allem die dargestellten Soldaten reden einen ungewohnten Dialekt.


[1] Als ich selbst nach einer Operation und ein paar Tagen Bettruhe aufgestanden bin, wurde mir nach zwei Schritten schwarz vor Augen und der Pfleger musste mich auffangen.