In der Stadtmitte ist wirklich immer was los, aber in diesem Falle meine ich mal nicht die täglichen Krankenwagen oder den Umstand, dass es von der Paulinstraße aus an der Ecke Porta in Richtung Mosel eine Extra-Ampel für Rechtsabbieger gibt, die ein fetter Prozentsatz der (auch heimischen) Autofahrer nicht recht zu deuten weiß, bei roter Hauptampel trotz grüner Rechtsabbiegerampel stehen bleibt und genervt hupend zum losfahren ermuntert werden, gegenüber meinem üblichen Arbeitsplatz, in dessen vorderem Bereich man sich bei offener Tür in der Regel recht laut unterhalten muss, um verstanden zu werden…
Nein, das isses nicht, denn letzte Woche war da scheinbar richtig was los.
In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch wurde bei dem “Telefontürken” neben der Teppichgalerie eingebrochen und alle Telefonkarten wurden entwendet. Ich habe mich am Mittwoch auch die ganze Zeit gefragt, warum der (nicht unsympathische) Besitzer den ganzen Tag ratlos vor seinem Laden rumstand. Als ich dann zum Fensterputzen rauskam, klagte er mir sein Leid…
“Alle Telefonkarten weg… durch die Glastür rein und wieder raus… keine Alarmanlage…”
Ich wusste nicht recht, was ich zu ihm sagen sollte. Ich kann ja schlecht frei heraus sagen, dass es ein Akt der Dummheit ist, keine Alarmanlage (und offenbar auch keinen Safe) zu haben. Wenn bei uns einer einbricht und Teppiche klaut, kann er Probleme haben, sie loszuschlagen. Gerade die Teile, die zu stehlen sich lohnt, sind nur für eine kleine Klientel von Leuten interessant, schließlich reden wir von fünfstelligen Beträgen. Telefonkarten dagegen… die lassen sich völlig anonym in kleinen Häppchen unters Volk bringen, und sei es per E-Bay. Einen individuell gestalteten Teppich kann man nicht einfach so verschachern, dafür braucht man die richtigen Kontakte, die der durchschnittliche Einbrecher wahrscheinlich nicht hat.
Eh man sich versah, bekam aber auch der Teppichladen sein – wenn auch geringes – Fett weg. In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag waren scheinbar drei Jungs die Paulinstraße runter unterwegs, die sich in jugendlichem Übermut aus Spaß in der Gegend rumschubsten… und dann landete einer im Schaufenster bei Grotowskis, was bei der Polizei einen Großalarm auslöste, morgens um etwa halb Sechs.
Die Teppichgalerie hat eine regelmäßig gewartete Alarmanlage, und sie hat keinen so genannten stillen Alarm. Da war gleich die halbe Straße mit auf den Beinen. Aus dem Schlaf gerissen, wurde dennoch bei der Polizei angerufen, die den Ratschlag gab, in der Wohnung zu bleiben, anstatt möglicherweise gewaltbereite Einbrecher zu konfrontieren.
Schließlich kamen dann aber schwere Schritte die Treppe zur Wohnungstür im Obergeschoß des Ladens hoch, und Halina nahm sich den Schlagstock zur Hand, den sie in ihrem Zimmer lagert (neben dem ganzen Zeug, das wohl einem Metzger zu Gesicht stehen würde), als es dann an der Tür polterte…
… es war allerdings die Polizei, die mittlerweile eingetroffen war.
“Ich bin schon auf verdammt vielen Demos gewesen und hab Polizisten schon im Gefechtsanzug gesehen… aber noch nie einen mit ‘nem Sturmgewehr!” erzählte sie mir dann am Samstag.
Die drei Verantwortlichen waren getürmt, aber bis Samstag hatten sich zwei davon freiwillig gestellt. Dabei hatte der Typ, der im Schaufenster gelegen hat, noch viel Glück gehabt. Der etwa ein Meter lange und spitz zulaufende Splitter der Scheibe hätte sich auch früher lösen können.
Die Scheibe wurde dann von sechs bis acht Uhr durch eine Spanplatte ersetzt, um acht Uhr wurde der Glaser verständigt und um elf Uhr war die neue Scheibe drin.
Hat die Versicherung so schnell reagiert oder wie kommt es, dass für Büroarbeiten plötzlich funkelnagelneue Designerstühle zur Verfügung stehen? Außerdem wird eine Verlegung der Wohnung in Erwägung gezogen, “am liebsten ein Mehrfamilienhaus, wo jeder für sich und doch alle zusammen wohnen können”.
Lustiger Plan. Wenn die Töchter mal verheiratet werden, ist die Schwiegermutter gleich mit im Haus.