Das Tape ist bereits uralt. Bestimmt mehr als 15 Jahre, es war eines der ersten Videos, die wir uns damals gekauft hatten, nachdem Videorekorder erschwinglich geworden waren: Die Weihnachtsgeschichte frei nach Charles Dickens als Cartoon mit den zur Zeit der Veröffentlichung, 1983, bekanntesten Disney-Charakteren (sofern es es sich um anthropomorphe Tiere handelte). Der Hauptfilm ist (leider) in deutscher Sprache (was will man auch erwarten bei einem Deutschland Release), aber erfrischenderweise sind alle anderen kurzen Cartoons dahinter in englischem Originalton.
Was mir daran besonders gefällt, ist die Darstellung von Weihnachtsgeschenken. Nicht, dass sie mich konkret irgendwie interessieren würden, aber ich finde es interessant zu sehen, was in den 40er Jahren unter amerikanischen Weihnachtsbäumen zu finden war, die verschiedenen Arten von Spielzeug. Puppen, Bagger, Autos und LKWs, Zinnsoldaten, das seltsamste mechanische Zeug, das heute keiner mehr mit dem Hintern angucken würde, wenn’s nicht im Museum zu finden wäre. Und da wäre die locker-flockig rübergebrachte Gewalt: In “Toy Tinkers” liefert sich Donald mit den beiden Backenhörnchen ein regelrechtes Gefecht mit Kanone, Maschinenpistole und Dynamit – natürlich im Spielzeugformat… aber dennoch. Ein Alptraum für Pädagogen, möchte ich annehmen, aber in den 40ern brauchte man das wohl, und ich habe es auch nie wenig genossen.
Es wundert mich direkt, dass man das Video noch anschauen kann. Die Farben sind noch gut, es ist kein bisschen “Grieß” im Bild, der Sound kommt noch gut. “Die Unendliche Geschichte”, die wir zur gleichen Zeit gekauft haben, hat in der Mitte einen massiven Hänger, wo Bild und Ton hinter einem “Schneesturm” verschwinden – passenderweise genau dort, wo Atreju den Spiegel in der Eiswüste findet. Das Video kann man sich jedenfalls nicht mehr mit Genuss anschauen. Man mag im qualitativen Zusammenhang auch darüber schmunzeln, dass die Version damals von der BILD Zeitung vertrieben worden ist.
Nu ja, dank der Vermittlung von Thomas ist es gelungen, das Disney Tape zu digitalisieren und auf eine DVD zu bannen. Die Digitalisierung ist auch ganz hervorragend geworden. Konvertierungsfehler sind nur minimal, soweit ich das nach einem kurzen Überblick feststellen kann. Bei der Festlegung von Kapiteln hat sich der Verantwortliche jedoch entweder als (zensiert) oder als (zensiert) geoutet. In mehr oder minder regelmäßigen Abständen beginnt ein neues Kapitel, die Trennungen stehen völlig sinnfrei mitten im Raum. Vielleicht wurde eine Art Trennung nach “Default” angewendet? Das war (zensiert)! Wenn ich Kapitelsprünge mache, lande ich mitten in den Cartoons, anstatt am Anfang, wie das der Norm entspricht, aber so viel Mühe hat man sich nicht gemacht.
Im Endeffekt heißt das, dass ich das Material nur knapp unkomplizierter wie ein Videoband nach den richtigen Stellen absuchen muss, es sei denn, ich schreibe mir die Minuten und Sekunden auf, zu denen ich per Eingabe springen kann, um einen Start zu erwischen.