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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

19. März 2024

Freitag, 19.03.2004 – Der Preis der Schnürsenkel

Filed under: Japan,Manga/Anime,My Life — 42317 @ 7:00

Ich ziehe am Morgen meine Schuhe an, um zur Uni zu fahren, und ich sehe, dass ich es nicht mehr viel länger aufschieben kann: Ich brauche neue Schnürsenkel. Es kann sich nur noch um Tage handeln, bis mein rechter Schnürsenkel reißt. Es sei ihm gegönnt, in Rente zu gehen… fünf Jahre sind eine gute Lebensdauer. Vielleicht hätte ich vorsichtshalber die völlig intakten Schnürsenkel meines nicht mehr ganz so intakten Paars Stiefel aus Deutschland mitbringen sollen, für einen solchen Fall… aber dafür ist es zu spät, ich brauche Schnürsenkel jetzt, und die werden wohl nicht die Welt kosten.
Ich setze mich auf mein Fahrrad und besuche den 100-Yen-Shop. Aber dort gibt es keine Schnürsenkel.
Ich rolle also den Hügel 100 m weit wieder hinunter und gehe ins Sunday Home Center. Aber auch da gibt es keine Schnürsenkel. Eine Angestellte sagt, ich solle in Richtung Westen fahren und das Kaufhaus „Yasuhara“ (offenbar eine Art GLOBUS) aufsuchen, da gebe es sicherlich Schnürsenkel.
Ich fahre in die angegebene Richtung und komme beim örtlichen Max Value vorbei. Warum sollte ich nicht auch da fragen? Ich betrete den Supermarkt und bekomme eine kleine Tüte Erdnüsse geschenkt. Aber dieser Supermarkt verkauft Nahrungsmittel und Küchenbedarf, keine Schnürsenkel. Ich verlasse den Laden durch eine andere Tür wieder und bekomme noch eine Tüte Erdnüsse geschenkt.

Ahaaa… aber neben dem Max Value befindet sich ein Schuhladen. Da gibt es garantiert das, was ich suche. Ich gehe also in das Schuhgeschäft und mache der Verkäuferin klar, was ich gerne hätte. Sie zeigt mir ein Sammelsurium von Schnürsenkeln, aber natürlich sind die meisten zu kurz. Sie sagt, auf die Art von Stiefeln, wie ich sie trage, sei ihr Laden nicht ausgelegt. Ich nehme mir dennoch das längste Paar in schwarz heraus, 140 cm lang. Ich weiß nicht, ob das reicht; ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie lange Schnürsenkel für den „Kampfschuh, BW“ sein müssen. Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden. Ich kaufe die Schnürsenkel für 340 Yen, entferne den alten und fädele den neuen ein. Die 140 cm reichen genau – und „genau“ heißt, dass ich das Band nicht, wie gewohnt, noch einmal um den Schaft wickeln kann, bevor ich sie zubinde. Aber ich kann sie zubinden und die Schlaufen in die Seite des Stiefels stopfen, damit sie nicht aufgehen. Und das ist auch notwendig, weil es die Schnürsenkel nämlich nur aus Polyester gibt. Das heißt, die Oberfläche des Materials ist so glatt, dass der Knoten sich nicht selbst halten kann; wenn ich die Schlaufen nicht in den Stiefel stopfen würde, hätte ich dauernd offene Schnürsenkel. Wer hat sich diesen Mist bloß ausgedacht? Schnürsenkel, die nicht zuhalten – warum nicht auch Bücher verkaufen, die aus lauter losen Seiten bestehen? Weil es unpraktisch ist! Aber was soll’s… diese Plastikdinger verschaffen mir auf jeden Fall genug Zeit, mir ordentliche Schnürsenkel zu suchen.

Ich fahre zur Uni. Ich habe noch immer Misis Memorystick, also gehe ich ins Center, um ihn möglicherweise zurückgeben zu können, aber der Ungar ist um diese Zeit natürlich noch nicht da. Stattdessen unterhalte ich mich ein bisschen mit BiRei, die immer noch, allein, in den Shimoda Heights I wohnt. Sie wollte, wie Mei, in das Frauenwohnheim umziehen, aber BiRei erhält ein Stipendium und deshalb bleibt ihr das Wohnheim verwehrt.
SongMin taucht ebenfalls auf und ich mache endlich ein „offizielles“ Bild von ihr für mein Poster mit den Gesichtern. Ich will auch von Jû eines machen, der plötzlich aus dem Boden gewachsen zu sein scheint, aber er möchte das lieber verschieben, weil er eine Verletzung an der Nase hat und deshalb nach seinem Ermessen wohl zu unschön aussieht. Das existierende Foto, das ich während des Essens im Bunpuku gemacht habe, sei doch gut genug, sagt er. Ich sage, es sei zu dunkel. Ich werde ihn später noch einmal fragen.

Ich verlasse das Center, um in den Computerraum zu gehen und stelle fest, dass in meinem Hinterreifen keine Luft mehr ist. Ich schiebe das Fahrrad also 300 m weit zu „Saitô Bicycle“ und pumpe den Reifen wieder auf. Ich höre kein Geräusch, das mir einen Schaden verraten würde, also war es vielleicht irgendein Scherzkeks, der mir die Luft rausgelassen hat. Ich fahre ans Physikgebäude und die Luft ist immer noch drin.

Ich schreibe vier Berichte. Und dann ist das Internet plötzlich nicht mehr zu erreichen. Ich nutze die „Pause“ und sehe mir die Anime an, die ich letztlich gebrannt habe und die dritte Episode der „Taiho shichau zo!“ Realserie. Ich gelange im Anschluss daran zu der Erkenntnis, dass „Comic Party Revolution“ zwar ganz nett ist, aber auch nicht wirklich interessant, das gleiche gilt für „Android Ana Maico“. Aber „Airmaster“ gefällt mir nach der zweiten Episode schon besser als nach der ersten, also werde ich mir den Rest auch noch besorgen.
„Miyuki“ werde ich auf jeden Fall haben wollen – es handelt sich dabei nämlich um die „Miyuki“ Serie, die Anfang der Neunziger auch auf TELE 5 gelaufen ist. Leider war ich damals viel zu ignorant, um die Qualitäten der Serie zu erkennen, bevor TELE 5 den Betrieb eingestellt hat. Es handelt sich, schlicht gesagt, um eine Liebeskomödie um einen Jungen, der ein Mädchen namens Miyuki liebt und eine Schwester mit dem gleichen Namen hat. Ich dachte eigentlich, die Serie hieße „Daburu Miyuki“ („Double Miyuki“), deshalb war ich von dem Titel etwas überrascht.

Zwischendurch kommt Misi hereingeschneit und ich gebe ihm seinen Datenspeicher wieder. Er sieht sich „Airmaster“ und „Mezzo DSA“ an. Bei „Mezzo DSA“ handelt es sich offenbar um das Nachfolgeprodukt von „Mezzo Forte“, mit dem Unterschied, dass „DSA“ ohne… explizite sexuelle Darstellungen auskommt und ich finde das auch ganz gut so. Ansonsten, so scheint mir, ist das gleiche Set an Charakteren vertreten.

Um Acht gehe ich nach Hause. Und ich gehe tatsächlich, weil ich nämlich meinen Hinterreifen platt vorfinde. Also offenbar doch ein Schaden, den ich mir während der „Schnürsenkel Odyssee“ zugezogen habe. Ich werde mir wohl in den nächsten Tagen ein neues, gebrauchtes Fahrrad besorgen müssen. Das hier ist nicht mehr zu retten. Wenn das Fahrrad Schnellspanner hätte, könnte ich kurzerhand den Reifen austauschen, aber ich brauche leider Werkzeug, das ich nicht habe, und die Schrauben sind auch angerostet. Hmpf… die Gangschaltung ist eh hinüber, ich kann nur noch in einem Gang fahren, und das auch nur, weil ich die vordere Zahnradeinstellung mit einer kleinen Metallstange fixiert habe. Außerdem knackt das Rad ganz verdächtig, wenn ich in die Pedale trete. Nein, dieses Stück geht in Rente. Ich lasse es vorerst hier stehen, bis ich es dahin zurückbringe, wo ich es gefunden habe.
Um 21:00 läuft „Spy Kids 2“ im Fernsehen, aber ich sehe nicht viel hin, weil ich immer noch „Erdsee“ lese. Erst um 23:15 lege ich das Buch weg – heute läuft die leider vorerst letzte Episode von „Skyhigh 2“.

18. März 2024

Donnerstag, 18.03.2004 – Mail Order Dominik

Filed under: Japan,Manga/Anime,My Life — 42317 @ 7:00

Ich gehe um 11:00 in den Computerraum, und… ja, das Übliche. Volker hat bereits geantwortet und macht Tamara keine Hoffnung auf ein Praktikum in Japan. Unbezahlte Praktika seien schon extrem schwer zu bekommen, sagt er, und das auch nur mit guten Beziehungen zu den richtigen Stellen – die ich nicht habe.

Es erreicht mich auch eine CD Bestellung im Wert von 150 E. So weit ich das auf die Schnelle feststellen kann, sind alle Titel käuflich zu erwerben, und die 150 E kann ich vorstrecken – die Quelle ist verlässlich. Allerdings wird das meine Pläne, mir eine Gakuran zu besorgen, weiter zurückwerfen (um einen ganzen Monat), da mir das Geld zwar ersetzt wird, das aber auf mein fernes deutsches Konto, das Geld wird mir daher in Japan fehlen. Ich schätze, ich werde das Geld dann für meinen Semesterbeitrag aufwenden, und der hat größere Bedeutung als was zum Anziehen.

Ich schaue mir die erste Episode von „Gunslinger Girl“ an. Der Titel klingt furchtbar, ich dachte zuerst an eine Art Wildwest-Szenario, aber es geht um was Anderes, was in der folgenden Beschreibung wahrscheinlich nicht weniger abschreckend wirkt: Da existiert eine Regierungsorganisation (?) in Italien, die kleine Mädchen, Waisenkinder, möglichst jung und Opfer von Verbrechen oder Unfällen (alle diese Bedingungen müssen zutreffen), für tot erklären und zu Cyborgs umbauen lässt, um sie als Sonderkommandos gegen böse Buben einzusetzen. Weil die Mädchen so harmlos aussehen, sind sie nicht verdächtig und werden vom Feind nicht als gefährlich eingestuft – zumindest so lange, bis sie ihre Sturmgewehre aus dem Geigenkoffer holen und aufräumen. Ich sagte ja, es klingt nicht besonders toll.
Die genannte Organisation instrumentalisiert also die Kinder, macht sie zu Maschinen und vergisst dabei die Tatsache, dass es sich dennoch um Kinder handelt. Nur wenige der Trainer, von denen jedes Mädchen einen hat, sehen ein, dass dieses Konzept inakzeptable ethisch-moralische Mängel aufweist und sträuben sich dagegen.

Mehr kann ich derzeit nicht darüber sagen, aber ich würde gerne sehen, wie die Geschichte weitergeht und wohin sie führt. Im Forum wird die Serie jedenfalls hoch gelobt, und das in erster Linie wegen der Storyelemente, nicht wegen des Konzepts „Girls with Guns“.
Bis ich damit fertig bin, ist es kurz vor Neun und der Wachmann bittet mich höflich, Schluss zu machen.

17. März 2024

Mittwoch, 17.03.2004 – Angelabert

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Es ist warm heute. Sogar sehr warm, möchte ich sagen. Ich fahre ohne Jacke ins Center, zum ersten Mal im neuen Jahr. Ich finde eine E-Mail von einer „Tamara Di Florio“ vor, mit dem Betreff „anlaber“. Ah ja… wäre ich einem natürlichen Impuls gefolgt, hätte ich die Mail sofort ans Anti-Spam Team von GMX gemeldet und sie in den Datenmülleimer befördert. Aber der Betreff erscheint mir eher unüblich für eine Werbemail für erotische Dienstleistungen und ich sehe mir an, was ich da habe. Wäre der Inhalt reines HTML-Format gewesen, wäre sie auch tatsächlich verschwunden – aber ich finde einen Text vor. Darinnen schreibt mir eine (ihrem Schreibstil nach zu urteilen) äußerst nervöse junge Frau, die billig nach Japan kommen und dafür ein „Work-Holiday-Visum“ in Anspruch nehmen möchte. Aha, einer meiner mit ihr bekannten E-Bay Kunden war so frei, sie an mich zu verweisen. Na gut, das macht ja nichts, aber er hätte mich vorwarnen können.

Was soll’s… sie will also ein solches Visum, und die Voraussetzung dafür ist, dass sie in Japan einen Job findet, der ihren Unterhalt sicherstellt – ein ganz normaler Aushilfsjob würde reichen, sagt sie, also Regale einräumen oder kellnern oder alles, was sich anbietet. Ob ich ihr dabei helfen könne, möchte sie wissen. Ich mache sie darauf aufmerksam, dass ich hier in der tiefsten Provinz sitze und ihr in keiner Weise helfen kann, in einer der großen Städte besser zurechtzukommen. Es stellt sich weiterhin heraus, dass sie das Visum auch erst bekommen kann, nachdem ihr Touristenvisum ausgelaufen ist – das heißt, sie hat ein paar Wochen Zeit, sich selbst einen Job zu suchen. Große Hoffnungen kann ich ihr natürlich nicht machen.

In dem Moment kommt Nun herein. Sie sieht erschöpft aus und ich frage, ob es ihr gut gehe. Ja, sagt sie, sie sei nur unausgeschlafen. Warum dieses? Es sind doch Ferien? Ja, schon, aber sie sei Mitglied des Reitclubs der Universität, die Ausritte seien derzeit täglich und begännen morgens um 06:00 (im Sommer sogar schon ab 05:00), was entsprechend frühes Aufstehen nötig mache. Außerdem müsse sie in 50 Minuten zur Arbeit. Oha, Arbeit? Erzähl mir mehr… Sie erzählt, dass sie zuhause in Thailand ganz professionell Thai-Fußmassage gelernt habe. Sie sei hier in Hirosaki einfach in einen Schönheitssalon marschiert und habe einfach gefragt, ob sie arbeiten dürfe. Sie darf und sichert sich so ein zusätzliches Einkommen. Das macht etwas Mut und ich schildere Tamara den Fall. Danach schreibe ich Volker und frage ihn nach Auslandspraktika, mit denen er ja zwei Jahre Erfahrung hat.

Ich spiele bereits mit dem Gedanken, in den Computerraum zu gehen, als Misi das Center betritt. Ich leihe mir seinen Memorystick und drei leere CDs und fange an, ein paar Sachen zu brennen. Ich habe jetzt je eine Episode von „Comic Party Revolution“, „Android Ana Maico“, „Miyuki“, „Mezzo DSA“ und „Gunslinger Girl“, sowie zwei Episoden von „Airmaster“. Ich werde mir die Stücke bei Gelegenheit anschauen und dann entscheiden, wovon ich mehr brauche und was ich sein lasse. Ich habe auch den „Crayon Shin-chan“ Film „Das Imperium der Erwachsenen schlägt zurück“, aber keine Möglichkeit, ein 700 MB Paket auf einen Rechner zu verpflanzen, der einen Brenner hat. Misi hat bereits festgestellt, dass man den Standard DivX-Player auf den Unirechnern installieren kann, und ich werde das alsbald in Angriff nehmen, damit ich nicht immer den Computer im Center verwenden muss. Außerdem empfiehlt er mir für den „Shin-chan“ Film einen so genannten Filesplitter – damit könne man die große Datei in mehrere kleine aufspalten und Stück für Stück transferieren. Ich installiere ein solches Programm und versuche erst einmal, mit der Bedienung klarzukommen. Aber das ist nicht schwer. Ich lasse das Programm einfach mal laufen und hoffe, dass alles fertig und bereit ist, bevor das Center schließt (und den Rechner möglicherweise mitten im Vorgang ausschaltet).

Ich gehe schließlich in den Computerraum und schreibe Berichte. Ich finde außerdem bereits die Antwort von Tamara vor. Zeitverschiebung kann, etwas Timing vorausgesetzt, auch Vorteile haben. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich ihr allerdings noch nichts Neues mitteilen.
Ansonsten ist nur Post von Frank da, der sich zwei Tage Zeit ausbittet, um sich mit dem Gelände der Stadtkarte vertraut zu machen. Ja, soll er haben, kein Problem. Er fragt weiterhin, ob es in Hirosaki eine Webcam gäbe, damit ich mal winken könne. Er meint natürlich eine öffentliche Kamera, die ihre Bilder ins Internet entsendet. Offiziell gibt es eine solche Kamera im Park, aber die ist entweder außer Funktion, oder aber sie ist gebucht von einem Service, der Geld dafür verlangt, den Park von Hirosaki im Internet live betrachten zu können. Ich muss die Frage also vorerst verneinen.

Aber… es gibt ja WebCams direkt an der Universität! Ich stelle fest, dass ich unter dem Link http://133.60.236.50/imglnk/1FE_C3.jpg tatsächlich zu sehen bin (sofern die Kamera funktioniert, und das scheint sie heute nicht zu tun), und das zwischen 11:00 und 17:00 japanischer Zeit. Zumindest im Moment, weil Ferien sind und das Gebäude um 17:00 schließt. Ab dem 06.04. wird sich das wieder ändern… das Gebäude bleibt dann wieder bis um 21:00 geöffnet, aber ein paar Tage darauf wird das Sommersemester beginnen und ich kenne meinen Stundenplan natürlich noch nicht. Das heißt, dass ich erst am späten Nachmittag dort auftauchen werde. Zeitumrechnung… wenn es in Japan fünf Uhr nachmittags ist, zeigt die Uhr in Deutschland zehn Uhr am Morgen (im Sommer).

Ich fahre nach Hause. Entgegen der angenehmen Tagestemperatur ist es nach Anbruch der Dunkelheit allerdings richtig kalt. Ich vermisse meine Jacke und beeile mich, nach Hause zu kommen.

16. März 2024

Dienstag, 16.03.2004 – Alive

Filed under: Filme,Japan,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Ich stehe um 09:00 auf und gehe gleich in den Computerraum. Ich einige mich mit Frank über die Parameter unseres Gefechtes und wir werden die Karte „Urban Combat“ als Nachtgefecht spielen. Sie beruht auf einem Entwurf von Karl, aber der war mir damals nicht „städtisch“ genug und ich habe das Stadtgebiet gegenüber dem „ländlichen“ Teil der Karte deutlich erweitert. Ich bereite die Karte vor und stelle 3000 deutsche gegen 4500 alliierte Punkte auf.[1]
Ich schicke Frank daraufhin den Rohentwurf der Karte (auf dem sich nur seine Truppen befinden), damit er sich mit Truppen und Gelände vertraut machen kann. Änderungsvorschläge sind ebenfalls willkommen, und Unklarheiten sollten wir schon irgendwie ausbügeln können.
Dann passiert den Tag über nichts Spannendes mehr.

Am Abend sehen wir uns einen weiteren Film von Kitamura Ryûhei an. Das ist der Regisseur hinter „Versus“ – für diejenigen, die mit dem Titel was anfangen können. Dieser Film heißt „Alive“, und die Besetzungsliste zeigt dem aufmerksamen Leser die Namen Sakaguchi Tak und Sakaki Hideo – die beiden Hauptdarsteller aus „Versus“. Dann möchte ich vermuten, dass der Film zumindest nicht in die Kategorie „schlecht“ fallen sollte.
Man sieht zu Beginn einen Mann (Sakaki), angeschnallt auf einem Konstrukt sitzen, das ich für einen leicht futuristisch anmutenden elektrischen Stuhl halten würde. Und der Strom wird einige Sekunden lang eingeschaltet, der Gefangene wird geschüttelt, der Strom wird abgeschaltet und dann erklärt eine Art Offizier dem Gefangenen, dass er tot sei. Was er offensichtlich nicht ist. Er ist quicklebendig und wird mit einem anderen Gefangenen in eine geräumige Zelle gesperrt. Sie erhalten alles, was sie wünschen, mit Ausnahme von Freiheit und Waffen, also Kleidung, Nahrung, sogar Spielzeug. Man erhält schnell den Eindruck, dass die beiden so untergebracht wurden, damit über kurz oder lang einer den anderen tötet. Man findet auch heraus, dass der Protagonist im Knast sitzt, weil er drei Männer getötet hat, die seine Freundin vergewaltigt haben. Trotz (oder wegen?) der geübten Rache erhängte sie sich, und daran hat er nun zu knabbern. Nachdem sein Zellengenosse also irgendwann hat dran glauben müssen, macht er ein Kommandoteam nieder und tritt am Ende gegen eine Art Mutanten an – gespielt von Sakaguchi Tak.

Alles in allem sehen wir hier wieder eine lebhafte Choreografie, wie schon in „Versus“, nur mit mehr auffälligen Computereffekten – zu meinem Bedauern. Der Film hat wirklich sehr coole Elemente und interessant anzusehende Kämpfe, aber er ist auch irgendwie langweilig… er zieht sich zeitweise wie Kaugummi. Eine Verkürzung der Handlung auf 60 Minuten hätte der Geschwindigkeit gut getan, aber ich schätze, dass Kitamura auch irgendwie zeigen wollte, dass die beiden Gefangenen eine ganze Weile miteinander verbringen und sich langweilen. Als Kurzgeschichte (es gibt einen Manga, soweit ich weiß) macht sich das Material bestimmt gut, aber als 90 Minuten Film… ich weiß nicht.


[1]   Der Angreifer erhält grundsätzlich 50% Vorteil

15. März 2024

Montag, 15.03.2004 – Ein weiterer Schauplatz…

Filed under: Japan,Musik,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Ich gehe recht früh ins Center, aber da findet sich nichts von Interesse, also gehe ich in den Computerraum. Ich bastele an ein paar Schlachtkarten herum, probiere ein paar Spielzüge, schreibe meine Post und ein paar Einträge ins Animetric Forum. Misi kommt um 17:00 ebenfalls herein und will mehr über die Combat Mission Option „Schnelles Gefecht“ wissen. Das ist schnell erklärt; das Komplizierteste daran ist ja eine für ihn verständliche Übersetzung der anwählbaren Optionen.
Derweil vereinbare ich mit Frank, ebenfalls eine Schlacht per E-Mail zu spielen, mit After Action Report. Ich will unbedingt auch mal so was schreiben. Vorerst muss ich aber nur die grundlegenden Parameter wissen, also ob er Stadt, Dorf oder Land spielen möchte.
Ich schaue noch schnell bei E-Bay vorbei. Ich habe die beiden überzähligen SailorMoon Figuren zum Verkauf eingestellt, aber bis zum Ende sind es nur noch 23 Stunden und Gebote gibt es keine.

Abends kann ich endlich die SailorMoon Episode vom Samstag sehen.
Minako ist im Krankenhaus und ihr Kopf wird durchleuchtet, worauf der Arzt etwas zur Krankenschwester sagt, was sich gar nicht gut anhört. Verstanden habe ich kaum kein Wort… aber „noch ein halbes Jahr“ hört sich sehr verdächtig an. Wer mehr über diesen Umstand wissen will, muss die Untertitel der Downloadversion oder die Zusammenfassung auf Genvid.com lesen. Minako gibt dennoch kleine Konzerte für die Kinder im Krankenhaus, und weil Rei gerade da ist, stellt sie diese als „Mars Reiko“ vor und sagt an, dass „Reiko“ bei nächster Gelegenheit singen werde. Rei findet das gar nicht toll – tut es aber trotzdem; wohl, um die erwartungsvollen Kinder nicht zu enttäuschen.

Rei muss also irgendwas einüben und geht dazu ins Crown Karaoke, aber sie kommt scheinbar mit der Anlage nicht klar (weil sie Karaoke ja nicht ausstehen kann, wie sie dann und wann betont) und bittet Usagi um Hilfe. Das wird erledigt und siehe da: Kitagawa Keiko kann singen! Auf jeden Fall kann sie das besser, als Sawai Miyû das in ihrer Rolle als völlig unbegabte Usagi macht. Und was sie singt, klingt auch besser als das nichts sagende „C’est la Vie“, das Komatsu Ayaka (= Minako) zum Besten gibt. Immerhin scheint es, dass die Sängerin Minako noch zumindest zwei andere Songs als „C’est la Vie“ hat – was schon mal ein Lied mehr wäre, als die „Three Lights“ zu Stande gebracht haben.

Wie bereits erwähnt, ist Zoisyte wieder da und spielt munter weiter Klavier. Aber neuerdings spielt er keine „Chaos Symphonien“ mehr, sondern als solche erkennbare, vernünftige Musik. Außerdem nennt er Mamoru weiterhin „Master (Endymion)“. Man kann sicher sein, dass er nicht mehr für Beryll arbeitet. Andererseits muss ich mich fragen, ob er das jemals getan hat. Der schien von Anfang an ein eigenes Süppchen zu kochen.
Zuletzt greift Nephlyte Mond und Venus im Krankenhaus an und ich bin erleichtert, dass die übertriebene Venus-Verwandlungssequenz diesmal abgekürzt wurde. Mond und Venus werden mit einem glibberigen Zeug auf dem Boden festgeklebt und es sieht schlecht aus, aber Mars ist plötzlich da und pustet Nephlyte mit einem Feuerball weg. Als ob die beiden Fußfreiheit bräuchten, um sich zu wehren… wir haben ja bereits gesehen, dass Venus nur mit dem Finger auf jemanden zu zeigen braucht, um ihn über die Klinge hüpfen zu lassen.

Nephlyte schafft es zurück zur Basis, aber er scheint nicht mehr so ganz bei sich zu sein. Und dann wird er zu seinem Unglück auch noch von EvilMerkur „verspottet“! Zumindest fasst er ihre Aussageabsicht, dass sie sicher was für ihn tun könne, so auf. Sie wendet sich zum Gehen. Dann hat er – woher auch immer – einen Stab in der Hand, an dessen Ende ein Kreissägeblatt reichlich unrealistische Geräusche macht, und greift sie hinterrücks an!
Was daraus wird, erfahre ich Ende der Woche. Es wird nicht viel werden, so viel ist sicher.

14. März 2024

Sonntag, 14.03.2004 – Waffenbrüder

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Nachdem ich gestern Abend die Kassetten bereits besorgt hatte, mache ich mich am Morgen um 09:30 auf den Weg zu Misi, um mit ihm zusammen „Band of Brothers“ anzusehen. Fünf Videokassetten, jede davon mit zwei Stunden Spielzeit, machen zehn Stunden Nonstop-Unterhaltung.

Um 09:45 klingele ich an seiner Tür und ihn damit direkt aus dem Bett. Sein übermäßig langer Arm hat den Wecker um 09:00 im Halbschlaf wieder abgeschaltet. Dennoch fangen wir wie geplant um Zehn mit dem Ansehen an, und ich spule die Videos nach dem Ansehen nicht sofort zurück, um Zeit zu sparen. Misi eröffnet mir nämlich, dass er um acht Uhr die ersten Gäste für eine angesetzte kleine Party erwarte. Ich hatte gehofft, er hätte etwas Zeit übrig gelassen, damit wir mal eine Pause machen können. Aber so müssen wir eben ohne Pause zehn Stunden vor der Röhre sitzen.
Ich habe unseren Videorekorder mitgebracht, weil Misi über keinen eigenen verfügt und ich Melanie nicht mit diesem Programm langweilen wollte. Ich bin etwas erschrocken, als ich Misis altersschwachen Fernseher zu Gesicht bekomme, aber er verfügt zu unserem Glück über einen kompatiblen Anschluss.

Am Nachmittag serviert er eine große Schüssel Reis mit Thunfisch (uh, ölig…) und ich merke, dass er keine Ahnung hat, wie man mit einem Reiskocher umgeht. Der Reis ist matschig. Wie viel Wasser er verwende, möchte ich von ihm wissen. Er mache den Topf immer ganz voll, sagt er. Meine Güte! Dann wundert mich diese Genussschmälerung nicht im Geringsten. Er hat einen Messbecher, wie er zum Reiskocher gehört, und ich weise ihn darauf hin, dass der Kochtopf im Inneren über eine Skalierung verfügt. Jeder Messbecher Reis (das ist je „ein Go“) erfordert Wasser in Höhe jeweils eines Strichs auf der Skalierung, erkläre ich[1]. So, wie er mich jetzt anschaut, hat er gerade ein umwerfendes „Aha-Erlebnis“.

Um Acht sind wir auch pünktlich fertig. Ich werde die DVDs kaufen, sobald ich das Geld dazu habe. Um 20:30 kommen die ersten Gäste – Dave mit seiner Freundin Oyuna und seiner Tutorin, die Mizuho heißt. Später kommen noch Yannick (heute wirklich gut gelaunt) und ein Japaner, der Takato heißt, wenn ich mich recht erinnere. Das bleiben dann allerdings auch alle und wir trinken vor uns hin. Und Mizuho schluckt ziemlich was weg, dafür, dass sie nur eine durchschnittlich große Japanerin ist, wenn ich das mal so sagen darf. Und sie zieht wie ich Sake und Rotwein dem Bier vor. Am Ende habe ich etwa einen halben Liter getrunken und sie zwei Becher mehr als ich…
Um 23:00 geht Oyuna, weil sie das Bad ihrer WG noch putzen muss (mitten in der Nacht?), und eine halbe Stunde darauf verabschiede ich mich ebenfalls, weil ich Melanie ja nicht ewig warten lassen kann und will. Das heißt, ich bringe „Band of Brothers“ in die Videothek zurück und gehe gleich im Anschluss schlafen.


[1]   In Zahlen ausgedrückt: Je 160 g Reis benötigen 200 ml Wasser

13. März 2024

Samstag, 13.03.2004 – GTD?

Filed under: Arbeitswelt,Bücher,Japan,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Ich stehe um 08:00 auf, um Vokabeln für den heute geplanten Unterricht durchzugehen und zu übersetzen, damit ich die Beispielsätze auch erklären kann. Ich höre auch die Lehrkassette an. Ich finde kein großes Problem dabei und mache mich um 12:00 auf den Weg, um viel Zeit für Eventualitäten zu haben.

Um 12:30 bin ich im Ito Yôkadô. Ich habe noch dreißig Minuten Zeit und die verbringe ich in der CD Abteilung. Wenn ich schon mal da bin, kaufe ich die „Ace wo nerae!“ Single und den „Doraemon“ Soundtrack „Yumebiyori“ von Shimatani Hitomi. Ich finde auch zwei CDs, die mich interessieren könnten, und frage, ob man sie zur Probe anhören könne. Daraufhin fummelt der Angestellte an dem Computer an der Kasse herum und eröffnet mir knapp eine Minute später, dass von diesen Künstlern keine Samples gespeichert seien. Ich bin jetzt nicht ganz sicher, was für Rückschlüsse das auf das hier verwendete System zulässt, aber unpraktisch ist es auf jeden Fall. In Tokyo stand ein Terminal herum, in dem man aus Hunderten von CDs wählen konnte. Aber… wir sind hier ja auf dem Land. Vielleicht bringe ich das nächste Mal den Diskman mit und frage, ob es auf diese Weise möglich wäre, CDs zu hören, bevor man sich blind zum Kauf entschließt. Die Soundtracks bekannter Anime kann ich per E-Bay losschlagen, aber wenn es sich um Musik außerhalb des Mainstreams handelt, kann ich das vergessen.

Ich gehe um 12:55 zum Unterricht. Meine Teilnehmer sind zwei Damen Mitte 40 (Namuri und Sasaki) und zwei Herren. Yamagata ist etwa dreißig und Ozaki um die sechzig – und nicht arm, wie man aus dem Anzug schließen könnte. Es stellt sich außerdem heraus, dass Yamagata nicht auf der Anwesenheitsliste steht, weil er zum ersten Mal hier ist und dass Namuri ausgebildete Englischlehrerin ist. Aha… ich kehre meine Frage unter den Tisch, bleibe stumm und demonstriere angenehme Überraschung.
Und es läuft auch alles ganz wunderbar. Natürlich sind auch diese Japaner wenig einfallsreich, was ihre Beispielsätze betrifft (sie lesen ab, was im Buch steht und tauschen ein oder zwei Worte aus), und Rückfragen werden auch nicht gestellt, obwohl ich spüre, dass es notwendig wäre. Ich versuche also, eventuellen Fragen durch Anmerkungen im Vorfeld bereits zu begegnen. Yamagata-san fragt immerhin, warum ich zwei Uhren trage. Des Weiteren waren meine Bemühungen umsonst, mir die Erklärungen der grammatikalischen Umstände der indirekten Rede auf Japanisch zurecht zu legen. Man bittet mich kurzerhand, ausschließlich Englisch zu reden. Nun gut, das ist eigentlich auch am sinnvollsten.

Um 14:20 ist der Unterricht vorbei und ich hoffe, dem Thema auch gerecht geworden zu sein. Natürlich hat es wenig Sinn, die Kursteilnehmer nach ihrer Meinung zu fragen… die würden darin aufgehen, meinen Unterricht und mein Japanisch zu loben, selbst wenn ihnen etwas missfallen hätte. Japan ist halt Japan.
Yamagata-san fährt mit mir im Aufzug nach unten und wir unterhalten uns kurz über die Notwendigkeit von Englischkursen und ich komme nicht umhin, anzumerken, dass mir das weitgehend auf Auswendiglernen von Grammatik beruhende japanische Lehrsystem nicht gefalle, weil es den Schülern jeden Spaß an einer Fremdsprache nimmt. Er bedankt sich zuletzt für den Unterricht und meint, dass er weiterhin kommen werde.

Ich bleibe aber noch ein wenig im Kaufhaus und komme über kurz oder lang auch wieder an dem „Ashita no Joe“ Boxautomaten vorbei, den ich vor einiger Zeit einmal beschrieben habe. Im Moment steht ein Japaner davor, noch ein Stück davon entfernt, Zwanzig zu sein, knapp 170 cm groß, mit recht normalem Körperbau – also eher mager. Er wirft 100 Yen in den Automaten und landet seinen ersten Schlag – 170 kg. Ja, das kann ich auch, aber entgegen seinem Äußeren scheint er recht kräftig zu sein. Der zweite Schlag: 180 kg. Was denn? Er steigert sich um 10 kg und schlägt meinen eigenen Rekord um drei Kilogramm? Dass man sich beim zweiten Schlag steigert, ist allerdings nichts Ungewöhnliches. Dennoch bin ich geplättet. Der dritte Schlag: 205 kg. Der packt beim dritten Schlag noch mal einen halben Zentner drauf? Schafft dreißig Kilo mehr als ich? Wie geht denn das? Zum Glück hat er nicht gesehen, wie mir die Kinnlade auf den Boden gefallen ist. Ich glaube immer noch nicht so ganz, was ich da gesehen habe, als ich das Kaufhaus wieder verlasse.

Am Abend beginne ich, die „Erdsee“ Quatrologie von Ursula Le Guin zu lesen. Die Werbung verspricht „ein Epos vom Weltrang eines Herrn der Ringe“, deshalb habe ich zu lesen begonnen. Nicht, weil ich geneigt wäre, dieser Aussage Glauben zu schenken, eher aus gegenteiligen Gründen. Ich merke schon bald, dass „Erdsee“ in diese Liga so schnell nicht aufsteigen wird – dafür fehlt eine gehörige Portion Handlung und auch „die große Aufgabe“, wie ich es mal nennen will. „Erdsee“ schildert das Leben des Magiers Ged, wie er vom magisch begabten, halbwüchsigen Ziegenhüter zum Erzmagier wird. In dieser Welt gibt es zwar Drachen, ansonsten aber nur zwei Sorten von Menschen: Schwarze und Weiße. Die Schwarzen sind Gelehrte, Kaufleute und allgemein potentielle Magier, die Weißen sind tendenziell ein Kriegervolk, in dem Lesen und Schreiben als Schwarze Kunst betrachtet wird und das in hübscher Regelmäßigkeit fremde Küsten auf der Suche nach Schätzen und Sklaven heimsucht.
Das heißt allerdings nicht, dass es unter den Schwarzen nur fromme Lämmer gäbe, auch unter denen gibt es Piraten, und auch unter den Weißen gibt es magisch begabte Personen. Eine Gut-Böse Polarisation hätte ich nicht gutheißen können. Die beiden Rassen teilen sich zwar in mehrere kleine Völker untereinander auf, aber im Großen und Ganzen gibt es eben nur zwei Machtblöcke. Wenn man sich erst einmal an den etwas antiquierten Schreibstil gewöhnt hat, ist die Geschichte gar nicht uninteressant zu lesen. Nicht der ultimative Bringer, aber auch nicht schlecht.

12. März 2024

Freitag, 12.03.2004 – Signorina, isch ’abe gar keine Telefon mehr

Filed under: Arbeitswelt,Japan,Manga/Anime,Musik,My Life — 42317 @ 7:00

Morgens fahre ich ins Book Off, um mich nach bestellten CDs umzusehen. Der Wind ist zeitweise recht kräftig und an vielen Abstellplätzen sieht man reihenweise umgewehte Fahrräder. Ich stelle mein Fahrrad entsprechend sicher auf, aber die Tüte, die die Trockenheit meines Sattels garantieren soll, fliegt während meines Aufenthaltes auf und davon. Ich sollte in Zukunft einen Knoten machen, um zu vermeiden, dass ich die Gegend so mit Müll verunstalte. Immerhin regnet es heute nicht, von daher komme ich ohne Tüte aus, bis ich im Supermarkt die nächste erhalte.

Ich kaufe den „Trigun“ OST „The first Donuts“, „Kenka Banchô“ von Miyamura Yûko und ein „Final Fantasy VII“ Lösungsheft für mich. Zum Verkaufen nehme ich mir ein „Weisskreuz“ Artbook und etwas, das ich zuerst für eine Anthologie von (no hentai) EVA Dôjinshi halte – es wird sich jedoch (nach dem Kauf) herausstellen, dass dieses katalogförmige Buch das Original ist – bis zum Kapitel Nummer 29, heißt das. Der „Shin Seiki Evangelion“ Manga ist nicht abgeschlossen, glaube ich. Warum also bringt jemand eine Anthologie heraus??? Ich bezweifle außerdem, dass ich das Buch je wieder loswerde… aber immerhin habe ich jetzt Gelegenheit, den Manga als Vergleich zum Anime zu lesen. Die Unterschiede fallen ja bereits im ersten Kapitel auf…
Für alle anderen bestellten Artikel mache ich erst einmal Notizen darüber, was überhaupt verfügbar ist und werde nachfragen, ob das so genehm sei. Oha, ich sehe da auch einen „Final Fantasy Tactics“ OST herumstehen… aber er kostet 3880 Yen. Nee, lieber nicht. Wenn ich mir je eine Gakuran leisten können will, muss ich eisern sparen.

Ich kehre zur Universität zurück und bleibe bis um Acht. Um etwa 17:00 kommt Misi, setzt sich auf einen Stuhl neben mir, und wird just in diesem Moment vom „York Cultural Center“ angerufen. Man bittet um meine Telefonnummer. Misi drückt mir das Telefon in die Hand und ich versuche, der Dame klar zu machen, dass mein Telefon seit neuestem gar nicht mehr funktioniert und sie mit der Nummer daher überhaupt nichts anfangen könne. Nein, ich kenne die Telefonnummer leider nicht auswendig. Wozu auch? Meine Argumentation stößt auf taube Ohren, oder aber meine Telefon-losigkeit ist derart außerhalb jeder japanischen Vorstellungskraft, dass man meine Aussage darüber schlicht nicht ernst nimmt. Aber gut, ich will nicht so sein. Morgen findet der Unterricht statt, dann bringe ich die Telefonnummer gerne mit. „Hm… in Ordnung. Aber kommen Sie auf jeden Fall und rufen Sie an, wenn irgendwas dazwischenkommen sollte!“ Aber eine Nummer, die ich anrufen kann, für den unwahrscheinlichen Fall, dass mir etwas dazwischenkommt, erhalte ich nicht. Macht nichts, ich könnte Misi danach fragen, aber ich sehe die Notwendigkeit nicht und lasse es sein.
Zuhause sehe ich mir die Lektion für morgen an und lese die vorherige und die nachfolgende gleich mit, nur für den Fall, dass es nötig sein sollte. Es könnte ja sein, dass ausnahmsweise einmal jemand Fragen zur letzten Lektion stellt, und es kann auch nicht schaden, wenn ich ansage, um was es in der nachfolgenden geht.
Das „York Cultural Center“ liegt übrigens im siebten Stock des Gebäudes, in dem sich auch das Kaufhaus Ito Yôkadô befindet. Man hat von da oben einen netten Ausblick auf die Stadt.

Abends höre ich mir die „Trigun“ CD an… die einzig brauchbaren Lieder sind „H.T.“ und „Kaze wa Mirai ni fuku“, die übrigen sind unbedeutende Hintergrundmusik. Die werde ich nicht behalten. Go, go, Power E-Bay… Die CD von Miyamura Yûko werde ich allerdings behalten. Denn wie ich bereits sagte: Die Frau kann nicht wirklich gut singen, aber ich mag ihre Stimme. Eigentlich paradox.

11. März 2024

Donnerstag, 11.03.2004 – Ereignislos

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Die milden Temperaturen halten an, aber wie üblich habe ich nichts davon. Ich gehe in den Computerraum und schreibe. Und weil heute Donnerstag ist, gehe ich früher als sonst nach Hause. Heute läuft die letzte Episode von „Ace o nerae!“ und die werde ich nicht verpassen wollen.

Und welch Ende! Der Coach stirbt! Ja, er stirbt! Vermutlich an Stress oder sonst etwas in dieser Art. Und er hinterlässt Hiromi ein offenbar recht bewegendes Manuskript, in dem er Abschied nimmt und sie ermutigt, tapfer weiter zu spielen. Hiromi spielt sich also an die Weltspitze und nimmt 2008 am Grand Slam teil (oder einer ähnlichen Veranstaltung). Was aus ihrer potentiellen Beziehung zu Tôdô wird, kann man nur vermuten. Die zwei umarmen sich mal im Laufe der Episode – oder sollte ich sagen „er umarmt sie“? Da bleibt alles reichlich spekulativ. Es sei denn, die entstandene Situation wäre für den japanischen Zuschauer offensichtlicher als für jemanden aus dem Westen.

„Doll House“ wird wohl zumindest noch eine weitere Episode haben, wie es scheint.

10. März 2024

Mittwoch, 10.03.2004 – Warum Leute nerven, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben

Filed under: Filme,Japan,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Ich finde in meinem Posteingang eine Mail von Frank vor, in der er mir einen Link schickt und meine Meinung dazu hören möchte. Ich finde eine Art Kommentarseite von zwei Deutschen vor, etwa Mitte Zwanzig, über ihre Reise nach Japan. Die beiden haben den Versuch gemacht, eine Handvoll Kanji schreiben zu lernen, sprechen aber kein Japanisch, und wissen von Japan nur das, was man im Fernsehen sieht. Auf der Seite befinden sich 71 Fotos, die allesamt dem entsprechend kompetenzlos kommentiert sind. Die beiden empfehlen auf ihrer Seite das Buch „Warum Japaner nerven“ und das sagt bereits zu genüge aus, was man von dieser Seite zu halten hat. Wenn ich mir dieses Machwerk so ansehe, muss ich beinahe annehmen, dass die beiden zu viel Geld haben und allein durch derlei „Literatur“ zu der Reise motiviert worden sind. Aber obwohl ich mehrfach den Bildschirm an die Wand werfen möchte, kommentiere ich fast jedes einzelne Bild und stelle ein paar Dinge richtig, die von den beiden als „Irrsinn der Japaner“ verlacht werden. Ich habe den Link aus Rücksicht auf die Gesundheit meiner Nerven und um mich vor Schadensersatzforderungen des Rechenzentrums zu schützen nicht gespeichert.

Um 19:00 kommt Misi und spielt auf dem Platz neben mir die Combat Mission Karte „Abend in Cheneux“. Ich bearbeite indessen meine übrigen Mails und fahre um 20:00 mit dem Fahrrad nach Hause. Die neuerdings milden Temperaturen haben die Straßen frei gemacht und man kann auch nach Anbruch der Dunkelheit nach Hause fahren, ohne Frostbisse im Gesicht zu spüren.

Abends sehe ich mir mit Melanie den Film zur Serie „Gokusen“ an. Nett, aber unnötig. Wieder lange Monologe der Lehrerin Yamaguchi; Schüler werden verprügelt, Yamaguchi haut sie raus; Schüler machen Stunk, Yamaguchi bekehrt sie. Alles wie gehabt. Nur noch eine Spur schmalziger.

Zuletzt lese ich den Combat Mission After Action Report „Comme ca“ über ein russisch-deutsches Begegnungsgefecht im Juli 1941. Die beiden Kommentare sind wirklich gut und sehr unterhaltsam geschrieben, der Kampf wurde auf beiden Seiten sehr verzweifelt geführt, und ich finde die Beschreibungen sehr spannend.

9. März 2024

Dienstag, 09.03.3004 – Unterrichtsvorbereitung

Filed under: Japan,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Misi drückt mir die Unterlagen in die Hand, die ich brauche, um den von ihm übernommenen Unterricht durchführen zu können. Die zu behandelnde Lektion dreht sich um indirekte Rede, reported speech. Na, das ist kein allzu schwerer Hammer, damit kann ich fertig werden.

Ich schreibe drei Berichte und suche mir im Forum von „Battlefront“ einen After Action Report raus, der von anderen Lesern empfohlen wird. Ich kopiere und editiere den Text aber nur, um ihn ausdrucken zu können. Soweit ich das bis jetzt beurteilen kann, von den paar Fetzen in den ersten Zeilen der Abschnitte, scheinen die beiden Autoren was von Theatralik zu verstehen. Ich bin sicher, dass es Spaß machen wird, diesen Bericht zu lesen. Ich wechsele dann zu meinem eigenen Spiel und nehme ein paar Veränderungen auf meiner Gefechtskarte „Ruhestörung“ vor, um sie etwas fairer zu gestalten. Ich muss gestehen, dass die bisherige ideale Lösungsmöglichkeit für die alliierten Angreifer mehr auf Glück beruhte… ich muss sie also offensichtlicher machen.

Zu spät fällt mir ein, dass ich vergessen habe, zur Post zu gehen. Ich wollte die beiden „Saigadô“ Dôjinshi und die CDs von Aikawa Nanase schon längst versendet haben. Und nach dem „Skip Beat!“ Hörspiel muss ich mich weiter umsehen. Die CD scheint aus den Angebotsseiten von Amazon.co.jp verschwunden zu sein und ich muss eine Lösung für das Problem finden. Immerhin denke ich daran, die beiden überzähligen SailorMoon Figuren endlich bei E-Bay einzustellen.

8. März 2024

Montag, 08.03.2004 – Schreibrekord

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Ich schaue um Zehn im Center vorbei, aber es scheint nichts von Interesse zu geben. Ich gehe also in den unterkühlten Computerraum und schreibe – fünf Berichte werden es heute. Es handelt sich zwar um relativ kurze Stücke, aber zahlenmäßig ist es ein Rekord.

Ansonsten sehe ich mir das Animetric Forum an, aber auch da gibt es nichts besonderes, nur ein paar neue Einträge in dem Diskussionsfaden „Definiere Gott“, wo zwar überraschend sachlich diskutiert wird, aber die Meinungen sehr weit auseinander gehen. Wer hätte das gedacht? Von „allmächtig“ bis „nicht existent“ ist die ganze Palette zu finden. Natürlich treffen hier eingefleischte Atheisten, gläubige Christen und andere Leute, die weder das eine noch das andere sind, aufeinander. Es melden sich inzwischen auch welche zu Wort, die vorschlagen, den Faden zu schließen, um ein Ausufern der Diskussion ins Emotionale zu verhindern. Bisher kann ich persönlich dafür keine Anzeichen entdecken, und Valkyrie Ace, der Moderator, stimmt damit überein. Das Gespräch bleibt also offen für weitere Einträge.

Misi erscheint etwa um 17:00 und erklärt sich bereit, „Band of Brothers“ mit anzusehen. Das wären dann für jeden 500 Yen Unkosten, bei einer Gesamtspielzeit von etwa 10 Stunden. Des Weiteren möchte er wissen, ob ich bereit wäre, am Samstag seine Unterrichtsstunde zu übernehmen. Er lehrt Englisch in einem der Kulturvereine. Ja, sicher. Ich habe nichts dagegen und suche eh solche Gelegenheiten.

Um 20:00 gehe ich nach Hause und wir sehen uns den Rest der Serie „Gokusen“ an. Und immer wieder diese schlecht choreografierten Kämpfe… Nakama Yukie ist eine schöne Frau, der ich wirklich gerne schon beim bloßen Existieren zusehe, aber Kämpfen hat sie nicht gelernt, und auch die dramatische Zeitlupe macht die Angelegenheit nicht besser.

7. März 2024

Sonntag, 07.03.2004 – Ring out!

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Heute ist eine Serie dran, die „Gokusen“ heißt. Es handelt sich um eine Realserie, und ich erwähne das deshalb, weil es auch einen Anime gibt. Es scheint sich grob um die weibliche Variante von „Great Teacher Onizuka“ zu handeln, mit ein paar Detailausnahmen. Die betreffende Klasse ist rein männlich, zeigt wenig Solidarität untereinander, und die Hauptfigur, Yamaguchi-sensei, ist kein schludriger Junggesellentyp in weiblicher Ausführung, sondern die Tochter eines kleinen, aber alteingesessenen und geachteten Yakuza Oyabun. Ein Oyabun ist übrigens etwa das, was man anderswo möglicherweise einen „Paten“ oder einen „Capo“ nennt. Ansonsten ist die Serie eine typische Lehrerserie. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass die Lehrerin von Nakama Yukie gespielt wird, was mich in nicht geringem Masse freut.
Das sporadische Kampfelement aus „GTO“ wird hier zur Dauereinrichtung. Leider. In fast jeder Episode verprügelt die Lehrerin im Alleingang böse Buben, die ihren Schülern ans Leder wollen und bedient sich dabei eines üblen Gangsterslangs, wie ihn Frauen in Japan eigentlich noch nicht einmal denken dürfen.[1] J Dabei ist ihre Klasse wegen ihrer Gewaltbereitschaft so verschrien… entgegen ihrem betont coolen und selbstsicheren Auftreten werden die Jungs aber andauernd in die Mangel genommen. Es ist schon beinahe lächerlich. Von „Gokusen“ wurde vorsorglich nur eine Probierportion ausgeliehen, aber wir wollen den Rest ebenfalls sehen.

Bevor wir mehr von „Gokusen“ besorgen, schauen wir uns auch „The Ring“ an, das japanische Original. Eigentlich dachte ich, der Film hätte auf geheimnisvolle Art und Weise etwas mit einem Ring zu tun, aber mit „Ring“ scheint das Geräusch eines läutenden Telefons gemeint zu sein, da jeder Todgeweihte offenbar kurz vor seinem Ableben einen stummen Anruf erhält. Das einzige, was in dem Film ringförmig ist, ist der Lichtring, den man aus der Tiefe des Brunnens heraus am oberen Rand sehen kann…
Und was wurde mir über diesen Film alles erzählt! Wie grausam, furchtbar, Angst einflößend, gruselig und erschreckend der doch sei! Irgendwann rollen die Endtitel über den Bildschirm und ich sitze vor dem Fernseher und frage mich: „War das alles?“ Was ich hier gesehen habe, war eine gute Einlage für die „Twilight Zone“, aber doch nicht fürs Kino! Ja, die US-Fassung sei extremer, weil man das Gesicht des ermordeten Kindes öfters sieht und all das. Könnt ihr trotzdem behalten. Ich erkenne, dass der zu Grunde liegende Roman gut sein muss, aber dieser Film lässt eine gruselige Grundstimmung, diese flaue Spannung im Bauch, deutlich vermissen. Ich fand „Blair Witch Project“ in dieser Hinsicht um Längen besser.


[1] Der Choreografie, die sich oft in dramatischer Zeitlupe abspielt, ist allerdings auch anzusehen, dass Frau Nakama von Kampfkunst keine Ahnung hat.

6. März 2024

Samstag, 06.03.2004 – Gesichter, die keiner braucht

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Es ist schon seltsam, dass ich um 07:00 ohne fremde Hilfe wach werde, um SailorMoon ansehen zu können. Dann nehme ich die Gelegenheit doch gerne wahr. Und… wo waren wir?

Ah ja – Evil Mercury steht Mars, Jupiter und Mond gegenüber, bastelt sich ein Eisschwert und will die drei in Scheiben schneiden, was mit erhöhter Wahrscheinlichkeit sogar hingehauen hätte, aber Kunzyte, aus nicht nachvollziehbaren Gründen, hält sie zurück: „Das reicht für heute…“ und teleportiert mit ihr zurück ins Negaversum. Findet man einen solchen Eintrag bereits in der Liste mit den 100 Dingen, die man nicht machen darf, wenn man jemals ein böser Weltbeherrscher werden will? Und habe ich schon erwähnt, dass Merkur in ihrer bösen Form viel besser aussieht (mal abgesehen von dem etwas dick scheinenden Make-up)?
Also gut, die drei geretteten Senshi ziehen sich ebenfalls zurück und sind ganz traurig. Aber Ami taucht in der Schule auf, in Zivil sozusagen, und hat die Klasse in ihren Bann geschlagen. „Vielleicht möchtest Du heute lieber frei nehmen?“ fragt sie spitz, mit entsprechend amüsiertem Gesicht. Und dann gibt es eine ganz tolle Weitwinkelaufnahme mit Ami an der Spitze und der düster dreinblickenden Klasse hinter ihr.
Hm… Ami, gespielt von Hama Chisaki[1], ist m.E. die von der Truppe mit dem langweiligsten Äußeren – aber sie kann so richtig irre aussehen, im klinischen Sinne. Es fehlt nur noch das sadistische Lachen… arrr….
Schließlich führt das Erstarken von Königin Metallia (das ist die Energieform, die das Negaversum wirklich beherrscht) zum Wiedererwachen des von Venus kaltblütig getöteten Zoisyte, der Mamoru offenbar auch weiterhin als seinen alten Boss („Master“) Endymion anerkennt.
Die Episode der kommenden Woche scheint Leerlauf zu werden. Rei versucht sich als Sängerin… aha… dann sind wir mal gespannt. Statistisch betrachtet kann sie nur besser singen als Usagi.

Den Rest des Tages verbringe ich mit weiterem Lesen, nur unterbrochen von drei Episoden einer TV-Serie mit dem Titel „Kao“ („Gesichter“). Es geht um eine junge Polizistin mit dem Talent, sich Gesichter fotografisch zu merken und diese anschließend malen zu können. Viele (in Japan) bekannte „Gesichter“ spielen da mit, aber leider ist die Serie bierernst, und auch das ansehnliche Äußere von Nakama Yukie in der Hauptrolle rettet die Serie für mich nicht. Jetzt ist es natürlich bedauerlich, dass Melanie gleich alle Tapes ausgeliehen hat, anstatt nur vielleicht das erste, um mal zu sehen, ob sich das überhaupt für uns lohnt. Außerdem hat sie noch einen Film, den Film zur Serie „Ikebukuro West Gate Park“… und da geht es um Jugendbanden in Tokyo. Scheint abgefahren, chaotisch und irgendwie auch lustig zu sein, aber ich beschäftige mich lieber mit meinem Buch und bekomme wenig von der Handlung mit.


[1] Das war ein von ihr gewähltes Pseudonym. Ihr eigentlicher Name ist Izumi Rika.

5. März 2024

Freitag, 05.03.2004 – Slang-Studien

Filed under: Japan,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Melanie steht bereits um 07:00 auf, weil sie um 08:00 eine Verabredung mit Steffi hat, um über den halben Globus hinweg ein bisschen per Computer zu chatten. Ich bleibe liegen und stehe erst um 08:00 auf; und beginne langsam mein Tagesgeschäft.

Um kurz nach Zehn bin ich im Center, wo Melanie noch immer mit Steffi zu Gange ist. Ich will mich nicht in den Chat einmischen und verzichte auf drei Sätze Smalltalk. Ich mag weder Chat noch Smalltalk. Ich hoffe, Steffi nimmt das nicht persönlich. Ich habe meine in letzter Zeit gekauften Singles und Maxis mitgebracht und speichere die Lieder als MP3 Dateien auf der Festplatte, bevor ich diese auf eine Daten CD brenne. Irgendwann werde ich dann ein paar wenige Musik-CDs mit jeweils etwa 80 Minuten Spielzeit daraus machen. Ich finde es nämlich störend, alle paar Minuten die CD wechseln zu müssen, weil auf den CDs, die ich gekauft habe, jeweils nur zwei oder drei Songs drauf sind. Dann fasse ich die Dinger lieber zu eigenen Sammlungen zusammen.

Ich erkläre bei der Gelegenheit auch Paula, wie das funktioniert, weil sie gerade mit dem Brennen einer Audio CD Probleme zu haben scheint. Aha, ich sehe das Problem. Nein Paula, man kann keine CD von 80 Minuten Spielzeit brennen, wenn auf der Scheibe bereits 200 MB andere Daten gespeichert sind. Wie man eine Re-Write CD-ROM neu beschreibt, weiß ich allerdings nicht. Ich gebe ihr eine meiner leeren CDs für ihr Vorhaben, und sie geht im Anschluss gleich einkaufen, um meine Leihgabe zu ersetzen.

Um 14:00 kommt Yui und wir setzen uns an die ersten paar Seiten des 125 Seiten starken Glossars von Bundeswehr-Jargon, das mir als Grundlage für meine Magisterarbeit dienen soll. Die Beschreibungen der einzelnen Begriffe werden, für Soldaten so simpel wie möglich, so übersetzt, dass der japanische Applikant nur noch das entsprechende Wort im Jieitai-Jargon einzusetzen braucht. Das geht stetig, aber nicht schnell voran, und um 16:30 muss Yui weg, weil ihr Job ruft.

Am deutlichsten markiert wird dieser Zeitpunkt durch die Koreanerin MinJi, die Probleme mit dem Drucker hat und deshalb auf der Kante des Tisches kniet, über dem auf einem Regal der Drucker steht. Ich sage nur zu ihr, dass sie darauf achten soll, nicht von der Tischkante zu rutschen, als Yui eröffnet, dass sie gehen müsse. Yui geht also und ich kann zumindest versuchen, dass Problem von MinJi zu lösen. Sie will eine Internetseite ausdrucken und der Drucker gibt eine Fehlermeldung her, die keiner von uns beiden so recht verstehen kann. Der Drucker hat Papier, alle Klappen sind geschlossen und ein Papierstau liegt auch nicht vor. Da finde ich kein Problem. Den Text auf der Seite kann man nicht markieren, weder durch Einrahmen noch per Druck auf die Tasten „Ctrl+a“, Rechtsklick geht auch nicht, also kann ich den Text nicht in ein WORD Dokument verpflanzen. Tut mir leid, mein Wissen ist erschöpft. Sie dankt mir dennoch für meine Mühen. (Man hätte allerdings einen oder mehrere Screenshots der Seite machen können, um diese dann als Bild auszudrucken, aber darauf komme ich erst einige Zeit später.)

Den Rest meiner Zeit verbringe ich damit, meine „Combat Mission“ Gefechtskarte „Maulwurf“ für mein nächstes Spiel gegen Misi vorzubereiten. Sie braucht einige Verbesserungen. Aber ich will nicht im Einzelnen darauf eingehen. Ist sicher langweilig. Ich gehe um kurz nach Sechs. Ich fühle mich müde und verzichte darauf, einen Bericht zu schreiben. Außerdem wollte ich eh um 19:30 zuhause sein, um „Atashin’chi“ zu sehen.

Danach lese ich wieder in meinem Buch und gehe später mit Melanie in die Videothek, weil sie eine ausgeliehene TV-Serie zurückbringen will. Ich entdecke dabei im Regal die US Serie „Band of Brothers“, das Projekt von Tom Hanks und Steven Spielberg nach „Saving Private Ryan“. Die Filme sind im O-Ton verfügbar, also fasse ich den Plan, mir die Serie mit Misi zusammen anzusehen, weil sie so wunderbar zu Combat Mission passt.

4. März 2024

Donnerstag, 04.03.2004 – Mehr Heizung!

Filed under: Japan,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Es ist Donnerstag und es ist kalt. Immerhin kann man sich bereits am Morgen auf den Fernsehabend freuen.

Ich gehe erst ins Center, dort treffe ich (zufällig) Yui und vereinbare, mich morgen mit ihr zu treffen, wegen ein paar Übersetzungen. Ich wechsele dann ins Physikgebäude und treffe auf dem Weg dahin auch Masako wieder, die sich daran macht, ihr Büro auszuräumen. Die Ergebnisse der Abschlussarbeiten sind zwar noch nicht draußen, aber Zweifel an einem Erfolg hat sie natürlich nicht.

Physikgebäude, das heißt miese Stühle und eine auf Hochtouren laufende Lüftung, die einem ständig einen kühlen Luftzug ins Genick pustet, wenn man nicht gerade in der letzten Reihe sitzt. Also wieder eiskalte Finger und Füße (aber dem kann ich ja etwas abhelfen). Warum können die den Raum nicht einfach zwei Grad wärmer heizen? Im Winter ist der Raum hier ein echtes Erlebnis.

Ich schreibe heute 15 Einträge ins Animetric Forum und mache mich damit ganz eindeutig zum „Poster des Tages“. Leider gibt es dafür keine Geld- oder Sachpreise.

Um 18:00 gehe ich nach Hause und warte darauf, dass um 19:00 das Abendprogramm beginnt.

3. März 2024

Mittwoch, 03.03.2004 – Revanche eines Ungarn

Filed under: Japan,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Der Winter ist zurück, es schneit seit der Nacht, am frühen Morgen und in den Tag hinein, und es ist unerhört kalt. Ein letztes sibirisches Aufbäumen, muss ich annehmen. Und hoffen.

Ich stehe um 08:00 auf und gehe zusammen mit Melanie um 09:15 ins Center, um ihr aus ihrer MP3-Sammlung eine CD neu zu brennen, weil sie sagt, ihr Diskman spiele nur die Hälfte davon. Das Center erhält währenddessen gleich zwei neue Drucker, weil der alte zu viele Fehler produziert hat. Ich hätte es lieber gesehen, wenn man das Netzwerk mal gründlich überarbeitet hätte. Dann gehe ich zur Post und zur Aomori Bank, weil verschiedene Dinge bezahlt sein wollen und verschwinde dann im Physikgebäude, um mich der Tagesroutine hinzugeben. Nebenbei bereite ich das Rematch gegen Misi vor und beginne dann die Anfertigung weiterer Newsletter. Ich staune auch nicht schlecht, als ich feststelle, dass ich gestern nicht den 09. Januar, sondern den 10. Januar beschrieben habe – ich habe den neunten überblättert und meine eigene Überschrift völlig missachtet. Ich schreibe zwei Berichte, also zum 09. und zum 11. Januar.

Danach naht auch schon der Höhepunkt des Tages – Misis Revanche des Gefechts um Gersheim. Und ab hier gilt ebenfalls: Wer keine Spielbeschreibung lesen will, kann den Rest überspringen – bis auf einen kleinen Abschnitt vielleicht, der sich mit dem Abend nach dem Spiel befasst.
Wir spielen also wieder um Gersheim, diesmal mit 2000 Punkten pro Spieler. Er verteidigt den Ort, ich greife aus Richtung Niedergailbach an. Mein Konzept besteht aus einem mit Panzern unterstützten Infanterieangriff; zwei Artilleriebeobachter (155 mm) mit ausreichend Munition sollen am Waldrand auf der Anhöhe Stellung beziehen und die deutschen Verteidigungspunkte einebnen. Die Infanterie würde vorrücken und sofort nach Ende des Bombardements zum Angriff übergehen und die überlebenden Verteidiger im Schock erwischen, unterstützt von den beiden Churchill VII Panzern, deren Aufgabe es sein soll, die deutschen Panzer auszuschalten; zwei M7 Priest Selbstfahrlafetten sollten für punktgenaue Artillerieunterstützung der Infanterie sorgen.

Aber wie man weiß, überlebt kein Plan den ersten Feindkontakt. Um genau zu sein, überlebt mein Plan mein höchsteigenes Kartenkonzept (und die auf Grund der Softwarebeschränkungen immer noch sehr sinnfreie Landschaftsgestaltung) nicht. Die (von mir ja selbst entworfene) Aufstellungszone der Deutschen schließt die Anhöhe um Wachalls Haus vor dem Kalkwerk (auf der gegenüberliegenden Anhöhe) mit ein und Misi war so frei, zwei oder drei PaK 75 mm dort zu postieren. Natürlich kann man von dort aus meinen Anmarschweg, die Straße nach Niedergailbach, ganz hervorragend einsehen. In Realität handelt es sich dabei um ein paar wenige Kilometer, aber auf der Spielkarte sind es schätzungsweise gerade mal 900 Meter.

Nach der ersten Minute sind alle meine gepanzerten Fahrzeuge zerstört, noch bevor die Fahrer die Chance hatten, das Gaspedal zu berühren. Der vorderste Churchill ist immerhin 75 Meter weit gekommen, bevor ihn die PaK in die Flanke erwischte. Das hat einen aufgesessenen Beobachter getötet. Der andere überlebt, wird aber zwei Minuten später von einer 20 mm Kanone in der Nähe der heutigen Gesamtschule mit besten Grüßen von Thyssen und Krupp im Plastiksack nach Hause geschickt. Die Infanterie rückt vor und gerät unter heftiges Feuer. Was zur Hölle ist da los? Es sind zu wenige Einschläge pro Minute, um von einer abgesetzten Artilleriestellung zu kommen.
Es stellt sich heraus, dass parallel zur Niedergailbacher Straße am Ortsrand mindestens ein Puma, ein Luchs und ein Tiger Stellung bezogen haben und ein lustiges Zielschießen veranstalten.

Wieder ein Gestaltungsfehler meinerseits, was die Aufstellungszonen betrifft. Die Karte ist mit 1040 mal 1040 Metern zu klein, um dem Verteidiger ein derart großes Gebiet als Aufstellungszone zu überlassen. Und am Tretbecken steht nicht etwa eine, sondern gleich zwei 20 mm Kanonen. Das alles macht den Angriff zu einem Selbstmordkommando im Bataillonsrahmen. In Realität würde man einen Rückzug durchführen oder Luftunterstützung anfordern, aber die Option bietet sich mir nicht. Ich warte auf meine Verstärkung. Ich habe nämlich ausprobieren wollen, ob man die Verstärkungsmarkierungen überall hinstellen kann, anstatt nur in die eigene Aufstellungszone. Und das geht!
In Runde 10 landen zwei Kompanien US Fallschirmjäger auf der Fläche rechts der Blies, wo heute das Lager vom Pallmann steht. Ei, das hat ihn immerhin überrascht! Ich kann die Häuser an der Brücke einnehmen, mit etwa 15 % Verlusten und ich werde sie eine Zeitlang halten können. Sogar eine 8,8 und eine FlaK-Vierling habe ich dort, am Runden Brunnen, kalt erwischt. Aber dieser Kampf ist nicht mehr zu gewinnen, nicht ohne Panzerkräfte.

Dass ich den Schwerpunkt des Angriffs auf die linke Bliesseite gelegt habe, hat sich doppelt als fatal herausgestellt: Nicht nur, dass die deutschen Kanonen auf dem Hügel gegenüber ein prächtiges Sichtfeld haben, nein, ich war auch so dämlich, zu ignorieren, dass das Zentrum der deutschen Verteidigung die Brücke sein würde – anstatt mir also Bewegungsraum auf der Reinheimer Seite zu besorgen, wo auch zwei der drei einzunehmenden Geländepunkte liegen, habe ich beschlossen, meine zwei britischen Kompanien durch das Nadelöhr der Bliesbrücke zu quetschen, um an die Siegpunkte auf der anderen Flussseite zu gelangen! So dämlich kann doch eigentlich keiner sein. Es wird acht Uhr und wir brechen ab. Ich ersuche Waffenstillstand und bekomme ihn.

Ich muss die deutsche Aufstellungszone gewaltig einschränken. Und vor allem weiß ich eines: Wenn ich noch einmal eine Karte mit frei zu wählenden Truppen spiele, dann werde ich mir keinerlei Gedanken mehr über Realismus machen und nur Panzer auf den Plan stellen, mit einem Zug Infanterie, um die Siegpunkte zu halten und einem oder zwei Artilleriebeobachtern, um die gegnerische Infanterie genau daran zu hindern.

Misi geht also, während ich noch einen Augenblick bleibe und meine elektronischen Postfächer abklappere und auch bei Animetric kurz vorbeischaue, bevor ich nach Hause zurückkehre. Melanie hat Spaghetti mit Fleischsoße gemacht und etwas Kuchen gekauft (von dessen Verzehr ich in Zukunft absehen werde, weil er so künstlich schmeckt wie er aussieht). Sie hat heute auch die ersten Leihvideos mit Kopierschutz gesichtet, aber es lässt sich nicht erkennen, warum diese Videos einen Schutz haben und die anderen nicht.
Wir schauen uns noch die Aufnahme von „Gakkô e ikou“ von gestern an und beenden den Tag, also Geschirrspülen, Müll beseitigen und Tagebuch schreiben. Um 23:40 ist der Tag vorbei.

2. März 2024

Dienstag, 02.03.2004 – Siegreich in Gersheim

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Und wieder stehe ich um Acht auf. Inzwischen hat mein chinesischer „Gegner“ allerdings dazugelernt und ist vor mir im Center – wir belegen mit Vorliebe den gleichen Rechner. Ich stelle allerdings fest, dass der Computer immer langsamer wird, also werde ich meinen Arbeitsplatz eh alsbald wechseln. Und schon wieder habe ich vergessen, was ich eigentlich hier wollte. Hatte ich überhaupt etwas Dringendes zu tun?

Aus Frustration über diesen Zustand setze ich mich an den nächstbesten Rechner und lösche dort zwei Gigabyte an MP3 Musikdateien, die irgendjemand auf den Rechner heruntergeladen hat. Wen auch immer es betrifft – er oder sie wird sich nicht darüber freuen. Aber das ist mir ziemlich gleich in diesem Moment. Wenn man schon mit einem öffentlichen Rechner irgendwelche Daten aus dem Netz zieht, dann soll man sie auch brennen, sobald sie da sind und nicht gigabyteweise Speicher zustopfen.

Ich erspare mir die Bibliothek und gehe gleich in den Computerraum. Misi meldet mir, dass er etwa um 17:00 da sein könne, also warte ich. Ich schreibe nur den Bericht über den 09. Januar und ergehe mich sonst in Recherchen über japanische Schauspieler und besuche das Animetric Forum. Dort erfahre ich, dass es drei kleine Flash-Animationen gibt, die sich um die Super Mario Brothers und ihren Kampf gegen Coopa drehen, und die Nachricht ist versehen mit Links, die zu den entsprechenden Internetseiten führen. Und die sind gar nicht mal schlecht. Natürlich kann man von einer Flash-Animation nicht die ultimative Grafik erwarten, schon gar nicht, wenn es um ein Spiel in 16 Bit Grafik geht. Die Texte sind etwas pathetisch, aber insgesamt stellen die Clips eine sehr interessante Arbeit dar. Vor allem die musikalische Untermalung gefällt mir sehr gut. Das einzig Dumme daran ist, dass die Arbeit noch nicht beendet ist. Es gibt drei Episoden, aber das Ende wird darin noch nicht erzählt. Ich hoffe, dass das noch kommt. Ich will schließlich wissen, wie Mario die Prinzessin rettet.

Misi erscheint pünktlich, um seiner Niederlage beizuwohnen. In Runde 6 stellt seine Infanterie auf dem linken Bliesufer schließlich Feindkontakt her und bis Runde 10 hat mein dort eingesetzter Zug 45 % Ausfälle – aber die Stellung wird behauptet und bis dahin ist völlig sicher, dass ich gewinnen werde. Bis Runde 5 hätte ich meine Chancen auf „nur“ 80 % eingeschätzt.

In Runde 10 wird der letzte Feindpanzer ausgeschaltet (er ist nicht, wie ursprünglich erwartet, in den Feuerbereich der Sturmhaubitze gefahren). Im Umkreis von 100 Metern um das Rathaus liegen sechs Metallhaufen, zum Teil brennend. Die Züge in der Umgebung melden mir, dass die Besatzungen allesamt ins Rathaus geflüchtet sind, und dass sich im selben Gebäude noch mindestens eine Gruppe Infanterie befindet, zzgl. weiterer zwei oder drei Gruppen in den umliegenden Häusern. Da ich keine Panzer mehr zu fürchten brauche, fahre ich beide StuH42 in vorteilhafte Positionen und lege das gesamte Areal binnen vier Minuten (d.h. vier Runden) in Schutt und Asche. Allein aus den Trümmern des Rathauses werden am Ende 23 Tote geborgen.

Das Gefecht endet vor der festgesetzten Zeit (dreißig Runden waren geplant), weil die Moral der Amerikaner offenbar unter die 20 % Marke gefallen ist. Im Anschluss gehe ich auf ein paar Grundregeln der Spieltaktik ein (ich behaupte, selbst nicht mehr als grobe Grundregeln zu beherrschen) und wir besprechen ein paar Schwachpunkte der Karte. Ich muss die deutsche Aufstellungszone verkleinern, weil die Amerikaner unter Feuer geraten, sobald sie die Landkarte betreten. Sie haben also keine Chance, eine Art Vorgehen zu entwickeln, weil sie sich sofort in Deckung schmeißen müssen. Das kann natürlich nicht sein. Des Weiteren muss ich mehr Bäume einfügen. In der Gegend stehen überall „einzelne Bäume“ rum, richtig offene Flächen sind eher selten. Zuletzt vereinbaren wir, mit vertauschten Seiten und doppelter Punktzahl zu spielen.

1. März 2024

Montag, 01.03.2004 – Code Alpha lebt

Filed under: Bücher,Dawning Universe,Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Ich stehe um acht auf, weil ich frühzeitig an den Rechnern im Center sein will. Und als ich dann schließlich davor sitze, habe ich völlig vergessen, was ich so dringendes machen wollte. Ich finde keine Datenpakete, die zu brennen wären. Also schreibe ich kleinere Einträge und versuche mich zu erinnern, aber es gelingt mir nicht. Ich gehe zuerst in die Bibliothek. Kurz nachdem ich sitze und mit meinen Berichten begonnen habe, setzt sich einer neben mich, dem man nicht nur das stark koreanisch gewürzte Mittagessen, sondern auch die morgendliche Sportübung anmerkt. Ich bin einiges gewohnt, aber in dieser Wolke kann ich nicht lange bleiben.

Um 11:30 verlege ich daher in das Physikgebäude und arbeite mit den besseren Rechnern. Dafür sind die Stühle dort das letzte, weil man die Rückenlehne nicht einrasten kann. Wenn ich dort fertig bin und vom Stuhl aufstehe, habe ich Rückenschmerzen. Außerdem wären mir Stühle mit Stoffbezug wie in der Bibliothek lieber. Auf diesem Plastikleder schwitzt einem der Hintern, während die Füße eiskalt werden. Und das liegt daran, dass der Raum nicht auf eine auch nur halbwegs angenehme Temperatur geheizt wird. Und nach zwei Stunden werden auch die Finger steif. Ich räume also meinen Rucksack aus und stelle die Füße hinein. Ja, das ist schon besser. Außerdem ziehe ich Handschuhe an. Nach etwa dreißig Minuten habe ich mich daran gewöhnt und schaffe das Tippen in üblicher Geschwindigkeit.

Ich schreibe Misi an und frage, wie es mit der Weiterführung unserer Schlacht um Gersheim stünde, aber er schreibt mir nur eine Antwort, die eigentlich keine ist. Ich bitte um genauere Angaben und sage, dass ich im Physikgebäude warte, aber er erscheint heute nicht.

Dann nutze ich die Zeit, um ein wenig an meiner „Code Alpha“ Geschichte zu arbeiten, was ich seit 1997 nicht mehr ernsthaft getan habe. Es wird also Zeit. Ich überarbeite die Dialoge komplett, von vorne bis hinten, um ihnen diesen schwülstig-feierlichen Ernst zu nehmen, der mir im Alter von 20 Jahren für eine ernsthafte Geschichte anscheinend angebracht erschienen war. Wenn ich das heute wieder lese, dreht sich mir der Magen um und es verlangt mich nach einer Auflockerung der Atmosphäre. Natürlich schaffe ich das nicht an einem Tag, bzw. in wenigen Stunden. Ich werde noch ein paar Sitzungen dazu brauchen. Und wenn das geschafft ist, kann ich mich um das kümmern, was sich um die Dialoge herum befindet, also Beschreibungen von Orten, Personen und Handlungen. Und wenn das schließlich geschafft ist, kann ich mal darüber nachdenken, weiter in Richtung Ende der Geschichte zu arbeiten. Es kann sich nur noch um Jahrzehnte handeln.

Um 20:00 gehe ich nach Hause. Im Laufe des Tages hat sich eine neue Schneedecke gebildet, nachdem vor zwei Tagen erst die Straßen wieder getrocknet waren.

Melanie hat alles Notwendige aufgenommen, damit ich nichts verpasse. Und nachdem ich gesehen habe, was ich sehen wollte, lese ich weiter in „The Dogs of War“. So weit, wie ich bisher gekommen bin, gefällt mir das Buch schon deutlich besser als „The ODESSA File“. Das könnte nicht zuletzt daran liegen, dass ich Söldnergeschichten mag, und in dieser Hinsicht trifft Forsyth ganz meinen Geschmack. Wer meine Shadowrun Abenteuer kennt, wird wahrscheinlich verstehen, warum. Man muss sich nur eine Portion mehr Hirn hinter diesen Abenteuern vorstellen.

29. Februar 2024

Sonntag, 29.02.2004 – Im Wolfspelz

Filed under: Japan,Manga/Anime,My Life — 42317 @ 7:00

Das Schaltjahr macht sich bemerkbar. Wie? Indem ich feststelle, dass meine Fünf-Euro-Zwiebel, die sich Digitaluhr nennt, keine Option für das Verstellen des Datums besitzt!

Heute ist Schnee angesagt. Viele kleine und feine Schneeflocken rieseln aus den Wolken, als ich bereits anfing zu hoffen, mit dem Schnee sei es jetzt vorbei. Und morgen soll es nicht besser werden.

Ich verbringe den Tag mit dem Lesen in meinem neuen Buch „Dogs of War“, während Melanie in die Stadt fährt, um allerlei Bastelmaterial zu kaufen – für die bereits erwähnten Papierhemden im Miniformat, die letztendlich die Verzierung eines Papier-Pappe-Rahmens werden sollen. In den Rahmen selbst kann man dann nach Wunsch allerlei Nachrichten einfügen, die dem Besucher an der Tür eine gewisse Ahnung von der Machbarkeit irgendwelcher Ideen für Aktivitäten mit der Person geben sollen, die hinter der Tür wohnt. Melanie bereitet also „Herzlich willkommen“, „Betreten verboten“ oder „Gernots müssen draußen bleiben!“ vor. Das Präsent richtet sich an Ricci, und den Insiderwitz erkläre ich jetzt nicht.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit gehe ich Getränke kaufen und im Anschluss in die Videothek, weil ich „Jin Roh“ ausleihen möchte. Auf halbem Weg dahin, die Einkäufe habe ich bereits hinter mir, kommt mir Melanie entgegen. In der Annahme, ich ginge gerade einkaufen, bittet sie mich, auf sie zu warten und ich schlage vor, dass sie zur Videothek kommen soll, wenn sie ihr Zeug abgelegt hat.

Es gibt natürlich nur eine Version des Videos, das ich haben will – Original ohne Untertitel. Üblicherweise – bei „einfachen“ Filmen, soll das heißen – stört mich das nicht so sehr, weil ich im Notfall anhand von Bildern und/oder Kontext auf die Dialoge schließen kann, aber bei „Jin Roh“ ist das ein bisschen anders. Der Film hat eine gewisse philosophische Tiefe und man muss die Dialoge verstehen, um auf das schließen zu können, was damit gemeint ist. Dennoch nehme ich den Film mit. Ich habe ihn schon einmal gesehen, vor viereinhalb Jahren in Koblenz, um genau zu sein. Ich denke, ich werde mich im Laufe des Films an genügend Sachen erinnern, die mir das Verständnis des Films ermöglichen. Um 22:00 fangen wir an, den Film zu sehen und bringen ihn pünktlich vor dem Datumswechsel wieder zurück.

Zuvor allerdings testen wir die Kopierfähigkeit des Videos – und es geht! Ich bin erstaunt, dass das Videoband über keinen Kopierschutz verfügt. In Deutschland ist das Standard. In Japan gibt es offenbar nur eine relativ geringe Anzahl von kopiergeschützten Videos. Jetzt könnte ich mich hier natürlich zum Dauerkopierer machen, aber ich glaube, ich verzichte darauf. Erstens halte ich das Kopieren von Videos für unangebracht und zweitens bin ich jemand, der Filme kauft, wenn sie gut sind. Gute Filme sind ihr Geld normalerweise wert. Wenn ich einen Film in der Hand halte, und der Preis ist mir zu hoch, dann heißt das entweder, dass ich sparen muss, um den Film zu bekommen, oder aber, dass der Film nicht so gut ist, dass ich die betreffende Summe bezahlen würde. Ganz zu schweigen davon, dass mir das Konzept des Videobandes nicht mehr zusagt.[1] Melanie lässt sich eine eigene Mitgliedskarte machen, und das dauert zwanzig Minuten. In dieser Zeit sehen wir uns die Regale mit den Serien an und versuchen herauszufiltern, was uns gefallen könnte.


[1]   Entgegen des Eindrucks, den ich bisher gemacht habe, kaufe ich auch Spiele, Musik und Serien, die mir gefallen, sobald ich das Geld dafür habe.

28. Februar 2024

Samstag, 28.02.2004 – Lesestunde

Filed under: Bücher,Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Heute sind keine Computer verfügbar, also schlafe ich aus, bleibe ich zuhause und lese „The ODESSA File“.
Bis zum Abend habe ich das Buch hinter mich gebracht. Forsyth, der von der Werbung als Autor mit herausragender Recherche gepriesen wird, erweist sich genau in diesem Punkt, so weit es dieses Buch betrifft, leider als ein wenig schwach. Das Buch behandelt, wie der Titel sagt, „ODESSA“, aber gemeint ist keine Stadt, sondern die „Organisation Der Ehemaligen SSAngehörigen“. Auf die Handlung will ich nicht weiter eingehen. Ich gestehe ihm zu, dass er wohl gründlich an der Erforschung dieser obskuren Organisation gearbeitet hat, aber es hakt an Details, die Deutschland allgemein betreffen. Wie viele Nichtdeutsche hat er Probleme mit den Umlauten. So schreibt er „Munster“ (statt Münster) – aber: „Schützstaffel“. Aber das sind ja nur orthografische Schwierigkeiten. Geradezu vernichtend fand ich allerdings seine Unkenntnis der Nachkriegsgeschichte. Die Handlung erstreckt sich über den Zeitraum von 1963 bis 1964 und er sagt über den Protagonisten, dass dieser seinen Wehrdienst vor zehn Jahren geleistet habe. Ich muss keine Sekunde darüber nachdenken, um zu wissen, dass das Unsinn ist. Die Bundeswehr wurde erst per Gesetz 1955 gegründet und erst 1956 rückten die ersten freiwilligen Aufbaukommandos ein. Bis die ersten echten Wehrpflichtigen einrückten, verging noch einmal etwas Zeit.

Melanie bastelt den ganzen Tag über kleine Hemden aus Papier. Sie sollen am Ende als Verzierung für ein Türschild dienen, das sie Ricci schenken will.

Nachdem ich mit dem Buch fertig bin, muss ich meine Tagebucheinträge der letzten Tage nachholen und rekonstruiere sie anhand von Notizen. Ins Bett komme ich dadurch erst um 04:30. Dürfte ein kurzer Sonntag werden.

27. Februar 2024

Freitag, 27.02.2004 – First Blood

Filed under: Japan,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Da ich derzeit davon ausgehe, dass „The ODESSA File“, das erst gestern gekaufte Buch von Forsyth, das Wochenende nicht überdauern wird, besorge ich mir heute gleich das nächste Buch vom gleichen Autor: „The Dogs of War“. Von der Thematik ebenfalls nicht uninteressant: Eine Söldnergeschichte wie ein „Shadowrun“, nur ohne Science-Fiction und Fantasy Elemente.

Den Videorekorder können wir problemlos umtauschen. Dass das Monogerät 1000 Yen billiger ist, macht sich in erster Linie dadurch bemerkbar, dass kein einziges Kabel dabei ist, mit Ausnahme des fest angebrachten Stromkabels. Ich gehe also in den Markt zurück und kaufe für 420 Yen ein zweipoliges Cinchkabel. Der Videorekorder funktioniert und liefert ein einwandfreies Bild. Und wir stellen mit Befriedigung fest, dass die Aufnahmequalität des alten Gerätes noch in gutem Zustand ist.

Ansonsten besteht der Tag zunächst aus meiner Post und weiteren Schneefällen.
Zunächst!

Am Nachmittag kommt Misi in die Bibliothek und meint, ihm wäre „nach einem Spiel“. Wir reden von „Combat Mission“, nennen wir die Dinge beim Namen. Hm, ja, ich hätte nichts dagegen. Aber nicht in der Bibliothek. Zu öffentlich. Die macht eh um 17:00 bereits zu, während der Computerraum im Physikgebäude bis um 21:00 geöffnet hat, wir gehen also dahin. Ab 17:00 muss man sich in eine Besucherliste eintragen, aber das ist nur eine Formalität.

Wir wollen zuerst ein Spiel per E-Mail probieren, kopieren die Dateien auf die Festplatten und legen los. Das heißt, wir reichen uns die Speicherdateien per Diskette hin und her.
Hm… da ist was seltsam auf der dargestellten Landkarte… ah ja… Karl hat mir natürlich seine eigene Version des Spiels geschickt, in der keine Updates enthalten sind. Schade… aber spielbar. Wir spielen die Karte, die ich vor längerer Zeit einmal von Gersheim angefertigt habe. Ach ja… wer nicht daran interessiert ist, den Rest des Berichts mit einer groben Kampfbeschreibung zu verbringen, kann schon zur nächsten Mail übergehen.

Auf der Karte stehen 1000 deutsche Punkte gegen 1500 amerikanische. Wir werfen eine Münze, wer angreift und Misi wird vom Schicksal dazu auserkoren. Wir spielen nicht mit den Vorgaben, sondern jeder stellt seine Truppe neu nach Gutdünken auf. Ich habe eine Kompanie Panzergrenadiere mit einem Artilleriebeobachter (105 mm), vier MG42 Trupps, einen Panther und zwei StuH42 auf den Plan gestellt.

Es macht sich schnell bemerkbar, dass ich gegen einen absoluten Anfänger spiele (und ich bin selbst eigentlich nicht der Ultrakommandeur), denn binnen fünf Runden (= simulierte fünf Gefechtsminuten) ist seine US Infanterie auf die Hälfte ihres ursprünglichen Wertes reduziert. Mein Panther ist bis an die Biegung der Bliesstraße in der Nähe des (heutigen) Kindergartens vorgefahren und überblickt die Straße bis zum Ortsausgang Richtung Reinheim – das ist unrealistisch, aber in dem Spiel nicht anders zu machen. Binnen kürzester Zeit stehen zwischen Polizeigebäude und Rathaus ein brennender Pershing und zwei ausgeknipste Shermans. Ein weiterer Sherman ist abseits von der Straße über die Felder auf den Lohweg zugefahren und befindet sich bei Spielunterbrechung gerade noch außerhalb der Eröffnungslinie der StuH42.

Diese Sturmhaubitze steht neben Lauers Haus, und jeder, der meinen Heimatort kennt, wird einwerfen: „Von dort aus kann man den Ortsausgang nach Reinheim doch gar nicht sehen!“ Nun ja, wie bereits angedeutet sind dem Karteneditor des Spiels leider gewisse Grenzen gesetzt, z.B. keine Gebäude auf schiefen Ebenen, so dass diese Situation durch weniger Bebauuung möglich wird.

Misis Greyhound, der sich am rechten Bliesufer entlang Richtung Pallmann vortastet, müsste sich auch schon längst fragen, wo die ganzen Krater um ihn herum herkommen – die stammen von der zweiten Sturmhaubitze, die am Bahnhof steht und das gegenüberliegende Ufer bestreicht. In dieser letzten heute gespielten Runde beginnt auch meine Artillerie, auf den Jungs da drüben rumzuhämmern, aber ich werde das Ergebnis erst beim nächsten Spieltermin erfahren – falls Misi nicht bereits jetzt die Fahnen streicht.
Er tut es nicht.
Ich habe schon spannendere Schlachten gespielt… aber auf jeden Fall hat es sehr gut getan, nach so langer Zeit wieder einmal überhaupt eine „Combat Mission“ Schlacht zu spielen. Nächste Woche werde ich Misi einen Crashkurs in Sachen (deutschsprachige) Spieloptionen geben, sofern dafür Zeit ist.

26. Februar 2024

Donnerstag, 26.02.2004 – Was ist EURO-SCART?

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Über Nacht hat es wieder geschneit, also wieder Schluss mit Fahrrad. Und das Wetter hält den ganzen Tag über an. Ich gehe ins Seikyô[1] und besorge mir was Lockeres zum Lesen: „The ODESSA File“ von Frederick Forsyth. Ich habe ein ungeheures Verlangen danach, wieder einmal einen Roman zu lesen.

In der Bibliothek passiert nichts Spannendes.
Eigentlich passiert gar nichts.

Das „spannende“ Element des Tages tritt erst am Abend auf: Japanische Videorekorder sind ganz anders als europäische, ja ja – und das nicht nur in Bezug auf das Bildformat und den Bildschirmtext. Das Modell, das Melanie gekauft hat, besitzt weder einen Scart-Anschluss noch einen für mich als solchen zu erkennenden Antennenstecker. Es gibt nur Cinch Ein- und Ausgänge und zwei Metallstäbe mit Außengewinde, die etwa zwei Zentimeter lang aus der Rückseite des Gerätes herausragen. Einer davon ist beschriftet mit „UHF“, also „Ultra High Frequency“, zu Deutsch „Ultrakurzwelle“, kurz „UKW“. Und das sind Radiofrequenzen. Ich habe keine Ahnung, was das soll.

Das nächste Problem: Dies ist ein Stereo-Videorekorder, der dem entsprechend ein dreipoliges Cinchkabel besitzt: Ein Strang für Bild, und zwei für Ton, links und rechts. Aber wir verfügen nur über einen Mono-Fernseher, der seinerseits dem entsprechend nur zwei Cincheingänge besitzt – einen für Bild und einen für Ton. Ich verspüre nicht die geringste Motivation, mich mit nur einer Tonspur aus den Lautsprechern zufrieden zu geben. Das Gerät wird eingepackt und morgen wieder zurückgegeben. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal für ein Mono-Gerät entschließen müsste – ich dachte, dieser Mist sei längst aus der Produktion.

Ich gehe am Abend noch einmal einkaufen. Von dem Schnee ist jetzt nicht mehr viel übrig, die Straße ist frei, also nehme ich das Fahrrad. Ja… die Straße ist frei von Schnee. Aber ich hätte daran denken sollen, dass die kleine Kurve da vorne, nur 50 Meter vom Haus weg, sehr anfällig für Frost ist, weil der Wind an der Ecke vorbei pfeift. Ich muss also noch nicht einmal besonders schnell fahren – der Hinterreifen rutscht mir weg und ich stelle noch einmal Bodenkontakt her, diesmal exakt waagerecht. Ich schaffe es, richtig zu fallen – „richtig“ im Sinne von „knochenschonend“. Und zum Glück befindet sich die Kurve noch in unserer kleinen Nebenstraße, also bestand keine Gefahr, gleich im Anschluss auch noch überrollt zu werden.

Ich stehe wieder auf und prüfe meine Knochen und Gelenke. Wenn man stürzt, spürt man oft erst später, dass etwas nicht in Ordnung ist, also vergewissere ich mich lieber sofort. Alles lässt sich bewegen, keine Knubbel und Dellen, wo keine hingehören, hüpfen kann ich auch. Ah, am rechten Ellenbogen brennt es etwas. Aber die Jacke ist nicht beschädigt. Ich nehme also an, dass ich noch nicht einmal eine Schürfwunde davongetragen habe.

Ich fahre dennoch mit dem Fahrrad weiter, wenn auch bedeutend langsamer. Ansonsten treffe ich auf keine vereisten Abschnitte und komme unversehrt wieder zurück. Ich ziehe meinen Pullover aus und begutachte meinen Ellenbogen. Er ist vom Aufprall etwas gerötet, aber kein bisschen geschwollen. Noch nicht einmal Hautabschürfungen sind zu sehen. Ich kann mir vorstellen, dass meine besorgte Mutter dieses „Abenteuer“ überhaupt nicht lustig finden wird… aber es ist wirklich nichts passiert.


[1] Das ist der Schreibwarenladen auf dem Campus.

25. Februar 2024

Mittwoch, 25.02.2004 – Ruhe im Haus

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Das Wetter ist gut, also nehme ich mein Fahrrad und fahre zur Bibliothek, wo ich das Schreiben meiner Newsletter wiederaufnehme. Ich hänge sieben Wochen hinterher und es wird Zeit, das zu ändern. Dass die Bibliothek während der Ferien bereits um 17:00 schließt und auch an Wochenenden geschlossen hat, fördert mein Vorhaben natürlich „in keinster Weise“, aber damit muss ich wohl leben.
Melanie äußert die feste Absicht, morgen im Sunday einen Videorekorder zu kaufen, weil gerade welche im Angebot seien. Der Lesekopf des in den Fernseher integrierten Videorekorders ist entweder zu schmutzig oder zu abgenutzt, um noch ein einwandfreies Bild zu liefern. Wir wollen aber auch ein Reinigungsset für den alten Rekorder kaufen, für alle Fälle.

24. Februar 2024

Dienstag, 24.02.2004 – Alles hat ein Ende

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Ich stehe trotz der nächtlichen Party recht früh auf und befinde mich, wie geplant, um 09:00 im Center, wo ich das Brennen der gestern erwähnten Daten-CDs vornehme. Es werden 15 CDs und das Ganze dauert fünf Stunden.

Irgendwann zwischen 14:00 und 15:00 bin ich wieder zuhause. Und jetzt hatte ich eigentlich gehofft, mit dem Brennen von MP3-Daten anfangen zu können, aber das anwesende Publikum will erst noch vier weitere Episoden von „Prince of Tennis“ sehen. Inklusive Ronald, der das vor wenigen Tagen noch völlig uninteressant fand – vor dem Ansehen, wohlgemerkt. Jetzt will er mehr davon. Ich füge mich. Und grolle dennoch… als ich gestern oder vorgestern danach fragte, ob ich denn die Daten brennen könne, hieß es, dass am letzten Tag des Besuchs (heute!) noch genug Zeit dafür sei und ich gab mich zufrieden. Aber, wie so oft…

Ronald sorgt zwischendurch für das Essen und bereitet eine Art Eintopf aus Kartoffeln, Möhren, Fleisch und… und anderen Sachen zu, den man „Nikujaga“ nennt.

Auf den letzten Drücker komme ich dann dazu, mich in den Dateiordnern umzusehen, in denen die Musik lagert und fange mit den Anime Soundtracks an. Und zwanzig Sekunden vor Ende des ersten Brennvorgangs geht dem Rechner der Saft aus. Wunderbar… eine CD im Eimer. Es war leichtsinnig, den Stecker bereits zu verpacken. Ich hätte daran denken müssen. Aber was soll’s… eine CD ist ja nicht unbedingt teuer. Also noch einmal. Am Ende der verfügbaren Zeit habe ich drei CD-ROMs voll, und das dürfte vielleicht die Hälfte von dem sein, was ich mir erhofft hatte. Ich bitte Ricci also darum, mir weitere CDs in Tokyo zu brennen und sie mir mit der Post zu schicken, sobald ich eine entsprechende Mail an sie schicke. Ich möchte allerdings, dass die Anfertigung der „Prince of Tennis“ CDs für Yong Vorrang erhält. Heute ist der 24. Februar… Ricci wird in den kommenden Wochen noch eine Menge Besuch bekommen und wenig Zeit haben… ich werde mich also Ende März nach den CDs erkundigen. Fünf Wochen könnten reichen für 29 CD-ROMS. Das ist weniger als eine pro Tag. Ich halte das für vertretbar.

Um 21:00 brechen wir auf und organisieren ein Taxi zum Busbahnhof. Das heißt, Melanie fährt mit den beiden allein dorthin – mit den ganzen Koffern und Taschen ist das Taxi so voll, dass ich nicht mehr hineinpasse. Ich winke also vom HotSpar aus dem Taxi nach und gehe in die Videothek. Mit Melanie ist vor Zehn wahrscheinlich nicht zu rechnen, also kann ich mich umsehen, ob sich was Interessantes findet.

23. Februar 2024

Montag, 23.02.2003 – Skattland Rhapsody

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Über Nacht hat ein sehr kräftiger Wind eingesetzt, zum Teil mit Orkanstärke, wie ich wegen des Lautstärkepegels annehme. Dennoch schlafen wir, wie üblich, ziemlich lange und folgen Melanie nach, die um Zehn aufsteht, weil sie in die Stadt muss, um Geld abzuheben. Eigentlich wollte sie mit dem Fahrrad fahren (die Schneesituation auf den Straßen lässt es gerade zu), aber wegen des Windes fährt sie lieber mit dem Bus. Eine kluge Entscheidung.

Um etwa 11:00 fällt das Wasser aus. Ronald und Ricci sind bis dahin mit dem Notwendigsten fertig, aber ich werde ungewaschen über die Runden kommen müssen. Immerhin haben wir, in weiser Voraussicht, inzwischen grundsätzlich 20 Liter Wasser in Eimern gebunkert, plus 2 Liter in einer Wasserflasche, so dass Toilettenspülung und Zähneputzen gesichert sind.

Ich gehe ins Center, weil ich den Stapel CD-ROMs, den Ricci mitgebracht hat, kopieren will. Oder einen Teil davon. Aber daraus wird nichts. Alle Rechner, die über einen Brenner verfügen, sind und bleiben besetzt, und das von Mittag bis zum Nachmittag um 17:30, als Saitô-san verkündet, dass man schließen wolle. Na Mahlzeit! Dann wird der Zeitplan knapp. Ich muss morgen früh um spätestens 09:00 auf der Matte stehen, um dem „Mongolensturm“ zuvorzukommen (man verzeihe mir diesen Ausdruck für die Überpräsenz von Chinesen an den entscheidenden Maschinen bitte – ist nur ein Scherz).

Um 18:00 komme ich nach Hause. Und… es ist immer noch kein Wasser da! Allerdings haben wir mit Ronalds Telefon um 18:30 Ikeda-san angerufen, um mich diesbezüglich zu beschweren. Darauf hieß es, dass um 19:00 jemand käme, der das Problem beheben würde… oder Wasser bringt. Sicher bin ich mir nicht. Um 19:20 kommt stattdessen die mit Ikeda verwandte Nachbarin vorbei (was mir die Koreaner zwischendurch erzählt haben) und fragt mich, ob inzwischen Wasser da sei. Ich verneine, und sie verschwindet wieder, natürlich ohne zu vergessen, sich für die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.
Einige Minuten später gurgelt der Wasserhahn und übergibt sich in das Spülbecken. Besser kann man das anhand der erdbraunen und dickflüssigen Beschaffenheit dessen, was daraus hervorspritzt, nicht nennen. Wir drehen alle Hähne auf, um die Leitungen frei zu spülen und nach wenigen Minuten haben wir wieder geruchs- und geschmacksneutrales Wasser.
Die Nachbarin kommt noch einmal vorbei. Es sei wieder alles in Ordnung sage ich. Dennoch will sie das fließende Wasser sehen. Na, wenn sie mir nicht glaubt: Ich drehe den Wasserhahn auf und zeige ihr, was sie sehen will. Sie ist zufrieden, entschuldigt sich noch einmal, wünscht einen guten Abend und verschwindet die Treppe hinunter.

Um acht Uhr gehen wir nach Nishihiro, um im „Skattland“ ein Nomihôdai zu machen. Melanie sagt, es sei besser, dorthin zu gehen, weil die Getränkeauswahl größer sei als in dem Laden, wo wir wegen Angelas Abschiedsfeier einmal gewesen sind. Ich erinnere: „Nomihôdai“ ist, im Gegensatz zum Tabehôdai, „All you can drink“. Eigentlich hatten wir auch SangSu eingeladen, aber der hat aus finanziellen Gründen abgelehnt. Ich glaube, er wird im März noch einmal für einige Zeit nach Tokyo fahren, vielleicht auch nach Hause.

Da wir, mangels Wasser, heute noch nichts gegessen haben, spielen wir auch mit dem Gedanken, ein Tabehôdai zu machen, aber ich bin schließlich der einzige, der dabeibleiben will. Und da findet sich der erste Knackpunkt im Skattland: Entweder jeder am Tisch oder keiner bestellt Tabehôdai – die Chance, dass der Tabehôdai-Kunde seine Freunde günstig mitfüttert, ist dem Laden verständlicherweise zu groß. Also verzichte ich darauf.
Zweiter Knackpunkt: Das billige Nomihôdai für 1000 Yen gilt nur für Softdrinks (also alkoholfreie Getränke) und die so genannten „Sour“ Drinks (das sind Sirupgetränke in bunten Farben und Geschmacksrichtungen mit schwachem Alkoholgehalt). Aber gut, wir bestellen das Nomihôdai trotzdem.
Ich probiere ein „Sour“ und weiß sofort, dass es das letzte sein wird: Kohlensäure ohne Ende und der Geschmack ist schlicht grausig. Ich trinke daher die Saftliste herunter und bleibe bei Kalpis hängen – ohne Eiswürfel, bitte. Ich kann nicht erklären, was Kalpis eigentlich ist, aber ich glaube, dass man es entweder angenehm oder abstoßend finden muss. Mir jedenfalls schmeckt das trüb-weiße Zeug. Zum Essen bestelle ich eine Curry-Pizza und ein „Dschingis Khan Menü“. Die Curry-Pizza schmeckt nach dem, was der Name verspricht und nach der großen Portion Käse darüber. Das Menü besteht aus Reis, Gemüse und Fleisch und ist ebenfalls gar nicht mal so schlecht. Ein normaler Mensch wird davon satt (ich brauche halt noch die kleine Pizza dazu) und es kostet nur 500 Yen.
Und das ist der dritte Knackpunkt: Ein Tabehôdai kostet 1500 Yen. Wenn ich hier für 1000 Yen Essen bestellt habe, bin ich satt. Die restlichen 500 Yen sind ein Geschenk an den Betrieb.
Vierter Knackpunkt: Ein Nomihôdai mit alkoholischen Getränken kostet 1800 Yen. Ein faustgroßer Krug Sake kostet 200 Yen, und wenn ich davon fünf getrunken habe, bin ich schon sehr lustig, was nicht zuletzt daran liegt, dass ich ansonsten nicht so schrecklich viel trinke. Ich halte es für utopisch, neun Krüge zu leeren, ohne mich nach Hause tragen lassen zu müssen. Utopisch ist außerdem, dass ich so viel Zeug in nur zwei Stunden, so das Zeitlimit, in mich hineinschütten kann, ohne mich zu übergeben. Ich schließe daraus (messerscharf): Das lohnt sich nicht! Das Nomihôdai für 1000 Yen könnte sich für mich gerade so gelohnt haben, möglicherweise habe ich den Preis um ein paar Yen überschritten. Ich lasse das Nomihôdai nächstens sein und trinke lieber in einem angemessenen Tempo, ohne die Stoppuhr im Nacken zu spüren. Ich glaube, der einzige spürbare Vorteil des Nomihôdai offenbart sich, wenn man mit einem Dutzend Leuten oder mehr am Tisch sitzt und die Truppe nicht mehr nüchtern ist: Es spart die Einzelabrechnung, und 1500 Yen auf den Tisch zu legen, schafft man auch mit schwerem Kopf und lallender Zunge noch.

Oh, da war doch noch was… In Anbetracht von SangSus Geldmangel und auch der Tatsache, dass mein Geldbeutel am Morgen nur noch 200 Yen aufwies (und ich daher dachte, der Ausflug am Abend hätte sich erledigt), habe ich SangSu während meines Aufenthaltes im Center mitgeteilt, dass er dann ja so um 21:00 für ein zwangloses Trinken zu uns hochkommen könne. Bis zum Abend hatte ich das bereits vergessen, und wir waren um diese Zeit im Skattland. Um Mitternacht sind wir, per Taxi, wieder zuhause und bereiten uns darauf vor, schlafen zu gehen. Es klingelt an der Tür. Noch bin ich nicht (wieder) im Bilde. Ich mache die Tür auf und sehe erst einmal niemanden. Dann erscheint SangSus Kopf an der Ecke zur Treppe. Er bleibt gerne am Klingelknopf stehen (um die Ecke) und hüpft dann ins Bild, wenn man die Tür öffnet. Ein bisschen kindisch, aber… so ist er eben. Ich weiß zu dem Zeitpunkt immer noch nicht, was er will. SangSu entschuldigt sich bei mir dafür, die Verabredung um Neun vergessen zu haben. Oh verdammt, jetzt weiß ich, was los ist. Ich sage ihm, dass das nicht so schlimm sei, weil ich es ebenfalls vergessen hätte. Er sagt, ich solle kurz warten und er verschwindet. Nach knapp einer Minute kommt er die Treppe wieder hoch. Mit einer Plastiktüte voller Bierdosen.
Also eine spontane Afterparty. So sei es. Sonst hat auch keiner was dagegen. Zumindest beschwert sich keiner. Und ich werde ins HotSpar geschickt, um zwei Flaschen „Two Dogs“ zu kaufen (eine leichte Mischung aus Bier und Fruchtsaft aus Australien). Und unsere Afterparty zieht sich noch über zwei Stunden dahin, in denen uns SangSu, begeistert wie immer, einen Videoclip aus einer koreanischen Fernsehshow vorführt, in der „Der Herr der Ringe“ geringfügig parodiert wird. Man stelle sich eine Mittelschichtwohnung vor, in der zwei koreanische Gollums (einer männlich, einer weiblich) auftauchen – und ein spähender koreanischer Legolas, der sie einsammelt. Außerdem beweist sich, wieder einmal aufs Neue, dass man mit SangSu eine Menge Unsinn machen kann. Melanie knetet sein Gesicht, er nennt sie „Prinzessin Gollum“, sie schlägt ihn dafür. Alles beim Alten. Es wird vorübergehen, also warum eingreifen?

22. Februar 2024

Sonntag, 22.02.2004 – Video bis zum Abwinken

Filed under: Japan,Manga/Anime,My Life — 42317 @ 7:00

Wir sehen uns heute eine Episode der Realserie „Good Luck“, zwei Episoden des Anime „Tsuki-hime“, und jeweils vier Episoden der Anime „Prince of Tennis“ und „DNAngel“ an.

Bei „Good Luck“ handelt es sich um eine Realserie, deren Protagonist ein junger Kopilot bei einer japanischen Fluggesellschaft ist. Er sieht gut aus und die Stewardessen bemühen sich um seine Gunst, aber das lässt ihn kalt. Der Rest ist nach einem noch einfacheren Muster gestrickt und ich prophezeie: Am Ende der Serie wird er sich gegen seinen starrsinnigen und überpeniblen Vorgesetzten durchgesetzt, die Pilotenveteranen von seinen Fähigkeiten überzeugt haben, und mit der gut aussehenden Mechanikerin (Shibasaki Kô) zusammenkommen, die ihn gleich zu Beginn heftig angeschnauzt hat. Noch mehr? Ich rate, dass der Vorgesetzte deshalb so penibel ist, weil er einmal leichtsinnig gehandelt hat, wobei wahrscheinlich Menschenleben zumindest gefährdet wurden. Und ich rate weiterhin, dass die Mechanikerin diesen Job deshalb gewählt hat, weil ein ihr nahe stehender Verwandter wegen eines Wartungsfehlers der Bodencrew sein Leben verloren hat. Ich bin davon überzeugt, nicht mehr als eine Episode sehen zu müssen, um das zu wissen. Und das liegt nicht daran, dass ich vielleicht ein helles Köpfchen wäre, sondern daran, dass die Serien alle ein ähnliches Strickmuster haben und Gesten und Bemerkungen immer so schrecklich offensichtlich sind, wenn man ein wenig Erfahrung mit solchen Serien hat. „Good Luck“ interessiert mich nicht. Auch das Charisma eines Takenaka Naoto (Hauptdarsteller in dem bereits ansatzweise beschriebenen Drama „Lion Seinsei“) und die reizende Shibasaki Kô retten die Serie nicht.

„Tsuki-hime“ wird von vielen Leuten gelobt, in alle himmlischen Höhen, zumindest von so ziemlich jedem, der sich im Animetric Forum tummelt (und die Serie auch gesehen hat). Und die Serie ist auch nicht so schrecklich durchsichtig wie die eben erwähnte Realserie (das macht Animeserien im Schnitt besser als Realserien). Aber ich finde „Tsuki-hime“ irgendwie… uninteressant. Ich finde in der Serie keine Charaktere, die ich sympathisch finden kann, und das ist für mich eine wichtige Voraussetzung, wenn es darum geht, zu beschließen, ob ich etwas weiterhin ansehe oder nicht. Die haben alle irgendwelche dunklen Geheimnisse, was an sich nichts Übles ist, aber die Stimmung ist so derart melancholisch, dass mir der Spaß vergeht. Der Held der Geschichte (nennen wir ihn mal so, obwohl er es nicht verdient) hat hin und wieder Aussetzer, in denen er irgendwelche Leute mit seinem (zumindest nicht kleinen) Taschenmesser in Stücke schneidet. Na hurra. Und er sieht irgendwelche Linien… als Kind noch erhält er von einer geheimnisvollen jungen Frau eine Brille, die diese Linien vor seinen Augen verbirgt und ihm ein „normales“ Bild seiner Umgebung vermittelt.

Ich ziehe später Informationen ein und erfahre, dass diese Linien die Schwachstellen physischer Körper darstellen, seien es leblose Gegenstände, Humanoide, Tiere oder Pflanzen. Ich sage deshalb „Humanoide“, weil in dieser Serie Vampire und andere Nicht-Menschen auftreten, die für gewöhnlich nicht gerade leicht zu töten sind. Unser so genannter Held hat den Drang entwickelt, die sich ihm offenbarenden Schwachpunkte physischer Objekte zu zerschneiden, auch wenn es sich dabei um Menschen handelt. Aber er ist sich dieser Taten nicht voll bewusst und wacht morgens auf – die Spuren sind auf geheimnisvolle Art und Weise beseitigt – und hat das Gefühl, einen Albtraum gehabt zu haben. Eines Tages gerät er an einen weiblichen Vampir, den er flugs filettiert, zu ihrem eigenen Erstaunen. Aber sie kommt ja wieder und spricht ihn darauf an, wie er es wohl geschafft haben mag, sie in 17 Einzelteile zu zerlegen (und nennt ihm jedes einzelne Stück Schaschlik).
Das Geheimnis wird zu diesem frühen Zeitpunkt natürlich noch nicht gelöst. Jetzt werde ich im Forum garantiert gelöchert, der Serie eine Chance zu geben. Vielleicht tue ich das noch, ir-gend-wann.

Bei „Prince of Tennis“ geht es ganz bestimmt nicht um Fußball. Da folgt ein Match auf das andere, mit irren und utopischen Spezialattacken und Taktiken. Mehr gibt es da nicht. Da wird nur Tennis gespielt, habe ich den Eindruck. Nebenbei gibt es ein paar Minuten sonstiger Handlung pro Folge, wenn nicht gerade ein wichtiges Spiel ansteht, das sich dann schon mal über mehr als eine Episode hinziehen kann.
Der aufmerksame Leser fragt sich an dieser Stelle natürlich, warum ich mir dann „Ace o nerae!“ ansehe? Da geht es auch nur um Tennis (wenn auch mit etwas mehr Handlung zwischen Training und Spiel)! Aber einfache Fragen haben einfache Antworten: Man nehme ein Bild von Echizen Ryôma in die eine und ein Bild von Ueto Aya in die andere Hand, betrachte die Bilder sorgfältig und bedenke dabei, dass ich ein männlicher Fernsehzuschauer bin. Da liegt die Antwort wirklich auf der Hand.

Gegen acht Uhr fährt Melanie los um zu sehen, ob das „Ramen auf Rädern“ an seinem Platz vor der Mittelschule steht. Ja, der kleine LKW steht da und wir ziehen los. Leider ist der Wagen zum gegebenen Zeitpunkt gerade besetzt und wir müssen warten, bis die Gäste gegangen sind. Einer ist immer noch drinnen, aber der Platz reicht jetzt auch für uns vier.
Wir sitzen dann einige Minuten am Tisch, ohne dass etwas passiert. Da es hier nur ein Gericht gibt, nämlich ganz normale Ramen in Suppe mit Fleisch und Lauch, gehen wir einen Moment davon aus, dass man das Essen nicht extra zu bestellen brauche. Natürlich ist das eine Fehlannahme. Es gibt zwar nur ein Gericht, aber man kann es modifizieren lassen, indem man ein Reisbällchen dazu möchte, oder vielleicht eine doppelte Portion Fleisch. Schließlich durchschaue ich das Procedere, zeige dem Wirt mit dem feschen weißen Handtuch um den Kopf vier Finger und sage „Onegai shimasu!“, worauf die Küche in Bewegung gerät.
Ich bin wie üblich sehr zufrieden mit dem Essen, und Melanie ebenso. Über Ricci kann ich keine Aussage machen, aber Ronald schien, untertrieben ausgedrückt, wenig begeistert, weil die Nudelsuppe seines Erachtens etwas fett gewesen sei. Natürlich kann man einwerfen, dass er offenbar nichts gegen fettiges Essen bei „Kentucky Fried Chicken“ habe, aber zu seiner Verteidigung: Das ist eine andere Art von Fettigkeit. Auf der Nudelsuppe hier sieht man große Fettaugen, und die sind nicht jedermanns Sache, gerade bei Rinderfett.

Wir kehren nach Hause zurück und sehen uns die ersten vier Folgen von „DNAngel“ an. Ich würde es eine „Magical-Girl-Serie mit männlicher Hauptrolle“ nennen. Im Grunde genommen sieht man hier das männliche Gegenstück zu „Kamikaze Kaitô Jeanne“. Auch hier verwandelt sich der Held in einen Meisterdieb (genetisches Familienerbe) und er kündigt seine Diebstähle ebenfalls vorher an. Er hat Flügel wie ein Engel (nur halt schwarz) und trickst die in Hundertschaften angetretene Polizeitruppe aus. Dennoch… ich möchte noch mehr davon sehen. Der Soundtrack gefällt mir sehr gut und die Charaktere sind sehr sympathisch. Außerdem habe ich auch von „Kamikaze Kaitô Jeanne“ nicht so schrecklich viel gesehen.

21. Februar 2024

Samstag, 21.02.2004 – Prinzessinnen und Puppen

Filed under: Japan,Manga/Anime,My Life — 42317 @ 9:15

Strahlender Sonnenschein am Morgen durch unsere Balkontür macht das Weiterschlafen unter den sich aufheizenden Bettdecken unmöglich, also stehen wir auf. Es ist Samstag und wir haben „SailorMoon“ aufgenommen, aber wir stellen fest, dass 10 Minuten am Ende fehlen, weil das Band nicht lange genug war. Ich verschwende daher keine Zeit damit, mir den Anfang anzusehen, auch, weil die Bildqualität schreiend schlecht ist. Daher findet sich hier keine Zusammenfassung der Episode.
Melanie fasst deswegen den Plan, demnächst einen externen Videorekorder zu leihen, schließlich habe sich Angela ihre Waschmaschine ebenfalls nur geliehen. Aber ich halte das für unrealistisch. Eine Waschmaschine ist ein großes und teures Gerät, dessen Verleih sich lohnen könnte, weil nicht jeder die Mittel hat, sich eine eigene zu kaufen. Ein Videorekorder dagegen ist ein kleines Gerät, das sich jeder, der nicht gerade arm ist, leisten kann.

Wir sehen uns acht Episoden von „Scrapped Princess“ an und ich sehe, dass auch dies eine Serie ist, die ich haben möchte. Das nicht zuletzt deshalb, weil mir die Stimme der Hauptdarstellerin gut gefällt. Es handelt sich um Orikasa Fumiko, die der Mikan aus „Atashin’chi“ schon ihre Stimme leiht – und auch Prinzessin Else in „Zorori“ (und das hat Melanie aus „Zorori“ herausgehört, was mich in arges Erstaunen versetzt hat). Leider sind nur acht Episoden vorrätig, aber Ricci hat die übrigen 16 in Tokyo in sicherer Verwahrung.
Was mich sonst an der Serie reizt, ist das Setting, das mich an „Final Fantasy“ erinnert, wie es früher einmal war: Eine reine Fantasy-Welt mit Rittern und Magiern und Barden und all dem romantischen Zeug, hinter der eine vergessene Hochtechnologie steht. Es fallen Begriffe wie „DNA“ und „Programm“ und dergleichen, die dem normalen Einwohner einer solchen Welt natürlich nichts sagen. Aber lustig sind vor allem die Namen. Da heißen Leute u.a. „Mauser“, „Galil“, „Barrett“, „Steyr“ oder „Socom“, und eines der Pferde heißt „Dragunov“. Für die Unwissenden:

  • Mauser ist eine deutsche Waffenfirma in Oberndorf
  • Galil ist die Bezeichnung eines israelischen Sturmgewehrs
  • Barret ist ein Waffenproduzent in den USA
  • Steyr ist ein Waffenhersteller in Österreich
  • Socom ist die H&K Mk 23 Pistole, die in den USA hergestellt wird
  • Dragunov ist ein russisches Scharfschützengewehr

Die Serie handelt von Pacifica, die wohl eine verstoßene Prinzessin ist, die fast jeder gerne tot sehen möchte, weil geweissagt wurde, dass sie das Ende der Welt einläuten werde (oder etwas ähnlich Apokalyptisches). Dabei ist sie ein nettes Mädchen und tut keiner Fliege etwas zu Leide. Wahrscheinlich ist hier eine Verschwörung am Werk, die die wahre Prophezeiung unterschlagen (oder die gegebene falsch interpretiert) hat, weil dadurch ihre Machtbasis untergraben wird… aber das ist nach den ersten acht Episoden noch nicht annähernd klar. Pacifica wird begleitet von zwei sympathischen Militärmagiern, Bruder und Schwester, die für ihre Sicherheit sorgen, und gerade die Schwester hinterlässt in ihrer Fürsorge des Öfteren Trümmer und rauchende Ruinen, wie mir scheint.

Nachdem wir uns dann mehrere Stunden mit den „Humor“ Ordnern unserer Computer vergnügt haben (ich habe meine komplette, wenn auch kleine, Festplatte auf CD-ROM dabei), sehen wir zum Schluss noch „Karakuri Zôshi Ayatsuri Sakon“ – das, was man für gewöhnlich kurz „Ayatsuri Sakon“ nennt.

Freitag, 20.02.2004 – Die Rückkehr des Kinos

Filed under: Filme,Japan,My Life — 42317 @ 9:09

Um 08:45 werden wir abrupt von einem Eisblock geweckt, der vom Dach auf den Balkon fällt und dabei auch gleich einen der Plastik-Ziegel mitgerissen hat. Dann kann ich auch gleich aufstehen. Die anderen dösen weiter bis etwa 10:30.

Die Frage, die sich stellt, ist, ob Ronald und meine Wenigkeit nach unseren Mails sehen oder ob wir alle gemeinsam den zweiten Teil des „Herrn der Ringe“ ansehen sollen, um uns auf den Kinobesuch heute Abend einzustimmen. Beides geht nicht, dafür ist die Zeit zu knapp. Wir entscheiden uns für den Film. Ich bringe also den ersten Teil in die Videothek zurück und sehe mich umständlich nach dem zweiten Teil, „Die Zwei Türme“, um. Auf Grund der für mich nicht nachvollziehbaren Ordnung in der Videothek findet man den Film nämlich auf drei verschiedenen Regalen; ich glaube, bei „Fantasy“, unter „Ausländische Filme“, und bei den „beliebtesten Filmen“. Jahaa… der zweite Teil ist komplett ausgeliehen. Es wollen noch mehr Leute den zweiten Film sehen, bevor sie ins Kino gehen und den dritten ansehen.

Dann wird der Plan einfach umgekrempelt und ich gehe mit Ronald ins Center. Melanie und Ricci schauen sich derweil „Princess Tutu“ an. Es heißt, die Serie sei gut. Ronald ist natürlich wesentlich schneller fertig als ich und geht gegen 14:00 wieder zurück nach Nakano, während ich bis 15:45 bleibe und zu Fuß, eine Packung Toastbrot kauend, zum Ito Yôukadô gehe, um den Preis für den Bus zum Busbahnhof zu sparen. Das heißt, ich habe das Geld für den Bus ja eigentlich gerade verfuttert. Am Ito Yôkadô treffen wir uns dann also wieder und wir steigen um 16:20 in den Bus in Richtung „Sakurano“, das ist das Kaufhaus im Westen der Stadt, in dessen Umgebung sich das Kino befindet. Die anderen drei wollen im Sakurano noch ein paar Sachen kaufen (was normale Kinobesucher halt so brauchen). Wir kommen dadurch sehr pünktlich zur Vorstellung.

Und „Die Rückkehr des Königs“ ist ein wirklich gewaltiger Film, der sich in meiner DVD Sammlung gut machen wird. Ich persönlich empfehle ihn uneingeschränkt jedem, der dem Fantasy-Genre entfernt etwas abgewinnen kann. Natürlich hat der Film Punkte, bei denen ich mich am Hinterkopf kratzen musste. Nein, ich meine nicht die Szene, in der der Truchsess von Gondor einen herben Schlag auf den Kopf erhält, damit er mit seiner Aufforderung „Rette sich, wer kann!“ nicht weiter die Moral der Belagerten untergräbt. Ich meine z.B. diese an sich wirklich beeindruckend aussehenden Leuchtfeuer auf den Bergen, die, eines nach dem anderen, angezündet werden, um die Nachricht weiterzuleiten, dass Minas Thirit in Gefahr ist. Aber wie soll ich mir das vorstellen? Ich denke zwangsläufig an den Witz von Mittermeier, ob da die ganze Zeit einer am Flughafen sitze, der „vergesslichen“ Leuten noch kurz vor dem Abflug ihre Traveller-Schecks in die Hand drückt. So geht es mir mit diesen Feuern – nur extremer. Sitzen da jahraus, jahrein Leute auf den unwirtlichen, verschneiten Bergspitzen in ihren steinernen Behelfshütten und warten darauf, dass da unten in Gondor endlich die Kuh fliegt (wenn ich das mal so nennen darf)? Mal angenommen, diese Leuchtpositionen sind tatsächlich immer besetzt:

Wie schafft man Verpflegung zu den Leuten hoch?
Wo wird die Verpflegung gelagert?
Und die brauchen auch Brennholz, und zwar das ganze Jahr über – wo lagern die das Brennholz? Bestimmt nicht in dieser zeltgroßen Unterkunft!
Wie werden diese riesigen Holzstapel, die binnen Sekunden brennen wie ein ganzes Tanklager, trocken gehalten? Wie kommt man zu einem solchen Job? Strafversetzung? Da oben ist es langweilig ohne Ende.
Die Nachschubkarawane muss ein reines Himmelfahrtskommando sein, bedenkt man den möglichen technischen Standard der Bergsteiger von Tolkiens Welt. Wie viele Menschenleben werden eigentlich regelmäßig geopfert, um diese einsamen Posten zu versorgen?

Nicht zuletzt fand ich den „Flakscheinwerfer“ auf Barad Dûr sehr lustig. Ich habe durchaus begriffen, dass das Auge Saurons überall hinsehen kann – ich brauche den Lichtkegel nicht zur Unterstützung meiner Vorstellungskraft. Oder ist das ein Geschenk an Leute ohne Vorstellungskraft? Aber diese übergroße Taschenlampe fand ich, gelinde gesagt, überaus dämlich.
Und die beiden Über-Hobbits… die leiden so richtig schön gemeinsam. Es fehlt wirklich nur noch, dass sie sich ihre Liebe gestehen und sich dezent hinter einen Busch oder Felsen zurückziehen. Aber diese leidenden Blicke, mit denen sie sich ansehen und Sams hingebungsvolle Worte…

Bemerkenswert war auch, dass ein paar Reihen hinter uns nach 15 Minuten bereits ein lautes Schnarchen zu hören war. So langweilig ist der Auftakt dann doch nicht. Ja, ja… und als dann am Ende das Schiff davonsegelte, haben die beiden Mädchen in der Reihe vor uns hörbar geheult. Es sei ihnen gegönnt, sie waren wahrscheinlich nicht die einzigen im Saal. Mich hat die große Schlacht an sich viel mehr bewegt als sterbende Protagonisten oder davonsegelnde Helden. Dieser Film zeigt die schönste Darstellung von Niederreiten seit dem misslungenen Versuch in „Braveheart“, und erst jetzt weiß ich, was mir da entgangen ist.

Wir verlassen das Kino um 20:45. Laut Fahrplan fährt der letzte Bus um 20:25, aber Gerüchten zu Folge soll um 20:55 noch einer fahren. Diese Gerüchte sind allerdings eine Ente. Und ich muss mich fragen, welcher Idiot für diese Fahrtenplanung verantwortlich ist, weil die meisten Leute wohl nach 20:25 aus dem Kino kommen. Aber vielleicht handelt es sich auch um ein stilles Abkommen mit den Taxiunternehmen. Deren Wagen stehen nämlich in nicht geringer Zahl vor dem Kaufhaus in der Nähe der Haltestelle. Wir nehmen also ein Taxi und lassen uns zum „Skylark Gusto“, gegenüber vom Daiei, fahren, um was zu essen.
Ich esse eine sogenannte „Familienpizza“, die möglicherweise für eine vierköpfige Familie von Pygmäen oder für ein wenig hungriges japanisches Ehepaar mit Kleinkind reicht, aber nicht für einen hungrigen Dominik. Die Pizza ist reichlich mit Käse belegt und sie schmeckt gut, das ist ein Vorteil, aber sie hat nur 25 cm Durchmesser. Ich glaube, das geht in Deutschland als eine größere Kinderportion durch. Immerhin reicht mein Bauchgefühl hinterher sehr nahe an „Sättigung“ heran.

Um 23:00 sind wir wieder zuhause und Ricci legt sich auch sehr bald hin. Wir anderen unterhalten uns noch bis gegen zwei Uhr morgens.

Donnerstag, 19.02.2004 – Der Fischkerker

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 9:01

Der Wecker klingelt heute um 08:30, damit wir den Zug um 11:45 noch kriegen. Und das klappt auch ganz hervorragend. Für 190 Yen zum Bahnhof, 650 Yen bis nach Aomori und 670 Yen vom Bahnhof bis zu der Bushaltestelle, die dem Aquarium am nächsten ist. Also etwas mehr als 11 E pro Fahrt. Bis zum Aquarium sind es ca. zehn Minuten Fußmarsch – und es ist ganz übel kalt, kälter als in Hirosaki. Wir führen das auf die Nähe zum Meer und den damit verbundenen Wind zurück. 200 Meter nördlich von uns, parallel zur Straße, rollen die Wellen sanft an den Strand. Beinahe wären wir an unserem Ziel vorbeigelaufen, weil das Gebäude eher wie eine Fischkonservenfabrik als wie eine Art Naturkundemuseum aussieht. Der Eintritt beträgt 1000 Yen. Ich würde sagen, dieser Tag war teuer. Mehr als 30 E Gesamtausgaben – für das Folgende:

Gleich in der Nähe des Eingangs befindet sich ein Becken mit Schildkröten, und zwar Schildkröten mit einem Durchmesser von ungefähr einem halben Meter. Das Becken ist etwa vier Meter lang, zwei Meter breit und drei Meter hoch (bzw. tief) und ist im Inneren völlig kahl. Mit himmelblauer Farbe angepinselt, die hier und da abbröckelt und von den Schildkröten angeknabbert wird.

Gegenüber davon befinden sich kleine Aquarien mit Tieren darin, die so groß sind, dass sie sich kaum bewegen können. Ich bin total begeistert. Der „Chinesische Riesensalamander“ z.B. macht nicht den Eindruck, als könne er mehr tun, als sich vielleicht einmal um die eigene Achse zu drehen. Ich würde gerne den Urheber dieser Behältnisse eine Zeitlang in einem Boxenhotel in Tokyo einsperren, wo die Schlafboxen etwa zwei Meter lag sind und etwa einen Meter Durchmesser aufweisen.

Eine Hauptattraktion ist ein Becken, durch das man mittels eines Tunnels unter der Wasseroberfläche hindurchgehen kann. Die Fische haben hier immerhin Platz, sich relativ frei zu bewegen. Da sind eine Menge Fische, die ich nicht benennen kann, aber auch kleine Haie, eine Art riesiger Wels und drei Rochen. Das Becken ist etwa viermal so groß wie das Schildkrötenbecken und immerhin mit künstlicher Vegetation versehen.

Ansonsten bietet das Museum so ziemlich alles, was im Pazifik zwischen Tokyo und San Francisco so haust. Auch Seelöwen, Pinguine und Seeotter. Wir sehen uns die Fütterung der Otter an. Es sind drei Stück und die haben wirklich Platz, meines Erachtens. Einer der Otter macht sich einen Spaß daraus, mit dem Kopf unter Wasser und dem Hintern an der Oberfläche schwimmend, die Zuschauer durch die Glasscheibe zu betrachten. Es sieht lustig aus. Im zweiten Stock gibt es auch Süßwasserfische, darunter Piranhas. Natürlich befindet sich an den Becken der dringende Hinweis, die Hand nicht ins Wasser zu halten.

Mein geringstes Gefallen findet die Delfinshow. Ich bin kein Freund der Idee, Meerestiere in einem viel zu kleinen Becken mit gechlortem Wasser zu halten und sie auch noch für Unterhaltungszwecke einzusetzen. Und als ob das nicht genug wäre, gibt es ein weiteres Delfinbecken, in dem zwei weitere der Säugetiere, laut Anzeigetafel,  in einer Mutter-Kind-Beziehung leben. Das Becken hat bestenfalls fünf Meter Durchmesser und ist vielleicht fünf Meter tief. Die Tiere schwimmen im Kreis wie es der Löwe im Käfig auf seinen vier Beinen macht.

Wir fahren wieder nach Hause. Eigentlich wollten wir mit SangSu was trinken gehen, aber wir sind zu müde, um uns heute noch ein Nomihôdai geben zu wollen. Aber wir entschließen uns spontan für ein Tabehôdai im Moo-Moo, als wir auf dem Nachhauseweg daran vorbeikommen. Wir stopfen uns also den Wanst kräftig mit Röstfleisch voll. Ich vermisse Dinge wie Ketchup oder Mayonnaise in diesem Laden.

Um 23:30 kommen wir wieder in Nakano an. Da wir morgen Abend ins Kino gehen wollen, wird entschieden, dass wir uns noch den „Herrn der Ringe“ ausleihen und ansehen, zunächst den ersten Teil. Moment mal!? War da nicht vor kurzer Zeit noch jemand müde gewesen? Ich leihe also „Fellowship of the Ring“ aus, und das für zwei Tage, weil ich ihn ja heute nicht mehr werde zurückgeben können. Warum wir allerdings nicht noch die paar Minuten bis nach Mitternacht gewartet haben, verschließt sich mir.

18. Februar 2024

Mittwoch, 18.02.2004 – Kung Fu statt Ping Pong

Filed under: Filme,Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Wir stehen um 08:45 auf, strahlender Sonnenschein nach einer verschneiten Nacht. Um 11:30 gehen wir zum Bus und fahren zum Bahnhof, weil wir, also Ricci, Ronald, Melanie und ich, nach Aomori fahren wollen, um dort ein Aquarium zu besichtigen. Ich kann mir spannendere Dinge vorstellen, als potentiellem Sushi beim Schwimmen zuzusehen, aber was soll’s.
Melanie hat aus unerfindlichen Gründen auf ihre sonst akribische Planung verzichtet, weil sie (und nicht nur sie) davon ausgegangen ist, dass in schönster Regelmäßigkeit ein Zug in die Hauptstadt der Präfektur fahren werde. Ja, der nächste fährt schon um 12:45, aber der Vermerk auf dem Fahrplan sagt entweder, dass man dafür hätte vorbestellen müssen, oder dass der Zug ausgebucht sei… eher das erstere, denke ich. Aber selbst eine solche Aussage kommt mir arg seltsam vor. Wie dem auch sei, der nächste Zug fährt laut Fahrplan um 13:45. Dann kämen wir aber so spät im Aquarium an, dass wir nur noch etwa eine Stunde Zeit hätten, bevor der Laden zumacht. Diese Hetze will aber keiner von uns in Kauf nehmen, also wird ein Einkaufsbummel aus dem für heute geplanten Ausflug. Wir verlagern die Aktion auf morgen und gehen ins Ito Yôkadô.

Die anderen sehen sich nach irgendwelchen Sachen um, für die ich mich kaum weniger interessieren könnte als für ausgetretene Fußmatten, also verziehe ich mich in die Spieleabteilung und bitte darum, mich dort abzuholen, sobald sie hier fertig seien. Ronald will eigentlich noch eine Hülle für seinen Kanjitank kaufen, aber der Laden, wo ich mein Gerät mit Hülle gekauft habe, hat geschlossen. Und zwar für immer. Ein bedeutender Teil des Stockwerks wird umgebaut. Der 100-Yen-Shop aus dem dritten Stock wird diese Stelle einnehmen. Das wird ein reichlich großer 100-Yen-Shop.

Wir gehen schließlich nach Hause und wollen uns irgendein ein Video ansehen, ein Live Action Video – also mit echten Schauspielern, nicht animiert. In der Videothek wogt die Diskussion 15 Minuten lang hin und her (ohne mich, weil mir das Ergebnis gleichgültig ist) und schließlich wird beschlossen, das Video auszuleihen, das in der Abteilung für Humor auf Platz Eins der beliebtesten Filme steht. Der Film heißt „Ping Pong“. Offenbar eine Komödie mit Schwerpunkt auf Tischtennisspielern. Daran hatte ich in meinem ganzen Leben noch kein echtes Interesse, aber warum nicht. Man soll nichts für schlecht halten, was man nicht selbst gesehen hat.

Aber dieser Film gibt mir von Anfang an ein schlechtes Gefühl. Die Hauptperson ist ein junger Mann, der offenbar sein ganzes Leben lang nichts anderes gemacht hat, als Ping Pong zu spielen, und er trägt eine Frisur zur Schau wie Jim Carrey in „Dumm und Dümmer“. Und bald darauf weiß ich eins: „Dumm und Dümmer“ ist  allemal und definitiv ein besserer Film als „Ping Pong“!
Wenn das hier eine Komödie sein soll, dann entgehen uns die humoristischen Elemente völlig. Dieser Film ist stinklangweilig. Die „Frisur“ und sein bester Freund spielen natürlich auch auf Turnieren, wo sie – ebenso  natürlich wegen der Natur der Sachen Turniere und TV-Unterhaltung – auch auf starke Gegner treffen. Da wäre zum Beispiel ein rivalisierendes japanisches Team, dessen Mitglieder in ihren schwarzen Sportkleidern und mit den rasierten Glatzen aussehen wie Klone des wohl populärsten Fußballschiedsrichters dieser Zeit. Das einzig lustige an der Mannschaft: Da ist einer dabei, der wegen seiner Kopfform und Brille aussieht wie Nikolas Kieker. Und dann gibt es noch einen unfreundlichen Chinesen, der aussieht, als könne er den sadistischen Aufseher eines Umerziehungslagers in Zentralchina wesentlich besser spielen als einen Sportler.

Wir brechen den Film nach der Hälfte ab und besorgen uns was Neues: „Shaolin Soccer“. Das ist lustig und das Geld wert. Trotz kantonesischen Originaltons mit japanischen Untertiteln. Eine Gruppe ehemaliger Shaolin Mönche (also Kung Fu Spezialisten) spielt… eine Art Fußball. Das heißt, eigentlich handelt es sich dabei um Kung Fu Kämpfe, erweitert um einige Fußballregeln… oder eigentlich nur um den Ball. Der Humor des Films kommt von der endlosen Übertreibung, derer sich die Macher bedient haben. Da werden Mauern mit Fußbällen gesprengt oder Getränkedosen in dieselben hineingetrieben, und das auf unglaubliche Entfernungen, und erst die Spezialtechniken auf dem Spielfeld…

Den übrigen Abend verbringen wir mit „freier Diskussion“ und alten Schulgeschichten, was ich sehr genieße, weil Ronald und meine Wenigkeit ja die gleiche Schule besucht haben. Um 23:30 bringe ich den Film zurück und der Tag endet.

17. Februar 2024

Dienstag, 17.02.2004 – Ich bin enttarnt

Filed under: Japan,Manga/Anime,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Heute Morgen also noch eine Stunde bei Yamazaki-sensei… und dieser Gedanke geht mir so langsam durch den Kopf, dass ich jede einzelne Silbe bewusst erfassen und mit Missbilligung strafen kann.

Und wieder einmal sind Melanie und ich die einzigen Anwesenden… zunächst!
Nach zehn Minuten kommt Valérie dazu. Und noch einmal 20 Minuten später trifft sogar Chin ein! Das ist der Chinese (Arzt, Mitte 30), der sich bisher um jeden einzelnen Kanji-Test herumgedrückt hat. Hui, vier Leute!
Am Schluss bekommen wir unsere Klausuren zurück und mein Pegel liegt bei 60 %. Ein Rekord in diesem Semester (in Bezug auf Japanischklausuren). Natürlich sind 60 % arm – aber wenige Minuten vor dem echten Ferienbeginn will ich darüber nicht weiter nachdenken.

Ich gehe in die Bibliothek und finde gleich drei lange Mails auf einmal vor – von Sebastian, Kai und Kati. Kati schreibt über ihre Ferien, die anderen haben wichtigere Belange. Dann muss Kati leider warten.
Ich schreibe selbst noch drei Mails und schon zeigt die Uhr nach Zwei. Ich gehe schnell ins Center und verpacke zwei Bücher, die ich per E-Bay verkauft habe und nach Deutschland schicken will. Dann kommt FanFan ins Center, sieht und begrüßt mich.

Was ich da täte, möchte sie wissen.
Ei, ich verpacke Bücher, die ich nach Deutschland schicken will.
Ob sie sie mal sehen dürfe?
Die Gedanken, die innerhalb einer halben Sekunde in meinem Kopf erwägt wurden, hier in Kürze: Wenn ich ihr verbiete, die Bücher zu sehen, ist das erstens hochgradig verdächtig und zweitens könnte sie beleidigt sein. Wenn ich ihr die Bücher zeige, werde ich ihr ebenfalls in Zukunft verdächtig sein… aber wenn ich offen bin, kann ich meinen Ruf eher wieder hinbiegen, weil sie weiß, woran sie ist.
Hm, in Ordnung… aber sie solle nicht erschrecken. Sie tut es trotzdem. Sie nimmt den ersten Band, den sie greifen kann, in die Hand, mit dem Titel „EVA Hot“ und sieht Hoshino Ruri (aus „Nadescio“) in eindeutiger Stellung. Wenige Sekunden später entschwindet sie ohne weiteren Kommentar. Ich packe also weiter ein.

Und als ob FanFan nicht gereicht hätte, kommen als nächstes BiRei und Mei mit fröhlichen Gesichtern auf mich zu. Aha, die nächsten. Das Spiel beginnt von vorn.
Was ich denn da täte, möchten sie wissen.
Ich denke erst gar nicht und drücke Mei „EVA Hot“ in die Hand.
Ein Moment Stille.
Aber immerhin laufen die beiden nicht gleich weg. Mei macht Witze über meinen Extraverdienst. Soll sie. Gefällt mir besser als Weglaufen.
Die beiden wollen kommenden Monat ins Frauenwohnheim umziehen und ich frage sie, wie es mit einer Umzugsparty wäre. Ja, BiRei zumindest hat nichts dagegen, Mei überhört die Frage und schweigt dazu. Sie blättert lieber in „EVA Hot“ mit dem Bild von Hoshino Ruri drauf. Jetzt mache ich die Witze („Was ist? Hast Du Gefallen daran gefunden?“), aber das prallt von ihr ab wie Wasser von einer gewachsten Karosserie. Ich denke an den Film „Feuerwalze“ mit Chuck Norris (Zitat):
„Was wird er schon tun? Er ist Chinese, und Chinesen lächeln…“
Mei tut genau das angesichts meiner Bemerkung.
Schließlich bringe ich die Bücher zur Post, und bis ich zuhause bin, ist es schon 14:30. Aber Melanie reagiert darauf gelassener, als ich erwartet hätte.

Unser heutiges Programm besteht aus der zweiten Hälfte der „GTO“ Serie, nur unterbrochen von einem Besuch im „Bunpuku“ Ramen-Laden. Zuletzt sehen wir uns noch eine Episode von „Chrno Crusade“ an. Ja, der Name ist richtig geschrieben. Da fehlt tatsächlich das erste „o“ in der Rômaji Schreibung. Nehmen wir also an, dass es sich um Absicht handelt. Die Serie ist auch ganz hervorragend gezeichnet, gute Arbeit, aber auf eine niedliche Variante von „Warrior Nun Areala“ (nicht totzukriegende Leser der „AnimaniA“ werden das wahrscheinlich kennen) kann ich gut verzichten. Da ist eine junge Nonne mit reichlich reizfreier Unterwäsche, die im New York des Jahres 1928 unter Dämonen aufräumt. Natürlich erfüllt sie alle Klischees, die man so braucht, um eine niedliche Heldin zu basteln. Ich nenne hier nur den klassischen Vorgang „Zu schnell zu viel essen, sich verschlucken, blau anlaufen, sich dreimal auf das Brustbein klopfen, mit Wasser nachspülen“. Ich hab das auch schon probiert (bevor ich blau angelaufen bin allerdings), aber es hat nichts gebracht, mir auf das Brustbein zu schlagen (außer dem üblichen dumpfen Trommelgeräusch). Der Brocken bewegt sich erst, wenn man ihn wegspült. Begleitet wird die Nonne von einem nicht minder niedlichen, (zum Guten übergetretenen?) dämonischen Gehilfen mit der körperlichen Erscheinung eines schätzungsweise 16-jährigen Jungen, dem die Vorgesetzten der Kampfnonne natürlich wenig Vertrauen entgegenbringen. Ich bin sicher, dass er noch eine zwiespältige Rolle spielen und am Schluss an der Vernichtung des Bösen großen Anteil haben wird. Der Inhalt offenbart sich dem Erfahrenen also eigentlich bereits nach der ersten Episode. Die restliche Handlung ist mir zu offensichtlich… mir reicht eine Episode.

Die Nonne heißt übrigens, ja, tatsächlich, „Rosette“. Natürlich ist mir bewusst, dass es sich dabei um ein architektonisches Merkmal gotischer Kirchen handelt (dieses grob runde Fenster an der Frontseite heißt im kunsthistorischen Fachjargon so) und dass ihr Name höchstwahrscheinlich deshalb ausgesucht wurde – von einem arglosen Japaner, der die populärste Bedeutung des Begriffs wahrscheinlich nicht kennt. Dennoch finde ich das Wort als Namen für eine Frau reichlich unpassend. „Uhura“ ist als Frauenname richtig harmlos dagegen.

16. Februar 2024

Montag, 16.02.2004 – Vorschlaghammerpädagogik

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Eigentlich hat die Universität bereits Ferien. Ich habe den Ferienbeginn ja bereits „offiziell“ bekannt gegeben. Aber stattdessen: Yamazaki-sensei hat heute wegen der vielen freien Montage eine Nachholstunde angesetzt, und die beiden treu-doofen Deutschen (ja, das sind Melanie und ich) sind die einzigen!, die diesem Ruf folgen. Valérie weiß zwar von dem Unterricht, aber sie chattet lieber mit ihrem Freund. Sogar eine WebCam hat sie sich dafür zugelegt. Also veranstaltet Yamazaki quasi Privatunterricht für zwei Personen. In dieser Hinsicht ist er wirklich konsequent. Die Klausuren hat er noch nicht fertig. Die werde er uns morgen geben, sagt er. Jawohl, richtig gehört: Morgen findet eine weitere Unterrichtseinheit statt. Wenn ich nicht schon so einen Hals hätte, hätte ich jetzt so einen Hals! Das nur, um meinen Freund Christian den Roten zu zitieren.

Nach dem Unterricht gehe ich ins Center und sehe nach meiner Post und den neuen Einträgen im Animetric Forum. Es ist nicht sehr viel, dennoch werde ich ständig von Melanie beäugt, die mich dazu anhält, schneller zu machen. Ich mache ja, so schnell es geht – aber es dauert nun mal alles so lange, wie es eben dauert.

Zuhause steht die nächste Serie auf dem Plan: GTO. Der Titel hat nichts mit dem Sportwagen von Mitsubishi zu tun. „GTO“ steht für „Great Teacher Onizuka“, und „Onizuka“ ist der Name des Protagonisten, gespielt von Sorimachi Takashi. Wie unschwer zu erraten, geht es um einen Lehrer. Aber nicht irgendeinen. Onizuka ist ehemaliger Anführer einer Motorradgang, lebt in einer klassischen Junggesellenbude, hat eine Affinität für sehr junge Frauen (lies: Oberschülerinnen) und ein Regal voller entsprechender Pornofilme, kommt von einer drittklassigen Universität und hat sein Lehrerexamen nicht selbst geschrieben… aber er wollte schon immer ein „great teacher“ sein und erhält eine Chance, als auf einer eher berüchtigten Schule ein Lehrer gesucht wird.

Seine antiautoritäre Einstellung und reichlich unkonventionellen Methoden (den Oberlehrer hat er kurz nach dem Vorstellungsgespräch in die Ecke des Gangs getreten, als dieser zwei Schüler als „Abfall“ bezeichnete) machen ihn bei der konservativen Lehrerschaft nicht gerade beliebt. Gerade die beiden führenden Köpfe unter den Lehrern möchte man bald auf den Mond oder aber am besten gleich standrechtlich erschießen. Mein Kumpel Kai würde sie wahrscheinlich genüsslich hassen. Vielleicht sollte ich ihm die Serie mal zeigen.[1]

Aus Gründen, die sich dem Zuschauer erst später offenbaren, stellt sich die Klasse gegen Onizuka, boykottiert seinen Unterricht und jeder tut sein oder ihr Bestes, um ihn wieder loszuwerden. Aber Onizuka erteilt jedem eine heilsame Lektion und zieht einen nach dem anderen auf seine Seite. Ständig von der Entlassung (bzw. forcierter Kündigung) bedroht, stellt er seine Bedürfnisse hinter die der Schüler und lässt keine Gelegenheit aus, auf seine Art und Weise Schicksale wieder hinzubiegen.

Natürlich wird mit Klischees gearbeitet, mit Kitsch und Extremen und für Showzwecke wird halt gerne übertrieben. Onizuka lehrt „Lebe Deine Träume heute und jetzt – das Morgen ist unwichtig“. Das klingt zwar toll, aber wie soll man ohne eine materielle Basis, die Onizuka so offensiv vernachlässigt, seine Träume ausleben? Die kosten für gewöhnlich Geld. Aber im Fernsehen geht halt alles, und es macht einfach großen Spaß, die Serie zu sehen. Man sollte sie Lehramtskandidaten empfehlen. Der bedeutendste Faktor Onizukas ist nämlich seine grenzenlose Motivation, Lehrer und für seine Schüler da zu sein, das überträgt sich auf seine Schüler, er besitzt Begeisterungsfähigkeit – und die fehlt dem durchschnittlichen Lehrer, soweit ich ihn/sie kennen gelernt habe. Zumindest war das zu meiner Zeit so, und ich habe meine Zweifel, dass sich daran viel geändert haben könnte. Ich brauche keine halbe Hand, um die Lehrer abzuzählen, von denen ich den Eindruck hatte, dass sie viel Motivation verspürten oder eine solche zu vermitteln versuchten. Man sollte keinen erzieherischen Beruf ergreifen, wenn man darin nur einen Broterwerb sieht.

Da sieht man’s! Ich sehe mir eine harmlose TV-Serie an und fange an, die personellen Faktoren im Bildungswesen zu kommentieren!


[1]   Vorschlag abgelehnt – er hasse den Klang japanischer Sprache. Und das war Stand 2004.
Stand 2023: „Ich versuch gerade, ein bisschen Japanisch zu lernen. Es gibt da eine topp Handy-App…“

15. Februar 2024

Sonntag, 15.02.2004 – Hana yori… danke…

Filed under: Japan,Manga/Anime,My Life — 42317 @ 7:00

Um 08:50 bin ich wach genug, um aufzustehen, nachdem mich bereits einige Zeit vorher ein lautes Donnergrollen unwiderruflich aus dem Schlaf gerissen hat. Dann kann ich ja meinen Tagebucheintrag über den gestrigen Tag nachholen. Etwa um 12:30 gehe ich mit Ronald zur Bibliothek. Aber… die ist zu! Dicht! Verschlossen!
Warum? In mir dämmert der Verdacht, dass die Bibliothek während der Semesterferien an Wochenenden nicht öffnet. Das wäre ja mal was… denn es bedeutet, dass mir zwei Siebtel der zum Schreiben verfügbaren Zeit flöten gehen. Ich werde in 100 Jahren nicht mit meinem Tagebuch fertig. Dabei wollte ich mich darum bemühen, möglichst nur zwei oder drei Tage hinterher zu hängen. Schon wieder zerschellt ein Plan an der Realität. Natürlich wäre es einfacher, lediglich eine Wochenzusammenfassung zu schreiben… aber das entspräche nicht dem, was ich selbst haben will. Ich werde einfach schreiben, wenn ich Zeit dazu habe.

Wir gehen also wieder zurück und gehen auch in den Supermarkt. Ich brauche Boco, Melanie und Ricci brauchen Milch, Ronald braucht Pepsi Light. Aber die ist ausverkauft – das Getränk ist derzeit „Angebot des Monats“ für 157 Yen (ca. 1,20 E) pro Flasche. Kein Wunder, dass da gehamstert wird.

Das abendliche Fernsehprogramm besteht aus „Gravitation“ und „Hana yori Dango“, letzteres nicht in der Animeversion. Wenn ich das richtig sehe, handelt es sich hierbei um die taiwanesische Live-Action Variante mit dem Titel „Meteor Garden“. Wie dem auch sei, ich hasse diese Serie und alle ihre Charaktere bereits nach zwei Episoden, und ich muss mir schwer überlegen, ob ich den Versuch wagen soll, mir die Animeserie anzusehen. Ich weiß nicht, ob meine Meinung nur auf den Charakteren beruht, oder ob ich die Schauspieler noch zusätzlich unsympathisch finde. Ich mag ihre Hackfressen nicht. Außerdem habe ich von Haus aus was gegen Feindseligkeiten und Intrigen in der Schule oder sonst wo, vor allem dann, wenn reiche Jugendliche auf diese Art und Weise ihr Reich-Sein ausleben.

Während Melanie zum Einkaufen weg ist, führe ich Ricci und Ronald die erste Episode von „Bôbobo“ vor – mit dem erwarteten Ergebnis… aber es diente nach diesem taiwanesischen TV-Müll meiner eigenen Entspannung.

14. Februar 2024

Samstag, 14.02.2004 – Kultour

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Neuer Tag, neues Glück. Für heute ist ein Besuch des hiesigen Tempels und der historischen Häuser hinter dem Rathaus angesetzt. Wir fahren mit dem Bus in Richtung Stadtmitte und steigen an der kleinen Geflügelbraterei aus. Wir biegen dann links in die Nebenstraße ein, gehen an dem überdachten Trinkwasserbrunnen vorbei, über die Brücke mit ihrem roten Geländer und erreichen wenige Minuten darauf das verschneite Tempelgelände. Wir gehen auch noch die paar Schritte bis zum Schrein, vor dem ein mehr als ein Meter hoher Schneewall liegt, den wir erst übersteigen müssen, um das Gelände auf der anderen Seite wieder verlassen zu können.[1] Ricci verliert in dem relativ weichen Haufen ihren Schuh, den sie, mit eiskalter Füllung, aus der weißen Masse erst wieder herausfischen muss.

Dann gehen wir in Richtung Rathaus, unterbrochen von einem Zwischenstopp in einem Konbini. Auf dieser kurzen Strecke äußert Melanie zweimal den Verdacht, dass wir bestimmt einen Umweg gegangen seien, aber ich weiß genau, wo wir sind und dass es der richtige Weg zu unserem Ziel ist. Unser erstes Ziel ist die alte Bibliothek, die ich bereits vor einigen Wochen beschrieben habe, ebenso wie das Lehrerhaus, wo wir die Geschichtsbücher von 1870 und „Meyers Konversationslexikon“ bewundern, bevor wir in das Kulturzentrum nebenan gehen, da unsere Eintrittskarte für 320 Yen alle diese Attraktionen abdeckt. Während dieser Tour beschließen Melanie und Ronald, heute Abend saarländische Mehlklöße zu machen – „Geheirate“ –, mit Kartoffeln und Speckrahmsoße.
Die beiden gehen also im Anschluss also in den „Universe“ Supermarkt, aber weder mir noch Ricci ist danach, sie dorthin zu begleiten. Ich kann Einkaufstouren nicht ausstehen und Ricci ist heute schon genug gelaufen. Wir gehen also nach Nakano zurück. Auch Ricci geht langsam. Aber erstens ist ihr Fitness-Zustand bedenklicher als der von Melanie, zweitens trägt sie (wie bereits erwähnt) Turnschuhe, die sofort durchnässen, sobald sie sich dem Schnee auch nur auf einen Meter nähern, drittens ist sie die Straßenverhältnisse nicht unbedingt gewohnt (auf glattem Schnee zu gehen ist doppelt anstrengend) und viertens habe ich es ja selbst nicht eilig, da es nichts zu verpassen gibt. Der Weg vom Rathaus nach Hause dürfte so etwa eine Stunde gedauert haben, und weil die anderen beiden auf dem Rückweg wohl einen Bus genommen haben, kommen sie nur fünf Minuten nach uns an.
Wir essen auch bald und ich bin sehr froh, mehr als erwartet, noch einmal die Gelegenheit erhalten zu haben, dieses heimatliche Gericht zu essen. Trotz kleinerer, aber unbedeutender Mängel.

Nachdem wir am Morgen das Making Of von „SailorMoon“ (2003) gesehen haben, ist heute der Rest der „Fumoffu!“ Serie dran, zuzüglich der beiden Episoden, die nie im Fernsehen ausgestrahlt worden sind. Ich bin sehr begeistert von dieser Serie. Muss ich haben. Da das Center während der Winterferien geöffnet hat, kann ich die CDs ja dort brennen, um Riccis Computer nicht zu sehr zu belasten. Ja, das heißt, das ist zwar in diesem Moment mein Plan, aber was mir noch nicht aufgefallen ist: Davon hat sie keine CDs, die ich mitnehmen könnte. Die Episoden befinden sich noch auf ihrer Festplatte. Dann muss es halt so gehen.

Am Abend geht Melanie noch in den HotSpar, um etwas zu kaufen. Aber nach 45 Minuten ist sie noch nicht wieder zurück. Der kleine Laden liegt aber nicht einmal 200 m weit weg. Mir wird schlecht. Ich ziehe mich an und gehe sie suchen. Der Angestellte sagt, sie sei da gewesen – aber vor mehr als zwanzig Minuten, mindestens. Ich klappere die anderen Konbini in der Gegend und den BenyMart auch noch ab, aber auch da ist sie nicht. Mein Abendessen läuft im Magen Amok und mir springt eine Zeile in den Sinn, die mir jemand mal geschrieben hat:
„Ich finde Dich auch am Nordpol!“
Im Falle des Falles – was sollte ich ihr wohl sagen? Aber ich finde meine Sorge unbegründet. Melanie ist wieder da. Sie ist nach Nishihiro gegangen, weil sie das, was sie suchte, im HotSpar nicht gefunden hatte. Mein Magen entspannt sich merklich. Ich fühle mich geradezu erschlagen vor Erleichterung.


[1]   Tempel und Schrein sind hier Nachbarn.

13. Februar 2024

Freitag, 13.02.2004 – Sind wir bald fertig?

Filed under: Japan,Manga/Anime,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Heute ist Freitag und wir müssen wieder früh raus, weil Ogasawara-sensei eine Nachholstunde angesetzt hat. Wir sollen die Klausuren vom Wochenanfang zurückbekommen. Und, hurra, ich komme auf 58 %. Kein Grund zum Feiern, aber immerhin ist das besser als das letzte Mal. Außerdem sind heute nur vier Leute anwesend: Die Lehrerin selbst, die Chinesin Chong, Melanie und ich. Wie es scheint, werden Sondertermine gerne von mindestens zwei Dritteln des Kurses „vergessen“. Und zur Entspannung spielen wir im Anschluss ein Spiel, für das wir per Zufall kleine Papierzettel zugewiesen bekommen, auf denen Begriffe stehen, die wir erklären sollen, während der Rest der Anwesenden raten soll, was wir da erklären. Ich erkläre „Zahnbürste“, „Zahnpasta“, „Tageszeitung“ und „Mikrowelle“.[1]

Nach dem Unterricht arbeite ich die notwendigste Post ab, bringe ein Buch zu derselben und gehe dann nach Hause. Wir sehen uns im Laufe des Tages noch mehr Episoden an, darunter weitere Teile von „Fumoffu!“. Die Rugby-Episode muss der absolute Höhepunkt sein, weil ich mir keine Steigerung mehr vorstellen kann. Ich leide Schmerzen und weine Tränen vor Lachen.

Des Weiteren sehen wir Teile von „Ayatsuri Sakon“, wo es um einen Puppenspieler und seine Marionette geht, die „zusammen“ Kriminalfälle lösen. Ob der Puppenspieler, Sakon, einfach nur eine glatt gespaltene Persönlichkeit oder ob die Puppe, Ukon, ein Eigenleben hat, ist mir nicht klar geworden.[2] Auf jeden Fall verfährt auch diese Serie nach dem Prinzip, den Zuschauer völlig im Dunkeln zu lassen, was die Aufklärung betrifft und den Protagonisten am Ende einen aufklärenden Monolog führen zu lassen, was ich persönlich bedauere. Man erhält als Zuschauer keine Gelegenheit, sich selbst fundierte Gedanken zu machen, es erleichtert lediglich die Arbeit der Drehbuchautoren (da sie am Ende behaupten können, was immer sie wollen). Aber ansonsten ist die Serie empfehlenswert, die Zeichenqualität ist hervorragend und die Stimmung ist sehr passend inszeniert, zum Teil sehr düster, um genau zu sein.
Zuletzt sehen wir ein paar Episoden der „Gravitation“ TV-Serie an. Der doch als homoerotisch zu bezeichnende Inhalt ist nicht ganz mein Ding, aber die Charaktere sind zum Teil sehr sympathisch und lustig. Ich würde damit keinen Platz in meinem kleinen Regal verschwenden wollen, aber anschauen hat sich auf jeden Fall gelohnt.


[1] Die ersten beiden Begriffe kann ich leicht umschreiben, weil ich mir Details aus dem Werbefernsehen gemerkt habe.

[2] „Ukon“ und „Sakon“ sind übrigens die Bezeichnungen der beiden Bäume, die rechts bzw. links vom Eingang des Kaiserpalastes in Kyoto stehen.

12. Februar 2024

Donnerstag, 12.02.2004 – Kauftour

Filed under: Japan,Manga/Anime,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Die letzte Klausur des Semesters erwartet uns. Sie kommt mir besser zu bewältigen vor als die vorherige, aber… warum ist es bloß immer das letzte Drittel einer Arbeit, das meinen Karren in den Dreck schieben muss?

Danach findet heute kein Unterricht mehr statt. Aber noch ist das Semester nicht vorbei. Wir haben noch eine Stunde bei Ogasawara-sensei vor uns, morgen. Ich sehe nach meiner Post und in „mein“ Forum, aber viel steht nicht an, also bin ich zeitig wieder daheim. Entsprechend der Tatsache, dass jetzt vier Leute in unserem Apartment wohnen, muss öfters Wäsche gewaschen werden, das heißt: Heute, jetzt sofort, und morgen gleich wieder.

Am Nachmittag fahren wir mit dem üblichen Bus zum Ito Yôkadô, steigen dort in den 100-Yen-Bus um und fahren zum „Cub Center“, einem „GLOBUS“ ähnlichen Verbrauchermarkt, das sich fast genau gegenüber vom Book Off befindet. Es schneit wieder stark, und der Schnee ist nass. Die Bürgersteige neben der Hauptstraße sind nicht geräumt und wir müssen uns auf kleinen Trampelpfaden fortbewegen, die nicht nur glatt, sondern zum Teil auch noch sehr abenteuerlich mit Eistrümmern „verziert“ sind, die vom Räumdienst von der Straße entfernt wurden. Man kommt sich vor wie in den Bergen! Und das ist ausnahmsweise kein Lob an die Landschaft.

Was die anderen drei im Book Off kaufen, habe ich mir nicht gemerkt, ich jedenfalls nehme die CD „Fuwari“ von Hayashibara Megumi mit, und das für 750 Yen. Billiger werde ich sie kaum bekommen. Zwischendurch muss ich aber auch kurz in das nebenan befindliche Restaurant eilen, um eine Toilette aufzusuchen… Boco ist da fast so gut wie Pfirsich-Eistee von Solevita! Danach suche ich für Freunde nach dem Hörspiel zur Manga-Reihe „Skip Beat!“ und nach dem Album „ID“ von Aikawa Nanase. Leider sind die Titel nicht verfügbar. Es sind aber noch zwei oder drei Läden übrig, in denen ich nach gebrauchten CDs fragen kann. Wir verlassen den Laden erst bei Anbruch der Dunkelheit und kehren nach Hause zurück.

Wir fangen an, die Serien, die Ricci mitgebracht hat, anzusehen, und die erste Nummer ist „Full Metal Panic – Fumoffu!“. Ich lache mir einen Ast und bin bemüht, nicht vom Stuhl zu fallen. Hinterher tut mir der Kopf weh vor Lachen. „Full Metal Panic“ war schon eine hervorragende Serie mit Humoreinlagen, die meinen Geschmack ziemlich genau trafen, nicht zuletzt, weil ich Teile meiner Persönlichkeit in der männlichen Hauptfigur Sagara Sôsuke wiedererkenne. „Fumoffu!“ ist eine Art Zugabe. Es geht dabei nicht darum, irgendeine Handlung aus der ursprünglichen Serie weiterzuführen, oder etwa eine eigene, neue, auf die Beine zu stellen. Die paar Episoden sind locker zusammengemischt und der rote Faden fehlt ihnen. Es geht wohl nur darum, das Verhältnis von Sôsuke und Chidori weiter auszuschmücken und den übertriebenen, militärisch-rationalen Unsinn von Sôsuke noch stärker zu betonen. Man könnte die „Fumoffu!“ Episoden wahrscheinlich ganz unauffällig in die Hauptserie einfügen, ohne dass es einem Uneingeweihten auffallen würde.

Wir sehen uns dann abends „Ace o nerae“ an, was, wie ich vermutet habe, von unserem Besuch natürlich nicht mit allzu viel Ernst betrachtet wird. Das wäre auch fehl am Platze, auch wenn die Serie möglicherweise durchaus ernst gemeint ist. Aber der Schmalz darin reizt doch immer wieder zu zwanglosen Kommentaren. Von „Doll House“ können wir nur noch die letzte halbe Stunde sehen, weil sich die Sendezeit aufgrund des Fußballspiels Japan-Malaysia verschoben hat.

11. Februar 2024

Mittwoch, 11.02.2004 – Willkommen im Schnee

Filed under: Filme,Japan,My Life — 42317 @ 7:00

Wir stehen um 05:30 auf und steigen um 06:47 in den Bus in Richtung Busbahnhof, wo wir um 07:05 ankommen. Ricci und Ronald sind bereits da und wir müssen zuerst 40 Minuten Zeit totschlagen, bis ein Bus zurück nach Nakano fährt. Wir gehen also in einen der Konbini und frühstücken. Das heißt, die anderen drei essen. Ich habe etwas gegessen, bevor wir aufgebrochen sind. Schließlich hieven wir das Gepäck in den passenden Bus und fahren nach Hause.

Die beiden sind erstaunlich wach, dann war die Fahrt offenbar relativ entspannend. Die Koffer werden, soweit notwendig, ausgepackt und wir ergehen uns in mehr oder weniger normalen „Eröffnungsgesprächen“, die uns, ich weiß nicht mehr warum, in Richtung Horrorfilme führen. Bestimmt ist Ronald daran schuld. Wenige Sekunden später sind wir uns einig und ich gehe mit ihm in die Bibliothek, um „Battle Royal“ auszuleihen.
Wir nehmen die DVD-Version mit, da Riccis Laptop mit einem entsprechenden Laufwerk ausgestattet ist. Der Film läuft auch, aber… wir kriegen keinen Ton aus dem Gerät raus. Ricci probiert eine DVD aus, die sie mitgebracht hat – und die macht keine Probleme. Was tun? Ricci probiert das Extremste zuerst und ruft Thomas (in Trier!) an. Und der ist gar nicht begeistert, um 06:45 aus dem Bett geklingelt zu werden. Aber er kann uns nicht weiterhelfen. Also will ich in die Videothek gehen, um die Scheibe umzutauschen. Und da meint Melanie doch ganz spontan (ohne sich was Böses dabei zu denken natürlich), dass Ronald vielleicht besser mitgehen solle, weil sein Japanisch besser ist. Zack! Das hat gesessen. Aber weniger, weil sie meine Fähigkeiten in Frage stellt, als eher deshalb, weil hier zur Schau gestellt wird, wie gerne man sich auf andere verlässt – was ich überhaupt nicht gerne mache. Ach, was soll’s… ich werde ja wohl noch ein Video umgetauscht bekommen! Erstaunlicherweise rege ich mich kein bisschen darüber auf.

Ich gehe also alleine zurück in die Videothek und schildere dem Angestellten mein Problem. Das sei gar kein Problem, sagt er und drückt mir einen Zettel in die Hand, der aussagt, dass ich ein Video bezahlt, aber keines mitgenommen habe. Ich gehe also mit dem Zettel zu der Videowand, wo „Battle Royal“ zu finden ist, nehme die Videokassette, gehe zurück zur Theke, gebe den Zettel wieder ab und verlasse die Videothek mit dem Film. So einfach geht das.

Und wir sehen uns „Battle Royal“ schließlich an. Ich will die Handlung („Nur einer darf überleben!“) nicht im Detail beschreiben. Sagen wir einfach, der Film stellt dar, wie leicht der Instinkt, zu überleben, die Oberhand über die Vernunft gewinnt und Menschen zu Tieren macht, und dass Egoismus und Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft ständig zunehmen.
Ich habe meine Zweifel, ob ich den zweiten Teil wirklich sehen will. Der Film ist gut, zumindest auf gewisse Art und Weise, wenn man meine Kurzbeschreibung im Hinterkopf behält. Das Töten wird in diesem Film recht trocken angeboten, reduziert auf die Erfüllung des reinen Überlebenswillens. Es geht zum Teil recht mechanisch vor sich, blutig zwar, aber schnell und einfach. Ich sage nicht, dass die Angelegenheit unspektakulär wäre. Ganz und gar nicht. Aber ich fühle mich irgendwie an „Gesichter des Todes“ erinnert, eine Serie, die sehr schön dargestellt hat, dass der Tod, realistisch betrachtet, eine langweilige Angelegenheit ist. Darstellungen von Unfällen und Morden würden niemanden ins Kino locken, wären die Darstellungen in Filmen nicht entweder übertrieben oder auf andere Art und Weise publikumsgerecht zurechtgemacht.
In kurzen Worten: Ich empfinde „Battle Royal“ als langweilig. Es macht keinen Spaß, den Film anzusehen, und es kommt auch, meiner Meinung nach, keine Spannung und kein echtes Mitgefühl mit den dargestellten Personen auf. Es berührt mich nicht. Bis auf die Szene, wo ein Mädchen erschossen wird und man ihr ein Megaphon vor den Mund hält, um ihr Wimmern zu verstärken. Aber sonst färbt das einfache Volk eben mit seinem Blut die Felder rot und es ist mir völlig egal. Natürlich mag das in der Absicht der Hersteller liegen. Aber ich lege mir keine Filme zu, die mich weder berühren noch andere Vorteile bieten. Michael scheint seinen Spaß gehabt zu haben. Er lobt den Film ja in den höchsten Tönen und hat mir seit geraumer Zeit bereits immer wieder den Vorschlag gemacht, den Film anzusehen. Viel Spaß weiterhin! Aber nicht für mich.

Nach Filmende gebe ich das Band zurück und wir steigen in den Bus, der uns nach Dotemachi bringt. Dort steigen wir aus und gehen zu Fuß in den Park. Im Park von Hirosaki findet derzeit das diesjährige Schneefest statt, bzw. das „Schneelaternenfest“. Als wir ankommen, fängt es ziemlich heftig an zu schneien.
Im Park steht eine Vielzahl von Schneekonstrukten, die zum größten Teil die Form japanischer Steinlaternen haben, das heißt, der Kopf der Laterne ist hohl. Im Innern steht eine Kerze, und die Öffnungen sind mit verziertem Glas verschlossen, das Gesichter von Menschen oder Dämonen zeigt. Unterhalb des Burghügels stehen Dutzende von kleinen Schneebögen wie kleine Altäre mit Kerzen drin, die einen sehr schönen Anblick auf die gegebene Entfernung von knapp 200 m liefern. Kurz vor der Burg selbst steht ein Iglu, in den man hineinkriechen kann und dessen Mitte hoch genug ist, um mir das Stehen zu ermöglichen. In dem Iglu steht ein kleiner Altar, wo man, wie das bei Altären üblich ist, auch Geld spenden kann. Der Anteil von 50-Yen-Münzen in der Opferschale ist überraschend hoch, ansonsten findet man die üblichen Münzen im Wert von fünf oder 10 Yen. Vielleicht sind die Leute bei Schnee oder auf Festen spendabler?

Der Schnee, der auf uns niedergeht, ist recht feucht und ich spüre bereits jetzt, dass meine Jacke an den Schultern durchnässt ist. Immerhin habe ich, im Gegensatz zu meiner Begleitung, am Ende des Tages noch trockene Füße. Melanie hat, wider besseres Wissen, nur Turnschuhe angezogen, und Ricci und Ronald haben keine geeigneten Schuhe dabei. Bei dem Wetter für Warmduscher in Tokyo braucht man auch keine Stiefel, da reichen Turnschuhe halt.
Der Höhepunkt des Festes ist eine Ausstellung „moderner“ Schneeskulpturen am anderen Ende des Parks. Da stehen unter anderem Figuren von Doraemon und Anpan-man, aber die sind klein und „nur“ besser geformte Schneemänner. Die wirklichen Stars sind Skulpturen von etwas drei bis vier Metern Höhe, und sie stellen die verschiedensten Dinge dar: Donkey Kong, Tom & Jerry, zwei der Sieben Zwerge, einen dieser Köpfe von den Osterinseln[1], Totoro und Snoopy. Ein sehr schönes Stück ist das Schneemodell der methodistischen Kirche von Hirosaki, dessen Turm zwischen sechs und acht Metern hoch ist. Am unterhaltsamsten ist zweifelsohne der aufgeschüttete Hügel, den die Kinder auf Traktorreifen hinunterrutschen. Aber mein persönlicher Favorit befindet sich gegenüber davon: Eine Wand von sechs Metern Breite und vier Metern Höhe, die die Figuren aus der Animeserie „Atashin’chi“ zeigt. Und ausgerechnet an dieser Stelle ist der Speicher meiner Kamera voll. Ich kriege ausgerechnet davon kein Bild mehr in die Kamera! Und leider habe ich den Speicher bereits für andere lohnende Motive ausgemistet, die ich nicht hergeben will. Sehr bedauerlich.

In direkter Umgebung der Skulpturen findet man natürlich die obligatorischen Verkaufsstände, wo man warmen Sake, Fleischbällchen, Takoyaki und Fleischspieße kaufen kann, nebst anderem Zeug wie Souvenirs und Spielzeug. Und das alles wird natürlich zu besten Festtagspreisen angeboten. Dennoch haben wir hungrige Leute in der Gruppe. Marc hat mir vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass es im Bereich des Neputa-Dorfes neben dem Park einen ganz tollen Ramen-Stand (es handelt sich um eine offene Rollkarre) geben soll. Allerdings sei der nur sporadisch dort. Wir verspüren keine Motivation, uns auf unser Glück zu verlassen, außerdem wäre ein geschlossenes Gebäude nicht schlecht. Aber um diese Uhrzeit haben zumindest die kleinen Familienbetriebe bereits geschlossen, die machen um acht Uhr Abends dicht. Es gibt einen Laden auf dem Parkgelände, der dort offenbar fest installiert ist. Wir essen also dort. Ich bestelle Soba-Nudeln, und die Portion ist… niedlich.

Wir gehen zum Bus und kommen gerade pünktlich an, um festzustellen, dass der Planaushang etwas anderes anzeigt als Melanies Faltblatt. Laut Aushang fährt der nächste für uns geeignete Bus in einer halben Stunde. Ich bin nicht begeistert (weil: nass) und durchaus bereit, auch zu Fuß nach Hause zu gehen. Vielleicht dauert das genauso lange, aber immerhin wird mir dabei warm. Das ziehe ich dem kalten Warten in jedem Fall vor. Aber dazu kommt es nicht. Nur einen Augenblick später kommt der Bus, genau der, der in Melanies Faltblatt vermerkt ist. Der Fehler war eine Missinterpretation des Planaushangs an der Haltestelle, denn der richtige Bus hat eine andere Bezeichnung, als wir angenommen hatten. Also kommen wir doch noch schneller nach Hause.

Melanie und ich wiederholen zuhause noch einmal die wichtigsten grammatischen Inhalte für die Klausur morgen (so gut das eben geht, wenn man zweiköpfigen Besuch hat) und hoffen, dass es wirkt. Aber schwer zu verstehen ist das Lehrbuch ja nicht. Das Problem sind immer die Prüfungsaufgaben. Das heißt, die Bildung der Formen ist einfach, aber die Bedeutungen im einzelnen könnten Probleme machen, die sich so ausdrücken, dass ich missverstehe, was mit dem lückenhaften Satz ausgedrückt werden soll.

Um 22:00 haben wir noch kurz Ikeda im Haus, weil mal wieder kein Wasser läuft. Melanie ist zu SangSu gegangen, um die Eimer zu füllen, denn zwei Stockwerke tiefer gibt es solche Probleme offenbar nicht, und Ikeda ist eben zufällig da, ich weiß nicht genau, warum. Jedenfalls steht er auf einmal in der Tür und weil er auch nicht viel machen kann, erklärt er mir die Haupthähne im Erdgeschoss. Wenn es nachts besonders kalt würde, solle ich den Haupthahn für mein Apartment einfach zudrehen. Dann könne der Wasserleitung nichts passieren. Aber was bedeutet das schon? Ich müsste regelmäßig den Wetterbericht ansehen und dann nach Gutdünken den Hahn zudrehen, weil ich ja nicht hellsehen kann, wann es kalt genug ist, um die Leitung zuzufrieren.

Wir gehen schließlich ins Bett. Und kaum ist das Licht aus, ruft Kollege Sven aus Trier (!) bei Ronald an und meldet den neuesten Klatsch aus der japanologischen Fakultät – 45 Minuten lang. Obwohl er sich eigentlich nur nach einer Büchersendung erkundigen wollte. War aber schön, noch einmal „live“ von ihm zu hören.


[1]   Die werden „Moai“, oder „Moai Maea“ genannt: „Steinerne Figuren“

10. Februar 2024

Dienstag, 10.02.2004 – Die Leere

Filed under: Japan,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Heute wieder frühlingshafte Temperaturen nach der kältesten Nacht des bisherigen Winters, wie ich in einem Gesprächsfetzen auf dem Gang in der Uni mitbekomme. Ich habe mir schon so was gedacht, als ich in die Küche gekommen bin, um zum Bad zu gelangen. Frostig.

Die Klausur im Buddhismus-Seminar steht an, und auf dem Aufgabenblatt ist zu lesen:
„Erläutern Sie den Begriff der Leere im Buddhismus und beantworten Sie eine der übrigen vier Fragen.“
Na, das ist bei meinem derzeitigen Wissenstand nicht schwer. Ich nehme auch spontan die Frage nach der Entwicklung und Verbreitung des Buddhismus.[1] Von den ursprünglichen neun Teilnehmern sind noch vier übrig: Irena, Mélanie, David und meine Wenigkeit. Manche scheuten sich vor der Klausur, die sie in englischer Sprache würden schreiben müssen, und andere hatten mir unbekannte Gründe. Die beiden Japaner allerdings hätten für das Seminar sowieso keine Leistungspunkte bekommen können, also warum sollten sie sich mit einer nutzlosen Klausur belasten, wenn sie genug andere Dinge zu tun haben?
Nach der Klausur dürfen wir noch ein Bewertungsformular ausfüllen, darüber, was wir von dem Kurs gehalten haben, aufgeteilt in verschiedenartige Fragen, zu bewerten auf einer Skala von 1 bis 5. Allerdings weiß ich auch, dass alle anderen Kurse ihre Fragebogen bereits letzte oder vorletzte Woche ausgeteilt haben. Das Semesterende ist so nah, dass ich annehmen muss, dass die Fragebögen bereits jenseits der Abgabefrist sind.

Ich gehe in die Bibliothek. Und beschränke meine Computerarbeit auf 60 Minuten, weil Melanie mich gebeten hat, wegen der anstehenden Putzarbeiten frühzeitig zuhause zu sein. Ricci und Ronald werden heute Abend um 22:00 in Tokyo losrollen und morgen früh um 07:00 in Hirosaki eintreffen. Mir scheint, ich habe das etwas durcheinander gebracht. Aber es ist ja nicht das erste Mal, dass ich einen Abreisetermin mit einer Ankunftszeit verwechsele. Ich sehe also nur meine Post an und stelle außerdem mit großer Befriedigung fest, dass „Combat Mission“ auf den Rechnern der Universität Hirosaki einwandfrei läuft. In Trier funktioniert das Spiel nicht, weil die nötige 3D-Grafikkarte fehlt. Die scheint in Hirosaki gegeben zu sein.
Ei, dann kann das Blei ja fliegen! Das Center hat durchgehend geöffnet, es sollte also möglich sein, hin und wieder einen Zug zu spielen und per E-Mail weiterzuleiten. Wenn jetzt natürlich das Rechenzentrum geöffnet hätte, dann wäre das natürlich die Ideallösung. Dann kann man nämlich ein ganzes Spiel in einem Stück fertig spielen, anstatt über Tage hinweg. Das Rechenzentrum ist nämlich relativ groß und normalerweise nur schwach gefüllt, während die Bibliothek und das Center viel Publikumsverkehr haben, und ich habe, anders als bestimmte Thailänder und Chinesen, nicht den Nerv, die Rechner stundenlang für Dinge zu missbrauchen, die definitiv nicht mit dem (zugegeben idealisierten) Grundsatz von „Forschung und Lehre“ zu vereinbaren sind, während andere Leute darauf warten, ihre Post zu checken. Die Thais spielen „Ragnarök Online“, die Chinesen spielen sogar „Halflife“, „Unreal Tournament“ oder „Counterstrike“. Anders als in Center oder Bibliothek, wo ständig jemand auf einen freien Rechnerplatz wartet, ist im Rechenzentrum immer genügend Platz, so dass ich niemanden daran hindere, E-Mails zu lesen oder Arbeiten zu schreiben.

Am frühen Abend bewaffne ich mich aber vorerst mit Putzhandschuhen, Schwamm, Scheuermilch und Handtuch und putze das Bad. Das Handtuch wird gebraucht, um die Oberflächen gleich trocken zu reiben, damit nicht gleich wieder alles anschimmelt. Ein Fenster im Badezimmer hätte Vorteile. Danach gehe ich einen neuen Sack Reis kaufen, stelle ihn abrufbereit in den Schrank und setze mich vor den Fernseher. Ich will mir die aufgenommene Episode von „Doll House“ noch ansehen und „Kochira wa Hon’ikegami-sho“.


[1] Der Buddhismus hat sich, wie andere Religionen auch, in und durch Perioden politischer Instabilität verbreitet.

9. Februar 2024

Montag, 09.02.2004 – Schlafzimmereinrichtung

Filed under: Japan,My Life,Spiele,Uni — 42317 @ 7:00

Starker Schneefall am Morgen um halb Zehn. Die Aussage meines Ölverkäufers, dass der Februar der schneereichste Monat sei, scheint sich zu bestätigen. Es ist natürlich lustig, dass es genau dann anfängt zu schneien, wenn wir Besuch kriegen sollen.

Nachdem Melanie in den letzten Tagen wiederholt angemerkt hat, dass meine derzeitige Art des Frühstücks – untertrieben ausgedrückt – „ungewöhnlich“ sei, esse ich meinen Reis heute wieder mit Mayonnaise und Nori. Ach ja, den Geruch (!) von warmer Mayonnaise mag sie ja auch nicht… Was ist also „meine derzeitige Art des Frühstücks“? Ich mische eine Soße an, die zu einem Drittel aus Sojasoße und zu zwei Dritteln aus Rotwein besteht (gerade so viel, dass der Boden der kleinen Pfanne bedeckt ist), rühre einen Kaffeelöffel Tonkatsu-Soße, einen Esslöffel Ketchup und Mayonnaise und eine Prise Pfeffer hinein, vielleicht noch einen Spritzer Essig, und köchele dann Rindfleischstreifen (ca. 2 mm dick) darin, bis sie gerade gar sind. Wenn man sie zu lange kocht, werden sie zu zäh, um noch den Reis damit umfassen zu können. Das schmeckt (mir) ganz hervorragend, und ein Kilo von diesem Fleisch kostet umgerechnet auch nur 5 E. Daraus mache ich fünf oder sechs Portionen.

Heute steht die Klausur für den A3-Kurs an. Wie neulich ist auch hier das letzte Drittel besonders knackig, eben wegen der Abfrage von Texten, die im Lehrbuch stehen. Aber diesmal habe ich mich immerhin soweit vorbereitet, dass ich mir die möglichen Texte mehr als nur angesehen habe. Das sollte ein paar Punkte retten. Aber wie üblich komme ich mir nach der Arbeit so blöde vor, als hätte ich nie auch nur eine Stunde Japanischunterricht genossen.

Danach verbringe ich den Tag weitgehend mit meiner Post und im Animetric Forum, bevor ich nach Hause gehe.

Ich finde Post auf dem Schuhschrank, die Melanie freundlicherweise hochgebracht hat. Es ist die „Combat Mission“ CD, die Karl vor ein paar Tagen in Deutschland weggeschickt hat. Das war schnell. Besten Dank. Mein eifriger Freund hat darüber hinaus nicht nur „Combat Mission“ auf die CD gebrannt, sondern auch noch „Panzer General“ und „Snow Craft“. Und seinen „Humor“ Ordner. Hm, vielen Dank. Misi ist immer auf der Suche nach interessanten Spielen, aber mit den Dateien im „Humor“ Ordner wird er möglicherweise wenig anfangen können, da er nur rudimentäres Deutsch spricht. Aber voreiliges Handeln ist besser als Versäumnis. (Ich wünschte, ich könnte so konsequent nach diesem Vorsatz leben, wie er mir immer von den Lippen fließt.)

Um 22:00 bin ich mit SangSu verabredet, weil ich etwas von dem Bettzeug leihen möchte, das Angela ihm überlassen hat. Ich ziehe also meine Schuhe an, als er schon an die Tür klopft. Er hat eine Decke in der Hand. Oh ja, das ist gut. Aber wir brauchen auch einen Futon. Nein, so was habe er nicht. Aber er könne uns noch eine weitere solche dicke Decke geben und ein Kopfkissen dazu. Ich gehe mit ihm hinunter und hole das Zeug.

Und wenn ich schon da bin, kann ich auch gleich mit Hilfe seines Laptops ausprobieren, ob die von Karl gebrannte CD auch den Transport überlebt hat – schließlich könnten kleine Kratzer die Lauffähigkeit verhindern. Außerdem bin ich, zugegeben, begierig, dieses Spiel der Spiele mal wieder zu sehen. Und es läuft. SangSu will sich auch gleich „Snow Craft“ kopieren. Er sagt, das kenne man auch in Korea und er habe es immer gerne gespielt. Ja, sicher, soll er. Vielleicht wird er ein weiteres Mitglied der „Combat Mission“ Spielgemeinde. Aber… wenn ich ihn so ansehe, mache ich mir da wenig Hoffnung, auch wenn er sagt, dass er das Spiel ausprobieren möchte. Ich lasse es also auf seiner Festplatte. Die CD dazu braucht man ja nicht.