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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

19. April 2024

Montag, 19.04.2004 – Lange nicht gesehen

Filed under: Japan,Manga/Anime,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Heute Morgen scheint die Sonne zwar durch die Wolken, aber im Verlauf des Tages soll es möglicherweise noch regnen – mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 %.

Yamazakis Stunde bleibt heute der einzige Unterricht für mich und er verläuft in den gewohnten Bahnen, abgesehen davon, dass wir neuerdings für die Beantwortung der Fragen aus seinen Hörspielen extra Blätter zum Ausfüllen ausgeteilt bekommen – reine Materialverschwendung! Lustig ist allerdings sein Versuch, einen Umstand am Beispiel eines Mannes zu erklären, der sich gerade aufhängt, mitsamt der ihm eigenen Körpersprache. Allerdings habe ich nicht verstanden oder bereits wieder vergessen, was uns der Künstler damit sagen wollte.

Nach dem Unterricht gehe ich ins Center und sehe meine Post durch. Ich entleere auch mal wieder meine Kamera und treffe Yôko wieder. Yôko? Moment mal, wer ist Yôko? Ich verüble ihr nicht, dass sie wegen meiner Frage etwas enttäuscht ist. Ich habe sie im Januar einmal getroffen, als sie gerade aus Neuseeland zurück war und habe ihr erfrischend gutes Englisch bewundert. Allerdings hat sich dieser Umstand nicht in meinem Tagebuch niedergeschlagen, also habe ich es vergessen. Warum habe ich bei der Gelegenheit heute nicht gleich ein Bild von ihr gemacht? Weiß der Geier…

Das ist auch etwa der Zeitpunkt, zu dem Melanie das Foto mit den Krankenschwestern entdeckt:
„Dominik!? Was ist denn das für ein Bild??“

Gleich darauf finde ich auch Yui im Center vor und wir verabreden, uns am folgenden Montag um diese Zeit hier zu treffen. Danach gehe ich in die Bibliothek und beschäftige mich dort bis etwa 17:00, dann gehe ich in die Sporthalle. Kurz darauf kommen auch wieder ein paar Volleyballerinnen vorbei und spielen mit den kleinen Gewichten, aber das letzte Drittel meiner Zeit bin ich allein in dem Raum.

Als ich nach Hause gehe, durchquere ich auf dem Weg zu meinem Fahrrad wie üblich das Ingenieursgebäude und finde auf einem Zeitschriftenstapel eine der telefonbuchdicken Mangasammlungen, in denen jede Woche je ein Kapitel verschiedener Serien erscheint. Die Aufmachung ist „Gush Bell“… dann kann ich ja mal reinschauen. Ich kann anhand dieses einen Kapitels nicht sagen, ob der Manga ernst oder bekloppt ist… die kleinen Mädchen mit den kugelrunden Köpfen und den übergroßen Augen sind auf jeden Fall extrem stark und ich nehme bislang an, dass es sich um Androiden handelt.[1] Es scheint hier eine Art Endkampf stattzufinden, so wie die Protagonisten hier zusammengedroschen werden. Einer muss sogar wiederbelebt werden.

Ich gehe nach Hause und wir sehen uns „Atashin’chi“ an, von dem ich nun endlich weiß, was es bedeutet: „Atashi“ ist eine weibliche Selbstbezeichnung, „Ich“ sagen wir im Deutschen einfach, und der Anhang „n’chi“ steht für „no Uchi“, was komplett „Atashi no Uchi“ wäre, und „mein Haus“ = „meine Familie“ bedeutet.

Außerdem komme ich endlich dazu, die „SailorMoon“ Episode vom Samstag zu sehen. Das Mädchen mit den blauen Haaren ist tatsächlich Luna – nennt mich „Gott“! Allerdings folgt sie einem alten und augenfälligen „SailorMoon“ Syndrom: Wenn sie sich verwandelt, tauscht sie ihr Hirn aus. Im Falle von Usagi zu SailorMoon ist das gut, weil Usagi sowieso keine nennenswerten Kapazitäten in der Birne hat, aber Luna folgt dem Beispiel von Mamoru und tauscht ihr Gehirn während der Verwandlung gegen ein aufgeweichtes Milchbrötchen.
Man könnte doch auch mal ein Fansub einer Animeepisode machen, in der Tuxedo Kamen mal wieder irgendwo runterspringt und dann sagt: „Ich bin der Schrecken, der die Nacht durchflattert… ich bin der freche Nachbar, der Deine Rosenbeete plündert…“
Wie dem auch sei… die Katze Luna ist ultra-rational und eine Quelle der Vernunft, die sich weniger von Emotionen leiten lässt. Wenn sie jedoch als Mensch auftritt, verhält sie sich viel mehr wie eine Katze (um dem Catgirl-Klischee zu entsprechen, denke ich). Sie hat Angst vor Hunden (die in meine Hand passen) und läuft im Zeitraffer davon, und im Toys’R’Us (einer der Sponsoren) kommt sie nicht umhin, einer Anzahl herumrollender Bälle hinterher zu springen. Also bitte!

EvilMerkur hat beim letzten Mal wohl ein bisschen zu viel vom positiven Licht der Prinzessin abbekommen und nähert sich in Folge dessen wieder ihrem langweiligen Normalzustand an, lädt aber Usagi zu einem Kampf ein. Und natürlich brät sie ihr eins über und SailorMoon muss von (der menschlichen) Luna gerettet werden. EvilMerkur gerät ins Hintertreffen; Kunzyte kommt ihr zu Hilfe und kümmert sich um Luna. Sie ist schnell und er kann sie nicht erwischen, daher ist er sichtlich genervt. Er macht ein Gesicht wie ein Vater, der mit dem unbändigen Verhalten seiner Tochter überfordert ist. Es ist das Beste an der gesamten Episode. Schließlich trifft er sie doch und beendet damit ihre Verwandlung. Er kommt so gerade noch rechtzeitig, um die endgültige Bekehrung EvilMerkus zum Guten zu verhindern. Sie langt also mit dem Eisschwert noch mal so richtig hin und zerbricht damit den Mondstab, worauf SailorMoon bewusstlos (aber ohne einen Kratzer) zu Boden sinkt. EvilMerkur erkennt bei diesem Anblick ihr böses Tun und beweint ihre Tat, offenbar bekehrt.

Um neun Uhr läuft „Mito Kômon“ – das ist die Sendung, die ich irgendwann einmal als „Thai Ginseng unterwegs“ bezeichnet habe. Natürlich sehe ich mir das weiter an… man muss diesen Mann hin und wieder onkelhaft lachen hören, das macht den ganzen Tag besser. Heute bietet er sich, zum Entsetzen seiner Begleiter, einem geizigen Geldverleiher als Yôjimbô (Leibwächter) an, ohne, dass ich den geäußerten Grund verstanden hätte. Wohl, um diesem eine Lektion erteilen zu können. Es ist lustig, ihn als ungelenken Geldeintreiber zu sehen und wie er den Geizhals dabei ausbremst. Natürlich lacht er am Ende wieder auf die ihm eigene Art und Weise und die Leute fallen massenweise vor ihm in den Staub, wenn sein linker Heinrich das Wappen auspackt. Ich frage mich, ob sich die Serie eigentlich selbst noch ernst nimmt. Aber selbst wenn nicht, macht mir dieser Umstand das Ansehen nur angenehmer.

Den Rest des Tages verbringe ich mit meinem Tagebuch. Vokabeln lerne ich morgen früh, da ich ja erst um 14:20 Unterricht habe. Die Zeit sollte reichen.


[1] Entgegen dem missverständlichen Charakterdesign handelt es sich bei den meisten der gemeinten Charaktere um Jungs, und auch nicht um Androiden, sondern um eine Art von Dämonen.

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