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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

18. April 2024

Sonntag, 18.04.2004 – Es gibt keinen „Greifer-König“

Filed under: Japan,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Heute ist es spürbar wärmer als gestern und die Sommerjacke reicht wieder. Um halb elf bin ich in der Bibliothek und beginne mein Tagesgeschäft, das ich für eine kurze Partie Combat Mission unterbreche, in der ich mit fünf Tigern ein ganzes Bataillon Neuseeländer aufmische. Entweder sind die Panzer in diesem Spiel völlig überbewertet (ich wiederhole mich diesbezüglich oft) oder aber die KI ist zu berechenbar. Der Anmarschweg erfolgt grundsätzlich durch die bestmögliche Deckung, und mit massiger Bewaldung ist die Route sehr schön vorherzusehen. Ist es nun richtig oder falsch, sich unter Sichtschutz fortzubewegen?

Um 17:00 fahre ich ins Ito Yôkadô, um für meine in Trier wohnende Bekannte Anna den Soundtrack von „Ghost in the Shell“ zu besorgen. Derzeit kommt ein neuer Film von Oshii Mamoru raus, und offenbar nimmt man das zum Anlass, die alten Sachen noch einmal aus der Mottenkiste zu kramen. Melanie hat mich außerdem gebeten, ihr aus dem 100-Yen-Shop einen Film für ihren Fotoapparat mitzubringen, aber nachdem ich den Laden zweimal durchsucht habe (aber nicht weiß, nach was ich eigentlich fragen sollte, weil mir das Vokabular nicht einfällt), gebe ich die Suche auf. Stattdessen kaufe ich mir eine Dose Milchkaffee, kalt, aber immerhin verfügbar, und trinke sie gemütlich auf einer Sitzbank zwischen Spielabteilung und dem Laden aus.

Gegenüber dieser Sitzbank befinden sich ein paar von den allgegenwärtigen Greiferautomaten. Das bedeutet: In einem Glaskasten befinden sich Stofftiere verschiedener Art und man soll, gegen ein Entgelt natürlich, per Schaltkonsole an der Seite des Geräts einen Greifarm in eine günstige Position lenken, ausfahren, und dann hoffen, dass das Stofftier gehalten und dann in den Auswurfschacht befördert wird. Der „Winnie Pooh“ Automat ist mir am nächsten; die Figuren sind etwa so lang wie mein Unterarm (ohne Hand) und ca. 25 cm dick. Es gibt Unmengen von Leuten, die tatsächlich glauben, dass die Greifarme in der Lage seien, irgendetwas aus dem Automaten herauszuheben… jedes Mal, wenn ich hier für fünf Minuten sitze, kommen mindestens zwei Leute vorbei, die es versuchen, und jedes Mal ist es das gleiche Null-Ergebnis. Ich habe auch einige Spieler beobachtet, die den Greifer in optimale Positionen gebracht haben – aber das ist völlig nutzlos! Die Plüschfiguren sind zu schwer für den Greifer. Die Zangen schließen sich zwar um das Stofftier, aber wenn der Arm dann mit der Hebebewegung wieder nach oben fährt, gleiten sie wirkungslos an der Oberfläche ab, ohne irgendeine Art von wahrnehmbar wirksamem Druck auszuüben, der in der Lage wäre, die Zangen um das Stofftier effektiv geschlossen zu halten.

Ich fahre nach Hause und lasse mir dabei viel Zeit. Ich fahre sogar in den kleinen Park und setze mich in das Häuschen auf dem kleinen Hügel, bis die Dunkelheit hereinbricht. Dann fahre ich um 19:30 am Bach entlang nach Hause, und das ist ein kleines Abenteuer für sich, im Dunkeln auf einem 50 cm schmalen Trampelpfad, rechts eine Hauswand und links kein Geländer vor dem zwei Meter tiefen Betonkanal, in dem der Bach fließt.

Zuhause versuche ich noch, eine Handvoll Kanji zu lernen, aber ich kann mich kaum konzentrieren. Der Test wird wahrscheinlich entsprechend ausfallen.
In der Stille ist ein Pfeifen zu hören.