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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

23. April 2024

Freitag, 23.04.2004 – Reis Reis, Baby!

Filed under: Japan,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Ich stehe um 09:00 auf. Die Raumtemperatur beträgt 15 Grad, draußen ist es bewölkt. Aber immerhin regnet es nicht, also fahre ich mit dem Rad, das ich heute an einem offenen Platz abstellen muss, weil die überdachten Plätze komplett voll sind – wie so üblich nach zehn Uhr.

Kuramata-sensei erläutert heute die Ursprünge der Reiskultur in Japan. Zumindest tut er das offiziell. Er erklärt die japanische Frühzeit nach dem Ende der Steinzeit, also die Perioden Jômon, Yayoi und Kôfun. Er zeigt Bilder von entdeckten Siedlungen, die wir bei nächster Gelegenheit besuchen werden. Er zeigt eine Anlage bei Aomori (Stadt), die entdeckt wurde, als man sich daran machte, ein neues Baseball-Stadion zu bauen. Teile der Tribünen standen bereits, aber genau in der Mitte, wo das Spielfeld sein sollte, befindet sich die entdeckte Siedlung, die aufgrund ihrer Art und ihres Alters eine Änderung der Geschichtsbücher notwendig gemacht hat. Nachdem man sie zerlegt und analysiert hatte, war die Anlage zum Schutz vor Wind und Wetter allerdings wieder mit Erde bedeckt worden, und was man besichtigen kann, sind Repliken zu Schauzwecken.

Am Ende der Stunde weiß ich, was ich sowieso schon wusste, nämlich, dass die Jômon-Kultur nach den Seilmustern auf den Töpferwaren benannt ist, dass die Töpfe ohne Drehscheibe hergestellt worden sind, dass die Yayoi-Kultur nach dem Fundort in (oder bei) Tokyo benannt ist usw., aber der direkte Zusammenhang mit Reisanbau ist mir in Teilen entgangen. Wir sehen Bilder, die alte Reisanlagen und Werkzeuge zeigen, die nicht sonderlich anders aussehen als die heutigen, und ein Feld ist mit angeblich alten Fußabdrücken versehen. Im Nachhinein betrachtet muss ich geistig nicht ganz da gewesen sein, sonst hätte ich mal nach Lagerung und Zubereitung des Reises sowie nach der Verwendung der Reisnebenprodukte fragen können.

Nachdem dann auch der Unterricht von Ogasawara-sensei beendet ist (wo außer Misi und Nim auch noch Nun dazugekommen ist), gehe ich ins Center und besorge mir die fehlenden Stempel, die meine Teilnahme an den Sprachkursen bestätigen. Anschließend gebe ich den ganzen Formularkrempel im Sekretariat meiner Fakultät ab.

Ich bleibe noch bis 18:30 im Center, gehe dann aber in die Bibliothek, um einen Zug gegen Frank zu spielen. Noch ist nichts los, obwohl ich die „dunklen Wolken am Horizont“ bereits sehen (bzw. rasseln hören) kann, also gibt es auch noch nicht viel, was ich schreiben könnte. Ich beginne noch den Bericht über den 17.04., aber der wird bis Acht nicht fertig, und um die Uhrzeit verlässt mich die Motivation. Für die Sporthalle ist es mir auch zu spät, denn eigentlich möchte ich allgemein gerne um 21:00 zuhause sein.
Ein kräftiger Regen hat eingesetzt und regnet mein Fahrrad nass. Die Tüte auf dem Sattel macht sich wieder einmal bezahlt. Mein Steißbein wird dennoch nass sein, bis ich zuhause bin, aber so schnell habe ich die Fahrt schon lange nicht mehr geschafft. Wir sehen uns „Nadia“ und „Atashi’n’chi“ an und gehen um 22:30 schlafen.