Sonntag, 13.06.2004 – Italienisch auf Japanisch
Ich stehe früh auf, wie (fast) immer eigentlich um 05:30, und setze mich an meine Grammatiklektionen. Um 10:00 fahre ich dann mit Melanie in die Bibliothek. Als wir sie um 17:00 wieder verlassen, machen wir uns darüber Gedanken, wo wir heute essen könnten und derzeit fällt mir da zuerst „Daijô“ ein. Aber der hat heute leider geschlossen. Wir verlagern unser Ziel daher auf das italienische Restaurant in der Tomitamachi Straße, also nicht das gegenüber von der Polizeiwache bei Nishihiro, sondern weiter die Straße runter Richtung Osten.
Der Laden ist extrem klein. Ganze vier Tische stehen darin, und an jedem Tisch kann man vielleicht drei Leute unterbringen, zuzüglich vier Stühle an der Theke. Die Wände sind verkleidet mit einer Linoleumfolie, die ein Design hat, das man schlicht „Betonwand“ nennen könnte. Sieht „industrial“ (engl.) aus. Ansonsten ist die Einrichtung nicht so kitschig, wie ich erwartet habe, die Musik ist westlich und tönt aus Boxen der Firma Bose! Ich habe in Japan bereits mehr Material von Bose (außerhalb der Elektroläden) gesehen, als in Deutschland. Auch im Ito Yôkadô hängen Boxen von Bose in der CD Abteilung. Das Zeug kostet eine Unmenge Geld – allerdings ist üblicherweise auch die Qualität dieser Firma unbestreitbar. Wer hat, der hat halt.
Die Preise des Restaurants jedenfalls sind gleich zum Abgewöhnen. Für eine Pizza von 20 cm Durchmesser mit vier Zutaten (außer Tomatenmark und Käse nehme ich an) zahlt man schnell 3000 Yen, also etwa 23 E, und das würde ich heftig nennen! Wir nehmen also das Tagesangebot – eine halbe Pizza, eine kleine Portion Spaghetti mit Soße nach Wahl und eine Handvoll Salat, und das kostet auch nur 800 Yen. Immerhin reicht die Portion aus, um ein angenehmes Gefühl im Magen zu hinterlassen – was bedeutet, dass ich keinen Hunger mehr habe, aber noch zwei Portionen essen könnte, ohne ernsthafte Probleme zu bekommen.
Als wir dann mit dem Essen fertig sind, sage ich zu der verantwortlichen Dame:„Haraitai n desu kedo“ und meine damit: „Ich möchte bitte zahlen“, aber sie versteht:
„Hara ittai n desu kedo“, was bedeutet „Ich habe Magenschmerzen“.
Von daher verstehe ich zuerst nicht, warum sie so geschockt auf meine Bitte reagiert: „Möchten Sie eine Tablette?“ fragt sie erschrocken, und ich weiß erst gar nicht, was das mit meiner Aussage zu tun haben könnte, bis es mir dann drei, vier Sekunden später dämmert…