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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

8. Juli 2024

Donnerstag, 08.07.2004 – Kleider machen Leute?

Filed under: Japan,My Life,Spiele — 42317 @ 7:00

Manche Kanji sind zu einfach. Vor allem, wenn sie nur zwei Striche haben. In meinem Aufsatz über Zulassungsbedingungen deutscher Universitäten habe ich viermal „Mensch“ mit „betreten, hineingehen“ verwechselt. Das Kanji ist zu einfach, als dass mir eine sinnvolle Eselsbrücke einfallen würde.

Nach dem Unterricht bespreche ich etwa die Hälfte meines Kampfberichtes mit Eve, die das Mammutwerk am Wochenende fertiggelesen hat, um Verständnisfehler zu besprechen. Der größte Teil der Sachen, die sie markiert hat, lässt sich erklären, weil es sich um stilistische Elemente handelt, um Fachbegriffe oder militärischen Slang. Den Rest des Berichtes verschieben wir auf später, obwohl uns beiden nicht ganz klar ist, wann das sein soll – und sie will den Stapel Papier schließlich irgendwann loswerden.

Danach wird der Tag weitgehend zur „StarCraft“ Session, weil mir langsam klar wird, wie der Editor funktioniert. Ich habe allerdings noch weit nicht alles verstanden… warum der Gegner z.B. bei der Hälfte der zwölf Testspiele nur untätig in seiner Basis blieb, ohne sich die Mühe zu machen, die Karte zu erkunden, ist mir nicht klar, während er mir bei drei Spielen einen so genannten „Hard Rush“ gegeben hat – einen schnellen Angriff mit den ersten gebauten Einheiten, der mich jeweils völlig überrumpelt hat, weil ich ein zu langsamer Spieler bin.

Dann sehe ich zu, dass ich mit meinem Newsletter ein bisschen weiterkomme, bis ich dann gegen Acht zum Haus der Familie Jin fahre, nachdem ich erfahren habe, dass mein bestellter Anzug heute gekommen sei und ich ihn abholen könne. Ich habe sogar „Dai“ Knöpfe dafür bekommen, wenn auch nicht von der HiroDai, sondern von der „Nihon Daigaku“, der „Japan Universität“ in Tokyo. Wie auch immer… es ist auch eine zweite Hose dabei, von der der Schneider gesagt hat, sie sei eine Serviceleistung.
Jetzt ist dieses Wort in Japan aber ambivalent. Das kann heißen, dass eine Ersatzhose grundsätzlich dazugehört (was ich annehme), oder aber dass der Laden dem Kunden ein Geschenk macht. Das passiert in Japan des Öfteren… wir haben ja in dem Yakiniku-Laden, den wir ein paar Mal besucht haben, auch schon eine Packung Schinken geschenkt bekommen, mit dem Hinweis, dass es „Service“ sei. Und die ganzen Apfelgeschenke im vergangenen Herbst habe ich auch noch nicht vergessen. Besagte Hose allerdings kostet umgerechnet etwa 75 E, und ein solches Geschenk möchte ich dann doch ausschließen. Andererseits… ich könnte mir vorstellen, dass der Absatzmarkt für Schuluniformen in Japan heiß umkämpft sein könnte.

Dr. Jin erzählt, dass er heute einen Deutschen, wohl einen Touristen, in der Praxis hatte – der hatte eine Entzündung an… an… seinem Elften Finger… und brauchte Salbe. Meine Güte, was erzählt mir der Mann denn da? Obwohl es im Nachhinein ganz lustig ist… vielleicht auch deshalb, weil der „Gesalbte“ geradezu erschrocken war, von dem japanischen Arzt auf Deutsch mit „Tschüss“ verabschiedet zu werden. Wir haben jetzt also einen weiteren Landsmann, der die Legende weiterverbreiten wird, japanische Ärzte seien grundsätzlich des Deutschen mächtig. Und ich möchte daran erinnern, dass jede Legende ein Krümelchen Wahrheit besitzt.