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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

29. Dezember 2007

Ausländer sind keine homogene Gruppe

Filed under: My Life — 42317 @ 18:42

Nur eine kleine Begebenheit, die ich heute in Minh’s Asialaden beobachtet habe.

Auf der Suche nach japanischer Mayonaise war ich zuerst dorthin gegangen, um den längeren Weg zu “Delicasia” zu sparen, und an der Kasse standen zwei Kunden, die offensichtlich aus Afrika stammten, eine Nonne und ein nicht weiter auffälliger Mann.
Der hatte offenbar eine Art Scherz gemacht, die Nonne lachte und gab einen Kommentar ab, den ich noch nicht verstehen konnte, weil ich gerade erst um das Regal bog. In dem Moment fragte die (thailändische) Frau an der Kasse:
“Warum sprechen Sie Deutsch miteinander, Sie kommen doch beide aus Afrika?”
Worauf der Mann lachte und entgegnete: “Afrika ist groß. In meiner Heimat wird Englisch geredet, bei Ihr Französisch.” Falls er es wusste, hätte er noch hinzufügen können, dass es auf dem afrikanischen Kontinent ungefähr 5000 eigenständige Sprachen gibt.

Ich erwähne das nicht wegen des humoristischen Effekts, sondern weil ich den Eindruck habe, dass durchschnittlich gebildete Leute in Deutschland oft der Meinung zu sein scheinen, dass exotische Völker, wie Ostasiaten und Afrikaner zum Beispiel, oder von mir aus auch Marokkaner und Afghanen, eine wie auch immer durch ethnische oder sprachliche Gemeinsamkeiten verbundene Gruppe seien, was natürlich nicht richtig ist.

Menschen definieren sich selbst und die soziale Einheit, zu der sie sich zugehörig fühlen, durch Abgrenzung zu anderen Individuen und Gruppen. Leider wird dabei zu oft zu pauschal vorgegangen, wie z.B. “Weiße” gegen den “Rest der Welt”, was natürlich derart grob unterteilt ist, dass man das Wort “Kategorisierung” eigentlich erst gar nicht in den Mund zu nehmen braucht.

Denn wäre diese bipolare Trennung Realität, dann hätte die thailändische Kassiererin natürlich sofort und/oder instinktiv gewusst, dass es keinen Sinn macht, auf den gemeinsamen Heimatkontinent (man könnte auch sagen: die gemeinsame Hautfarbe) der beiden humorbegabten Kunden zu verweisen. Sie hätte wahrscheinlich ebenfalls gelacht, wenn ich sie gefragt hätte, warum sie sich mit dem Kunden aus Vietnam auf Deutsch unterhält, anstatt auf “Südostasiatisch” oder etwas in der Art. 🙂

Samstags warmes Mittagessen

Filed under: My Life — 42317 @ 18:20

Mit sinkenden Temperaturen bin ich in den vergangenen vier Wochen auf die Idee gekommen, samstags in der Mittagspause was Warmes in einem Imbiss zu essen. Ich musste nur einen geeigneten finden.

Dazu darf der Laden nicht zu weit vom Teppichladen entfernt sein, denn ich habe samstags nur 30 Minuten Pause, und ich will nicht hetzen. Vielversprechend wirken die vielen Dönerläden im Bereich der Trierer Innenstadt. Deutsche Würstchenbuden scheinen nicht nur weitgehend ausgestorben, ich habe auch nicht wirklich Interesse an Bratwurst.

Letzte Woche bin ich die Paulinstraße nach Norden entlang gegangen, um diese Gegend auszukundschaften. Der erste Laden auf der Strecke war scheinbar geschlossen, also ging ich nochmal wenige hundert Meter weiter und fand den “Idil Kebap”. Mangels Fantasie bestellte ich einen Döner (der dort nicht in “groß” versus “klein” angeboten wird, sondern nur mit oder ohne Schafskäse) und studierte währenddessen die Speisekarte, die schon ein gewisses Alter zu haben schien, da ich in der mit abgedruckten Werbung einen Laden fand, der mittlerweile nicht mehr existiert.

Als es dann ans Zahlen ging, musste ich allerdings feststellen, dass ich überhaupt kein Bargeld mehr bei mir hatte. Das war nämlich komplett für den Weihnachtsbaum draufgegangen. Ich fragte den Betreiber also, wie wir die Sache regeln sollten, und im Hinterkopf hatte ich den Plan, flugs den nächsten Bankautomaten aufzusuchen, aber er sagte: “Ist in Ordnung. Kommst nächste Mal wieder, zahlst dann.”
Ich war doch erstaunt. Nicht schlecht für einen Laden, in dem ich noch nie zuvor gewesen bin. Ich versprach also, in einer Woche wiederzukommen.

Gesagt, getan. Mit meinem Weihnachtsgeld in der Tasche ging ich heute wieder zum Idil Kebap, um meine Zeche zu zahlen, außerdem hatte ich auf der Speisekarte Joghurtsuppe und türkische Linsensuppe gesehen, die nicht uninteressant schienen.

Wir überraschten uns damit gegenseitig. Er wusste gar nichts mehr von dem Vorfall, was mich überraschte, und ich war tatsächlich gekommen, um zu zahlen, und da sah er überrascht aus. Ich fragte also nach den Suppen, aber es hieß, die Suppen würden mangels Nachfrage nicht mehr angeboten.
“Da machst Du Topf mit Suppe, eine Portion wird gegessen, Rest musst Du wegschmeißen.”
Schade drum. Ich bestellte Yufka Döner (also nicht im Brötchen, sondern im Teigfladen) und war nochmal überrascht. Das Ding war so groß wie mein Unterarm. Ich bekomme hier also für 3,50 E mehr als in der Gegend um den Bahnhof. Dann weiß ich ja, wo ich samstag mittags essen werde, wenn ich arbeite.

Die Entfernung ist auch prima. Ich kann in bequemer Geschwindigkeit hingehen, in Ruhe esen, dann noch fünf Minuten rumsitzen und mit dem Zahnstocher spielen, und anschließend ohne Eile zum Laden zurückkehren.