Code Alpha

Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

20. April 2007

Warum manche Leute Autoverkäufer werden sollten

Filed under: My Life — 42317 @ 19:21

Diese Woche habe ich mein erstes Kolloquium bei Frau Professor Scholz genossen und durfte als erster darlegen, um was es bei mir gehen soll. Eigentlich wollte ich japanische und amerikanische Kriegspropaganda zwischen 1941 und 1945 vergleichen. Natürlich konnte ich sekundäre Quellen nennen, aber bei den primären Quellen komme ich halt immer noch ins Schwitzen.

Die Frau Scholz erkannte also schnell das Problem, und weil sie ja unser aller Bestes will, hatte ich fünf Minuten später ein entfernt verwandtes neues Thema:
Die Verarbeitung der Kriegsverbrechertribunale von Tokyo auf der Bühne.

Deswegen sollte die Frau vielleicht Autos verkaufen.
Da kommt ein Kunde zu ihr, der sicher ist, dass er einen blauen BMW kaufen will und nach wenigen Minuten hat sie ihn davon überzeugt, dass ein gelber Benz viel besser zu ihm passt.

Gut, letztendlich ist es mir gleich. Das Thema fällt ja in “meinen” Bereich, Primärquellen sind ausreichend vorhanden, und ich habe auch das Glück, dass der Autor der neuesten Version des entsprechenden Theaterstücks noch am Leben ist und Frau Scholz die E-Mail Adresse seines Managers parat hat, der sich darüber freuen wird, dass jemand akademische Werbung für seinen Klienten macht.
Hauptsache, ich komme irgendwann bald aus diesem Schuppen raus…

Die Geschichte vom Schaf und vom Wolf

Filed under: Manga/Anime — 42317 @ 19:12

Nein, eigentlich ist es ja kein Schaf, sondern eine Ziege, und auch dieser Begriff ist irreführend, weil der Begriff “Ziege” ein weibliches Tier suggeriert, während man es in “Arashi no Yoru ni” (“In einer stürmischen Nacht”) nun eigentlich mit einem jungen Bock zu tun hat.

In einer stürmischen Gewitternacht treffen sich also ein junger Geißbock und ein junger Wolf in einer dunklen Scheune. Beide können sich gegenseitig nicht riechen – weil sie erkältet sind, es ist dunkel und sie haben keine Ahnung, dass der eine mit seinem natürlichen Feind und der andere mit seinem Lieblingsessen redet. Sie unterhalten sich über Gemeinsamkeiten und beschließen, sich am kommenden Mittag zu treffen. Sie machen “Arashi no Yoru” als Kennwort aus.

Das Treffen wird kurz und schmerzlos. Das Erstaunen über den Gegenüber wird zwar durch Nahaufnahmen der Gesichter hingezogen, aber die zwei finden sich erstaunlich schnell miteinander ab und werden Freunde.

Aber natürlich leben beide in völlig verschiedenen Gesellschaften, die sich gegenseitig nicht, bzw. nur unter eng gefassten Gesichtspunkten anerkennen: Jäger hier und Beute da.
Die gesellschaftlichen Normen belasten also die ungewöhnliche Freundschaft und die zwei beschließen, gemeinsam wegzulaufen und ein Land zu suchen, wo Wölfe und Ziegen in Eintracht miteinander leben können. Die Idee, dass ein solches, “reines” Land existiert, muss ein wiederkehrendes Muster verzweifelter Flüchtlinge sein… in “The Plague Dogs” von Richard Adams wollen die beiden Hunde auch zu so einem Ort schwimmen: “Wenn es eine Isle of Man gibt, dann gibt es doch auch eine Isle of Dog!”

Die Geschichte neigt doch hin und wieder ein bisschen zum Schmalz und zu klassischen Drama-Elementen. Zum Beispiel, wenn der Bock sich dem Wolf Gabu auf dem verschneiten Gebirgspass als Nahrungsration anbietet. Oder wenn der Showdown des Wolfs gegen sein altes Rudel von den Naturgewalten in Form einer Schneelawine unterbrochen wird und er durch den Schock der Todesgefahr sein Gedächtnis verliert. Und wenn der Wolf dann durch die Erwähnung des alten Kennwortes zu seinem Gedächtnis zurück findet.

Der Film hat einen Preis gewonnen, ich weiß nicht, welchen. Aber welcher es auch sein mag, ich kann mir keinen Grund denken, warum ausgerechnet dieser Film einen Preis bekommen haben könnte. Das Thema “Wahre Freundschaft/Liebe überwindet alle Schwierigkeiten” ist kein neues mehr. Und ein paar erzählerische Mängel hat die Sache schon, gerade bei Spannungskurven:

Als Gabu beschließt, seinen Ziegenfreund zu schützen, stürzt er sich wie wild auf sein anrückendes Rudel. Ein paar schöne Aufnahmen zeigen, wie sich das Aufeinandertreffen anbahnt. Aber anstatt einen klimaktischen Aufprall zu präsentieren, um die Wildheit und Entschlossenheit (und Verzweiflung) des Wolfs grafisch schön zu zeigen, halten die Beteiligten inne, knurren sich an und es bildet sich ein reichlich statischer Kreis seiner Artgenossen um den Wolf. Und als dann sein Alpha die Bühne betritt, bleibt es bei einem einzigen Angriff, der deutlich zu Ungunsten des Protagonisten ausgeht. Das hätte man besser machen können.

Und als der Gabu dann, durch Gedächtnisverlust wieder “böse” geworden, den Bock gefangen hält, um ihn im Mondschein erst zu verspeisen, kommt das erlösende Kennwort “Arashi no Yoru” viel zu früh, und die sich im Aufbau befindliche Spannungskurve fällt jäh ab. Stattdessen hätte man mit seinem “Total Recall” warten sollen, bis er schon die Zähne am Hals seines Pflanzen fressenden Freundes hat. Aber nee… sehr schade.

Man darf natürlich nicht glauben, der Film sei schlecht – das ist er ganz und gar nicht, er ist sogar sehr unterhaltsam. Ich beleuchte hier nur gerade im Besonderen das, was mir aufgefallen ist. Und es gibt einen m.E. durchaus positiven, zumindest interessanten Punkt:

Der Geschlechteraspekt spielt in dieser Handlung kaum eine Rolle.
Wir haben vor dem Film wohl alle geglaubt, dass die Ziege weiblich sein würde. Wir wussten, dass dieser Charakter “Mei” heißen würde, und zumindest ich habe noch keinen Mann getroffen, der so heißt. Aber wie gesagt, handelt es sich dabei tatsächlich um einen jungen Bock. Weibliche Charaktere spielen nur am Rande eine Rolle:

Meis Mutter wird von den Wölfen zerrissen und ihr Sohn wird von der Oma aufgezogen.
In der Ziegenherde gibt es ansonsten nur eine einzige weitere weibliche Ziege mit Sprechrolle.
Im Rudel gibt es eine Wölfin, aber die gibt nur unartikulierte Laute von sich, abgesehen von einer klitzkleinen Sequenz, in der die Mutter von Gabu zu sehen und hören ist.

Ich finde es ganz gut, dass hier Geschlechterklischees nicht zum Zuge kommen, denn die Konstellation “Schwache Frau (Ziege) wird von starkem Mann (Wolf) gerettet” wäre so abgedroschen gewesen, dass ich den Film an dieser Stelle wahrscheinlich nicht einmal erwähnt hätte.

Wozu brauchen wir eigentlich eine online Einschreibung?

Filed under: My Life — 42317 @ 18:36

Ich war heute mal wieder erstaunt über den Nutzen unseres StudIP online Kurseinschreibungsportals. Heute morgen bin ich noch schnell auf Platz 12 der Warteliste des Kurses von Frau Dr. Gerbig hochgerutscht und habe mir, wie geplant, erlaubt, dennoch zur angegebenen Zeit zu erscheinen.

Das nervöse Warten hatte dann um 1420 ein Ende: Die Dozentin stellt die Anwesenheit fest und zählt 29 Anwesende. Fünf Minuten später kommt noch eine Teilnehmerin dazu, die ebenfalls nur einen Warteplatz hatte. Der Kurs hat damit 30 Teilnehmer, so viele, wie irgendwann einmal geplant – und das bedeutet, dass von allen Leuten, die sich eingetragen haben und bis heute morgen eingetragen geblieben sind, ganze 18 nicht einmal aufgetaucht sind.
Und ganz nebenbei stellte uns die Frau Doktor eine E-MailAdresse für Fragen zur Verfügung, die mit der in StudIP angegebenen nicht übereinstimmte. Tolle Wurst. Denn Sprechstunden hat sie keine – sie ist nur in diesem Semester wieder in Trier, und das auch nur an Freitagen, und arbeitet hauptsächlich in Leipzig.

Auf der Anwesenheitsliste streichen Leute von der Warteliste solche aus, die auf der Hauptliste standen und setzen ihre eigenen Namen auf das Papier. Etwa ein Drittel der Hauptliste ist nicht erschienen, was knapp der Hälfte der Warteliste erlaubte, ganz problemlos in den Kurs zu kommen, und genau diese acht Leute waren auch da und freuten sich.

Grund zur Freude hatten sie offenbar. Von den dreißig Anwesenden brauchen nur vier keinen benoteten Schein. Und den kriegt man, indem man mit einem oder zwei Partnern eine Präsentation schmeißt (= ein Referat hält) und seine fundierte Meinung über die angegebene Literatur, die für jede Veranstaltung zwei Seiten lang zu sein hat, zu einer Hausarbeit erklärt.

Ganz allgemein bleibt festzustellen, dass das Einschreibungsprocedere völlig überflüssig war. Wenn man nicht völlig blöde (aber ein bisschen asozial) ist, schreibt man sich in alle möglichen Kurse ein, sobald es möglich ist, und entscheidet dann zu Vorlesungsbeginn ganz entspannt, welche einem denn nun auch tatsächlich in den Gesamtplan passen, und wenn welche nicht passen, dann kommt man halt einfach nicht. Und gibt damit Leuten wie mir Gelegenheit, in melancholischen Farben über den Sinn des Lebens zu spekulieren.
Man kann die Einschreibung per Computer also ebenso gut wieder komplett abschaffen und durch das Erscheinen in der ersten Seminarsitzung zu ersetzen. Im Falle einer Überbelegung sollte dann das Senioritätsprinzip über ein Verbleiben entscheiden – höhere Semester haben aus naheliegenden finanziellen Gründen weniger Zeit und wollen baldigst fertig werden und nicht semesterlang warten, bis sie das Glück haben, von einer unpersönlichen Maschine einen Teilnehmerplatz zugewiesen zu bekommen.

Ich habe mein Seminar also. Der Kampf geht weiter.