Code Alpha

Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

25. September 2009

Das Rinnsal in der Riesenröhre

Filed under: My Life — 42317 @ 15:18

Unser Internet kriecht. Offiziell verfügen wir über eine DSL 2000 Leitung, aber die vor sechs Monaten gemessenen 2,7 Mb/sec Downloadleistung kamen da schon nie und nimmer ran. Derzeit liegt die Transferleistung bei 0,3 Mb/sec, und wir sind damit nicht allein. Anders ausgedrückt: Wo früher immerhin Downloadraten von 300 Kilobyte pro Sekunde möglich waren, darf ich mich heute freuen, wenn ich auf über 40 komme.

Anfang September begann der Anschluss Zicken zu machen und an ein paar aufeinander folgenden Tagen wollte gar nichts gehen. Dann pendelte sich das Maß auf den genannten Wert ein. Freunde mit Arcoranschlüssen hinterfragten die Situation bei ihrem Anbieter, der lapidar darlegte, dass die Telekom die Leitung von der Stadt aus hoch nach Neu-Kürenz ungewöhnlich stark dämpfe, zumindest stärker als zuvor, was schnellere Übertragungsraten verhindere. Kurz, knapp, und brutal informiert.

Unsereiner geht aber mit Alice ins Netz, die sich mit ihrem Kundendienst brüsten (und ich muss vielleicht tatsächlich dankbar sein, nie länger als fünf Minuten in der Warteschleife gehangen zu haben). Das lief dann etwa folgendermaßen ab:

“Ziehen sie den Netzstecker vom Modem, warten Sie 30 Sekunden, loggen Sie sich dann wieder ein, machen einen Geschwindigkeitstest, und dann rufen Sie mich bitte wieder an.”
“Das hab ich vor ein paar Tagen schon gemacht, und genützt hat es nichts.”
“Aha. Ich sehe, Sie haben auch den Resetknopf bereits gedrückt, vor sechs Tagen um 22 Uhr 30.”
“Richtig, hat auch nichts gebracht.”
“Tun Sie’s trotzdem nochmal.”

Fünf Minuten später:
“Und?”
“Hm, ja, die Leistungsdaten Ihrer leitung sind wirklich schlecht.”
“Sagte ich doch.”
“Was für ein Modem verwenden Sie eigentlich?”
“Sie können von Ihrem Bildschirm ablesen, wann ich die Reset-Taste gedrückt habe, aber nicht, welches Modell ich verwende?”
“Nein, wir können das nicht.”
“Da steht TURBOLINK IAD”
“Ach, dann verwenden Sie ein veraltetes Produkt. Im Übrigen empfehlen wir Ihnen, Ihren Vertrag zu wechseln: Sie haben Alice Fun Flat inklusive Telefonflat für insgesamt 36,95 E, es gibt aber mittlerweile Alice Fun Max Flat für 29,90 E. Gleicher Serviceumfang, und der Internetanschluss ist schneller.”

Blick ins Internet: Es handelt sich tatsächlich um eine DSL und Telefon Flatrate, erweitert auf eine 16.000er Leitung. Völlig illusorisch hier oben, aber wenn’s denn billiger ist…

“Und was ist mit meinem aktuellen Anschluss?”
“Haben Sie die Verkabelung überprüft? Wie lange ist das Kabel von der Telefonbuchse zum Modem?”

*seufz* Die Verkabelung ist in Ordnung. Und das Kabel ist keine zwei Meter lang.”
“Haben Sie vielleicht ein anderes Modem, dass Sie zur Probe anschließen könnten?”

“Nein…”
“Dann ist es wohl am besten, wenn wir Ihnen umgehend ein neues Modem zusenden, um sicherzugehen, dass es nicht daran liegt. Das alte Modem geben Sie dann inklusive Verkabelung bitte dem Boten mit.”
“Sie wollen mir erzählen, dass alle anderen im Haus mitgeteilt bekommen, dass die Verbindung so schlecht ist, weil die Dämpfung der Leitung so hoch ist, und nur bei mir allein liegt es am Modem?”
“Es könnte ja sein.”
“Wunderschön. Dann schicken Sie mir ein neues Modem. Es sei denn, ich würde nochmal ein weiteres neues erhalten, wenn ich auf die nominell schnellere Leitung wechsle.”
“Nein, dafür würden Sie nicht extra ein neues Modem erhalten.”
“In Ordnung, dann tun Sie’s.”

Natürlich hat sich dieses Gespräch nicht exakt so abgespielt. Mein Gedächtnis ist so gut auch nicht. Insgesamt waren es drei Gespräche mit verschiedenen Leuten, deren Informationsgehalt ich hier zusammengefasst habe.
Nach dem Neustart des Modems bot man mir an, mich am Dienstag Abend oder am Mittwoch Morgen erneut anzurufen. Dienstag Abend ist wegen eines allwöchentlichen “socializing events” nicht drin, also bat ich um Mittwoch Morgen. Angerufen wurde ich allerdings erst um 1430, als ich bereits im Teppichladen war, und wie’s der Zufall wollte, rief der Häuslebauer zur gleichen Zeit im Laden an, um die Informationen der beiden Steuerberater, die meinen Fall von Doppeljob prüften, abzugleichen, was mich mitten in dem Gespräch, das mich vom Aufräumen abhielt, in ein weiteres verwickelte. Der Mensch von Alice blieb zwar dran, aber ich konnte ihn im Nachhinein auch nur bitten, um 1900 anzurufen, da ich um diese Zeit zuhause und am Modem sein würde, falls ich noch irgendwas damit machen sollte.
Haha, an dem Abend rief mich keine Menschenseele an, der Anruf kam erst am Donnerstag Mittag, und an dieser Stelle erhielt ich das Angebot, mein Modem gegen ein neues auszutauschen, ein Plan, der mir zur Beschleunigung meiner Internetverbindung völlig unsinnig erschien gemessen an den allgemeinen Zuständen, aber schaden kann’s ja nichts.

So langsam frage ich mich, ob ich nicht gleich, um einige Dinge zu erleichtern, in die alte Wohnung von Alex hätte ziehen sollen, die keine Viertelstunde von hier auf dem Trimmelter Hof liegt, wo DSL 16.000 scheinbar problemlos möglich ist. Deren Leitung kommt wohl von dem weithin bekannten Weinort Olewig hoch, und nicht von Kürenz, das am Bahnhof beginnt und an den Weidengrabener Wohnsilos endet.

Geld ins Haus

Filed under: Arbeitswelt — 42317 @ 14:23

Mein Wunsch nach einem weiteren Nebenjob zur Aufbesserung meiner Haushaltskasse wird wahr.
Ich werde ab dem 9. Oktober entscheidend an der Instandsetzung eines Hauses in der Nachbarschaft der Universität mitwirken und damit schätzungsweise 360 weitere Euro in meine Tasche spülen, zumindest in jedem Monat bis zum kommenden Juli. Damit kann ich meinen auf 157 Euro gestiegenen Krankenkassenbeitrag ausbügeln und komme hoffentlich auch vom Wohngeld los, bzw. ich rechne damit, dass der mir zugestandene Betrag bedeutend fallen wird.

Nach knapp einem Monat Hickhack wegen der Minijobzentrale der Bundesknappschaft wurde ich heute also gebeten, den Arbeitsvertrag zum Beginn der kommenden Woche zu unterschreiben.
Die Bundesknappschaft reißt alle Minijobber grundsätzlich an sich, wie es aussieht, gibt es eine gesetzliche Regelung, die besagt, dass alle geringfügigen Arbeitsverhältnisse, also die bis 400 E monatlichem Gesamteinkommen, ihre Sozialversicherungsbeiträge bei ihr abführen müssen. Ich nehme an, es handelt sich dabei um eine Verlängerung der Existenzberechtigung dieser Institution durch neue Aufgabenzuteilung, nachdem in Deutschland mit den “Knappen” = Bergleuten ja nicht mehr viel los ist.

Nach Verhandlungen mit der Knappschaft und den jeweiligen Steuerberatern bin ich von der Minijobzentrale aufs neue befreit: Ich bekomme zwei Lohnsteuerkarten, einmal Klasse VI und einmal Klasse I, gebe einen Versicherungsnachweis meiner Krankenkasse bei jedem meiner beiden Arbeitgeber ab, und die Sozialbeiträge werden direkt an die Kasse gezahlt, anstatt den Umweg über die Bundesknappschaft zu nehmen.

Die Hauptsorge dabei war, dass ich meinen Studentenstatus in Bezug auf meine Krankenkassenbeiträge verlieren könne, was scheinbar eintritt, sobald ich mehr als 20 Stunden pro Woche arbeite oder mehr als 400 E im Monat verdiene, aber das kann mich nicht mehr jucken, nachdem ich eh den vollen Beitragssatz zahlen muss. Der tritt über einen sechsmonatigen Zwischenschritt in Kraft, sobald man das 28. Lebensjahr oder das 16. Fachsemester vollendet hat, je nachdem, was früher eintritt, und ich hatte mit meinem knapp zweijährigen Wehrdienst bereits eine Verlängerung rausgeholt.

Jetzt bleibt mir die wenn auch begründete Hoffnung, dass ich der Aufgabe auch gewachsen bin, ein ganzes Haus und das darum verteilte Erdreich auf Vordermann zu bringen. Ja, ich habe das alles schon mehrmals gemacht, aber das immer nur als Helfer eines erfahrenen Hand- oder zumindest Heimwerkers. Sofern ich das bislang verstanden habe, werde ich dieses Mal der Handwerker sein, ohne untergebenen Helfer, von dem eine gleichberechtigte Meinung zur Durchführbarkeit der verschiedenen Arbeitsschritte vom Hausbesitzer erwartet wird. Der wird sagen, er wolle dies und das und jenes so und so haben, aber das “Wie” wird zur Hälfte in meiner Verantwortung liegen. Mindestens.

Aber ich behaupte ja gern von mir, ich könne mit meinen Aufgaben wachsen, und dies ist eine gute Gelegenheit, diese Selbsteinschätzung zu testen und möglicherweise unter Beweis zu stellen. Immerhin kann man mir dann am Ende nicht vorwerfen, ich hätte auf meinem von geisteswissenschaftlicher Ausbildung geprägten Lebenslauf zu wenige praktische Erfahrungen vorzuweisen. Louisa May Alcott hat da etwas Passendes zu gesagt:

„It takes all sorts of people to make a world; workers and students both are needed, and there is room for all. But I think the workers should study some, and the students should know how to work if necessary.”

(Little Men, 1871)