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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

23. Januar 2009

Danke, dass Sie da waren…

Filed under: My Life — 42317 @ 18:34

Am 14. Januar war ich wieder eingeladen, vor dem örtlichen Amtsgericht in einer weiteren Verhandlung gegen Andreas L. eine Aussage zu machen. Diesmal ging es nicht um Körperverletzung, sondern um Widerstand gegen die Staatsgewalt.

Ich musste von vorneherein die Sinnigkeit dieses Unterfangens in Frage stellen. Der Vorfall hatte sich im September 2007 ereignet, lag also etwa 15 Monate zurück. Und welche Aussage hätte ich machen können, die ich nicht schon im vergangenen Frühjahr, im ersten Prozess, gemacht habe, oder bereits am Abend nach dem Zwischenfall bereits aufgeschrieben hatte?

Aber gut, ich war vorgeladen, also ist es Bürgerpflicht, zu erscheinen, wie gebeten um 0930 Uhr vor dem Sitzungssaal Nummer 54. Dort traf ich auch “die alten Bekannten” wieder, also den Jugendlichen ohne Taschentücher (dafür heute mit Krücken wegen eines Skiunfalls), den Busfahrer, und den Herrn B. von der Polizei, mit Kabelbindern am Gürtel und einem Polizei-Azubi ohne Schulterschmuck an der Hand, der so sein Erfahrungsspektrum erweitern sollte. Leider blieb an diesem Tag keine Zeit für ein kleines Gespräch wie beim letzten Mal.

Viele Erfahrungen sollte der junge Polizist allerdings nicht machen.
Um etwa Viertel vor Zehn erschien der Angeklagte, ohne weitere Begleitung, das heißt, seine Haftdauer war bereits abgelaufen, wie ich annehme – für Körperverletzung gibt’s nicht viel. Um Zehn dann wurden alle Zeugen gleichzeitig in den Saal gebeten. “Für die Katz…” sagte der Jugendliche. Scheinbar kennt er solche Situationen oder er verfügt über eine schnelle Auffassungsgabe.

Wir nahmen also auf den bereitgestellten Stühlen Platz, worauf der Richter uns erläuterte, dass der Angeklagte ein umfassendes Geständnis abgelegt und alle beim vergangenen Termin gemachten Aussagen bestätigt habe. Er müsse uns also am heutigen Morgen nicht mehr hören, übermittelte uns eine erneute Entschuldigung des Angeklagten und dankte uns für die Anwesenheit. Die Gerichtsdienerin teilte uns ein Formular aus, mit dem man Fahrtkosten und Einkommensausfälle einfordern kann, aber ich behielt es einfach als Andenken, weil mir keine Kosten entstanden waren.

Hätte dieser Idiot das alles nicht schon gestehen können, bevor man uns eine Vorladung geschickt hat? Handelt es sich hierbei um eine verwaltungstechnische Komplikation oder hat L. mit dem Gestehen extra so lange gewartet, um die beteiligten Leute noch ein bisschen an der Nase herumzuführen? Ich weiß es nicht, und eigentlich ist es mir völlig egal – sofern ich jetzt nichts mehr von dem Kotzbrocken zu sehen oder hören bekomme.

Blitzkrieg in Fernost (Teil 4)

Filed under: Militaria,Spiele — 42317 @ 18:07

2. Die USA im Krieg

Und so fing es an. Ein geradezu atemberaubend unspektakulärer Bombenangriff, bei dem es nicht einmal zu einem Bombenabwurf kam, eröffnete den Pazifischen Krieg.

Das Spielziel besteht darin, zwei der vier Startbasen des Gegners zu besetzen und vier Monate lang zu halten. In den USA sind das Bremerton, Monterey, San Diego, und Panama, in Japan Tokio, Osaka, Nagasaki, und Okinawa.

Ich hatte vorbereitend drei Trägerflotten in Position gebracht, in Hong Kong, in Manila und auf Wake Island. Der Feind hatte mich am 20. November 1941 angegriffen, meine Flotten setzten sich in Bewegung und lagen Anfang Dezember etwa 100 km vor der Bucht von Tokio.
Nach meinem eigenen Ermessen hatte ich nach dem 1200 PS Motor gleich den 1700 PS Motor entwickelt, nebenher die Methanoleinspritzung, und gekauft habe ich ein HF Radar, die 20 mm Kanone und ein Schallmessgerät.
Der 1700 PS Motor stand ab Mitte Oktober 1941 zur Verfügung, und er wurde gebraucht, um Torpedobomber überhaupt bauen zu können, von daher standen für den bevorstehenden Angriff noch keine zur Verfügung. Ich wollte erst ein paar Dutzend davon gebaut haben, bevor ich meine Flotten mit einer unauffälligen Handvoll davon versorge – klotzen, nicht kleckern. Der Zeitraum wurde auch für die Aufrüstung der P-38 auf den neuen Motor genutzt.

2.1. Jeder Klaps ein Japs?
Der erste große Angriff sollte nur ein Test sein. Die bedeutendste Aufwertung der verfügbaren Lufteinheiten bestand aus der abgeschlossenen Umrüstung von 7,62 mm auf 12,7 mm MGs, und einige der Schiffe verfügten über ein primitives Radar.

Wie geplant, treffen alle drei Flotten gleichzeitig ein. Das heißt, einige Dutzend Zerstörer, Leichte Kreuzer, Geleitschiffe und Nachschubeinheiten, mehrere schwere Kreuzer, 12 Schlachtschiffe und 24 Flugzeugträger, insgesamt 216 Schiffe mit 1800 Flugzeugen, davon je die Hälfte Jäger und Sturzbomber. Sobald eine Einheit den Zielpunkt erreicht hat, bzw. auf Feind trifft, fragt das Programm nach „Schlacht“ oder „Automatischer Kampf“. Gemäß der in elektronischen Strategiespielen allgemein anerkannten Idee, dass man wichtige Schlachten immer selbst spielt, fällt die Wahl nicht schwer, also „Schlacht“. Das Spiel wird dann automatisch gespeichert.

Dann gelangt man in den Taktikmodus, und das erste, was man zu sehen bekommt, sind rot geschriebene Zeilen, dass man diese und diese und diese (eine lange Liste) Einheit nicht aufstellen könne. Was bitte?
Blick ins Handbuch, Seite 8: Die maximal aufstellbare Zahl von Schiffen beträgt 50 – das ist nicht einmal eine einzige meiner Teilflotten – und die maximale Anzahl an Flugzeugen, die gleichzeitig auf der Karte sein darf, liegt bei 100. Das klingt wie ein schlechter Witz, ist aber keiner. Die meinen das ernst. Man muss die Einheiten, die man auf die Karte setzen will, also sehr vorsichtig auswählen. Zuerst Jäger, um die gegnerische Luftwaffe bekämpfen zu können? Das erscheint sinnvoll.

Nein! Das ist alles Quatsch! Warum denke ich überhaupt darüber nach? Man kann nur in dem Maße, wie man Verluste einfährt, Verstärkung anfordern, die dann von den Trägern aus startet, aber auf diese Art und Weise geht der numerische Vorteil völlig flöten, und darauf habe ich rein gar keinen Bock. Raus aus dem Szenario, neu laden, und zwar den automatischen Speicherpunkt. Diesmal wähle ich „Automatischer Kampf“ und hoffe, dass die Verluste nicht zu extrem sein werden.

Als erstes sehe ich ein halbes Dutzend japanischer Namen über die Statusanzeige purzeln: Vizeadmiral X getötet, Admiral Y getötet, Hauptmann 1 getötet, Oberleutnant 2 getötet, Admiral Z getötet, Major 3 getötet – die ernannten Kommandanten verschiedener Einheiten.

Die Schlacht wird zwischendurch unterbrochen, um die verschiedenen Angriffswellen darzustellen. Eine Möglichkeit, vor einer weiteren Angriffswelle die Sache abzublasen, entdecke ich allerdings nicht. Drei Wellen werden geflogen, bevor die Flotte wieder in Wartestellung geht und auf neue Anweisungen wartet.

Die Militärbasis von Tokio wird dem Erdboden gleich gemacht. Kasernen für 45000 Soldaten, acht Küstenbatterien im Schlachtschiffkaliber, und 45 Flakanlagen sind nur ein paar der Highlights. Die Marine kommt ebenfalls nicht davon. Schiffe aller Arten sinken auf den Boden der Tokyo Bay, darunter einige Träger, Schlachtschiffe, Schwere Kreuzer, U-Boote, Transporter, und über 150 Flugzeuge. Nichts bleibt übrig. Es sind zwar noch etwa 20000 Mann an japanischen Truppen übrig, aber die haben kein Krankenhaus, das bedeutet, ihre Zahl wird von allein rapide sinken, bis wieder eines gebaut wird, und ich weiß ja nicht, wie hoch die KI die Wichtigkeit dieses Gebäudetyps einschätzt.

Eigene Verluste: Drei Zerstörer, ein schwerer Kreuzer, 35 Flugzeuge.
Die Angriffe haben nicht einmal 10 % der verfügbaren Munitionsmenge gekostet.

2.2. Invasionsvorbereitung
Aber zurück nach Tokio, 1942. Ich habe über die wahnwitzig niedrigen Verluste nicht schlecht gestaunt. Ich kann Tokio nicht einnehmen, weil ich nicht genug Landungstruppen bei mir habe – als Amerikanischer Spieler braucht man eine vierfache Übermacht an Soldaten (ob bei der Anzahl der Verteidiger Seeleute mit Landgang, Piloten ohne Flugzeug, und Techniker mitgezählt werden, ist mir nicht klar, ich bezweifle es allerdings).
Die japanische Seite verliert damit zwar nicht Tokio als Gelände, aber als wirtschaftlichen Faktor. In Tokio lagerten 800.000 t Öl, sofern die Lager voll waren, sicherlich mehr als 200.000 t Munition, und ich schätze, dass wegen der Vernichtung der Industriegebäude Geldeinnahmen von über 150 Millionen Dollar pro Monat verloren gehen (Monterey, zum Vergleich, produziert 180 Millionen Dollar).

Ich ziehe die Flotten nach Midway zurück. Leider habe ich nicht früher daran gedacht, Ersatz für Verluste in den Lagern der Stützpunkte unterzubringen, von daher muss ich erst ein paar Hundert Flugzeuge (die 35 Verluste zuzüglich der noch ausstehenden Torpedobomber) und so viele Truppen wie möglich, mit Hilfe der Transportkonvois heranschaffen. Auf diese Weise ging ein Monat mit Wiederaufrüstung und der Organisation des dauerhaften Nachschubs verloren. Die Transportkonvois werden für die Dauer der Operation in die Trägerflotte eingebunden, so lange rollt also kein Erz mehr nach Osten, aber es ist ja auch nicht so wichtig. Autarkie ist eine lustige Sache.

Bis alles erledigt ist, fährt die japanische Marine weitere, kleine Angriffe. Rabaul wird mehrfach von kleinen Geschwadern mittlerer Bomber angegriffen, die jeweils abgeschossen werden, ohne Schaden anzurichten. Hollandio, Port Moresby und Batavia werden von kleineren Flotten angegriffen. Neu Guinea kann sich mit vorhandenen Zerstörerdivisionen und schwachen Lufteinheiten verteidigen, in Batavia werden die Öltanks, die Materiallager, und das Krankenhaus durch Beschuss leichter Kreuzer zerstört. Die Schäden sind allerdings nicht mehr als bedauerlich, denn Batavia ist ein völlig unwichtiger Hafen.
Wenn – ja wenn! – die Japaner gelandet wären und eine Rollbahn für schwere Bomber gebaut hätten (womit sie von dieser Position aus den Ölhafen Palembang und auch Singapur bedrohen könnten), dann hätte ich mir Sorgen gemacht. Allerdings waren sie scheinbar nur auf „Seek and Destroy“ aus und hatten keine Landungstruppen dabei.

Ende Dezember 1941 fällt der Stützpunkt Saigon in japanische Hände. Ich hatte noch nicht die Zeit, Vietnam durch Besatzungstruppen zu schützen, und die beiden Jagdregimenter können gegen eine Flotte mit vier Flugzeugträgern und entsprechend schwerer Begleitung nichts ausrichten. Aber zu dem Zeitpunkt macht das bereits nicht mehr viel aus: Meine Trägerflotten laufen auf Tokio zu.

Am Morgen des 04. Januar 1942 beginnt der zweite Angriff auf Tokio. Die Fliegergruppen sind verstärkt mit drei Dutzend Torpedobombern pro Flotte. Das ist nicht die Sollstärke, wird aber das Versenken von Schiffen erleichtern.
Tokio hat in der Zwischenzeit ein paar Abwehrstellungen nachgebaut, in Stärke einer jener vergessenen Pazifikinseln aus Nachkriegslegenden, auf denen man in den Achtzigern noch alte japanische Gefreite vermutete, bei denen die Meldung vom Kriegende nicht angekommen war. Eine Küstenbatterie, vier Flakstellungen, dazu etwa dreißig Flugzeuge und ein paar Schiffe, nichts Großes allerdings, die man wohl aus anderen Standorten hergeholt hat. Wie erwartet hat sich die Truppenzahl im vergangenen Monat um etwa ein Drittel reduziert.

Das Kampfmenü lässt den Spieler aussuchen, ob er Flugzeuge und Schiffe, und/oder die Infrastruktur des Stützpunkts angreifen will. Oberflächlich macht das Sinn, denn vielleicht will man einen Öl- oder Erzhafen unbeschädigt erobern, wenn man aber genauer hinsieht, offenbart sich hier ein weiterer Schwachsinn der Entwickler: Man kann beide Optionen gleichzeitig, muss aber mindestens eine auswählen – dabei würde eine Aufklärungsmission, realistisch betrachtet, das Abschalten beider Optionen erfordern. Im Klartext bedeutet das: Die Stärke der Einheiten an einem Stützpunkt erfährt man erst, wenn man die Schlacht bereits eröffnet hat.
Das ist ein derartiger militärischer Unsinn, dass ich meinen Kopf auf die Tischplate schlagen könnte. Mehrfach und heftig. Es ist nur auf hoher See möglich, die Stärke einer feindlichen Flotte abzuschätzen: Da bekommt man dann eine Information wie “Aufklärungsflotte 987”, und wenn man sich mit den standardisierten Formationen im Einheitenbaumenü auseinandergesetzt hat, kann man abschätzen, um was es sich dabei im Einzelnen handelt.

Des weiteren definiert sich „Infrastruktur“ als die Gesamtheit aller Bauwerke, also nicht nur Industrie und Lager, sondern auch Artilleriestellungen, Flak, Bunker und Verteidigungsanlagen. Entschließe ich mich also aus strategischen Erwägungen dazu, die Lager- und Produktionskapazität unangetastet zu lassen, verbiete ich den Piloten damit auch unausweichlich, die Landung der Marineinfanterie zu erleichtern. Wo wäre das Problem, Abwehrstellungen zu bombardieren und die zweifellos nicht schwer auszumachenden, riesigen Wirtschaftsgebäude nicht? Vermutlich soll es das Spiel schwieriger machen… aber darauf lasse ich mich nicht ein – ich brauche das Material nicht so dringend. Also: Bomben auf Tennô-Land.

Nachdem also alles wieder eingeebnet ist, was in den letzten paar Wochen aufgebaut worden war, landen zwei Divisionen Marines in der Bucht von Tokio. Am Abend des 04. Januar 1942 befindet sich Tokio in amerikanischem Besitz, und sofort gehen Pioniere an Land, um Unterkünfte zu bauen. Ich habe zwei Zerstörer, acht Flugzeuge, und ca. 1000 Soldaten verloren.