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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

2. Juli 2007

Pilgerfahrt

Filed under: My Life — 42317 @ 12:24

Am Samstag bin ich im Rahmen der alljährlichen Fahrt des Anime Clubs Trier (ACT) nach Düsseldorf gekommen, um dem dortigen Angebot japanischer Waren und Dienstleistungen zu frönen.

Dass ich dafür um 0500 aufstehen durfte, war zwar nicht sehr prickelnd, ebenso wenig verlockend war (und ist) die Aussicht auf vier Stunden Bahnfahrt (für einen Weg, inklusive Umsteigeaufenthalt), aber es hat alles ohne Komplikationen geklappt – an dieser Stelle also mein Glückwunsch an die Deutsche Bahn und noch einmal mein Dank an alle Beteiligten, dass die ganze Angelegenheit so flüssig über die Bühne ging, ohne vermisste Personen oder andere eigenbrötlerische Zwischenfälle.

Aus finanziellem Mangel sowie aus Desinteresse am japanischen Printmedienangebot fahre ich in der Regel aus zwei Gründen nach Düsseldorf: Erstens, um im Naniwa eine große Schüssel Ramen (Nudelsuppe) zu essen, und um in den japanischen Supermärkten nach Kaffeedosen (für 0,2 l flüssigen Kaffee, nicht für Pulver) Ausschau zu halten.

Das Wetter meinte es zumindest nicht böse mit uns, wenn ich auch ein schelmisches Grinsen wahrgenommen habe. Trier-Koblenz: Sonne mit Wolken. Hinter Köln: Bewölkt und kühl. Ich hätte nicht ohne Pullover rumlaufen wollen. Außerdem machte es ständig den Anschein, als wolle es zu regnen beginnen. Das passierte zwar nicht, aber die Drohung war da und trug nicht zur Steigerung der gemütlichen Stimmung bei. (Auf dem Rückweg machte das Wetter dann wieder kehrt und in Trier herrschte eitel Sonnenschein.)

Kühles Wetter hin oder her: Die Nudelsuppe war warm und wieder ein Genuss. Das “Original” in Japan (Ramen ist eigentlich eine aus China importierte Sache) hat noch einen eher “romantischen” Vorsprung. Ein direkter Vergleich “Naniwa vs. Bunpuku” tut hier Not, aber wegen der räumlichen Entfernung wird ein solcher nicht stattfinden, bevor nicht eine Möglichkeit entdeckt wird, binnen so kurzer Zeit nach Japan zu kommen, dass die Suppe keine Gelegenheit hat, kalt zu werden. Also eher unwahrscheinlich. Ich kann bislang nur sagen, dass mir die Fleischeinlage in Japan wegen der größeren Einwaage besser gefallen hat.

Ich scheine allerdings alt zu werden, oder aber meine Gewohnheiten der Esskontrolle sind dafür verantwortlich, dass ich mit einer großen Schüssel kämpfen musste. Ich möchte in der Suppe ein halbes Pfund Nudeln vermuten, zwei Hände voll Gemüsebeilage, eine kleine Hand voll Schinken und etwa einen Liter Flüssigkeit. Nachdem ich das drin hatte, hätte man mich eigentlich aus dem Laden rausrollen können… und die Füllung meines Magens machte mir auch ein wenig zu schaffen, da hoher Füllstand bei mir Durst hervorruft und meine drei Dosen Kaffe nicht zur Durstlöschung beitrugen – wegen der Düsseldorfer Preise habe ich dann bis Koblenz gewartet, mir eine Packung Saft zu besorgen.
Wenn ich das nächste Mal im Naniwa esse, werde ich es bei einer normalen Portion belassen. Dann bin ich ebenfalls satt, werde aber kein so arges Verlangen nach einer Schubkarre für den Bauch haben.

Die Dosenauswahl war dieses Jahr wirklich gut. Letztes Jahr gab es nur eine Dose, deren Design sich noch nicht in meiner (noch) kleinen Sammlung befindet, aber dieses Jahr gab es gleich drei neue. Zwei Dosen von “FIRE” und eine mir unbekannte Marke mit der Bezeichnung “GOD”. Warum auch immer.

Da ich ja sonst nichts besseres zu tun hatte, bin ich mit den ACT Komplizen durch verschiedene Läden gewandert. Interessant war für mich, dass in den vergangenen Jahren noch drei weitere Bände der “Blauen Boys” erschienen sind (auf denen das steinalte Infogrames Spiel “North & South” beruht), aber das nur am Rande.
Auch irgendwie zum “Rand” gehört der japanische Buchhandel. Es ist toll, dass auf den Büchern der Yen-Preis aufgedruckt ist, aber bei der Umrechnung muss da etwas schiefgegangen sein, oder das kapitalistische Bewusstsein der Händler ist in Düsseldorf besonders ausgeprägt.
Ein “Pretty Cure” Artbook muss natürlich meine Aufmerksamkeit erregen. Neupreis in Japan: 2200 Yen. Das sind derzeit etwa 13,20 E. Angeboten wurde das Stück für 38 E, also für knapp das Dreifache. Ich glaube, wenn ich jemanden in Japan bitte, mir ein Exemplar aus dem Book Off zu besorgen, komme ich inklusive Versandkosten noch billiger weg.
Der Fall macht einem jedenfalls wieder klar, dass man in Deutschland keine japanischen Artbooks kaufen sollte. Ich meine, das “Newtype 100 % – Evangelion” Artbook hat mich anno 2000 den stolzen Preis von 65 Mark gekostet, und in Japan habe ich ein gebrauchtes Exemplar in hervorragendem Zustand für umgerechnet 8 E gesehen.

Irgendwie cool fand ich aber den Besuch der “Games Workshop” Filiale, denn die “Warhammer” Spiele wären die wahrscheinlich besten Brettspiele aller Zeiten, wenn sie nicht das wären, was man “sackteuer” nennen muss. Aber bewundern kann man die Designs und die Schlachtdarstellungen ja “für umsonst”. “Warhammer Fantasy Battle” scheint sich größerer Beliebtheit als “Warhammer 40k” zu erfreuen, da sich die meisten Auslagen auf ersteres bezogen. Obwohl ich ein Fan der “Miniversion” bin (“Warhammer Quest”), finde ich doch eigentlich mehr gefallen an Space Marines, Orks und Tyraniden, an Kanonen und Panzern. Und wenn ich mal reich sein sollte, dann kauf ich mir von jeder Truppe um die 5000 Punkte und lass sie mir von begabten Leuten anmalen. 🙂

Jetzt habe ich zwar ein paar Fotos gemacht, die diese Angelegenheit ein bisschen beleuchten, allerdings habe ich vergessen, sie auch von der Kamera auf den Memorystick zu ziehen, um sie hier zu posten. Das hole ich dann bei Gelegenheit nach.

Ein kleiner Minuspunkt ereilte uns auf der Rückfahrt, als sich herausstellte, dass es zur fraglichen Uhrzeit (eine Stunde früher als vorgesehen), kein RegionalExpress von Koblenz nach Trier fahren würde, sondern nur eine RegionalBahn, die ja überall anhält, wo jemand den Daumen raushalten könnte. Zum Lesen habe ich nicht viel Konzentration aufbringen können, von daher waren mir unsere Dialogpausen ganz lieb, weil irgendwann die Zeilen verschwimmen. Man rutscht zwar mit den Augen über die Buchstaben, nimmt aber den Sinngehalt nicht mehr bewusst wahr und es geht Zeit verloren, weil man den Abschnitt noch einmal lesen muss.
Von der “Stunde früher” blieben somit nach Ankunft in Trier noch zwanzig Minuten, aber das Timing war prima, da wir sofort in den Bus springen und ohne Verzögerung nach Hause fahren konnten.
Ich habe sogar von der Fahrt nicht mal so viel wahrgenommen, da die lockere Gesprächsrunde die unbequemen Sitze und die verlängerte Fahrzeit auf angenehme Art und Weise wett gemacht hat.