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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

21. März 2007

Ein etwas anderer Zweiter Weltkrieg

Filed under: Militaria,Spiele — 42317 @ 14:49

Ich will nicht über das “Wenn” eines bestimmten Ereignisses sprechen, das den Lauf des Krieges beeinflusst haben könnte – von denen es ja eigentlich Hunderte gibt. Die Wörtchen “wenn”, “könnte” und “hätte” sollte man ja aus der ernsthaften Geschichtsschreibung entfernen, wie Wolf Heckmann sagt. Ich will hier nur ganz profan was über ein Computerspiel aussagen, das mein Kamerad Ritter mir letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hat:

AXIS & ALLIES

Vorne angefangen, handelt es sich dabei um ein Brettspiel, auf einem großen Brett, mit kleinen Figuren zur Darstellung der Truppen, mit denen man vereinfachte Weltregionen unter seine Kontrolle bringen muss, um den Krieg für die Alliierten (Amerikaner , Briten, Sowjets) oder eben die Achse (Deutsche, Japaner) auf die eine oder andere Art zu gewinnen. Die PC-Version mag sich vom Brettspiel unterscheiden, ich kann es nicht sagen, da ich das Brettspiel bislang nur von außen gesehen habe.

An Truppen hat man aufzubieten Infanterie und Panzer zu Lande, Jäger und Bomber in der Luft, Schlachtschiffe, U-Boote, Flugzeugträger und Transporter zu Wasser. Spezielle Landeinheiten sind Produktionsanlagen und Luftabwehrbatterien.
Jedes Stück Land, das man kontrolliert, wirft Produktionspunkte ab, die man für den Bau der eben genannten Einheiten aufwenden kann. Wenn man meint, genug davon zu haben, kann man auch solche Punkte in die Forschung stecken, um die Produktion zu effektivieren, Raketen, Jets, Langsteckenflugzeuge, schwere Bomber und bessere U-Boote zu entwickeln.

Man kann den Schwierigkeitsgrad (offiziell) dadurch einstellen, dass man den computergesteuerten Nationen verschieden gut bewertete Generäle zuschiebt. Bei der Auswahl dieser Befehlshaber sind die Macher der Computerversion recht willkürlich und von Mythen geleitet vorgegangen.

Als der beste japanische Kommandeur wird Yamamoto angegeben. Eine interessante Wahl, bedenkt man, dass er erst die Landung auf Hawaii unterlassen und dann die Schlacht bei Midway durch sein sowohl taktisches als auch strategisches Aufteilen der Flotte völlig in den Sand gesetzt hat – Flottengeschwader um einzelne Trägerschiffe (wohl nach Moltkes Idee “getrennt marschieren, gemeinsam schlagen”) waren ein gefundenes Fressen für die Amerikaner, und zur selben Zeit zwei Träger für den (gescheiterten) Angriff auf Port Moresby abzuzweigen (ein aus eifersüchtigem Prestigedenken geborener, fataler Pyrrhus-Sieg des japanischen Heeres über die eigene Marine), spricht nicht für den Mann, den manche als Genius bezeichnen.

Ebenso interessant ist die Wahl des besten deutschen Kommandeurs – Rommel. Von dem tollen Rommel bleibt bei nüchterner Betrachtung nicht viel übrig. Ein sehr guter Divisionskommandeur, aber mehr nicht. Für ein Korps oder gar einen noch größeren Verband mangels strategischer Fähigkeiten völlig ungeeignet, lebt sein Mythos von seiner Motivationsfähigkeit und den Lobeshymnen seiner britischen Gegner, die ja nicht auf die Idee gekommen wären, zuzugeben, dass die desaströse erste Hälfte der Gefechte in Afrika auf eigenes Unvermögen zurückzuführen waren.
Dass Manstein an zweiter Stelle folgt, ist für diesen (posthum) eine bittere Pille, für ihn, der sowohl den Sichelschnitt an der Westfront 1941, als auch den so genannten Gegenschlag am Don von 1943 erdacht hat – beides strategische Manöver, vor denen Rommels waghalsiges, logistisch irrsinniges, und rein taktisches Vorpreschen bis nach El Alamein ziemlich verblasst.

Während die Kommandeure der Briten und Amerikaner ganz realistisch erscheinen, mit Eisenhower und Montgomery an der Spitze, musste bei der sowjetischen Auswahl jemand weiter als notwendig zurücktreten: Konjew. Schukow steht natürlich an der Spitze der Hierarchie, aber warum Konjew am Ende stehen muss, wird mir nicht klar. Konjew war zusammen mit Schukow in Berlin, und der einzige Grund, warum Schukow – und nicht Konjew – den Reichstag rot beflaggen lassen konnte, war ein Befehl Stalins, der Konjews Einheiten aus dem entsprechenden Kampfabschnitt abdrehen ließ.

Details, Details… aber das ist mein Blog und ich sage, was ich sagen will. 🙂

Ich habe keine Ahnung, warum diese Hierarchie in diesem Spiel überhaupt existiert. Eine Änderung der Vorgehensweise kann ich jedenfalls nicht beobachten, egal, wie gut oder wie schlecht ich den Gegner einstelle, es bleibt im Prinzip alles beim Alten. Nur Yamamoto macht etwas anders, und etwas Wichtiges dazu: Er baut eine Produktionsanlage in Südostasien.

Der Ausgangszeitpunkt des Spiels ist 1942, der Krieg steht auf der Kippe.
Die Japaner stehen in Asien und bedrängen das Britische Commenwealth, ebenso befindet sich die japanische Flotte im Marsch auf Midway. Die Sowjets sind eingequetscht zwischen dem ausgreifenden Japan (der Nichtangriffspakt von 1941 existiert hier nicht) und den Deutschen, die in Sichtweite von Leningrad und Moskau aufmarschieren.
Die Briten müssen ihre weit verstreuten Kolonien schützen und gleichzeitig das deutsche Kernland durch Bombardierung schwächen, während die Amerikaner zwar mit viel wirtschaftlicher Macht aufwarten, aber doch etwas weitab vom Schuss sitzen.
Noch habe ich nicht für jede Macht einmal gespiel – die Briten fehlen mir noch.

Die Sowjets
Da die computergesteuerten Alliierten ein unkoordinierter Haufen sind, stellt die UdSSR sowas wie eine gigantische Sechste Armee dar: Sie bindet Kräfte. Wirtschaftlich schwer angeschlagen kann der Sowjetspieler seine Niederlage nur hinauszögern (oder verhindern), indem er ausschließlich Infanterie baut und sich eingräbt, bis sich die Waagschale in die andere Richtung zu neigen beginnt – was möglicherweise nie passiert, und dann kann man am Nordrand des Baltikums plötzlich Wehrmachtssoldaten mit offenen Mündern sehen, wenn eines Tages die Japaner in Leningrad einmarschieren.
Die UdSSR ist massiv davon abhängig, dass die Briten die Ostsee von deutschen Truppentransportern freihalten und Afrika von dem nach ihm benannten Korps befreien, und dass die Amerikaner japanische Kräfte in den Pazifik zwingen, oder am besten: In Japan festhalten.
Als ich da zu Gange war, sind die Briten in Ägypten geschlagen worden, was dem Dritten Reich die Rohstoffe Afrikas auftat, und die Amerikaner konnten mit ihren Truppen nichts Rechtes anfangen, weil es ihnen an Transportraum fehlte und die Japaner jeden Flottenbau gleich in den Meeresgrund bohrten. Ergebnis: Japaner auf der Linie Leningrad-Suez. Die Briten hatten zwar das Deutsche Reich erobert, die Deutschen somit ausgeschaltet, dabei aber soviel Blutzoll gezahlt, dass gegen die Japaner nichts mehr auszurichten war.

Die Deutschen
Da läuft die Sache sehr interessant zum Teil. Da gibt es drei Schritte, die mir wichtig erschienen:
1. Die Sowjets in Schach halten, indem man die Infanteriedivisionen im Osten aufstockt. Dann bibbern die nämlich um Leningrad und Moskau, rüsten dort ebenfalls auf, aber dann haben sie weniger für den eigenen Osten. Um Eventualitäten an der Ostfront vorzubeugen, sollte man sich aus der Ukraine nach Osteuropa zurückziehen (weil: weniger Angriffsfläche – “Frontverkürzung”) und eine Handvoll Panzerdivisionen als Reichsreserve behalten. Panzer sind in der Abwehr nur genauso stark wie Infanterie, ihr Vorteil liegt in der Offensive (weil: höherer Punktewert und doppelte Reichweite). Und vom Reich aus kann man, wenn die Sache gut steht, sofort die Ukraine angreifen, um dort Truppenansammlungen zu zerschlagen.
2. Adolf Gallands Jagdreserve ist von strategischer Bedeutung. Starke Jagdverbände in Mitteleuropa halten nämlich Nord- und Ostsee sauber. Und wenn es keinen Transportraum in der Nordsee gibt, dann gibt es auch keine Landung in der Normandie (oder in Ostfriesland). Eine Aufstockung auf Bomber säubert auch den Atlantik von amerikanischen Konvois voller bewaffneter Leute, die unbedingt die Originalschauplätze von “Casablanca” besichtigen wollen.
3. Wer Afrika beherrscht, gewinnt den Krieg. Ägypten muss also als erstes in deutsche Hand fallen und die Briten dann ganz aus Afrika verschwinden – das gibt entscheidende Produktionspunkte mehr. Und weil sich dank der Bomber in England kein Transporter lange im Mittelmeer hält, muss in Ägypten eine Fabrik gebaut werden. So kann sich die deutsche Südostfront selbst versorgen, und wenn Suez mal gesichert ist, dann ist der Weg nach Indien so gut wie frei. Aber auch hier gilt, dass in Ägypten eine Panzerreserve stehen muss, weil eben hin und wieder amerikanische Touristen in Algerien landen – aber nie mehr als zwei Divisionen, was den Aktionen den Charakter von Nadelstichen gibt.

Die Japaner
Wie Yamamoto es schon vormacht: Die Japaner brauchen eine Fabrik auf dem Festland. Das ist billiger, als die Trägerflotte im Japanischen Meer aufzurüsten, denn die ist, inklusive der Luftverbände, dazu notwendig, die Transporte von den japanischen Hauptinseln nach Asien zu gewährleisten.
Die Japaner müssen dazu nur die Amerikaner im Pazifik in Schach und auf Armlänge entfernt halten. Wenn keine amerikanischen Bomber die Transporter zum Festland versenken können, ist die UdSSR geliefert (weil die Landverbände der USA und der Briten in Asien quantitativ keine Gefahr darstellen und schnell überrannt werden können). Durch den Schild der Trägerschiffe sollte es auch problemlos möglich sein, in Australien zu landen. Die Schwächung der sowjetischen und britischen Wirtschaftkraft kommt dabei den Deutschen natürlich zu Gute – aber man sollte von der KI nie zu viel erwarten.

Die Vereinigten Staatsamerikaner
Ihr Wirtschaftssektor ist kaum angreifbar – die USA, die Karibik und Brasilien liegen außerhalb jeder feindlichen Bomberreichweite. Nur die Gebiete in Westchina, die man den USA aus Gründen des Spielgleichgewichts gegeben hat, sind gefährdet. Diese Gebiete zu halten, wäre natürlich ein Dorn in Japans Fleisch und könnte interessant werden. Dazu muss man in China eine Fabrik bauen, aber das habe ich noch nicht ausprobiert.
Als erstes greifen die Japaner Midway an und gewinnen mit höchster Wahrscheinlichkeit dort, wonach den Amerikanern noch ein Träger und ein Schlachtschiff bleiben, die sich im Schirm der kalifornischen Luftwaffe aufhalten, und die Japaner sind natürlich nicht willens, dieses Risiko einzugehen. Gleichzeitig unterlassen sie es auch, Midway einzunehmen, das sich in Bomberreichweite zum bereits genannten, wichtigen Japanischen Meer befindet. Noch bevor die Amerikaner ihre Flotte wieder aufrüsten, werden Bomber auf Midway stationiert. Die fegen die japanischen Truppentransporter von der Meeresoberfläche, und wenn keine da sind, können sie Rüstungsanlagen in Japan bombardieren. Der japanische Nachschub nach Asien kommt damit fast zum Erliegen (sofern die Japaner nicht eine Fabrik dort bauen). Die japanische Offensive trägt unter günstigen Bedingen dann bis an die Tore Moskaus und Jerusalems, aber dann bricht das System wie ein Kartenhaus zusammen.
Auf der anderen Seite der Welt müssen die USA nicht viel tun – da reichen ein paar Transporter mit Infanterie und Panzern, die dafür sorgen, dass die Deutschen aus Afrika verschwinden. Ohne Afrika ist Deutschland verloren, und das vor allem, wenn die Sowjets den Rücken frei haben.
Verlockend ist auch die Option, die Iberische Halbinsel zu besetzen und von dort aus Frankreich zu bedrohen. Ein neutrales Land zu besetzen, kostet ja nur wenige Industriepunkte.

Im Übrigen offenbart das Spiel eine Idiotie, die Briten und Amerikanern den garantierten Sieg über Japan gibt – Yamamotos Fabrik in Südostasien ist Segen und Fluch für Japan in einem. Der Grund ist, dass die KI zu dämlich ist, die Fabrik auch mit FlaK-Batterien zu schützen. Das bedeutet, dass amerikanische Marines so bald als möglich auf Sumatra landen, denen bald darauf die Air Force mit einer Reihe Bombergeschwader folgt. Von Sumatra aus kann man dann in aller Ruhe, ohne Verluste befürchten zu müssen, die strategische Bombardierung japanischer Produktionsanlagen vornehmen (die Briten können selbiges von Indien aus tun). Die japanische Kriegsproduktion kommt so über kurz oder lang völlig zum Erliegen und MacArthur kann ohne Rücksicht auf Verluste in China landen – “Wir haben Reserven, die nicht…”

Ich spiele das wirklich gerne… wenn auch nicht gerade für die Sowjets, die eine echte Herausforderung darstellen, angesichts des Mangels an “I” in dem Kürzel “KI”.
Interessant an diesem Spiel ist auch, dass man beim gemeinsamen Spiel mit einem oder mehreren Freunden nicht unbedingt gegeneinander spielen muss. So manchem liegt das ja nicht. Interessant wäre auch eine deutsch-britische Einigung über Einflussphären in Afrika und ein Waffenstillstand in Europa. Die Deutschen könnten sich die Sowjets vornehmen (abgesehen von amerikanischen Luftangriffen von England aus und Materiallieferungen an die UdSSR, gegen die der britische Spieler ja nichts unternehmen kann), und die Briten können sich auf Japan konzentrieren.
Wahrscheinlich würden die Briten dadurch bevorteilt, weil sie sich Rohstoffe in Asien beschaffen können, während die Deutschen sich auf ein paar afrikanische Staaten beschränken müssten (abgesehen davon, dass sie wegen des britischen Stillhaltens gute Chancen haben, in Brasilien und vielleicht auch in Mexiko landen zu können).

Ein technischer Nachteil verbleibt dem Spiel, und ich glaube, der entsteht durch ein besonderes Feature des Spiels: Die Zeitmaschine. Diese Option erlaubt es, alle Spielzüge noch einmal anzusehen, zur Analyse und um an beliebiger Stelle einzusteigen und der Geschichte vielleicht eine andere Wendung zu geben.
Durch die Speicherung all dieser Züge, denke ich, wird der Speicher des Computers belastet, denn anders kann ich mir nicht erklären, dass mir das System irgendwann meldet, dass der virtuelle Speicher ausgelastet sei, und einmal ist mir das Spiel auch abgestürzt. Einige Dutzend Divisionen und eine gigantische Trägerflotte mit entsprechend doppelt so vielen Jagdgeschwadern allein meinerseits war offenbar zu viel des Guten.

Learning to fly

Filed under: Uni — 42317 @ 12:16

Die Frau Dr. Gerbig ignoriert entweder meine Anfrage, ihr Postfach, oder ihre Seminarvorbereitung unterhalb der technischen Ebene. Ihr StudIP-Eintrag sagt aus, dass sie in der Anglistik der Uni Trier zu finden sei, aber auf deren Homepage wird sie nicht unter den Dozenten aufgelistet, dem entsprechend hat sie keine Angaben zu Büro oder Sprechzeiten. Also: Anfrage vor Ort.
“Ach,” sagt die Frau Daewel, “die Frau Gerbig war eine Weile nicht da. Sie kommt zum Sommersemester wieder. Ich habe ihr auch im Februar eine private Mail geschrieben, aber scheinbar ist die Adresse veraltet.”
Ist ja ne tolle Wurst. Wenn die erst auftaucht, wenn das Semester beginnt… pfff, ich hab sowas von verloren! Das bedeutet, dass meine kommunikativen Bemühungen um Aufnahme in den Kurs (in dem ich mittlerweile auf Platz 15 der Warteliste vorgerückt bin!) bis zur letzten Stunde der Wahrheit warten müssen.

Und weil das Leben weiter geht, fasse ich eine Bewerbung bei der Lufthansa ins Auge… und bei Japan Air Lines am besten gleich dazu.