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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

2. August 2007

Spirit of the Sun?

Filed under: Manga/Anime — 42317 @ 10:54

So lautet die Übersetzung des Titels

Taiyô no Mokushiroku

Nun heißt “Mokushiroku” meines Wissens nach aber “Apokalypse” (im biblischen Sinne oft verwendet), und wenn man sich zumindest den ersten der beiden jeweils knapp 80 Minuten langen Filme dieses Titels ansieht, versteht man auch, warum das eigentlich passender ist. Vielleicht wollten die Übersetzer die Sonne auf den Protagonisten bezogen wissen? Ich halte die Übersetzung jedenfalls für fragwürdig.

Die Sonne ist das Wahrzeichen Japans, wie dargestellt in den offiziellen japanischen Flaggen (mal mit und mal ohne Sonnenstrahlen), und in dem Film ist einiges los.

Als erstes ein Erdbeben über Stärke 8 in Kantô (wo Tokio liegt)!
Die Stadt versinkt in Schutt und Asche!
Dann rauscht ein Tsunami von unglaublicher Höhe über das Trümmerfeld!
Der Berg Fuji bricht aus, speit Lava, Felsbrocken und Asche!
(Und an seinem Hang verbleibt ein hässlicher Krater, der somit eindeutig den Iwaki bei Hirosaki zum schönsten Berg Japans macht.)
Und als ob das nicht genug wäre, verwüstet ein Erdbeben der Stärke 8,8 die Kansai Region mit Umland, vernichtet Osaka, Kyoto, Kobe und Nagoya, und öffnet eine gigantische Erdspalte, die in Folge Japan ziemlich genau in zwei Hälften spaltet, geteilt durch eine Meerenge!

Japan ist selbst nicht in der Lage, einer solchen Katastrophe Herr zu werden.
Man nimmt also Hilfsangebote der Amerikaner und Chinesen an, und um den Aufbau zu effektivieren (?) übernehmen die Chinesen den neu entstandenen Nordteil und die Amerikaner den Süden. Die beiden Staaten wollen im Gegenzug für Ihre Aufbauhilfe natürlich Zugeständnisse bei der Neugestaltung des Landes.

Japan ist also mal wieder in Nord und Süd geteilt. Es scheint sich dabei um ein historisches Erbe zu handeln, das dieses Inselvolk nicht so leicht vergisst. 1336 bis 1392 hatte es in der japanischen Geschichte auf Grund dynastischer Unstimmigkeiten eine Zeit der Nord-Süd-Trennung gegeben, die bereits in anderen Anime aufgegriffen und in moderneren Zeiten neu inszeniert worden ist (z.B. “Kumo no mukou Yakusoku no Basho”)

Der erste “Taiyô” Film beschäftigt sich hauptsächlich mit diesem ausgedehnten Prolog, denn diese Apokalypse (anno 2002) ist nur der Hintergrund für die sich entspinnende Geschichte.
Viele Japaner sind aus ihrer Heimat geflohen und es gibt in den umliegenden Staaten offenbar Flüchtlingscamps, und das noch 15 Jahre nach der Katastrophe. Der Grund dafür entzieht sich mir noch, da dargestellt wird, dass es 2017 bereits wieder eine funktionierende Infrastruktur gibt. Die Teilung ist ebenfalls noch aktuell, und die Darstellung der Grenze und der Zollaktivitäten erinnert ein bisschen an den Kalten Krieg.

Während der Katastrophenphase hört sich die Botschaft etwas nationalistisch an – “Japan muss leben!”, so in etwa. Aber ethnische Konflikte spielen eine bessere Rolle. Japan ist nun der Bittsteller, japanische Bürger leben aus Not im Ausland, in Lagern, und sind bei der Bevölkerung nicht beliebt. Als eine Japanerin und ihr kleiner Sohn auf Taiwan ermordet werden, drohen Unruhen auszubrechen. Das “Spiel”, das die Yakuza mit Einwanderern im realen Japan mitunter treibt, verkehrt in dieser Fiktion die Rollen, wenn sich zum Beispiel die Gemüsefrau weigert, ihre Waren an Japaner zu verkaufen. Eine halbwegs rationale Begündung für solches Verhalten gibt es natürlich nicht.
Und der Held mittendrin ist ein Japaner, der im Chaos der japanischen Apokalypse von Taiwanesen (Restaurantbetreibern) gerettet und in Taiwan aufgezogen wurde…

Ich war schon drauf und dran, die Filme für den Anime Club vorzuschlagen, durfte dann aber feststellen, dass der zweite Teil nur in einer so genannten “Raw” Fassung verfügbar ist, das heißt ohne Untertitel. Vielleicht kommen noch Untertitel. Ich halte die Filme jedenfalls für geeignet.

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