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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

14. September 2009

Trier spielt mit abhebenden Zelten

Filed under: Arbeitswelt — 42317 @ 14:45

Am Samstag dem 12. September gab es ein weiteres Trier spielt Event. Ich nahm zum fünften Mal daran teil und bekam die Verantwortung für den Infostand am Viehmarkt. Bis zur Veranstaltung selbst war noch unklar, ob ich nicht eine Straßensperre übernehmen würde, was mich immerhin von den nervigen Kids befreit hätte, die Heliumballons ohne Knoten oder gleich eine ganze Packung leerer Ballons haben wollen… und während sie danach fragen die Packung schonmal in die Hand nehmen. Daher Anweisung an meine Mädels: Lasst die Ballons in den Kisten, bis Ihr sie rausnehmt und lasst alles außer Griffweite. Auf den Tischen lagen also tatsächlich nur Lagepläne und Werbeflyer für das Nagaoka Event kommende Woche rum und zwei T-Shirts hingen draußen. Alles andere befand sich in relativer Sicherheit, was zu ein bisschen Chaos im Zelt führte, aber dem entzog ich mich erfolgreich durch das Verteilen des Veranstaltungsprogramms an Passanten.
(lächel) “Möchten Sie einen Lageplan?”
(nuschel) “Isch will nix.”
Ha, keine rauhen Finger vor lauter Luftballons knoten! Stattdessen den ganzen Tag in der Sonne rumstehen. Viel angenehmer mit Kopfbedeckung als ohne. Das war’s wert.
Nur zu Beginn musste der unästhetisch aufgeschüttete Spielsand ein bisschen eingeebnet werden. Dabei wäre es schön gewesen, wenn man uns Schaufeln zur Verfügung gestellt hätte, anstatt uns den feuchten Sand mit Kehrbesen verteilen zu lassen.

Okay, auf dem Tisch unseres Zelts, wie auch bei jedem anderen Infostand, stand noch was anderes: Ein versiegeltes Zweiliterglas mit Luftballons drin. Das Faltblatt mit dem Lageplan hatte auch ein Teilnahmeformular, und Interessierte sollten schätzen, wie viele Ballons in dem Glas seien. Zu gewinnen gab es eine Kinoflatrate für das Cinemaxx im (derzeitigen) Wert von 250 E. Alex’ Vergleich mit einem neuen Plastiksäckchen mit denselben Ballons war im Ansatz gut gedacht, im Nachhinein sogar hervorragend, da waren knapp mehr als 100 drin, aber leider schätzte er völlig daneben, sein Tipp lag so bei 170 Stück, in Überschätzung der Packdichte. Ich durfte als Mitarbeiter der City Initiative Trier nicht mitmachen, und niemandem außer dem Management war bekannt, um wie viele Ballons es ging. Das Glas enthielt in der Tat nur 112 Ballons.

Der ganze Tag war sonnig und die Temperaturen ab 10 Uhr angenehm, der Sand am Viehmarkt wurde rege genutzt. Aber der Wind machte unserem Standort zu schaffen. Kein anderer Stand hatte das Problem, aber scheinbar standen wir in einer wunderschönen Windfalle, und trotz mehrerer Sandsäcke hob das Zelt einmal ab und konnte gerade noch festgehalten werden, bevor es völlig nach hinten umkippte. Einen Biegeschaden am Gestänge konnten wir leider nicht verhindern.

Irgendjemand war wohl wieder großzügig gewesen, denn uns standen wie letztes Jahr wieder einmal zwei große Gasflaschen zur Verfügung. Vor zwei Jahren waren es zwei kleine und vor drei Jahren eine große gewesen. Meine Erfahrung fand sich auch dieses Jahr bestätigt, dass eine große Flasche bis drei Uhr Nachmittags reicht. Man müsste allerdings dem Lieferanten, der das Gas zur Verfügung stellt, mal in den Hintern treten, damit auf den Schraubverschlüssen der Flaschen mal irgendwie gekennzeichnet wird, wo der Gashahn sitzt. Die Feuerwehr, die für die Verteilung zuständig ist, kann das nicht feststellen, weil die Flaschen versiegelt sind, die fixieren die Flaschen nur mit Panzertape, und wir, die wir das Helium für die Luftballons zapfen müssen, sollen dann damit klarkommen, wenn der Gashahn vom Zelt weg zeigt.

Gar nicht großzügig war dieses Jahr die Verpflegung der Helfer. Vor fünf Jahren befand sich auf dem Domfreihof ein Zelt, in dem Helfer umsonst Brötchen und Kaffee bekommen konnten. Im Jahr drauf hatte Hochwald Yoghurt gesponsert. 2007 gab es Gutscheine für McDonald’s, und seit 2008 gibt’s nichts mehr, also Eigenversorgung.

Was mal wieder nicht reichte, war die Mülleimerpflege der Stadtverwaltung, bzw. des Abfallverbands ART. Sämtliche Mülleimer der Innenstadt sind jedes Jahr bis zum frühen Nachmittag voll, aber geleert werden sie dennoch nicht außerplanmäßig, und der Plan ist natürlich für normale Tage vorgesehen. Extraeinsätze für Veranstaltungen gibt es scheinbar nicht, jedenfalls habe ich auch dieses Jahr wieder Essensreste und Windeln um die Mülltonne am Viehmarkt eingesammelt, weil niemand wusste, wo das Zeug sonst entsorgt werden könnte.
Dabei fand ich es ganz toll, dass wir dieses Jahr DREI hundsgewöhnliche Mülltüten für den Hausgebrauch zugeteilt bekamen. Ansonsten hatten wir immer eine Rolle oder aber mindestens drei große Müllsäcke im Bereich von 120 Litern Volumen.

Drei Leute sagten uns dieses Jahr, wie toll sie die Veranstaltung fänden, die meisten behielten ihre Meinung für sich, und eine Frau beschwerte sich darüber, dass DAS DING, die Jugendsparte des SWR, ihre Musik zu laut aufgedreht hätten und dass die ganze Veranstaltung viel zu kommerziell ausgerichtet sei. Ich besah mir DAS DING in meiner Pause und fand die Musik langweilig und in der Tat etwas zu laut. Sie nahm sich allerdings eher dezent aus im Vergleich zu dem, was auf der Hauptbühne am Hauptmarkt lief. Da spielten mehrere Bands der Musikschule Trier die europäischen Musikstile herunter. Als ich vorbeiging, war wohl grade Poprock dran… instrumental klang das nicht schlecht, aber an der Singstimme würde ich noch ein bisschen basteln. Und es war immens laut.

Auf dem Domfreihof hatte sich die Spielbar eingerichtet und versuchte, das junge Publikum für Warhammer Tabletopspiele zu begeistern, also nicht diese unübersichtliche Kacke am Computerbildschirm, sondern mit Figuren auf dem Tisch und so. Natürlich interessiert mich diese Art von Spiel, aber erstens fehlt mir die Kohle dafür und zweitens die Nerven, die man braucht, um den Krempel anzumalen.
Nicht begeistert war ich von dem Typen, der die Spielprinzipien erklärte. Die erklärte er zwar schlüssig, aber ich wagte es, ihm Fragen zu stellen, auf die der Achtjährige, für den die Erläuterungen bestimmt waren, möglicherweise nicht kam, und ich hatte das Gefühl, dass ihm für Fragen außerhalb seiner Routine entschieden die Geduld fehlte. Und irgendwie auch taktischer Verstand:
“Wenn die Orks von vorn Feuer kriegen, warum nimmst Du als Verluste vier Figuren von hinten raus?”
“Weil es egal ist, es kommt nur darauf an, dass der Pulk kleiner wird (und damit weniger Angriffswürfel erhält).”
“Ja, aber wenn man die vorderen rausnimmt, wie es realistisch wäre, dann hätten die Orks wieder ein paar Schritte mehr bis zur Nahkampfentfernung (sie kriegen Boni im Nahkampf).”
“…”
Touché. Schweigen im Walde.
Depp.

Der Spieltisch war etwas klein und dazu noch in vier Quadrate aufgeteilt, sodass man mehrere Warhammerspiele gleichzeitig zeigen konnte, das hieß dreißig Zentimeter Kantenlänge pro Spielfeld. 40k und Fantasy Battle waren vertreten, ob Gorka Morka dabei war, kann ich nicht sagen.
Der Achtjährige Imperialist stürzte sich mit sechs Terminatoren in den Nahkampf mit zwei Dutzend Orks inklusive Orkboss. Es fielen insgesamt zwei Terminatoren und acht Orks. Die Grünen vergeigten ihren Moralcheck und liefen weg, wobei die den Rand des Spielfelds überschritten. Kampf zu Ende. Aber ich muss sagen, dass die Figuren sehr schön angemalt und das bisschen Diorama mit viel Sorgfalt ausgestaltet war.

Zu dem Zeitpunkt wollte ich jedenfalls irgendwas in meinen Bauch tun und entschied mich dafür, ein Eis zu essen. Kalorien im kompakten Format, mit einer Tüte Saft runtergespült. Da ich nicht vorhatte, die Innenstadtpreise zu zahlen und auch keine Böcke auf einen Dreierpack Eis am Stiel verspürte, musste ich bis zu NORMA in der Paulinstraße gehen. Das ist der einzige Laden, den ich kenne, der Eis einzeln und nicht ausschließlich im Multipack verkauft. Nachdem ich das dann alles intus hatte, ging es mir im Kopf wieder besser und die letzte Stunde konnte laufen.

Ab 1700 wurde eingepackt und um 1730 war das Zelt wieder verstaut und mein Team Richtung Lager verschwunden, womit es wieder an mir und den beiden Zuständigen für den “Sandkasten” lag, den verteilten Sand zusammenzukehren und den Haufen in eine ladbare Form zu bringen, womit ich mal wieder einer der Minderheit war, die tatsächlich die ganze veranschlagte Zeit bis 1800 arbeitete und sich nicht schon vorher abseilte. Man muss allerdings auch sagen, dass wir überhaupt zur Bändigung der Sandmassen nur zwei Kehrbesen hatten, was hätten die anderen vier also machen können?

Der Abbau bescherte mir ein ungewöhnliches Geschenk. Ebenfalls auf dem Viehmarkt befand sich ein Stand von Nickelodeon mit, urgh, Spongebob-Thema. Es handelte sich um eine Art Hüpfburg, deren Wand mit einer Klettverkleidung überzogen war. Die Kinder wurden in einen entsprechenden Anzug gesteckt und sollten nach dem Sprungbrettprinzip so hoch wie möglich an der Wand hängenbleiben. Aber mir ging es ja um den Abbau: Eine Requisite des Stands war eine etwa drei bis vier Meter hohe Figur von Spongebob inklusive Sockel, die schwer genug war, um sie mit drei Leuten nicht sicher stürzen und zerlegen zu können. Der Teamleiter von Nickelodeon suchte also noch freiwillige Helfer, fand mich und zwei Passanten, und versprach uns ein kleines Geschenk für unsere Hilfe.
Wir stürzten den hässlichen Schwamm also mitsamt seinem Sockel, wobei mir die Aufgabe des Stoppers zukam, der zu verhindern hatte, dass das Monument auf der angesetzten Sackkarre entgegen der Kipprichtung wegrollte. Alles kein Problem. Dann griff der Teamleiter in eine große Kiste und drückte jedem eine kleine, etwa handgroße Spongebob Stofffigur in die Hand.
“Könnte ich nicht so ein Nickelodeon T-Shirt haben?” fragte ich mit Hinweis auf die orangenen Hemden der Angestellten.
“Die haben wir leider nur bis Größe 140… wenn wir zwei auseinanderpfriemeln und zusammennähen, passt es Dir vielleicht.”
Leider bin ich in dem Moment nicht auf die Idee gekommen, mir ein kleines T-Shirt geben zu lassen, weil ich ja auch ein solches als Souvenir in meinen Schrank hängen kann. Denn im Gegensatz zu, urgh, Spongebobfiguren sammele ich durchaus gern ungewöhnliche T-Shirts.

Alles in allem ein guter Tag, und ich möchte Alex mit Frau Christine und Sohn Jan, sowie Katie und Memel mit Ehemann Yutaka und Tochter Anna für ihren jeweiligen Besuch danken, die sicher dazu beigetragen haben, den Tag noch angenehmer vorüber zu bringen.

Zuletzt auch mein Dank an die Mädels vom Infostand, deren Namen ich mir nicht habe merken können, die unermüdlich Luftballons füllten und sich trotz des Stresses nicht aus der Ruhe und nicht um ihre gute Laune haben bringen lassen.

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