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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

17. Juni 2009

Augen offen halten!

Filed under: Japan,My Life — 42317 @ 11:45

Eigentlich bin ich Abonnent der kostenlosen Onlineausgabe der Japan Times.
Eigentlich. In der Tat erhalte ich allerdings nur hie und da mal eine entsprechende E-Mail mit Meldungen, deren Format die Schlussfolgerung nicht zulässt, dass es sich um einen halbjährlichen Service handelte.

Wie dem auch sei, ich erhielt letztlich eine solche elektronische Ausgabe und fand darin eine interessante Meldung: Die Summe des in Japan im vergangenen fiskalischen Jahr gefundenen und bei zuständigen Stellen abgegebenen Bargeldes beläuft sich auf 14,2 Milliarden Yen. Das sind umgerechnet etwas mehr als 100 Millionen Euro. Umgerechnet auf schätzungsweise 120 Millionen japanische Einwohner macht das etwa 118 Yen, bzw. 83 Cent pro Person, unabhängig davon, ob es sich um einen Greis oder um ein neugeborenes Kind handelt.

Das beweist ganz klar: Kleinvieh macht auch Mist. Und leider verteilt sich dieser Kleinmist auf eine derartig große Fläche, dass die Chancen eigentlich gleich Null sind, dass ein einzelnes Individuum auch nur ein Prozent davon finden könnte. Was ich persönlich natürlich schade finde.

Mein großes Glück hatte ich wohl bereits, als ich als Zwölfjähriger einen Hundertmarkschein auf der Straße fand. Ich muss gestehen, dass ich ihn im Laufe der folgenden Monate verfressen habe. Würde ich an einen Gott glauben, hätte ich ihn an jenem Tag im März 1990 für einen Zyniker gehalten, denn das kam so:

Auf dem Weg von meiner Schule zur Bushaltestelle kam ich am örtlichen Buchladen vorbei und traf dort meine Freundin an, die mir eröffnete, dass sie mit mir Schluss machen wolle. Die Pille war natürlich bitter, und weil sie anschließend in Richtung Bushaltestelle ging, machte ich auf dem Absatz kehrt und ging in die entgegengesetzte Richtung, es gab ja noch alternative Routen. Und wie ich dann an der Hausecke ankam, wo ich rechts abbiegen musste, um über den Marktplatz zu gehen, da leuchtete mir eng am Fuße der linken Hausecke dieses markante, rechteckige Blau entgegen. 100 Mark! Die hätte ich nicht gefunden, wenn ich reif genug gewesen wäre, um die soeben vergangene Beziehung zu erhalten. Mitleid oder Zynismus? Wer weiß das schon, ich kann mir da nicht einig werden, und mittlerweile ist es eigentlich egal, nur noch eine Anekdote aus meinem sich hinziehenden Leben.

Mich würde jedenfalls interessieren, ob es auch in Deutschland eine Statistik darüber gibt, wieviel Bargeld als Fundsache bei den Behörden abgegeben wird, und wie hoch man die Dunkelziffer schätzt, denn schließlich wird nicht alles, was gefunden wird, auch abgegeben.

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