Code Alpha

Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

11. März 2009

Bei uns ist immer was los (2)

Filed under: My Life — 42317 @ 13:19

Es ist eigentlich schon eine Woche her, aber das muss ja nicht zu spät sein.
Um etwa 15 Uhr am vergangenen Mittwoch stand ich im Hinterzimmer des Teppichladens, um etwas zu verpacken, als von der Straße her ein lautes, metallisches Rumpeln zu hören war. Dabei dachte ich mir noch nicht viel, aber als die Chefin einen ungläubig erstaunten Laut von sich gab, wahrscheinlich den so ziemlich einzigen menschlichen Laut, den man durch Einatmen erzeugt, war ich dann doch neugierig.

Vor dem Schaufenster füllte sich die Umgebungsluft mit einem gräulichen Nebel. Bei näherer Betrachtung konnte ich sehen, dass eine Straßenwalze, die eben vom Anhänger geladen werden sollte, beim Herunterfahren über ihre Rampe von dieser abgekommen und seitwärts auf die Straße gedonnert war. Der Rauch entwich aus dem Antriebsbereich, eine Öllache breitete sich langsam aus, und der Fahrer klopfte sich den Straßenschmutz von der Kleidung. Er schien unverletzt.

Eine Digitalkamera wurde einsatzbereit gemacht und die ungewöhnliche Szenerie von allen Seiten fotografiert. Nicht von mir, und ich will jetzt auch nicht sagen, wer sich in dem Moment bei den Mitarbeitern des Straßenbauamtes sicherlich nicht gerade beliebt gemacht hat. Ein Geruch nach verbranntem Gummi breitete sich im Laden aus, der sich auf der Zunge niederschlug und abscheulich schmeckte. Trotzdem warteten wir, bis der dichte Nebel vor der Eingangstür verzogen war – man hatte einige Minuten lang das gegenüberliegende Hotel nicht erkennen können – bis wir alle Türen öffneten, um einen Durchzug angenehmerer Atemluft zu erhalten. Ich glaube, sogar unser Insektizid riecht besser, rein pflanzlich hin oder her.

Draußen wurde derweil eine Bergung versucht. Ein Containerschlepper verfügt über einen Kran, also wurde der Container abgehängt und der Versuch unternommen, durch Anketten der Walze an den Kran das Fahrzeug wieder aufzurichten. Währenddessen traf die Polizei ein und sperrte die Unfallstelle ab. Leider besteht eine solche Walze aus zwei Teilen, die nur durch eine relativ kleine Gelenkschnittstelle miteinander verbunden sind, und es stellte sich heraus, dass man diese Schnittstelle zerstören würde, wenn man nur eine der beiden Hälften aufrichtete, also um 90° drehte. Die Männer bestellten ein zweites hebefähiges Fahrzeug.

Wer jetzt mit einem Kran gerechnet hatte, wurde enttäuscht. Das Bauamt fuhr einen Bagger auf. Man versuchte also, Kran und Bagger zu koordinieren, aber nach einigen Minuten war klar, dass dieses Vorhaben auf Grund welcher Schwierigkeiten auch immer, ich kann sie nicht beurteilen, zum Scheitern verurteilt war. Jedenfalls gab man schließlich entnervt auf, hievte die Walze ohne Rücksicht auf Verluste in den mitgebrachten flachen Bauschuttcontainer und gut war’s. Dabei war’s eigentlich nicht gut, weil die Maschine dabei zusätzlichen Schaden nahm und de facto in zwei Teile zerbrach. Hoffentlich ist der Fahrer gut versichert.

Ich kam nicht umhin, mich an eine grafische Darstellung im Flur des Rechenzentrums zu erinnern. Dort hängt ein Plakat mit einer farblichen Übersicht über die deutschen Landkreise, farblich variierend je nach Kaufkraft der jeweiligen Bevölkerung. Trier (Stadt und Landkreis) und Eifel-Prüm sind die ärmsten Landkreise Westdeutschlands. Nein, nicht ganz wahr: Gelsenkirchen sticht ebenfalls hervor. Wenn die Kaufkraft der Bürger etwas über den finanziellen Zustand des Kreises aussagt, dann fällt eine solche Walze im hellgelben Trier eindeutig viel mehr auf als zum Beispiel im nachtschwarzen München.

Schreibe einen Kommentar