Donnerstag, 26.08.2004 – Das letzte Yakiniku
Yui hat mir die E-Mail-Adresse ihres Freundes Daniel gegeben, und Martin „U“ war inzwischen so frei, mir das Lied „Helden der Zeit“ von „Richthofen“ per Mail zuzusenden. Da Daniel gesagt hatte, dass er die Musik von „Rammstein“ möge, habe ich mir gedacht, dass ihm „Richthofen“ auch gefallen könnte. Daniels Besuch ist bereits eine Weile her… aber ich kann ihm die Datei ja ebenfalls per E-Mail schicken. Er hat bei Yahoo immerhin 25 MB freien Platz.
Ich verlasse das Informatikgebäude um kurz nach Fünf. Wir haben ein Tabehôdai für sechs Uhr abgemacht, also habe ich noch Zeit zum Totschlagen. Um 17:25 bin ich dann bei Izham. Er ist zum Zeittotschlagen wie geschaffen. Erstens redet er sowieso gern und zweitens bin ich gestern Abend gegangen, ohne einen neuen Termin für „Combat Mission“ auszumachen. Am Samstag habe er keine Zeit, weil er an dem „Jamboree“ Ausflug zum Towada-See teilnehme. Also halten wir den Montagabend fest, da haben wir sogar „sturmfrei“. Die genannte Andrea ist nämlich nicht „nur“ eine junge Frau, die zufällig an der gleichen Uni studiert, wie Izham, die es zufällig zur gleichen Zeit nach Japan verschlagen hat – die beiden sind verheiratet. Andrea arbeitet also am Montag und wir würden niemanden stören.
Um 18:03 stehe ich dann vor dem „Sunkus“ in Nishihiro, wo Wiirit, Ii und Nan bereits warten. Von den beiden Chinesinnen und Melanie fehlt allerdings noch jede Spur. Die kommen aber nur zwei Minuten später. Wie ich bereits vermutet hatte, ist FanFan, wiederholt entgegen meiner Einladung, nicht erschienen. Das Restaurant heißt „Goemon“ und befindet sich genau vor dem hiesigen Bahnhof, gegenüber vom Skatt Land und dem Bentô-Laden, den ich vor einigen Tagen erwähnt habe. Die Atmosphäre im Inneren ist gediegener als im MooMoo, die Preise sind es auch. Hier gibt es kein Büfett, an dem man sich nimmt, was man möchte (es ist auch kein Platz dafür), sondern man bestellt einen oder mehrere Teller mit Zeug und lässt es sich bringen. Leider werden so automatisch auch Sachen bestellt, die nicht so toll sind und die ich auch nicht bestellt hätte, wenn sie gut wären. So zum Beispiel ein Reisgericht mit einem gewöhnungsbedürftigen Geschmack, das ich so schnell nicht wieder essen möchte. Ich komme nicht von alleine auf die Idee, mir beim Tabehôdai was anderes als Fleisch zu bestellen, dafür ist mir mein Geld zu schade. Ich schaufele den Reis schnell in mich hinein, damit er weg ist – Dinge, die übrig bleiben, muss man nämlich extra bezahlen, Ganz klar: Sonst könnte ja jemand massenweise Zeug bestellen, um nur mal zu probieren, aber der Rest muss dann weggeworfen werden.
Es gibt auch etwas, das eigentlich nur ich esse, nämlich „Hormon“. Das hat nichts mit Hormonen zu tun, sondern, wenn ich das richtig sehe, handelt es sich dabei um mundgerecht klein geschnittenen Darm, den man grillt und isst. Jetzt sage niemand „Igitt!“ (obwohl die rohe Masse aussieht wie schon einmal gegessen). Darm hat schon jeder gegessen, der mal Wurst gegessen hat. Die Darmstücke schmecken gar nicht schlecht. Was aber viele abschreckt, ist wohl der Umstand, dass sie, auch gegrillt, eine schwabbelig-zähe Konsistenz haben, die nicht jedermanns Ding ist. Mir macht das nicht aus, ich kaue eine Weile darauf herum und schlucke es dann am Stück. Die Stücke sind nicht sonderlich groß und man kann sie eh nicht ganz zerkauen.
An „Fleischsoßen“ gibt es hier auch nur dieses Sojasoßen-Präparat. Ich hätte mir, auch wenn es unverschämt klingt, schon etwas Ketchup gewünscht. Zum Grillfleisch ist das wohl nicht verkehrt. Die Sojasoße ist gut, das will ich nicht bestreiten, aber auf Dauer ist sie etwas eintönig.
Der Grill selbst ist deutlich besser als im MooMoo. Im Goemon gibt es nämlich einen Grillrost aus dünnen Metallstäben, während der Grill im MooMoo mehr aus Metallfläche als aus Leerraum zu bestehen scheint, weswegen dort viel schneller was anbrennt. Die Zeit ist hier im Goemon dafür wiederum begrenzt – man hat 90 Minuten Zeit für Bestellungen – aber die Zeit reicht völlig aus, um hautsatt zu werden. Auch das Fleisch ist auf jeden Fall besser als im MooMoo, und das macht den etwas höheren Preis (1640 Yen) wieder deutlich wett. An uns Europäern verdient kein Tabehôdai Laden was, und Nan muss ich in dieser Hinsicht ja zur „Europäerin h.c.“, „ehrenhalber“, ernennen – die stopft Mengen von Zeug in sich hinein, das passt ja auf keine Kuhhaut.
Zum Schluss machen wir Fotos. Mei und BiRei werde ich morgen noch einmal sehen, aber das wird dann das (vorerst) letzte Mal sein. Sie nehmen, wie Izham, am „Jamboree“ teil und werden im Anschluss zum Sightseeing nach Hokkaidô fahren. Sie kommen erst am 02.09. zurück, und da bin ich bereits unterwegs in die Heimat. Ich bitte sie, auch FanFan mitzubringen. Dann trennen wir uns und fahren nach Hause.
Es ist ja immer noch genug Zeit bis Mitternacht… ich gehe also in die Videothek und leihe „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ aus. Und der Spruch des Films lautet hier:
„Obiwan ni yoku kitaerareta you da!“
„(Mir scheint) Obiwan hat Dich viel gelehrt.“
Aha. Dabei hat der gute Obiwan doch kaum was gemacht, außer Luke den Einstieg in die Anwendung der Macht zu ermöglichen, was wohl ein paar Tage Training während des Hyperraumflugs im „Falken“ von Han Solo gewesen sein dürften. Ich glaube, das Yoda ihm viel mehr beigebracht haben dürfte. Ob sich die Übersetzer bei der Verwendung der Form „you da“ (zum Ausdruck des Anscheins) am Ende des Satzes eine Art schwach versteckten „Yoda-Scherz“ erlaubt haben, kann ich natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen.
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