Sonntag, 08.08.2004 – Sachsen raus!
Wir verbringen den Tag wieder weitgehend mit Fernsehen. Ich aktualisiere dabei mein Tagebuch, das es mal wieder nötig hat. Wir schauen uns weitere Episoden von „InuYasha“ an, aber ich finde darin leider die Langzeitmotivation nicht, die nötig ist, um eine Serie mit so vielen Episoden anzusehen. „Ranma“, von der gleichen Autorin, hat mir besser gefallen. „InuYasha“ bringt’s nicht. Die Story kommt nicht weiter, und wenn mal was erreicht wurde, kommt irgendwas dazwischen und die Helden müssen wieder von vorn anfangen, das gilt für das Einsammeln von Kristallsplittern und das Bekämpfen böser Oberfieslinge ebenso wie für romantische Beziehungen.
Am frühen Abend fahren wir ins Kino, um „King Arthur“ zu sehen. Ich finde den Film gar nicht schlecht, auch wenn er vom „Kultfaktor“ her nicht an den Klassiker „Excalibur“ herankommt, der die mythische Seite der Artus-Sage behandelt, während „King Arthur“ damit Werbung macht, auf Basis archäologischer Kenntnisse eine realistische Version der Geschichte zu erzählen. Die Sage spielt im 5. Jh. nach Christus, und dennoch laufen die Jungs in „Excalibur“ mit Rüstungen herum, die ich im späten Mittelalter, sagen wir: 700 Jahre später, ansetzen würde. In „King Arthur“ dagegen sehen wir spätrömische Kavallerie (der Begriff „Knight“, „Ritter“, wird bereits verwendet). Artur ist der Kommandeur einer kleinen Eliteeinheit, Sohn eines Römers und einer Einheimischen, die Ritter Parcifal, Gawayn und Lancelot sind in ihrer Jugend zum Dienst für Rom zwangsrekrutierte Leute eines Reitervolks aus dem Gebiet des heutigen Kasachstan. Guinevere ist eine keltische Ureinwohnerin, Merlin ein einflussreicher Schamane. Die Römer sind im Begriff, sich aus Britannien zurückzuziehen, was den Blutzoll der Ritter, die vor ihrem Entlassungstag stehen, reichlich sinnlos erscheinen lässt, und die bösen Sachsen landen an der Ostküste (am „Saxon Shore“), um das Machtvakuum zu füllen. Artus und seine vier Ritter tun sich also mit den Kelten zusammen und vernichten die Invasionstruppe – worauf er von den Kelten zum König ausgerufen wird.
Nette Geschichte, und viele Kämpfe, die auch gar nicht schlecht choreographiert sind. Ohne Magie und Mythos, und das finde ich auch gut so. Kein mächtiger Zauberer, kein finsterer Mordred, keine böse Hexe, kein Bootsausflug nach Avalon und vor allem kein Heiliger Gral. Stattdessen Ausblicke auf die aus Machtbewusstsein geborenen Auswüchse des Christentums in dem sich anbahnenden Mittelalter. Dämlich fand ich, dass der Film als „Ich-Erzählung“ von Lancelot anfängt, der am Ende aber getötet wird. Wie kann er was erzählen, wenn er tot ist?
Aber: Till Schweiger! Der hat hier wohl die coolste Rolle seines Lebens, als Sohn des oberbösen sächsischen Anführers, so als wilder Krieger mit kurz geschorenen Haaren und geflochtenem Ziegenbart. Sein Name wurde sogar einzeln im Abspann genannt, und nicht in einem Pulk mit anderen Nebenrollen. Ich hatte das Gefühl, dass sein Englisch inzwischen besser ist als damals in „Tomb Raider“.
Melanie bemängelt, dass so viel gekämpft wurde. Ich bemängele bestenfalls, dass es in dem Film keine Panzer gibt (Scherz am Rande). Nein, nein, mir kommt seltsam vor, dass die Sachsen Armbrüste benutzen… ich weiß es nicht wirklich genau, aber das fünfte Jahrhundert erscheint mir für Armbrüste etwas früh. Ich sollte das bei Gelegenheit prüfen.[1] Mir ist es vor allem ganz lieb, dass man die romantischen Aspekte der Sage in einem begrenzten Rahmen belassen hat. Vielleicht stelle ich den Film irgendwann ins Regal neben „Excalibur“, mal sehen, wie sich mein Konto entwickelt.
Zum Tagesausklang wollen wir noch was essen, vorzugsweise Sushi, aber der nahe gelegene Sushi Shôgun macht ja so früh zu, also müssen wir ausweichen. Wir gehen also in das „Omuraisu“ Restaurant gegenüber vom Kino. Wie früher bereits angedeutet, handelt es sich dabei um eine Mischung aus Reis und Omelett, mit verschiedenen Beilagen – jede Variation, die man sich in Japan vorstellen kann. Ich esse aber lieber Spaghetti. Die Portionen sind nicht allzu groß (für Japaner aber noch geeignet) und die Preise liegen leicht oberhalb des gewohnten Durchschnitts für eine Mahlzeit. Aber das Essen schmeckt, also bin ich zufrieden. Ich muss es ja so schnell nicht noch einmal essen.
[1] Einen Vorläufer der Armbrust gab es bereits im antiken Griechenland, der zwar seinen Weg ins Römische Reich, aber aus technischen Gründen keine große Verbreitung fand. Effektive Armbrüste tauchten dann erst im 11. Jh. bei den Normannen auf, z.B. in der Schlacht von Hastings 1066.
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