Donnerstag, 29.07.2004 – Große Tour
Heute ist Donnerstag und ich habe die ganze Zeit über das Gefühl, es sei Freitag. Yamazaki lässt uns heute einen letzten Aufsatz schreiben – eine Nacherzählung irgendeines Märchens oder einer Sage (was wohl beides in den Bereich „Mukashi-banashi“ fällt). Na, ich kenne ja genug.
Danach setze ich mich ins Center und spiele zwei kurze Runden „StarCraft“. Dann gehe ich in die Bibliothek und kümmere mich um geschäftlichere Dinge. Der Bericht für Prof. Fuhrt muss ja geschrieben werden. Ich schreibe eine Art Abriss, sende ihm das vorläufige Ergebnis zu und frage, was er davon halte. Er sagt, ich könne ruhig mehr persönliche Ansichten hineinschreiben und das ganze mehr zu einem Erfahrungsbericht über die komplette Breite meines Aufenthalts machen. Das finde ich dann doch sehr beruhigend, das erlaubt mir eine Menge Füllstoff.
In der folgenden Stunde stürzt der Computer gleich zweimal ab, was mir mit Windows2000 Professional noch nie passiert ist. Aber das frustet mich dann doch sehr, ich will nicht mehr. Der Tag ist noch jung, ich kann also ein paar andere notwendige Dinge in Angriff nehmen. Zuerst fahre ich zur Post und kaufe zwei Pakete, weil ich meine Artbooks auch irgendwann nach Deutschland schicken sollte. Dann fahre ich zur Bank und zahle meine Miete für diesen Monat, bringe anschließend meine Pakete nach Hause und kaufe noch einmal 12 Liter Aquarius, bevor ich den Kühlschrank komplett ausräume, das Eis rausschlage und das Ding mal wieder saubermache.
Und dann schwinge ich mich auch schon wieder auf mein Fahrrad und fahre ins Book Off. Heute will ich dort alles kaufen, was ich in den vergangenen Monaten ins Auge gefasst, aber nie zu kaufen gewagt hatte. Jetzt oder nie! Ich könnte es sonst bereuen. Da wären zuerst drei Magic Knight Rayearth Soundtrack CDs, zwei CDs von Miyamura Yûko und von X-Japan die „Last Live“, die „Ballad Collection“ und die „X-Box“ – kurz für „Best of X-Japan Box“. Wegen einer schlechten Erfahrung von Misi im letzten Winter bin ich schlau genug, in die CD Hüllen hinein zu sehen, bevor ich sie (nach dem Bezahlen, weil es vorher nicht geht) mit nach Hause nehme. Und das ist auch gut so: In einer der Hüllen von Miyamura Yûko befindet sich die CD „Best of The Alfee 1997-2000“, und das interessiert mich ja nun überhaupt nicht, weil „The Alfee“ für mich eine der Bands ist, die zwei, drei brauchbare Songs, aber sonst nur Schlaflieder produziert haben. Ich reklamiere diesen Umstand und erhalte mein Geld zurück, worauf ich von drei „Rayearth“ CDs auf vier aufstocke. Die Papphülle und das Booklet der Miyamura-CD verlangt allerdings keiner von mir zurück, also sage ich vielen Dank und freue mich über das kleine Bilderbuch.
Nach diesem „faulen Ei“ bemerke ich zuhause aber, dass sich durchaus auch ein „goldenes Ei“ in meinem Einkauf befindet. Die „X-Box“ hat – neu – ursprünglich 6000 Yen gekostet, ich habe noch 2600 Yen dafür gezahlt. Für „X-Japan“ Produkte ist das ein ziemlich günstiger Preis, weil die Band einen (durchaus verdienten) Kultstatus genießt. Aber das Beste an der Box entdecke ich erst, nachdem ich sie geöffnet habe: Alles originalverpackt! Da sind zwei CDs, ein (VHS) Video, und sogar ein T-Shirt. Alles noch fabrikneu verschweißt. Das T-Shirt hat zwar Größe „L“ – da passe ich nicht rein – aber es wird gut in meine Sammlung von T-Shirts passen. Zum Anziehen ist es eh viel zu schade, auch wenn es „Made in El Salvador“ ist.
Aus dem Book Off heraus führt mich meine Reise ins Ito Yôkadô. Zuerst fährt Prof. Fuhrt an meiner Nase vorbei in Richtung Heimat, dann passiert mir das gleiche auf ähnliche Entfernung mit Yamazaki-sensei, der mich jedoch ebenfalls bemerkt und winkt. Ich gehe in die CD Abteilung (wohin auch sonst) und kaufe „Saraba“ von „Kinmokusei“, das Titellied von „Atashin’chi“. Weil Melanie gerade drauf und dran ist, die „Crayon Shin-chan“ Filme zu kopieren, kaufe ich noch einen Satz neuer Videokassetten.
Und als ich dann endlich wieder zuhause bin, von Schweiß überströmt, erklärt Melanie, dass wir jetzt zum Tempel- und Schreinfest an der Pagode fahren. Ich wasche mich also im Eilverfahren und wir fahren los.
Das Fest scheint mir das gleiche zu sein, wie alle anderen Schreinfeste auch, mit dem Unterschied, dass die Anzahl von Buden und Besuchern hier jeweils die dreifache ist. Wieder einmal stehen die Leute Schlange, um ein kurzes Gebet sprechen zu können, und damit ihnen nicht langweilig wird, ist an der Vorderseite des Tempels ein Flatscreen Monitor angebracht, auf dem man eine Reportage betrachten kann.
Wir treffen auch ein paar Leute „von unserer Sorte“. Irena und Valérie sind hier und sie haben sich in Yukata, in Sommerkimonos, geworfen, die auch nichts daran ändern, dass ihnen heiß ist. Irena sagt, dass ihr andauernd der Schweiß die Beine runter laufe. Misi sticht wegen seiner schieren Körperlänge aus der Masse der Wartenden wie immer deutlich hervor, und es hätte mich auch schwer gewundert, wenn er seine Kamera nicht dabeigehabt hätte. Wir treffen auch Nim, die mit japanischen Bekannten hier ist, und schließlich auch Nan und Wiirit – und, meine Güte, der war beim Friseur! Er sieht mit kurzen Haaren wesentlich besser aus als mit dem (wenn auch gepflegten) Wischmob, den er vorher die ganze Zeit zur Schau trug. Ich beglückwünsche ihn zu seinem Wandel und lasse mir das Versprechen geben, bei Gelegenheit ein Foto davon machen zu dürfen.
Wir klappern danach einmal alles ab, was interessant erscheint, und Melanie kauft weitere Mamori (Talismane), bevor wir endlich nach Hause gehen können.
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