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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

31. Mai 2024

Montag, 31.05.2004 – Nagasaki Feeling in Hirosaki

Filed under: Japan,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Ich lerne am Morgen munter drauf los und fahre bereits früh zur Universität, weil Lernen und CDs brennen ganz hervorragend gleichzeitig machbar ist. Am Ende habe ich ausreichendes Wissen über Texte, Kanji und Grammatik und habe mir 30 Episoden von „Konjiki no Gash Bell!“ angeeignet. SangSu will mir heute Abend außerdem noch „Azumanga Daiô“ überlassen, damit ich mir eine Kopie der CDs ziehen kann.

Dann schreiben wir die Klausur bei Yamazaki, die mir flüssig von der Hand geht, aber jedes Mal, wenn ich hier bei einer Klausur ein gutes Gefühl habe, kommen am Ende doch nur 50 % raus.

Dann versuche ich, meine Post zu schreiben, aber daraus wird nicht viel, weil der GMX-Server streikt. Die Seiten brauchen ewig zum Aufbauen, wenn das überhaupt ganz gelingt. Dann schaue ich stattdessen nur die anderen Accounts an, aber da ist ja nie viel los.

Abends finde ich einen Brief von meinem Großvater vor, in dem er ein offizielles Schreiben der Universität an mich weiterleitet: Ich bin „von Amts wegen exmatrikuliert“.

Ja, warum denn jetzt das? Ich habe meinen Semesterbeitrag doch überwiesen, und sogar die Beurlaubung fristgerecht verschickt! Das Schreiben sagt nichts über die individuellen Gründe aus, es ist ein Standardbrief. Ach, was liebe ich die Bürokratie… macht Euch bloß nicht zu viel Arbeit, Leute! Aber eines stellt der Brief deutlich klar: Er wurde versendet am 06. Mai, und zwar als erstes an meine alte, nicht mehr genutzte Adresse im Petrisberg. Habe ich meine Adressänderung bei meiner Rückmeldung zum Wintersemester nicht angegeben? Dummer Fehler… auf jeden Fall ist das Schreiben dann in Gersheim gelandet und von dort aus nach Japan geschickt worden. Ich hätte einen Monat Zeit, mich die Entscheidung zu reklamieren, heißt es. Von dem Monat sind jetzt noch sechs Tage übrig. Dann sollte ich das Problem gleich morgen in Angriff nehmen.
Melanie trifft wegen dieser Nachricht beinahe der Schlag. Dass ich in dieser Situation ruhig bleibe, erscheint ihr völlig befremdlich. Aber wenn ich jetzt hier das Zipperlein kriege und Panik schiebe, bringt mich das nicht nur nicht weiter, sondern es hindert mich ja auch am klaren Denken. Ich muss versuchen, (m)einen Fehler zu finden, und das Merkblatt, auf dem das Procedere einer Rückmeldung auf Entfernung dargelegt war, haben wir nicht mehr. Aber ich bin ganz sicher, dass darauf nur geschrieben stand, dass man lediglich den Semesterbeitrag überweisen müsse, unter Angabe der persönlichen Matrikelnummer als Verwendungszweck.
Ich werde morgen früh Mails an die entsprechenden Stellen schreiben und andere „Japan Veteranen“ um Rat fragen. Wenn ich sechs oder sieben Leute anschreibe, sind meine Chancen gar nicht schlecht, dass zumindest einer antwortet. Das wäre dann die übliche Erfolgsrate. Ich sollte morgen Abend auch mit dem Studentensekretariat in Trier und meiner Bank in Homburg oder Gersheim telefonieren. Ich muss gegebenenfalls die Überweisung an die Landeshochschulkasse nachweisen. Sawada-sensei sollte ich ebenfalls einen Besuch abstatten, nicht, dass eine Exmatrikulation in Trier das sofortige Ende meines Stipendiums bedeutet oder ähnlichen Mist. Ich gehe also schlafen. Ich könnte morgen einen klaren Kopf gebrauchen.

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