Dienstag, 25.05.2004 – Grundstück in Japan gefällig?
Ich stehe früh auf, um noch was gearbeitet zu kriegen und gehe dann ins Center. Weitere Kanji eintragen und lernen kann ich auch dort.
Alex stellt uns frustriert ein Buch vor die Nase, das offenbar von einem Neuseeländer geschrieben worden ist. Das Buch enthält ein paar Textstellen in der Sprache der Maori und ich habe nicht verstanden, um was es genau geht. Ein sozialpolitisches Thema. Alex findet das Buch zu langweilig, um es konzentriert lesen und dann wiedergeben zu können, also sucht er im Internet nach einer guten Zusammenfassung – findet aber keine. Offenbar finden auch andere Leute das Buch langweilig. Misi ist so nett und liest ihm eine Seite vor, damit er schon mal eine weniger selbst lesen muss.
Um 13:00 treffe ich Yui, aber sie bittet mich darum, das Treffen auf 17:40 zu verschieben, weil sie noch nichts gegessen und im Anschluss Unterricht habe. Ich habe auch gleich Unterricht, bei Kondô.
Kondô-sensei hat heute einen Mann namens Ichinohe zu Gast, und so langsam frage ich mich, wie viele „-nohe“ Verbindungen es eigentlich geben kann. „Hachinohe“ ist eine Stadt an der Ostküste hier oben, „Mitsunohe“ (oder „Sannohe“?) ist eine Oberschule (auf einem Trainingsanzug gelesen) und „Ichinohe“ ist offenbar ein Familienname. Ichinohe-san redet über die Immobilienpreise in Hirosaki, die mitunter die niedrigsten im ganzen Land seien – es gibt mehr Angebot als Nachfrage –, daher mache er auch Geschäfte in Tokyo und habe seine Fühler während der vergangenen Jahren bis nach Shanghai ausgestreckt, weil der wachsende chinesische Markt einigen Gewinn verspreche. Er teilt ein Infoblatt aus, auf dem lokale Miet- und Kaufangebote aufgelistet sind und bittet darum, dass man seine kürzlich erst gestartete Internetpräsenz doch kommentieren solle. Ich beschließe, das Blatt zu behalten, weil ich Leute kenne, die eventuell eine Zeitlang in Hirosaki wohnen möchten, aber ich finde es kurze Zeit später bereits nicht mehr. Sehr nett fand ich, dass er eingangs kurz seine Familiensituation beschrieben hat (verheiratet, zwei Kinder, 9 und 12 Jahre alt), das macht die Atmosphäre meiner Meinung nach weitaus lockerer.
Heute holt sich übrigens SongMin einen (wenn auch recht sanften) Anpfiff. Kondô fragt sie, ob sie das Wort verstanden habe, das er eben verwendet hatte, und SongMin fragt zuerst SungYi, um bei der Übersetzung sicher zu gehen, worauf Kondô tadelt: „Wenn ich ihnen eine Frage stelle, dann antworten Sie bitte mir – und nicht Ihrer Nachbarin.“ Mir scheint, der Mann ist in dieser Hinsicht recht empfindlich. Aber was soll man erwarten? Ein ehemaliger Generalverwalter der Mitsubishi Bank ist es vermutlich gewohnt, dass man ihn in feinstem Japanisch anspricht und mit Respektsbezeugungen überschüttet.
Um 17:45 treffe ich dann Yui, aber in der Halle wollen wir schon bald nicht mehr bleiben, weil hier offenbar eine Art Clubtreffen stattfindet. Tische werden verrückt, die Leute reden laut, ein Kleinkind schreit. Wir weichen in die Lobby des Physikgebäudes aus, weil es da ruhiger ist, und gehen die Grammatik für den Montag durch, bis etwa 19:45 Uhr. Aus irgendeinem Grund kann ich mich erinnern, dass wir ein paar Schokokekse gegessen haben, aber ich kann mir keinen Grund denken…
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