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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

6. Mai 2024

Donnerstag, 06.05.2004 – Schöner Tag, kurzer Tag

Filed under: Japan,My Life,Spiele,Uni — 42317 @ 7:00

Yamazaki behandelt das Beschreiben von Bildern unter der Prämisse, Fakten von Vermutungen strikt zu trennen. Wir sollen einen Aufsatz von 180 bis 220 Zeichen über ein Bild schreiben, auf dem ein kleines Mädchen zu sehen ist, das im Beisein zweier Erwachsener (m/w) irgendwelche Tauben vor einem Tempel füttert. Natürlich fordert das Bild kulturell bedingte Interpretationen heraus, die sich in den bislang mündlichen Beschreibungen niederschlagen. Fast alle Kursteilnehmer haben die Erwachsenen als „Eltern“ bezeichnet. Aber für diese Aussage gibt es keinerlei rationalen Beweis, also sollen wir uns schriftlich auf klar nachweisbare Fakten beschränken.

Ich gehe nach dem Unterricht meine Fotoliste durch. Ich brauche noch je ein Bild von Alex, Alexej, Yannick und Oyuna. Ich sollte das Poster endlich fertig stellen, damit ich die „Sommersemester-Version“ in Angriff nehmen kann. Ich drücke mich dazu eine Stunde lang im Center rum und stelle dabei auch fest, dass die Serie „Avenger“ inzwischen angekommen ist – hoffentlich ist sie den Aufwand und das Material wert.

Ich gehe aber bald in die Bibliothek zurück, um auf meine Daten zurückgreifen zu können, und außerdem steht ein Zug gegen Frank an. Er bestätigt mir in seiner Mail, dass mein Scharfschütze Zick wohl einen britischen Zugführer erschossen und damit bei dessen Gruppe arge Panik ausgelöst hat. Danach schreibe ich noch zwei Berichte, im Beisein von Mei, die auf dem Stuhl neben mir landet. Es ist vielleicht nur so ein Gefühl, aber… sollte ich sie mal fragen, ob sie zugenommen hat, seit sie in Japan ist? Sie kommt mir nicht mehr so mager vor wie noch zu Beginn des Winters. Aber wahrscheinlich haut sie mir den Stuhl um die Ohren, wenn ich das wage.

Kazu kommt auch noch dazu und mosert, dass ihr Aufsatz für Phillips einfach nicht fertig werden will. Sie hat momentan auch eine Reihe von ärztlichen Untersuchungen laufen, die feststellen sollen, ob ihr empfindlicher Magen den Auslandsaufenthalt in Trier auch wirklich mitmacht.

Ich sehe mir eine Episode von „Area 88“ an, dann kommt Jû vorbei. Er habe während der freien Tage nur auf der faulen Haut gelegen, sagt er. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass er das kann und gebe zurück, ich hätte auch nur gelesen und eine Handvoll Vokabeln gelernt. Was für eine Art Arbeit er später machen wolle, frage ich ihn, und er weiß es genauso wenig wie ich, mit dem Unterschied, dass ich eine vage Vorstellung von Staatsdienst und er von Privatwirtschaft hat. Der klammheimlich abgereiste David Teixera, der will Journalist werden, am liebsten in London, wie er sagte – der Mann hat einen Plan, was ich irgendwo beneidenswert finde.

Ich habe wahrscheinlich noch nicht erwähnt, woran man Japaner von Chinesen und Koreanern in der Bibliothek todsicher unterscheiden kann, ohne dass sie den Mund aufmachen müssen. Das geht so: Wenn ein Koreaner oder Chinese den Computer anschaltet, dann wartet er, bis der Auswahlbildschirm erscheint, auf dem man zwischen Linux und Windows wählen kann. Windows ist automatisch eingestellt, und man hat zehn Sekunden Zeit, auf Linux umzuschalten, wenn man das wünscht. Er drückt also nach einer knappen Sekunde einfach „Boot“ (in diesem Kontext: „Laden“) und kommt so zu seinem Windows Nutzerprofil.
„Der Japaner“ dagegen sitzt vor dem Monitor, hat keinen Dunst, was „Boot“ bedeutet und wartet, bis die Warteleiste voll ist und der Computer von alleine hochfährt. Und den Umgang mit den Windows Programmen hat denen auch keiner gezeigt. Da sitzt hier neben mir tatsächlich einer vor Excel, dem Tabellenprogramm, gibt seine Zahlen ein und packt dann den Taschenrechner aus, um die Ergebnisse auszurechnen, weil er überhaupt keine Ahnung davon hat, wie man das Programm dazu bringt, die entsprechenden Felder vom Computer ausrechnen zu lassen. Glaubt der, dass die Segnungen von Excel daraus bestehen, dass man ein wunderschönes Gittermuster als Vorlage erhält?

Nachdem Jû gegangen ist, nehme ich mir die Zeit und spiele eine Runde Combat Mission, dann gehe ich wieder ins Center, weil ich Fotos von der Jieitai-Vorführung verschicken will. Aber das Internetprogramm des erforderlichen Rechners (alle drei vorhandenen Programme, um genau zu sein) streikt und die Angelegenheit hat sich erledigt. Die Daten müssen auf einen besseren Rechner – ein eigener Memorystick, das wäre mal was! Aber man muss die Zähne zusammenbeißen, wenn man einen Anzug für ca. 375 E haben will. Ich bleibe bis Acht im Center und schreibe noch was ins Forum, bevor ich nach Hause gehe. Hm… mir scheint, ich verliere so langsam das Interesse an der Sporthalle. Vielleicht sollte ich auch einfach meine Zeit besser planen? Aber darin war ich noch nie gut.

Zuhause sehen wir uns die erste Episode der zweiten Staffel von „Kozure Ogami“ an und eine Episode der dritten „TRICK“ Staffel. Es handelt sich wohl jeweils um die Wiederholung vom letzten Winter, auf einem weniger lukrativen Sendeplatz am frühen Nachmittag, der mit weniger Werbung auskommt.

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