Mittwoch, 17.12.2003 – Alte Bekanntschaften
Am Morgen verschicke ich Fotos an Karl. Allerdings so viele, dass seine Mailbox schließlich meldet: „Storage exceeded“.
Am frühen Nachmittag treffe ich Mei und doktere an ihrem Englisch herum, später mache ich noch weitere Bilder von den nötigen Leuten, wie ich sie gerade treffe. Masako teilt uns des weiteren mit, dass wir beide morgen früh um 10:00 doch bitte noch einmal zu ihr kommen sollten, für einen weiteren kurzen Hörverständnistest von 30 Minuten. Sagt sie. Der letzte „kurze Test“ hat immerhin auch kurzerhand 90 Minuten gedauert.
Nach weiterem Herumwerkeln an dem Poster gehe ich zu Sawada-sensei und rede mit ihr über meine Idee, gegebenenfalls „eine Weile“ länger in Japan zu bleiben, und wie es mit Existenzmöglichkeiten denn so aussehe. Stefan Desliu dient mir hier als hoffnungsvolles Beispiel. Natürlich empfiehlt sie mir, erst einmal einen Abschluss zu machen und dann zurückzukommen. Damit habe ich gerechnet, und eigentlich ist es ja auch die von mir bevorzugte Version. Sie sagt, ich solle eben von meinem Stipendium so viel ansparen, wie überhaupt möglich, um die Zeit einer Jobsuche in Deutschland zu überbrücken. Das löst allerdings mein Problem nicht, dass ich binnen Rekordzeit (drei Wochen!?) eine Bleibe in Trier finden muss, um überhaupt eine Jobgrundlage zu haben – sofern ich nicht bereits von Japan aus etwas schieben kann. Sie sagt weiterhin, dass ich doch mit den Neuseeländern reden solle. Die hätten nämlich alle kleine Jobs, die sie im Februar aufgeben müssten, weil sie dann in die Heimat zurückkehrten. Das klingt doch nicht schlecht.
Auf dem Weg in die Bibliothek treffe ich – man glaubt es kaum – eine „alte“ Bekannte wieder: Yukiyo. Das drucke ich deshalb fett, weil sie ja nicht „Yukio“ heißt, wie ich damals im ersten Moment angenommen hatte, und sie klärte mich darüber auf, dass „Yukio“ ausschließlich ein Männername sei. Ich betone also die letzte Silbe immer, wenn ich von ihr spreche. Sie war die junge Frau, die nach der „Welcome Party“ am 07.10. fragte, ob ich mich an sie erinnere. Das trifft sich prima, dann kann ich gleich ein Bild von ihr machen. Das heißt, ich mache eigentlich drei von ihr, weil das erste wegen des Blitzes zu hell und das zweite mangels Blitz zu dunkel wird. Ich stelle sie also an eine Wand unter eine Lampe und die Sache ist gut. Ihre Freundin lacht sich wegen des Hin und Hers dieser Odyssee schief. Diesmal vergesse ich nicht, ihre Mailadresse festzuhalten. Was mich daran erinnert, dass ich eine yahoo.co.jp Adresse einrichten sollte, um meine japanischen Kontakte, die des Englischen nicht ultimativ mächtig sind, so richtig ausschöpfen zu können.
Um 17:40 komme ich dann endlich in die Bibliothek. Aus dem Plan, um 18:00 fertig zu sein, wird also definitiv nichts. Vielleicht also um 19:00. Aber der Zufall will es, dass Misi auf dem Platz neben mir landet, und weil es mir gerade in den Sinn kommt, schiebe ich ihm die Adresse www.thespark.com rüber, damit er an den ganzen Persönlichkeitstests teilhaben kann. Er findet sie ebenfalls lustig. Nebenbei kopiere ich ihm die englischen Bestandteile meines „Humor“ Ordners und noch ein paar Dinge mehr. Misi hat sich übrigens inzwischen eine japanische Freundin angelacht, und man munkelt, dass seine Anwesenheit an der Universität in den letzten drei Tagen unter der trauten Zweisamkeit gelitten habe…
So, mit allem drum und dran komme ich um acht Uhr endlich aus der Bibliothek raus und gehe einkaufen. Natürlich Reis, auch Milch, Boco und… na ja, Sushi eben. Heute kaufe ich aber zwei Rollen am Stück, die eigentlich zum Selberschneiden gedacht sind. Aber ich wollte schon immer mal Sushi wie eine Wurst mit der Hand essen… blasphemisch, gelle? Ist wie Rotwein aus dem Tetrapack trinken.
Ich will früh ins Bett, aber mein Tagebucheintrag, obwohl nicht wirklich lang zu nennen, zieht sich bis 23:45 hin, dann muss das Geschirr noch gespült werden, und das Frühstück will auch vorbereitet sein.
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