Sonntag, 19.10.2003 – Who’s fat?
Guten Morgen. Wäschewaschen. Mit kaltem Wasser und 40g Waschmittel. Aber ich nehme immer mehr. Dem System ist ja nicht zu trauen. Ernsthafte Flecken (z.B. Soße) gehen einfach so nicht raus. Offenbar kommt man um die Wäscherei nicht ganz herum. Einmal im Monat wird man sich das leisten können.
Ab 14:25 (bis 16:25!) läuft auf einem der TV-Sender eine der vielen Sendungen, die sich ums Essen drehen. Aber eine Kochsendung ist es nicht gerade. Die Sendung heißt kurz „Debuya“1 und ich beschreibe die Angelegenheit einfach einmal so: Zwei schwergewichtige Japaner (ab und zu begleitet von schwergewichtigen Freunden) fahren in einem Kleinbus im Ferkeldesign durch Japan (heute z.B. Ehime auf Kyûshû, und eine andere Präfektur, die ich nicht lesen konnte) und essen sich durch die lokalen Spezialitäten einzelner Städte und Dörfer. Die Sendung dauert also zwei Stunden und ist die Zusammenfassung einer Woche, wenn ich das richtig verstanden habe. Und was die Essen, haut mich ja glatt um. Ja, die Mengen auch, aber auch die Gerichte selbst.
Ich sitze vor dem Bildschirm und sabbere vor mich hin. Ich betrachte die Herstellung von Sobagerichten, angefangen beim Mahlen des entsprechenden Mehls über das Teigkneten und -schneiden bis zum fertigen Essen. Dann essen die Jungs Mikan Mochi (also Reisteigklöße mit Mandarinenbeimischung und süßer Azuki Bohnenfüllung). Sie fahren weiter und essen gebratenes Schweine- und Rindfleisch, und Fisch, der über einem Reisstrohfeuer angebraten wird. Danach noch mehr Fischsorten, frisch aus dem Meer, auf Holzkohle gegrillt. Als nächstes Wurst und Schweinebauch und alles mit unendlich appetitlichen Beilagen. Die Jungs helfen jeweils bei der Herstellung ihres Essens, das heißt, sie lassen sich das Procedere zeigen und machen es nach, z.B. wie man ein Fischnetz bedient, wie man eine Fleischzubereitung in einen frischen Darm presst, damit mal Wurst draus wird, oder wie man Sobateig mit Händen und Füßen bearbeitet und rollt, damit Nudeln daraus geschnitten werden können. Man kann nicht einfach dasitzen und zusehen, ohne einen furchtbaren Heißhunger zu bekommen. Allein der Gedanke daran macht schon hungrig.
Aber immer langsam. Heute Abend sind bei uns „normale“ Ramen dran, also das gleiche, was ich bereits in dem Kleintransporter gegessen habe. Und ich stelle fest: Normale Ramen isst man besser in eben jenem Auto. Das Stück Fleisch ist dort größer für das gleiche Geld. Die geringere Auswahl des Rollenden Restaurants macht sich geschmacklich in einer fortgeschrittenen Spezialisierung bemerkbar.
„Tomaten-Käse Ramen“ sind übrigens im Prinzip das gleiche wie Spaghetti in Tomatensoße, nur dass die Soße eher den Charakter einer leicht verdickten Suppe hat. Schmeckt ganz hervorragend, aber der Exotikfaktor ist nicht gegeben. Scheint mir vor allem geeignet für Leute aus dem Westen, die mal etwas essen wollen, das annähernd europäisch schmeckt.
1 „Gansô Debuya“, um genau zu sein. Ist auch auf DVD erschienen.
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