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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

23. April 2008

In seinem Essen stochert er nicht so rum…

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Im Dienste der Wissenschaft (und meines Geldbeutels) war ich mal wieder unterwegs, zum Labor am Johanniterufer. Als “alter Hase” habe ich Bescheid von der neuen Serie erhalten, bevor der Aufruf für Versuchspersonen über den Univerteiler gelaufen ist.

Ich war wohl zwanzig Minuten zu spät dran, was mir natürlich unangenehm ist, zumal ich vor Ort einen sehr guten Ruf genieße, aber der Doc hatte das gar nicht bemerkt, weil er zu tief in sein Netsurfing vertieft und ich außerdem der einzige Proband an jenem Tag war. Letzten Donnerstag, heißt das.

Diesmal sollte man aus zwei Dutzend Bildern, die in schneller Reihenfolge auf dem Bildschirm erschienen, den Prozentsatz einer bestimmten Art von Bildern schätzen, also zum Beispiel die lachenden Gesichter unter den 24 Bildern, die lachende, ärgerliche und neutrale Gesichter zeigten. Es ging auch wieder um Cortisolinjektion per Verweilkanüle und um eine Blutabnahme, die ich zwar nicht für diesen Versuch brauchte (weil meine letzte noch gültig ist), aber für den nächsten, voraussichtlich im Mai.

Wirklich von Bedeutung dabei war nur der Vorgang der Blutabnahme. In der Regel gibt es mit meinen Venen keine Probleme, trotz einer Kurve der Vene in meiner linken Armbeuge, aber diesmal war das alles ein bisschen verhext. Zuerst machte Doc Steffen einen Anstich, der zu nichts führte, dann einen zweiten, dann kam der Abteilungsleiter, Professor Schächinger, herein, und sorgte dafür, dass ich ein Déja-vu hatte.

Vor 10 Jahren:
In der Brigadesanitätsstelle. Der SanGefreite desinfiziert meinen Arm und will Blut abnehmen. Da kommt der SanFeldwebel rein und ruft: “Ach, loss mi des mache, i hob des scho lang nimmer g’macht.” Sprach’s und ging ans Werk.

Vor 5 Tagen:
Im Labor am Johanniterufer. Doc Steffen hat meine übliche vene beim zweiten Versuch verfehlt und überlegt sich, den rechten Arm zu nehmen. Da kommt der Professor rein uns ruft: “Klappt das nicht? Soll ich das mal versuchen?” Sprach’s und ging ans Werk, nachdem er sich vergewissert hatte, dass der massiv aussehende Kerl auf dem Stuhl nicht aggressiv würde, wenn er einen Fehler machte… wie dem auch sei, ich hatte also die Ehre, vom Chef persönlich angezapft zu werden. Ohne Erfolg allerdings.

Der gab dann gleich auf und überließ dem Dr. med. wieder das Feld. Der probierte den rechten Arm aus, obwohl das mit der Verkabelung eng werden würde, aber wenn der linke nicht wollte? Aber auch aus dem rechten Arm war nichts zu holen, entweder waren meine Venen heute sensibel oder das Personal hatte einen schlechten Tag.
“Sollen wir’s lassen? Wir können das mit dem Blut abnehmen auch machen, wenn der nächste Versuch ansteht – das könnten wir uns halt komplett sparen, wenn’s heute geht, und in die Vene müssen wir wegen der Infusion heute sowieso.”
“Ach was, jetzt bin ich schon mal da…”
Also besann er sich auf einen Trick, den er mir zu merken empfahl.
Und zwar verwendete er bei diesem fünften Stich nicht nur ein flexibles Band, um das Blut im Arm anzustauen, sondern den “Schwimmflügel” vom altmodischen Bluttdruckmessgerät. Und da klappte das ganz wunderbar, auch wenn er diesmal die so genannte “Anästhesistenvene” verwendete, die nicht umsonst diese Bezeichnung trägt.

Im Übrigen erzählte er, dass ein Team aus Luxemburg gerade eine Untersuchung mit dem Thema “Stress und Schmerz” durchführe, mit Anspielung auf “James Bond 007: Goldfinger”. Da gibt es doch diese Szene, wo der weltweit beliebteste Brite mit einem Laser der Länge nach in zwei Teile geschnitten werden soll – und die Luxemburger schnallen die Hände ihrer Probanden fest und lassen einen roten Strahl darauf zu und darüber gleiten. Natürlich ist es kein Laser, stattdessen handelt es sich, wild ausgedrückt, um einen Partikelstrahl, und wenn man es einfach ausdrücken will, dann sagt man, dass eine Düse einen feinen, roten Strahl aus feinen Sandkörnchen auf die Haut schießt.
Ich weiß jetzt allerdings nicht, ob der Partikelstrahl selbst irgendwelche Schwerzen hervorrufen soll oder ob man sich wegen der Analogie und der Beliebtheit der Filmserie darauf verlässt, dass der Proband in Erwartung von irgendwas Furchtbarem dann unter Phantomschmerzen leidet…

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