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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

15. August 2010

Eiserne Herzen (1/3)

Filed under: Militaria,Spiele — 42317 @ 18:41

„WORLD WAR II GRAND STRATEGY“ steht groß auf dem Cover über dem eigentlichen Titel:

„HEARTS OF IRON II“.

Ein sehr viel versprechender Titel, mit vielen viel versprechenden Optionen. Aber so grand ist die Strategy am Ende doch nicht.

Aus erzählerischen Gründen will ich ein paar Eindrücke vom Spielablauf der Beschreibung der Inhalte und Mechaniken voranstellen.

Im ersten Durchgang habe ich Persien gespielt, um mir in Ruhe die Spielprinzipien anzusehen, also ohne alsbald in einen Krieg verwickelt zu werden, obwohl natürlich die Briten und die Sowjets den Iran quasi besetzt hatten, um den südlichen Nachschubweg in die UdSSR offen zu halten.

Ich habe es geschafft, meine Armee aufzustocken und modern zu halten. Hui, fünf Infanteriedivisionen mit Panzerwagenbrigaden! An Panzer und Luftwaffe war natürlich nicht zu denken – allein um eine neue Infanteriedivision bauen zu können, muss der Perser die ursprüngliche Industriekapazität schon ausbauen, wenn man die Bedürfnisse der Bevölkerung (das heißt die nationale Unruhe) nicht vernachlässigen, oder nicht ungebührlich lange warten will, bis die mit unzureichenden Ressourcen aufgestellte Division endlich mal fertig wird.

Diplomatisch konnte ich kleine Erfolge feiern: Mittels Beeinflussung waren die Türken und Afghanen mit mir auf einer politischen Linie und der Handel florierte. Jeder will Öl. Aber warum sie kein militärisches Bündnis mit mir eingehen wollten, erklärt sich mir nicht durch einen Blick in die Anleitung. Daraus geht zwar hervor, dass man eigene Bündnissysteme (außerhalb von Achse und Allianz) aufstellen könne, aber wie viel mehr als das gleiche politische System wird dafür verlangt? Vielleicht war ich militärisch dann doch zu schwach, um als Bündnisführer durchzugehen. Die Afghanen zum Beispiel hatten dreimal so viele Divisionen wie ich, aber es handelte sich dabei um billige Milizen.

Die Zeit verging, Deutschland schluckte Österreich, das Sudetenland, die Tschechoslowakei, schließlich Polen, Benelux, Frankreich, und Skandinavien, lieferte sich über dem Kontinent Luftschlachten mit den Briten, und im November 1941 kam der große Moment: Die Deutschen marschierten in die UdSSR ein. Dabei waren sie mit den Finnen, den Italienern, den Ungarn, den Vichyfranzosen, den Slowaken, und den Rumänen verbündet. Südlich der Donau fiel interessanterweise nie ein Schuss (vielleicht mal abgesehen von Albanien, wo die Italiener einmarschierten). Südosteuropa blieb frei, sowohl von deutscher Besatzung als auch von britischer Agitation.

Theoretisch lief die Sache gut für die Alliierten: Das freie Frankreich und Großbritannien eroberten alle italienischen Gebiete in Afrika, mit Ausnahme der wüstesten Wüstenregionen – scheinbar bewegt sich keine Truppe je in ein Gebiet, dessen infrastrukturelle Entwicklung mit 0 % angegeben ist. Dann hätten sie ja eigentlich nach Sizilien hüpfen können. Taten sie aber nicht. Keiner weiß, warum. Stattdessen erklärte Venezuela dem Deutschen Reich den Krieg – und landete mit einer Division in Norwegen. Die Deutschen bereinigten die Situation schnell wieder, aber immerhin hatte eine Art Landung stattgefunden!

Mit dem Löwenanteil der deutschen Truppen im Osten hätten die Alliierten sich aussuchen können, wo sie die Festung Europa angreifen, aber sie ließen es einfach bleiben, und begnügten sich damit, hier und da taktische Bomber einzusetzen und dann und wann deutsche Schiffe zu versenken.

Die Wehrmacht indes hielt sich einige Wochen am Dnjepr auf (Flussüberquerungen geben dicke Abzüge auf die Offensivkraft), brachen dann aber durch und saßen im Frühjahr 1942 in Moskau. Von da an ging’s für die Russen nur noch rückwärts, und immerhin dauerte es bis 1944, bis die Deutschen in Wladiwostok angekommen waren. Irgendwann streiften sie an der persischen Nordgrenze vorbei und interessierten sich kein bisschen für dieses erdölreiche Land ohne Bündnispartner, das sie mit einer einzigen Armee hätten ausradieren können, ohne militärische Konsequenzen zu fürchten.

Immerhin interessant zu beobachten (in der Statistik) war, dass die Deutschen in ihren 200 Divisionen gerade mal sechs Panzerdivisionen hatten (und etwas mehr als ein Dutzend motorisierte Infanteriedivisionen) – scheinbar ist die KI darauf ausgelegt, möglichst Rohstoff sparend zu operieren.

Während all dieser Zeit tat ich als Schah nichts anderes, als ständig darauf zu warten, dass eine Forschung oder ein Bauauftrag fertig sein würde. Nicht sehr spannend, so als Kriegsunbeteiligter. Aber ich wollte ja auch erst mal sehen, wie der Hase läuft und wie die Bedienelemente funktionieren.

Nächstes Spiel, gleich in die Vollen. Ich spiele die Sowjetunion. Ich sorge erst mal dafür, dass alle Truppen auf höchstem Stand sind und bemühe mich, ein Drittel der Gesamtstärke als Panzerdivisionen zur Verfügung zu haben, und zwei Drittel der Panzerdivisionen erhalten eine Brigade schwerer Panzer vom Typ KV-2. Teuer, aber effektiv: Lange, bevor die Deutschen sich irgendwie regen, missfällt mir der japanische Angriff auf China. Die mit Japan verbündete Mandschurei tut mir den Gefallen, meinen Verbündeten Mongolei anzugreifen. Die Nationalchinesen kriegen schwer was auf den Deckel. Ich biete Chiang Kai-shek ein Bündnis an. Er lehnt ab. Ich biete Mao ein Bündnis an: Er lehnt ab. Sind die größenwahnsinnig? Die Folgen des Nicht-bündnisses bekomme ich später selbst zu spüren.

Zuerst wird die Mandschurei überrollt, und die Landverbindung zwischen dem japanisch besetzten Korea und den japanischen Truppen in Nordchina gekappt. Die Kapitulation der Mandschurei führt zunächst dazu, dass mein Verbündeter Mongolei zwei Provinzen derselben zugesprochen bekommt, ob mir das passt oder nicht. Schließlich erobert die Rote Armee Korea. Die Kwantung Armee ist in Nordchina zwischen den chinesischen Truppen und der Roten Armee eingeklemmt, ich hole zum Todesstoß aus… und komme nicht weiter. Warum? Weil die Chinesen nicht meine Verbündeten sind. Das heißt, sie helfen nicht bei der Versorgung meiner Truppen. Stoße ich über die Grenzprovinzen hinaus vor, geht meinen Truppen der Nachschub aus, die Panzer können nicht mehr rollen, die Soldaten haben nichts zu essen. Stillstand. Die Operationen beschränken sich auf die Abwehr japanischer Gegenoffensiven. Oder „japanischer Nadelstiche“, das trifft es eher.

Ich habe neben der Armee auch die Luftwaffe kräftig gefördert: Ich habe drei Luftflotten mit taktischen Bombern und eine Luftflotte mit strategischen Bombern (Stand von 1939 halt), und die dazu gehörenden Begleitjäger, und nutze diese, um die japanische Flotte mürbe zu machen. Leider ist das nicht effektiv genug. Dann entdecke ich, dass die Provinzen Kanazawa und Fukuoka keine Verteidigungsgarnison aufweisen. Aha!

Dann muss ein Flottenbauprogramm her. Ich brauche neun Transportflotten, um eine ganze Armee auf einmal transportieren zu können. Aber erst muss ich die feindliche Marine ausschalten und baue dazu eine große U-Boot Flotte. U-Boote erscheinen geradezu unheilig effektiv. Sie versenken im Laufe des folgenden Jahres ein Großkampfschiff nach dem anderen, Schlachtschiffe, Kreuzer, und Träger, bis nur noch ein paar Kreuzer und zwei Dutzend Zerstörer übrig sind. Dabei dauerte eine Schlacht drei Monate, was meinem siegreichen Admiral eine unglaubliche Anzahl an Erfahrungspunkten bescherte, und damit einen unglaublichen Effizienzbonus für seine Truppen.

Anfang 1941 landen zwei sowjetische Armeen in Japan, wenige Wochen später sind die Hauptinseln, sowie Okinawa, Iwojima, Hainan, und Taiwan, erobert. Aber Japan offiziell annektieren geht nicht: Die Hauptstadt wird im Falle der Eroberung woanders hin verlegt, und die japanische Hauptstadt befindet sich neuerdings auf einer kleinen Pazifikinsel außerhalb meiner Reichweite. Und in dieser demütigenden Situation greifen die Japaner Pearl Harbor an. Mit was eigentlich? Keine Ahnung. Sie lösen jedenfalls die Option „Angriff“ aus (sie hätten es auch lassen können), vielleicht reicht das schon, vielleicht muss nicht wirklich ein Angriff geführt werden? Wer weiß. Die Amerikaner machen jedenfalls kurzen Prozess: Wenige Wochen später ergeben sich die Japaner den Amerikanern, die setzen einen Marionettenstaat ein – und meine Eroberungen sind nichtig. Ohne, dass ich ein Wörtchen mitreden konnte, ist Japan unter amerikanischer Führung wieder frei und meine Truppen stehen auf einem Stück Land, von dem aus sie nicht versorgt werden können. Also rein in den Transporter und zurück nach Korea.

Die verlangen übrigens auch bald ihre Unabhängigkeit, aber man weiß ja, wohin das führt: Kurz danach löst sich die Volksrepublik Korea im Norden und die Teilung ist perfekt. Warum auch immer! Schließlich wurde die Teilungslinie damals durch den russischen Vormarsch im Sommer 1945 bestimmt, und meiner endete doch erst am Südende der Halbinsel! Dumme Skripte.

Mittlerweile band der Westen meine Aufmerksamkeit. In Vorbereitung auf den deutschen Angriff hatte ich meine Verteidigungslinie hinter den Dnjepr zurückgezogen, auf die paar Westprovinzen konnte ich verzichten, gerade im Hinblick auf die Verlegung der Industrie hinter den Ural. Die Finnen hatte ich beruhigt, indem ich die stalinschen Wünsche ignorierte und keinen Winterkrieg anzettelte. Von Norden würde nichts kommen, auch wenn die Deutschen in Norwegen saßen. Östlich der baltischen Staaten saßen meine Truppen am Nordufer der Düna eingegraben. Dort ergab sich eine Schwachstelle bei Smolensk, weil da kein Fluss war. Im Süden war eine ähnliche Situation durch die Lücke zwischen Dnjepr und Dnjestr entstanden, dem Grenzfluss zum feindlichen Rumänien. Im Vertrauen auf meine Panzer wollte ich diese Lücken halten.

Aber es wollte nicht. Deutsche und Rumänen holten sich blutige Nasen, hatten aber eine lokale Übermacht, und erzwangen unter schwersten Verlusten die Räumung der Linie und meinen Rückzug hinter den südlichen Dnjepr. Auch im Norden ständig neue Angriffe, die meine Truppen zu taktischen Rückzügen zwangen. Die jeweilige Nachbararmee musste eingreifen, warf die Deutschen zurück, und wurde wegen der Aufgabe ihres Verschanzungsbonus zum nächsten Ziel. Die unglaublichen Verluste überstiegen bald die industrielle Kapazität und als der Zusammenbruch vor der Tür stand, brach ich das Spiel ab und begann ein neues, sowjetisches, Spiel – allerdings mit einer Strategie in der Tasche.

Das Jahrzehnt ist zu Ende

Filed under: Sport,Uni — 42317 @ 0:37

Dieser Song kam mir heute spontan in den Sinn, und ich glaube, er trifft meine momentane Stimmung recht gut:

Alles gelaufen, alles vorbei, ich brauch nur noch mein Zeugnis und dann ist Ende mit Uni. Freitag nach der Prüfung hab ich den ganzen Tag nur StarCraft gespielt. Ein ganz neues Gefühl, ohne schlechtes Gewissen Zeit verplempern zu können.

Mein Schulkamerad 001 hat mir zwar empfohlen, nach der Prüfung was zu machen, an das ich mich mein Leben lang erinnern würde… aber das Wegbrechen des Prüfungsdrucks machte mir da einen Strich durch die Rechnung. Ich wollte nur meine Ruhe haben. Das unvergessliche Erlebnis am letzten Prüfungstag stellte sich zum Abend ein: Der Türmechanismus ging kaputt. Die Klinke griff den Riegel nicht mehr. Ich versuchte, die Tür auszuhebeln, aber das ging leider nicht. Ich versuchte, den Riegel mit einem Schraubenzieher zu erreichen, aber auch das schlug fehl. Die Tür öffnet nach innen, in dem Fall zu mir, also konnte ich sie nicht eintreten. In der Situation griff ich zum Werkzeugkasten, nahm den Hammer raus und schlug das Schloss aus der Tür – Pappmachée mit Laminatüberzug. Ich hoffe mal, dass das nicht allzu viel kostet, aber Geldspenden nehme ich gern entgegen. 🙂

Samstag bin ich sechs Stunden durch die Gegend geradelt. Über Gusterath nach Riveris und von Waldrach zurück nach Kürenz. Ausschlafen wollte ich eigentlich. Stattdessen war ich um sechs bereits hellwach und bin um sieben aufgestanden. In den letzten Jahren habe ich mich nach dem Aufwachen grundsätzlich wie durchgekaut und ausgespuckt gefühlt. Scheinbar hat der Schlaf jetzt als Realitätsflucht ausgedient. Ich fänd’s jedenfalls toll, wenn ich öfters so früh aufwachen und vor Energie schier platzen könnte.

Das Aufladen der Batterien meiner Kamera habe ich jedenfalls vergessen, und deshalb gibt’s von der Tour leider keine Bilder. Dabei habe ich ausgerechnet bei Bonerath etwas gesehen, was mir noch nie zuvor untergekommen ist: Ein Wegkreuz zur Erinnerung an den Krieg von 1870-71. Aber ganz allgemein ist die Gegend da schön. Und die Leute scheinen mir wesentlich freundlicher als in der Stadt.

Ganz in der Nähe von Bonerath liegt die Riveris Talsperre, und da wollte ich als Zwischenziel hin. Nun gibt es in Bonerath zwar die Bushaltestelle, die viel sagend “Talsperrenblick” heißt, aber von dem See ist von dort rein gar nichts zu sehen.

Und als ich da unentschlossen in der Gegend rumstand, ob ich links oder rechts fahren sollte, kam ein älterer Anwohner auf mich zu und fragte mich ganz unvermittelt, wo ich denn hinwolle und ob er mir weiterhelfen könne.

Letztendlich bin ich dann links runter gefahren, über einen reichlich holprigen Wanderweg, bis nach Waldrach immer bergab. Und dort stand ich wieder vor der Wahl “links oder rechts”. Nach rechts ging’s nach Ruwer, nach links zur Anhöhe oberhalb von Tarforst. Der Weg nach Ruwer war mit sechs Kilometern angegeben, und es würden wohl nochmal so viele Kilometer bis nach Hause sein. Der linke Weg war kürzer, dafür aber mit einer kilometerlangen Bergstrecke gesegnet.

Wie es meine Art ist, wählte ich den Weg des Schmerzes. Manchmal muss man mit sich kämpfen und auch mal ans Limit gehen. Was ich auch haargenau schaffte. Als ich in Korlingen ankam, war mir kotzübel. Über den letzten Bergkilometer musste ich an jedem Straßenpfosten kurz verschnaufen, weil ich kaum noch einen Schritt machen konnte, der mich nicht viel Überwindung kostete. An Fahren war nicht zu denken. Dafür reichte der Saft nicht aus. Muskelschmerzen hatte ich keine, nur die Energie ging zur Neige. Das mit dem klar Sehen wollte auch nicht mehr so klappen. Mein Sehfeld verdunkelte sich immer wieder etwas, und mein Kopf fühlte sich so dröge an, dass ich mich des Bedürfnisses erwehren musste, mich einfach so in die Wiese fallen zu lassen.

Zuhause zuerst das Fahrrad wankend in den Keller gestellt. So hinüber habe ich mich auch lange nicht mehr gefühlt. Aber es war ein körperliches “Hinüber”, und das ist viel besser als das seelisch-moralisch-psychische Hinüber der letzten Jahre. Ich bin ausnahmsweise mit dem Lift nach oben gefahren, danach eine Birne essen, Brot schmieren, ein Nickerchen, einkaufen, Grillen. Es war die beste Birne, die ich seit langem gekostet habe.

Montag ist Arbeitsamt angesagt. Die werden mir wohl mal meine Krankenkassenbeiträge abnehmen und zumindest einen Teil meiner Miete zahlen. Ich kann, bis ich eine Anstellung finde, mit Hartz-IV nur besser dran sein, als es in den vergangenen Jahren der Fall war, wo ich im Monat ein “freies Geld” von ein paar Dutzend Euro hatte, die von Nebenkosten- und Versicherungsrechnungen aufgefressen wurden. Mein gesamtes Barvermögen beträgt derzeit nicht einmal 700 Euro. Aber ich fühle mich ungleich freier jetzt.