Code Alpha

Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

31. Januar 2010

Shvingdaiding

Filed under: Arbeitswelt,Spiele,Zeitgeschehen — 42317 @ 15:37

Am Donnerstag Abend hatte ich eine zweistündige Verabredung mit einem Freund, die dem Vergleich unserer Einsatznotizen im Nachhinein eines “Combat Mission” Gefechts diente. Die lustigsten Besprechungen dieser Art sind immer die, in denen die Kontrahenten sich ganz anders verhalten hatten, als der jeweilige gegenüber angenommen hatte. In unserem Fall war’s eher so, dass der Spieler der deutschen Seite gar keine Vorahnungen äußerte und flexibel auf die Entwicklungen meiner, sowjetischen, Seite reagieren wollte, und ich mit meinen Vermutungen über sein Vorgehen genau ins Schwarze getroffen hatte – abgesehen davon, dass eines der beiden Gefechte an einer Stelle auf der Karte stattfand, wo keiner von uns damit gerechnet hatte. Letztendlich war es also doch sehr lustig, vor allem, da wir den Hörsaal mit Beamer für die Screenshots verwenden konnten, und dauerte von kurz nach 10 bis kurz vor 12.

Um kurz nach 12 ging ich dann also die paar Meter nach Hause, aus der Uni raus, über die Straße, und als ich die Straße erreicht hatte, hörte ich von hinten, aus Richtung des E-Gebäudes, das ich als fröhliches Johlen bezeichnen müsste. Und im nächsten Moment sehe ich drei Typen Anfang 20 den Weg zur Hauptstraße runterlaufen, splitternackt und nur mit Schuhen bekleidet. Also nicht gerade passende Kleidung bei Temperaturen unterm Gefrierpunkt und leichtem Schneefall.

Möglicherweise lag es an meiner Anwesenheit, dass sich zwei von ihnen etwas zurückhielten und bei der ersten der beiden Fußgängerbrücken stehen blieben, aber der dritte ignorierte mich völlig, lief auf die Straße und begann, Hüften schwingend zu tanzen und dabei vorbeifahrenden Autos zuzuwinken…

Ich weiß nicht, was daraus geworden ist, ich wollte jedenfalls nicht stehen bleiben und noch ein wenig zusehen, weil ich eigentlich um Mitternacht im Bett sein möchte, um freitags im Laden nicht völlig neben der Spur zu sein.

Dabei wurde der Freitag schon so doll genug. Wenn eine neue Fuhre Teppiche reinkommt, werden die in der Regel zu Dokumentationszwecken fotografiert, aber auch ein paar der Ladenhüter sollten endlich einmal ins Fotoarchiv aufgenommen werden, also wurde der Stapel mit den Taschen zerpflückt, nach qualitativen Kriterien getrennt, und die besten Teile der bessere Hälfte an die Rückwand genagelt und fotografiert. Kommunikative Missverständnisse sorgten dabei für ein paar Komplikationen, die mich erst um viertel nach Sechs aus dem Laden ließen.

Zusammen mit dem nötigen Einkauf kam ich also erst in einen späteren Bus als gewöhnlich, was in der Folge angesichts des verschneiten Wetters dazu führte, dass die Linie 83 am Kolonnenweg, das ist die Abzweigung zur Wehrtechnischen Dienststelle, von der Hauptstraße abfuhr und der Fahrer verkündete, dass wegen der Straßenlage der Verkehr nach Neukürenz, zur Uni und nach Tarforst vorerst eingestellt sei. Man müsse auf ein Streufahrzeug warten.

Wundervoll. Letztendlich verließ ich den Bus, schnallte meinen Rucksack enger, und stapfte/rutschte die Straße zu Fuß hoch,von wo aus mir auch ungewöhnlich viele Fußgänger, die meisten jünger als ich, entgegen kamen. Die Sperrung der Strecke für Busse wirkte auch in die andere Richtung. Zwei Busse standen an der Haltestelle Bonifatiusstraße, zwei an der Haltestelle Kohlenstraße, und einer an der Haltestelle Universität vor meiner Haustür, wo ich um etwa 1930 eintraf.

Die Stadtwerke lassen in den Medien verlauten, dass das Streusalz knapp sei und verweisen auf den “ungewöhnlich harten Winter”. Welchen ungewöhnlich harten Winter meinen die? Das, was da grade an Wetter in Trier zu beobachten ist, würde ich aus meiner Erfahrungsperspektive einen ganz normalen Winter nennen – zu unterscheiden von den eher milden Wintern mit wenig Schneefall der vergangenen Jahre. Sich darauf zu verlassen, dass das so bleiben wird, und das die globale Erwärmung schon dafür sorgen werde, dass man weniger Salz brauche, kann ja wohl nicht die Begründung für diese Unbequemlichkeiten sein.

Ich weiß sowieso nicht, was das mit dem großflächigen Einsatz von Streusalz soll. Wollen wir das im Grundwasser haben? Ich denke, das wollen wir nicht. Würde es nicht reichen, das Salz an besonderen Stellen einzusetzen, also an Steigungen, oder auf kurvigen Strecken, von mir aus auch auf Autobahnen? Wozu Streusalz auf ebenen Land- oder Bundesstraßen? Dann fährt man halt mal langsamer und plant mehr Reisezeit ein, wenn man denn unbedingt fahren muss. Auf den festgefahrenen Schnee schmeißt man dann eine Ladung Splitt und hält die Fahrer weiterhin dazu an, entsprechend langsamer zu fahren. Das funktioniert in Österreich, warum also nicht bei uns? Vielleicht ist das Streusalz nach der Erfindung des Kühlschranks die letzte Festung der Salzlobby.