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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

21. November 2008

Zu Gast im Diamanti

Filed under: My Life — 42317 @ 23:53

Vom Brot allein kann der Mensch nicht leben, es muss hin und wieder Pizza geben.

Anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Restaurants hat das “Diamanti”, gegenüber der Paulinskirche, ein Sonderangebot herausgegeben: Für den gesamten November sollte “jede Pizza 5,50 E” kosten, so stand es auf dem Werbeflyer, den ich zufällig im Altpapier entdeckt hatte.
Das konnte ich mir unmöglich entgehen lassen, also leierte ich zwei Termine an, einen mit der Spielgruppe, einen mit der Freundin, wobei die Spielgruppe wegen der sich zufällig ergebenen Zeiten die Rolle der Tester übernehemn musste.

Ich will nur einen allgemeinen Kommentar abliefern, weswegen es nicht notwendig ist, zwischen dem einen und dem anderen Essen zu unterscheiden. Das einzig bemerkenswerte ist, dass ich mit den anderen Spielern am Abend und mit meiner Freundin am Mittag in dem Laden war, und dass zwischen den beiden Besuchen nur 17 Stunden lagen.

Das “Diamanti” kenne ich als ein gutes Restaurant. Vor ein paar Jahren habe ich dort zum ersten Mal Vindalu gegessen, ein indisches Gericht mit Reis und Lammfleisch, und habe es sehr genossen. Zwischendurch war ich zweimal mit der Spielgruppe dort, um unerhörte Mengen Schnitzel in mich hineinzustopfen, und wahrscheinlich lag es an Essern meines Kalibers, dass sich das “Schnitzel All-you-can-eat” nur wenige Monate hielt, bevor es einem Wochenplan wechselnder Sonderangebote Platz machte. Außerdem finde ich den Laden gemütlich und die Bedienung sehr nett. Dass die Tischdecke vom Gast zuvor auch mal einen Fettflecken hatte, macht mich nicht weiter traurig, dass auf der Toilette schonmal die Handtücher ausgehen, überlebt man ebenfalls, vor allem, wenn man nach einem Jahr in Japan eine gewisse Gewöhnung entwickelt hat, und für männlich markantes Stehpinkeln bei gleichzeitig herunter geklappter Klobrille und miesem Zielvermögen kann das Management ja nichts.

Aber: Schuster, bleib bei Deinen Leisten. Originär handelt es sich beim “Diamanti” um ein indisches Restaurant, und die Familie, die den Laden gepachtet hat, scheint auch aus der entsprechenden Weltregion zu stammen. Okay, die Schnitzel waren in Ordnung. Da kann man prinzipiell auch nicht viel falsch machen. Das Pizzaangebot hat mich allerdings nicht vollends glücklich gemacht.

Zunächst einmal gilt das Angebot – entgegen dem Werbetext – nicht für alle Pizzen, sondern nur für die L-Größe. Man beachte: “L” steht für (engl.) “Large”. Ich verstehe unter “Large” aber ein bisschen mehr als “26 cm Durchmesser”. Darüber gibt es “XL” und “XXL”.
“XL” bedeutet 30 cm Durchmesser und kostet einen Aufpreis von 30 Cent gegenüber dem Angebotspreis. Über den Aufpreis von “XXL”, wie ich sie gerne gegessen hätte, konnte ich erst gar nichts in Erfahrung bringen, weil “XXL” nicht im Restaurant serviert, sondern nur in der Pappschachtel zum Kunden nach Hause geliefert wird. Begründung: “Unsere Teller sind nicht groß genug.”
Papperlapapp! Wenn ich in die Pizzeria “San Marco” in der Neustraße gehe, dann kriege ich dort regulär solche, die über den Tellerrand hinausragen, und zwar ohne, dass ich extra drum bitten muss. Da ist ein Preis von um die acht Euro keineswegs zuviel verlangt, auch und vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ich im “San Marco” nach dem Essen grundsätzlich noch einen Schnaps  angeboten bekomme, auch, wenn ich nur eine popelige Pizza bestellt habe.

Ferner kann man sich natürlich auch nicht jede Wunschpizza zusammenbasteln. Abgesehen von Tomatensoße und Käse gibt es zu dem Preis noch drei Beläge. Jeder weitere kostet extra. Ich habe mir die Mühe dann erst gar nicht gemacht, sondern bestellt, wie es auf der Karte angegeben war, abgesehen davon, dass ich auf meiner Pizza idealerweise nicht viel Grün sehen möchte.

Ich habe im “Diamanti” also zwei “XL” Pizzen gegessen, wie gesagt: Mit 17 Stunden Zeitunterschied.
Die Pizzen dort sind auch gar nicht schlecht – aber sie sind auch nicht besonders gut. Kritisieren könnte man vor allem die Überdosis Knoblauch, der konzentriert auf einem begrenzten Abschnitt der Pizzaoberfläche landet. Trotz Zahnpflege dampfte mir den Rest des Tages der Knoblauch aus dem Magen in den Mund, dass mir schon schlecht davon wurde, und auch am Tag danach war mir noch nicht ganz wohl dabei. Dabei mag ich Knoblauch. Sehr sogar. Aber alles hat Grenzen.
Damit kann man ein Charakteristikum der “Diamanti” Pizzen festhalten: Abgesehen von Tomatensoße, Käse und Zutaten, die man in “Stück” zählen kann, scheinen alle Zutaten einen festen Platz zu haben. Das Zentrum scheint zum Beispiel ein beliebter Ablageplatz für Knoblauch und Sardellen zu sein, dem entsprechend salzig war der erste Bissen meiner Achtel auch immer. Warum nicht besser verteilen? Denn manche Stellen kamen mir arg leer vor.

Was mir gar nicht gefallen hat, war die Intensität, mit der der Koch bei der Sache ist, wenn es um Kundenwünsche geht: Sie strebt gegen Null. Die Bedienung schreibt sie pflichtschuldigst auf – ich wollte statt Broccoli lieber extra Käse – aber bekommen habe ich mein Essen dennoch nach Vorgabe, also mit Broccoli. Ich behaupte nicht, dass solche Sonderwünsche absichtlich ignoriert würden. Ich glaube viel eher, dass der Koch nur die Namen der Bestellungen abliest und die Zusatznotiz schlicht übersieht. Ich würde also empfehlen, eine Wunschpizza zusammenzustellen, damit erst gar keine Standardangabe auf dem Bestellzettel erscheint. Oder am besten im “Diamanti” nur indisch zu essen, und keine Pizza, und für italienische Küche ins “San Marco” zu gehen, wo meinem Wunsch, die “Spaghetti Diavolo” bitte so scharf zu machen, dass meine Oma sie nicht mehr essen kann, mit größter Sorgfalt entsprochen wurde – was mir Wasser auf die Stirn und in die Augen trieb.