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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

13. Februar 2008

Begegnungen – die Eingewanderte

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Gerade wo ich dachte, jetzt müsste mit den auffälligen Typen doch mal Schluss sein, kamen zwei weitere. Zunächst einmal eine Frau Mitte Vierzig, die als Innenarchitektin und Raumdesignerin arbeitete und für einen ihrer Kunden und dessen erlesene Wohnung einen ebenso erlesenen Teppich suchte. So erlesen, dass auch ein Preis von 18000 E sie nicht beeindruckte.

Ihr Kunde hatte wohl alles individuell designen und farblich ausgestalten lassen. Die Küche mit viel Chrom, die Wände und das Mobilar in den Farben Grau und Brombeer (?), der Arbeitsbereich übergehend in das Wohnzimmer, in Ahorn gehalten, mit weißen Ledersesseln am Esstisch und einer dunkelbraunen Ledersitzecke gegenüber, natürlich alles auf feinstem Parkett. Die Wände in Weiß, Gold und hellen Erdfarben.
Und auf das Parkett sollte nun auch ein passender Teppich. So an 3×4 m hatte sie dabei gedacht (was bedeutet, dass der dafür vorgesehene Raum mal mindestens 5×6 m hat, eher mehr, aber das ist nur eine Vermutung meinerseits).

Bei den alten Persern braucht man da nicht suchen. Da gibt es zu viele Floralmuster auf der einen und zu simple Designs mit schwachen Farbübergängen auf der anderen Seite. Das eine ist zu verspielt, zu kompliziert, zu unruhig, das andere zu schlicht. Da müssen alte Chinesen ran, also “durchwühlten” wir ein paar Stapel.

Zwischendrin erzählte sie ein bisschen von ihren Mühen, den Kunden von ihren farblichen Vorstellungen zu überzeugen, die wirklich was herhielten, soweit ich das als Ästhetiklaie beurteilen kann, und der Kunde hatte auch keine besseren Vorschläge.
Dann bedauerte sie das schmale Teppichangebot in Trier, denn die Teppichgalerie an der Porta sei zwar fein, aber halt klein (ihr persischer Gatte befindet sich in unserer Kundendatei), und sie habe den Kunden nicht überzeugen können, einmal mit ihr nach Hamburg zum Hafen zu fahren. Dort kenne sie so ziemlich jeden potentiellen Lieferanten, weil sie dort aufgewachsen sei.

“Ach, Sie kommen aus Hamburg? Wir sind auch öfters zum Teppicheinkauf dort.”
“Ja, ich lebe in Trier… aber mein Herz ist in Hamburg… (schnief)” und diesen letzten Satz sagte sie mit einer solch erstickten Stimme, dass ich schon Tränen über das Gesicht kullern zu sehen glaubte. Allerdings war sie dann 10 Sekunden später wieder auf dem Damm, wie man so sagt.

Und dann fanden wir einen an sich passenden Chinesen, mit blauer Bordüre, einem hellbraunen Blumengebilde in der Mitte auf goldgelb glänzendem Hintergrund (den sie mit dem Aussehen eines Löwenfels verglich), starrte wie gebannt auf den Teppich und sagte dann in einer Stimme wie eine Siebenjährige, die einen Hundewelpen unter dem Weihnachtsbaum entdeckt: “Der ist so schön! Das ist so mein Problem: Ich verliebe mich immer sofort in solche Dinge!” und drückte dabei die Handflächen an ihre Wangen und machte ein derart gerührtes Gesicht, wie man es sonst nur im Film zu sehen bekommt. Sie bewunderte dann noch diesen und jenen Kunstgegenstand, ließ ihre Visitenkarte da und versprach, sich mit ihrem Kunden zu besprechen, bevor sie dann ging.

… und dann kam auch schon “der Negotiator” zur Tür herein… doch von dem beim nächsten Mal…