Code Alpha

Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

21. Januar 2024

Mittwoch, 21.01.2004 – Bücher vom Sponsor

Filed under: Japan,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Heute ist Mittwoch, da ist unser Literaturseminar bei Vesterhoven angesagt, aber ich habe „Aghwee the Sky Monster“ von Ôe Kenzaburô noch nicht zu Ende gelesen. Ich hole die letzten drei Seiten am Morgen nach. Melanie geht bereits um 08:10 aus dem Haus, ich folge 15 Minuten später – wegen des Lesens. Aber das war zu knapp. In einer Viertelstunde zur Uni schaffe ich bei normalen Straßenbedingungen, aber derzeit ist der Bürgersteig mit Schnee und Eis bedeckt, und ich komme zwei Minuten zu spät.

In unserem heutigen Japanischkurs unterhalten wir uns über unsere Eindrücke von Ärzten, Krankenhäusern und dem ganzen Drumherum. Chen, der am wenigsten verpeilte Doktor, meint, er sei nach seiner Ankunft in Japan ganz überrascht davon gewesen, wie freundlich die japanischen Ärzte mit ihren Patienten umgingen. In China sei das ganz anders und die Ärzte und Krankenschwestern gingen mit den Patienten recht „streng“ um. „Wie können Sie es wagen, krank zu werden und damit der volkseigenen Volkswirtschaft zu schaden!“ war mein stiller Gedanke. Tei, der Programmierer, lacht laut und sagt „Chen muss es wissen – er ist selber ein chinesischer Arzt!“ Chen wedelt darauf abwehrend mit den Händen und meint „Nein, nein! Ich bin ein freundlicher Arzt!
Es wurde herzlich gelacht an diesem Morgen.

Eine Mail von Prof. Fuhrt macht mir in der Pause zwischen dem Sprachkurs und dem Literaturseminar kurz und bündig klar, dass ich bis morgen Mittag 12 Uhr Zeit hätte, meine Wunschliste an Material bei ihm abzugeben, die ich mir im Wert von knapp 5000 Yen zusammenstellen konnte. Natürlich habe ich die Ankündigung bereits vor Wochen erhalten, aber ich habe zwischenzeitlich nicht mehr daran gedacht. Ich marschiere umgehend ins Daiei und finde schnell, was ich suche: Den SHARP PW 9100. Es handelt sich dabei um eines jener elektronischen Kanjilexika, von denen jeder, der Japanologie studiert, eines haben sollte. Es passt in jede Jackentasche und ist definitiv leichter als der Hadamitzky oder der Nelson, die doch ein paar Kilo auf die Wage bringen.

Nachdem ich die Ankündigung damals erhalten hatte, hatte ich auf der Homepage von SHARP nachgesehen, was diese Dinger eigentlich kosten und fand dort Preise von mehr als 40.000 Yen vor. Das liegt völlig jenseits meiner „taktischen“ Möglichkeiten und ist deutlich mehr, als die 15.000 bis 20.000 Yen, die mir Ricci in Aussicht gestellt hatte. Jetzt stehe ich im Daiei und finde wieder einmal bestätigt, dass einmal selbst sehen besser ist, als auf 100 Leute zu hören. Die Seite von SHARP ist längst nicht mehr aktuell, und ich muss annehmen, dass die Werbeseiten für die einzelnen Geräte kurz nach der Veröffentlichung bereits nicht mehr aktualisiert werden, so dass überall nur der Preis steht, den das Lexikon bei seiner Erstveröffentlichung gekostet hat. Hier im Kaufhaus finde ich Preise bis 20.000 Yen. Und das ist bereits das Nachfolgemodell PW 9800. Da stecken mehr Wörterbücher drin als in dem älteren Modell. Es handelt sich allerdings um einen Angebotspreis. Ich beschließe, lieber noch einmal Rücksprache zu halten, weil 20.000 Yen ja die maximale Förderung von 5000 Yen überschreiten und wie das zu handhaben sei.

Prof. Fuhrt erklärt mir daraufhin, wie die Sache in der Praxis läuft: Man schreibt nicht etwa eine Liste, erhält Geld, kauft die Artikel auf der Wunschliste und legt dann die Quittungen vor. Nein, nein, man schreibt seine Wunschliste, reicht sie ein und das „Seikyo“ (das ist der in die Uni integrierte Laden für Studentenbedarf neben der Mensa) besorgt dann das Material zu dem günstigsten Preis, für den die Vertragspartner dieses Geschäftes es anbieten, wenn überhaupt. Zuzüglich der Gewinnspanne, die für das Unternehmen abfallen sollte. Den Angebotspreis kann ich also vergessen. Der PW 9100 kostet im Angebot derzeit 15.000 Yen, nach Ablauf der Angebotsfrist wieder 22.000. Das heißt, der Zuschuss von 5000 Yen würde nicht einmal den Mehrpreis ausgleichen. Prof. Fuhrt empfiehlt mir, dann lieber bei dem Angebot im Daiei zuzugreifen (und den Kanjitank ganz aus eigener Tasche zu zahlen) und für die 5000 Yen lieber ein paar Bücher besorgen zu lassen, die ich vielleicht schon eine Zeit lang im Auge habe. Ich denke auch darüber nach, einen Memorystick, den es im Seikyo zu kaufen gibt, auf die Liste zu schreiben, aber das Ding hat bei einem Preis von 4500 Yen nur eine Kapazität von 64 MB, und das ist mir zu wenig. Ich möchte schon 256 MB haben, aber die kosten in diesem Laden auch so um die 9000 Yen und mehr. Dann also Bücher. Ich habe eine laaaange Liste von Büchern, die mich interessieren, aber die meisten haben nichts mit meinem Studium zu tun. Ich gehe die Liste durch und entscheide mich für zwei Bücher. Zum einen „Krieg dem Terror – Krieg dem Islam?“ von Peter Scholl-Latour, ein dickes Buch mit Hardcover, das mir bisher ein wenig zu teuer war, und, um meinem Studienfach gerecht zu werden, eine Art Biografie (?) mit dem Titel „Herrscher im Reich der Aufgehenden Sonne“ von P. & S. Seagrave. Damit überschreite ich die 5000 Yen zwar ein wenig, aber das sollte verkraftbar sein. Ich bin auch gespannt, wie gut das laufen wird, wenn die Typen vom Seikyo mir diese Bücher in deutscher Sprache besorgen sollen.

Statt in die Bibliothek gehe ich dann ins Center, und wie es der Zufall will, sitzt Misi gerade am richtigen Rechner. Ich zeige ihm das Demo von „Combat Mission Afrika Korps“ und es gefällt ihm. Ich komme deshalb auf die Idee, mir von Karl eine Kopie des Spiels schicken zu lassen, um die „Gemeinde“ zu vergrößern. Ich würde damit die CM Gemeinde nach Ungarn ausweiten, nachdem bisher nur Karl, Mihel und meine Wenigkeit zu den mehr oder minder aktiven Spielern gehören. Andreas will ich mal ausklammern. J

Um 14:20 wollte ich eigentlich Yui treffen, wegen meiner Bankgeschäfte. Aber sie hat es offenbar vergessen. Und das wird auf theatralische Art und Weise deutlich. Um 14:18 stehe ich am Fenster zum Hauptplatz und sehe Yui mit (Kobayashi) Mio aus der Mensa kommen. Aha, dann wird sie ja gleich antanzen. Ja, von wegen, die beiden biegen vor der Tür nach links ab und verlassen die Bühne ruhigen Schrittes, ohne das Gebäude, in dem ich mich befinde, zu betreten. „Theatralisch“ ist das deshalb, weil ich mir vorkomme wie in einer Slapstick-Komödie.

Um unser Bratöl zu entsorgen, besorge ich alte Zeitungen aus einem Altpapierstapel. Sie sollen das Öl aufsaugen und anschließend im Brennbaren Müll landen. Ich nehme also einen Stapel Zeitungen mit – und vergesse ihn im Center, als ich um 17:30 in die Bibliothek wechsele. Ich verspüre wenig Motivation, jetzt noch mit einem Bericht anzufangen, also überprüfe ich nur noch mein Konto bei E-Bay, um zu sehen, was meine Verkäufe so machen, dann mein Bankkonto, um zu sehen, ob inzwischen noch mal jemand seine Ware bezahlt hat und letztendlich auch die beiden Foren, in denen ich neuerdings Mitglied bin: Animetric und Battlefront.com.

Ich merke allerdings, dass ich zu dem Combat Mission Forum auf Battlefront.com nicht viel beisteuern werde. Der größte Teil der Gespräche dort interessiert mich nicht genug, um auch was dazu beitragen zu wollen. Außerdem suche ich in erster Linie Leute, die gute After Action Reports schreiben, und ganz besonders lieb wäre es mir, wenn ich jemanden finden könnte, der einen Bericht über meine Karte „Gersheim“ schreiben könnte. Ich stelle eine entsprechende Anfrage ins das Forum und warte ab, was daraus wird.[1]
Animetric dagegen bietet mir als allgemeines Anime Forum mehr Interessenfelder und ich glaube, dass ich dort Stammgast bleiben werde.

Mir stürzt hier gerade zum ersten Mal ein „Windows 2000“ Rechner ab. Ich wundere mich. Das habe ich noch nicht erlebt. Ich wechsele vorsichtshalber den Rechner.

Auf dem Weg nach Hause „ergötze“ ich mich am Wetter. Es taut nicht einfach nur – nein, es regnet. Nicht stark, aber spürbar. Ganz toll ist das.


[1]   Rien.

Schreibe einen Kommentar