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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

13. Januar 2024

Dienstag, 13.01.2004 – Rien ne va plus?

Filed under: Japan,My Life,Uni — 42317 @ 7:00

Für heute ist Regen gemeldet, mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 %. Stattdessen scheint am Morgen die Sonne. Wir gehen zum Unterricht. Aber der Gong verhallt scheinbar ungehört. Außer Melanie und mir befinden sich im Raum nur drei Chinesen, das sind der Programmierer und zwei der drei verwirrten Doktoren. Na gut, Chen, der dritte Doktor, ist weniger verwirrt. Aber abwesend. Das heißt, dass etwa zehn Leute fehlen. Zu allem Überfluss fehlt uns aber auch der Lehrer. Ich gehe ins Center und frage Kubota-sensei. Er sagt, er habe Yamazaki-sensei heute morgen schon beim Kopieren gesehen. Wir warten noch bis um 09:00, die Chinesen sind bereits vor zehn Minuten gegangen. Ich gehe noch einmal ins Center und frage, wo Yamazaki-sensei sein Büro habe. Der habe keines, heißt es. Außerdem sei heute Unterricht wie an Montagen angesetzt. Aha. Das hätte er mir ruhig schon vor 15 Minuten sagen können… ist mir völlig entfallen.

Dann habe ich also erst um 1240 Unterricht und noch Zeit für dies und das. Unter anderem kann ich meine Post vom letzten Wochenende bearbeiten. Meinen Plan, meine Fotos vom Dezember an Karl zu mailen, gebe ich mangels Motivation angesichts der Bilderzahl auf. Ich muss wegen der Begrenzung der Mailgröße jedes Bild einzeln verschicken, und das ist mir einfach zu zeitraubend. Ich werde mich in dieser Hinsicht einfach auf die CD verlassen, die ich selbst hier bereits gebrannt habe. Ich schreibe Karl eine entsprechende Nachricht und will erst wieder Bilder schicken, die im Januar gemacht wurden. Falls es davon überhaupt welche geben wird – Ronald hat mir mein Kabel noch nicht geschickt. Die Plastikschüssel, die ich ebenfalls habe liegen lassen, hat eh nur 100 Yen gekostet, die kann er ruhig behalten, aber ich brauche mein Kabel, sonst kann ich keine Fotos machen. Ich musste schon hinnehmen, dass ich keine Fotos von dem Neujahrsessen bei Familie Jin machen konnte… wer weiß, was ich sonst noch verpasse.

Ich gehe zum Unterricht. Und da sitzen Melanie, Sushanan, Yong, eine Koreanerin, deren Namen ich mir noch nicht gemerkt habe, und meine Wenigkeit. Da fehlen immer noch einige Leute. Und vor allem: Wo sind die Chinesen abgeblieben? Wir warten. Nicht auf die Chinesen, sondern auf den Lehrer. Der erscheint nämlich ebenfalls nicht. Nach zehn Minuten gehe ich wieder einmal ins Center, um zu fragen, was denn heute hier eigentlich laufe. Saitô-san ist da. Ich versuche ihr klar zu machen, was ich will. Und ich bin noch nicht fertig mit meinem unstrukturierten Redefluss, als Yong mich von der Tür her ruft. Ist Yamazaki-sensei aufgetaucht? Ich lasse Saitô-san stehen, die mich jetzt wahrscheinlich für endgültig bekloppt hält, bei dem seltsamen Zeug, das ich da von mir gegeben habe. Ich bedanke mich für ihre Zeit und gehe nach draußen zu Yong. Sie zeigt mir einen Anschlag am Schwarzen Brett, in DIN A3 Format, auf dem groß zu lesen ist, dass der A3 Unterricht heute komplett ausfalle. Die Hauptinformation ist sogar mit einem Filzstift markiert worden. Peinlich, peinlich. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.

Dann habe ich ja heute richtig viel Zeit. Ich gehe in die Bibliothek, schreibe drei Berichte und starte meine beiden japanischen Mailadressen, „otokorashii42317“ bei Yahoo und „kurosamurai“ bei Hotmail. Letztere Adresse wurde mir freundlicherweise von Hiroyuki eingerichtet, der hier eine angenehme Eigeninitiative an den Tag legte, obwohl sie nicht notwendig gewesen wäre. Ich habe in einem meiner letzten Berichte erwähnt, dass ich eine japanische Adresse brauchte und er hat auf diese Art und Weise reagiert. Leider ein paar Stunden zu spät, da ich bis dahin bereits die Yahoo Adresse gestartet hatte. Aber was soll’s… dann hat er seine höchstpersönliche Kontaktadresse zu mir. Nebenbei schaffe ich es auch, alle Mails zu schreiben, in denen ich irgendwelche Fragen beantwortet haben wollte, die mir in den letzten Wochen so eingefallen sind. Bis jetzt musste ich das immer wieder verschieben.

Um etwa 19:30 gehe ich nach Hause. Nieselregen. Und der geht nach 20 Minuten in Schnee über. Immerhin war dann die Wettervorhersage nicht falsch – es hat bestimmt 30 Minuten lang geregnet heute, bevor es zu schneien begonnen hat.

Eigentlich wollte ich unseren Kerosinvorrat wieder auffüllen, aber es scheint, dass der Laden um 19:00 zu macht, also bin ich zu spät dran und muss es morgen wieder versuchen. Ich kaufe daher nur einen neuen Sack Reis und ansonsten Getränke und Nori im BenyMart. Ich will nicht viel essen heute Abend, also mache ich nur ein Go Reis für mich alleine, Melanie hält sich an die Instant Ramen. Um 22:00 beschließe ich, dass ich allmählich ins Bett gehen könnte, aber vorerst hindern mich daran das Geschirr und dieser Eintrag. Im Normalfall dauern diese Tätigkeiten am Ende des Tages etwa eine Stunde, aber ich will auch den Brief noch lesen, den meine Mutter mir geschrieben hat. Beantworten kann ich ihn ja später.

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