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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

16. November 2023

Sonntag, 16.11.2003 – Schlammspringer

Filed under: Japan,My Life,Sport — 42317 @ 10:08

Ein ruhiger Sonntag mit einem blendend schönen und sonnigen Morgen. Leider geht das Wetter bis zum Nachmittag langsam, aber (für heute) endgültig in Bewölkung und Regen über. Und entsprechend kühl wird es auch. Ich fahre zur Uni, um Post zu schreiben, bleibe aber am Sportplatz hängen, weil das Football Team der Uni gerade trainiert. Die Farben der Trikots kann man kaum noch erkennen, alle sind schmutzig braun wegen des Schlamms, der sich aufgrund des einsetzenden Regens und der Nässe der letzten Tage gebildet hat. Es ist recht kühl, ohne Jacke möchte ich nicht in der Gegend rumstehen. Aber die Jungs hier sind beschäftigt, denen dürfte nicht kalt sein. Und es juckt mich in den Fingern, weil ich das auch mal machen will, was die da treiben. Aber ich bin inzwischen zu sehr zum Weichei geworden, als dass ich mich im Winter im Schlamm suhlen wollte. Ich warte bis zum Sommersemester und frage dann vielleicht nach Aufnahme in den Club.

Keiner der Spielzüge dauert mehr als vielleicht sieben Sekunden, weil der Ballträger sofort zu Fall gebracht wird. Mir scheint, denen fehlt jemand, der das Ei nach vorne bringt – es sei denn, es handelte sich hier um Abwehrspezialisten. Der breite, größere Kerl, den ich beim Armdrücken gesehen habe, ist auch da, aber der steht nur am Rand herum. Die Mädchen, die zum Club gehören, sind ebenfalls mit Eifer bei der Sache, wenn auch nicht als Spieler. Jedes Mal, wenn ein Spielzug zu Ende ist, sammeln sie den Ball auf, bringen einen neuen und machen den anderen sauber für den nächsten Spielzug. Ich bin sicher, dass sie nachher auch das Waschen der Anzüge übernehmen. Aber die Trainer, die sich am wenigsten bewegen, sind die härtesten Leute am Platz: Die Spieler tragen die Sportschuhe mit den Spikes, die Mädchen tragen Gummistiefel, aber die beiden Trainer haben ihre Trainingshosen bis zum Knie hochgekrempelt und tragen Badelatschen an den nackten Füßen – mitten im typischsten Novemberwetter. Hat denen noch niemand erzählt, dass unterkühlte Gelenke anfällig für Rheuma sind? Hart im Nehmen scheinen sie auf jeden Fall zu sein. Ich mache ein Foto von der Gesamtszenerie und versuche mich auch an Bildern aus geringerer Entfernung, aber die werden alle unscharf, wegen der vielen Bewegung. Also bleibt nur das „Panoramabild“.

Digital Camera

Danach gehe ich in die Bibliothek, weil das Spiel irgendwann nichts Neues mehr bietet und ich ja noch ein paar Berichte schreiben will. Ich komme allerdings nur dazu, eine einzige Mail zu schreiben. Nebenbei stelle ich mein Artbook bei E-Bay ein und hoffe, dass ich zumindest 10 E dafür kriege, damit ich ein paar Kröten Gewinn mache.

Am Abend stelle ich fest, dass unser Reissack sich bedenklich schnell geleert hat. Der erste (ebenfalls 10 kg) hat knapp einen Monat gehalten. Dieser hier zeigt bereits nach etwa zwei Wochen an, dass wir uns seelisch und moralisch darauf vorbereiten können, den nächsten kaufen zu müssen. Ich muss annehmen, dass das daran liegt, dass wir in diesem Monat weniger Ramen und öfters zuhause gegessen haben – die Nudelsuppe macht wegen der Flüssigkeit darin eher satt als ein Reis-Fleischgericht. Wenn wir Yakiniku gegessen haben, habe ich nachher immer noch Reis gekocht, um satt zu werden. Nach einer Portion Ramen war das nicht notwendig. Das macht sich dann schon bemerkbar.

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