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Aus dem noch unerforschten Inneren meines Schädels

19. September 2010

Trier spielt ohne Sandsäcke

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Am 11. September diesen Jahres war ich Helfer beim diesjährigen „Trier spielt“ Event, wieder am Viehmarkt, und es waren einige Dinge anders.

Als erstes kam ich eine Viertelstunde zu spät. Natürlich hatte ich den Samstagsfahrplan der Trierer Busse wieder einmal erfolgreich verdrängt, sodass ich den Bus um Viertel vor Acht verpasste. Pünktlich um Viertel nach Acht kam der nächste Bus, aber in geistiger Umnachtung stieg ich den falschen, der in die entgegengesetzte Richtung fährt. Die Haltestelle Uni Süd kann da tückisch sein, wenn man nicht aufpasst, weil dort wegen des Wendepunkts Busse für beide Richtungen verkehren, anstatt auf leicht auszumachenden verschiedenen Straßenseiten.

Den Fehler bemerkte ich schnell, als der Bus geradeaus über die Kreuzung fuhr, und nicht rechts nach Olewig abbog. Ich stieg an der nächsten Haltestelle aus, überquerte die Straße und wollte an der Haltestelle gegenüber auf den richtigen Bus warten, der allerdings schon ein paar Minuten Verspätung aufwies. Und nach zehn Minuten immer noch nicht in Sicht war. War es möglich, dass der Bus, den ich nehmen wollte, in exakt dem Moment vorbeigefahren war, als ich im falschen Fahrzeug gerade von der Sitzplatzsuche abgelenkt war?

Ich ging schnell zurück nach Hause, setzte mich um 0835 auf mein Fahrrad und fuhr in die Stadt. Um etwa 0845 war ich da und meldete mich bei der Chefin der City-Initiative.

Keine Panik, sagte die, wir sind ja auch grade erst hergekommen. Die Kollegen packten in dem Moment das Zeltgestänge aus. Ich brachte mein Fahrrad in die Tiefgarage und versteckte es hinter einem Lüftungsschacht, ging nach draußen, und half, das Zelt aufzubauen.

Eingangs hatte ich meine gesammelten Erfahrungen dafür genutzt, ein paar Verbesserungen vorzuschlagen, zum Beispiel, uns für die Verteilung des Spielsands Schaufeln anstatt nur die üblichen Besen zur Verfügung zu stellen, den Stand wegen des Windkanals woanders hinzustellen, die Gasflaschen vom Lieferanten (Westfalengas) am durch den versiegelten Verschluss versteckten Ventil markieren zu lassen, damit die Öffnung nicht von unserem Infostand weg zeigt, und die Stadtreinigung zu bitten, auch am Nachmittag vorbeizuschauen, um den einzigen Mülleimer vor Ort zu leeren, damit sich in dessen direkter Umgebung nicht wieder Getränkeflaschen, Windeln, und aller möglicher anderer Müll ansammeln.

Wir bekamen, wie üblich, nur zwei Besen anstatt der gewünschten Schaufeln, aber das Problem wurde auf andere Art ideal gelöst: Die Baustofffirma erklärte sich bereit, den Sand nicht einfach abzukippen, sondern ihn gleich bei Lieferung mit dem Radlader zu verteilen, wodurch statt der üblichen drei Haufen, die nach und nach vor allem durch die Kinder abgetragen wurden, ein gleichmäßiges Sandbett von ca. vier Metern Breite, zehn oder zwölf Metern Länge, und einer Tiefe von vielleicht vierzig Zentimetern geschaffen wurde.

Den Stand versetzen wollte die Organisation allerdings nicht. Man könnte das Zelt zwar ebenso woanders festmachen, aber an der Ecke vom Bürohaus Lehr kann man es leichter ausmachen, wenn man zwischen Innenstadt und Viehmarkt unterwegs ist, muss man dran vorbei. Ökonomische Erwägungen.

Das mit der Markierung der Gasflaschen hatte auch nicht so recht geklappt, aber wir hatten das Glück, dass der Gashahn in eine akzeptable Richtung zeigte, sodass das Aufblasen der Ballons keine Probleme machte.

Immerhin, man hatte es geschafft, die Stadtreinigung in die Pflicht zu nehmen. Die kamen sogar zweimal am Nachmittag und entleerten den Mülleimer. Wir haben nicht einmal zu Müllsammeln raus gemusst, und ich habe nur ein paar wenige Papierstücke aufgesammelt, die mir auffielen. Die Besucher entsorgten ihren Abfall geradezu vorbildlich.

Das Zelt baute sich ebenso umständlich auf, wie immer. Das heißt, das Gestänge tat seinen Dienst, aber der Überzug war doch schon sehr mitgenommen. Der war ein Stückchen zu klein und hatte bereits Risse an den Kanten, wo er eng an den Stangen ansaß, zum Teil mit so genanntem Panzertape geflickt. Und das Ding wollte nicht ganz drauf – letztendlich war die Plane oben irgendwie festgeklemmt, ließ sich aber nicht so weit herunter ziehen, als dass wir die Haken am unteren Ende der Fußstange hätten befestigen können. Das Gezerre sorgte für einen weiteren Riss in dem Plastikgewebe. Aber immerhin stand das Ding dann. Nun zur Standsicherung… wo sind die Sandsäcke?

Es gab dieses Jahr keine Sandsäcke. Nicht etwa aus Kostengründen, nein, so weit ist die City-Initiative dann doch noch nicht, es hieß, der Sand sei irgendwie verunreinigt und als gesundheitsgefährdend eingestuft worden, und neue Sandsäcke seien der Feuerwehr noch nicht zur Verfügung gestellt worden. Aber wie dem auch sei, keine Sandsäcke zu haben, bedeutet, dass sogar die leichteste Brise den Infostand verschieben kann. In unserer Ausrüstungskiste fand sich ein rot-weißes Baustellenband, und wir benutzten das, um das Zelt an vorhandene Pfosten zu binden. Sah ein bisschen affig aus, nach Baustelle halt, aber was besseres gab’s nicht.

Ein Blick in die Ausrüstung offenbarte auch unsere Hauptsponsoren: Cinemaxx und Europapark. Die Kinokette hatte drei Kinogutscheine für Kinder zur Verfügung gestellt, die wir nach Gutdünken verteilen konnten, also an solche Kinder, die nicht älter als 11 Jahre waren und uns positiv auffielen. Warum drei? Warum nicht vier? Mit drei Boxen ist es ja unmöglich, ein Geschlechtergleichgewicht bei den Beschenkten einzuhalten… aber ob das jemanden interessiert?

Der Europapark beglückte uns jedenfalls nicht nur mit einem kleinen Pappaufsteller seines Maskottchens, sondern auch mit zehn mal vier Freikarten für den Park. Im Gegenzug verteilten wir Werbebroschüren des Parks zusammen mit unseren Programmfaltblättern, was ich gern übernehme, weil mir dann das Zuknoten der Luftballons erspart bleibt. Interessant fand ich die Anweisung, die Faltblätter bis 13 Uhr unter die Leute zu bringen und die übrigen danach mit der Zusatzgabe eines kleinen Tütchens Gummibärchen schmackhafter zu machen.

Also, die Veranstaltung sollte bis 18 Uhr laufen; die Erfahrung sagt mir, dass um 13 Uhr der Hauptbetrieb überhaupt erst losgeht, und dass die Leute auch um 17 Uhr immer noch Programmhinweise annehmen – obwohl es wenig Sinn macht, weil einige Veranstalter dann bereits einpacken.

Um zehn Uhr stand alles bereit und sie Sache konnte losgehen. Die Wolkendecke riss kurz danach auf und bescherte uns den schönsten Sonnenschein, bestes Veranstaltungswetter, und damit auch recht viele Besucher, obwohl ich mich an hektischere Zeiten erinnern kann. Für mich bedeutete das aber auch, dass ich die kommenden Stunden in der prallen Sonne stand. Meine Mütze hatte ich vergessen, und ich wurde nur geschützt durch das Extra an Haarwuchs, der mich derzeit dank mangelnder Gelder für einen neuen Haarschneider ziert. Bringt natürlich wegen meiner Geheimratsecken rein gar nichts, und am Nachmittag hatte ich einen Sonnenbrand im Gesicht und an den Armen.

In Sichtweite unseres Stands befand sich die Jugendorganisation des Deutschen Alpenvereins, Kieser Training, das Spaßbad Cascade aus Bitburg, Greenpeace, und die Junge Union.

Der Alpenverein hatte ein paar tragfähige Bänder in 50 cm Höhe gespannt und bot Balancetraining an. Die Verantwortliche erzählte mir, dass viele Kletterer das als eine Art Ausgleich betrieben, und abgesehen davon handele es sich um eine gute Übung für Gleichgewichtssinn und Muskeln, die man auch in der eigenen Wohnung machen kann, sofern man entsprechende Halterungen besitzt. Ich lehnte das Angebot eines Testlaufs dankend ab, ich habe zuwenig Vertrauen in meine Geschicklichkeit. Als sie mir dann grinsend anbot, sie könne auch “Handchen halten”, hat sie natürlich genau das falsche gesagt, um mich davon zu überzeugen, es zu versuchen, aber ich nehme das mit Humor.

Die beiden Damen vom Kieser Training boten Kraftaufbauspiele für Kinder an, weil es heute scheinbar verbreitet ist, dass man selbst in der Grundschule nicht mehr fangen spielt, und Kräftemessen, wie wir das in der achten Klasse machten (ich erinnere mich gut an die Szene, wie ich den Klassenraum durchquerte, während fünf andere Jungs an Beinen, Armen, und Hüfte versuchten, mich daran zu hindern), sei oftmals als Keimzelle von Gewalt oder als Ursache von Verletzungen verpönt.

Sechs Dinge hatten die beiden zu bieten: Vier gute und zwei schlechte.

Schlecht 1: Luftballon aufpusten, zuknoten, und dann zertreten. Der Schnellere gewinnt. Geschicklichkeit und Lungenkraft werden gefordert, aber meines Erachtens stört man Besucher erstens mit dem Geknalle, und zweitens erhöht sich dadurch das Müllvolumen.

Schlecht 2: „Messe Deine Kraft!“ Die Kinder sollten dazu einmal mit der linken und einmal mit der rechten Hand auf eine mechanische Waage drücken und die Zahlen auf einen Zettel eintragen. Der Zettel fungierte dann als Los für ein kleines Gewinnspiel. Ich sprach die beiden darauf an, dass man damit doch bestenfalls den Einsatz der Körpermasse messen könne.
„Das ist natürlich richtig, aber das wissen doch die Kinder nicht.“
„Es wäre wohl besser, die Waage dafür an die Wand zu hängen?“
„Ich glaube nicht, dass die Sparkasse Trier von der Idee begeistert wäre.“

Gut 1: Gutes altes Sackhüpfen. Bis zu einer auffälligen rosa Kreidelinie. Was einige Kinder nicht daran hinderte, im Eifer des Gefechts die Linie zu übersehen und den Weg bis zum nächsten Hindernis fortzusetzen.

Gut 2: Gutes altes Tauziehen. Leider zogen nie mehr als zwei Leute gleichzeitig an einer Seite, denn Tauziehen macht erst ab einen halben Dutzend Leute pro Team Spaß.

Gut 3: Man denke sich ein Quadrat auf dem Boden und in dem Quadrat ein Seil mit vier Enden, für jede Seite eins. Es sollen vier Leute gleichzeitig ziehen und wer das Quadrat als erster betritt, hat verloren.

Gut 4: Man denke sich ein weiteres Quadrat auf dem Boden, in dem sich ein kreisförmiges Seil befindet. In dieser Variante befinden sich die vier Spieler innerhalb des Seils, und gewonnen hat der, der als erster mit beiden Füßen das Quadrat verlassen hat.

Ein bisschen unglücklich gewählt war der Aufsteller ihres Stands, der als Blickfang fungieren sollte. Das Verhältnis von horizontaler Stehfläche, Masse, und vertikaler Plakatfläche war schlicht ungünstig für den Außeneinsatz. Der Wind blies das Ding mehrfach um, obwohl er nie wirklich auffallend stark war, und nachdem wir Getränke- und Apfelkisten zum beschweren auf die Füße gestellt hatten, brachen die Füße bei der nächsten Brise schlicht ab. Das 600 Euro teure Plakat mit Aufsteller hing dann halt irgendwie an der Mauer der Sparkasse rum.

Dankenswerterweise verschenkte der Stand von Kieser Äpfel. Zusammen mit dem selbst mitgebrachten Wasser macht einer davon mein Mittagessen aus, denn Versorgung für die Mitarbeiter gibt es hier schon lang nicht mehr. Es gab mal Fastfood Gutscheine oder direkte Materialspenden in Form von Saftpaketen und Joghurtbechern. Ich erfuhr heute, dass letztes Jahr sogar die Erlaubnis ausgegeben worden war, aus der Kasse des Infostands etwas zu nehmen, um Getränke oder eine Kleinigkeit zu essen zu besorgen. Ich hatte davon nichts gehört, und man hatte es auch wieder ersatzlos gestrichen, nachdem wohl der eine oder andere ungebührlich viel Geld für die Eigenversorgung entnommen hatte. Mit Quittung und allem drum und dran, keine Heimlichtuerei oder so, aber mehr, als die City-Initiative stillschweigend vorausgesetzt hatte. Anstatt also ein Limit anzugeben, bzw. ein Budget einzurichten, oder anderweitig eine Lösung zu finden, wurde die ganze Sache verworfen. Sehr bedauerlich.

Die Cascade aus Bitburg veranstaltete so was wie Eierlaufen. Früher, als ich ein Kind war, da bekam man einen Esslöffel mit einem Ei, den man in einer Hand hielt und halten musste, während man einen Hindernisparcours lief. Nur gab es hier keine Löffel und keine Eier, sondern eine Art Tablett und darauf ein 0,5 l Becher Wasser. Die Aufgabe war, über eine Kiste, um eine längs auf dem Boden liegende Stange, und um einen Klotz herum zu balancieren und den hindernisfreien Rückweg so schnell wie möglich zu absolvieren. Hier wurden Zeiten und Wassermengen festgehalten, um Freikarten für das Schwimmbad zu verlosen. Wieder einmal verstanden einige Kinder die Anweisungen nicht vollständig und bewältigten die Hindernisse auch auf dem Rückweg, oder zogen sich geknickt zurück, wenn sie nach drei Schritten ihr Wasser verschüttet hatten, obwohl das keine Rolle spielte.
Ich frage mich allerdings, woher die das viele Wasser hatten, denn einen Tank oder einen Hydrantenanschluss habe ich nirgendwo gesehen.

Die Junge Union bot Torwandschießen an, und die fünf Jungs und Mädels des konservativen Nachwuchses, die da saßen, machten einen denkbar unmotivierten Eindruck. Was die da machten, hätte auch einer allein bewältigen können.

Was soll man über Greenpeace sagen? Die informierten über die Gefahren der Atomkraft und warben für alternative Energiequellen. Sie verschenkten aber auch kleine Sticker, die einige junge Besucher an Kleidung und Gesicht anbrachten, wodurch Greenpeace auch einen überflüssigen Beitrag zur Abfallentstehung leistete.

Irgendwann erschienen drei junge Leute einer scheinbar alternativen Medienanstalt. Sie führten ein langes Videointerview mit dem noch jüngeren Greenpeacevertreter und ein kurzes mit der Teamleiterin unseres Infostands, wobei sie scheinbar mehr über alternative, und vor allem vegetarische, Ernährungsweisen sprachen, als sie sich tatsächlich dafür interessierten, was wir eigentlich machten.

Ich muss anmerken, dass wir von Westfalengas scheinbar beschissen wurden. Wir hatten eine Gasflasche für den Viehmarkt, und die reicht erfahrungsgemäß für etwa 600 Ballons, anders ausgedrückt: bis etwa 15 Uhr. Stattdessen ging uns nach nicht einmal 200 Ballons das Helium aus, das heißt um etwa 13 Uhr, als die meisten Besucher überhaupt erst ankamen. Ein totaler Witz. Die übrigen Stände berichteten ähnliches, allein der Stand in der Simeonstraße, am anderen Ende der Innenstadt, hatte zwei Flaschen, die bis in den späten Nachmittag reichten. Ich fand auch das Papiersiegel an der Drehkappe zerrissen vor. Der Stöpsel am Ventil selbst, den man wie den Verschluss einer Getränkedose abziehen muss, war allerdings intakt.

Für das kommende Jahr, das ich hoffentlich nicht mehr in Trier erleben muss, sollte ich anregen, Luftpumpen zur Verfügung zu stellen, gern Fahrradluftpumpen, aber idealerweise elektrisch, oder eben Gasflaschen mit Pressluft, damit die Infostände wenigstens normale Luftballons verteilen können. Wir haben da so manches lange Gesicht an dem Nachmittag gesehen.

Was wir interessanterweise gar nicht gesehen haben, sind die halbstarken Kinder und Jugendlichen „mit Migrationshintergrund“ der Anfangsjahre, die am liebsten tütenweise Luftballons abgreifen oder einfach nur provozieren wollen. Richtig entspannend.

Um 1530 ging ich zur Pause. Ausnahmsweise nicht in die Stadt, um mir anzusehen, was es sonst noch gibt und wie üblich nach dem Befinden der anderen Infostände zu fragen, sondern in den Grünstreifen der Südallee. Ob es am Wetter lag oder an der relativ kurzen Nacht kann ich nicht sagen, ich fühlte mich jedenfalls müde und döste auf einer Parkbank sitzend eine Stunde vor mich hin.

Zwischen 1630 und 1700 verteilte ich noch ein paar Programmhefte, die Broschüren vom Europapark waren tatsächlich alle, obwohl ich nicht ein einziges Gummibärchen in der Hand gehabt hatte. Aber viel ging in der halben Stunde nicht mehr weg und dann stellten wir die Verteilung ein. Zwischen fünf und sechs flaute der Betrieb spürbar ab, um Viertel vor Schluss haben wir noch ein T-Shirt verkauft. Über ein Dutzend sind wir wohl insgesamt losgeworden.
Einzig der Wind frischte am späten Nachmittag noch etwas auf und wir mussten das Zelt ab und zu festhalten, damit es nicht abhob. Das Herumfliegen von Faltblättern und T-Shirts ließ sich leider nicht immer vermeiden, aber es hätte schlimmer sein können.

Wir hatten dieses Jahr auch den ersten Fall einer Reklamation – an einem neu gekauften T-Shirt hatte sich die Naht gelöst. Nichts großes, fünf Zentimeter nur, mit mittelmäßigen Nähkenntnissen war das wieder in Ordnung zu bringen, aber die Kundin war halt etwas enttäuscht. Da half es ihr natürlich nicht, dass ich versichern konnte, dass mein T-Shirt seit fünf Jahren keinerlei Schäden durch Tragen und Waschen erlitten hatte. Sie war aber in der Tat die einzige bekannte Ausnahme.

Immerhin hatte ich die besondere Ehre, dass mich die Trierer Weinkönigin persönlich am Infostand besuchte. Natürlich nicht in ihrer Funktion als Weinkönigin, und eigentlich wollte sie zum Stand der Jungen Union, aber um fünf Uhr Nachmittags war von denen nichts mehr zu sehen. Blieb mir also die Gelegenheit, ihr zum 25. Geburtstag zu gratulieren und ihr alles Gute für die anstehenden Klausuren zu wünschen.

Dann abbauen und verpacken ab 18 Uhr – und das obligatorische Sandkehren.
Einer der Kollegen vom Stand hat sich für sieben Uhr verabredet, und warum? Weil er noch nie am Viehmarkt eingesetzt war und keine Ahnung hatte, dass zwar um sechs offiziell Feierabend ist, dass uns das Verladen des Spielsands aber oft genug bis um sieben aufhält, und genau so kams. Das heißt, ich hörte etwa zehn Minuten früher auf als er, weil der Kiefernholzstiel des Besens meinen persönlichen Reinigungsstil nicht mitmachte. Stattdessen hatte ich einen Besen für Siebenjährige einerseits und einen leichten und gut in der Hand liegenden Schlagstock andererseits. Mir reichten aber die beiden Blasen am Daumenansatz, die ich mir bei Sandkehren geholt hatte aus, also fühlte ich mich beim Zusehen nicht allzu schlecht. Der Kollege kehrte ja auch nicht allein, da waren noch vier Leute von der Baustofffirma mit Besen, Schippe, und Radlader.

Wir verabschiedeten uns letztendlich und ich barg mein Fahrrad aus der Tiefgarage. Ich widerstand dann auch gleich der Versuchung, mich einfach mit dem Fahrrad in den Bus zu stellen und nach Hause zu fahren. Ich verspüre eine Abneigung gegen Leute, die sich mit einem voll funktionsfähigen Fahrrad in den Bus stellen, weil sie die Steigung zur Uni hoch scheuen. Wer hart zu anderen ist, muss auch hart zu sich selbst sein, ich kann mich ja schlecht von meinen eigenen Prinzipien ausnehmen, weil es mir gerade in den Kram passt. Stattdessen bin ich also über Kürenz selbst zum Weidengraben hoch geradelt, aber Spaß gemacht hat das nach dem Tag keinen mehr.

1. September 2010

Eiserne Herzen (3/3)

Filed under: Militaria,Spiele — 42317 @ 19:15

Zuletzt ein Spiel, das ich für eine mutige Entscheidung hielt: Polen.
Nun ja, vielleicht ist Polen eine mutige Entscheidung, wenn man weiß, was kommt, aber nichts dagegen tut.
Das Spiel beginnt am 01. Januar 1936, und als erstes muss die Armee auf den aktuellen Stand gebracht werden. Dann besetzten die Deutschen das Rheinland. Großbritannien und Frankreich schweigen betreten und ballen die Faust in der Hosentasche – aber Polen reagiert! Indirekt. Ohne besonderen Grund fege ich mit 45 Divisionen durch die Tschechoslowakei und Österreich, um den Deutschen die Ausgangsbasis für den Angriff auf Polen zu nehmen. Europa reagiert nervös. Ungarn, Jugoslawen und Rumänen verlegen eilig Truppen an ihre Grenzen. Nur die Deutschen nehmen die Sache locker. Nur, was mache ich da eigentlich?
Ich nehme über Winter noch ein paar Modernisierungen vor und Ende Frühjahr 1937 erkläre ich dem Deutschen Reich den Krieg. Warum auch nicht? Die Deutschen haben zu diesem Zeitpunkt 48 Divisionen, die Polen 45. Ein geringfügiger und unbedeutender Unterschied, beachtet man die Leistungsfähigkeit der KI. Am 18. Juli 1937 kapitulieren die letzten deutschen Divisionen im Kessel von Essen und das Deutsche Reich wird von Polen annektiert. Aus irgendeinem Grund kann ich keinen Marionettenstaat einrichten. Vielleicht ist das für den stolzen Führer der Achsenmächte nicht vorgesehen?
Man soll übrigens kaum glauben, wie schnell der Aufstand von General Franco in Spanien zusammenbricht, wenn die Deutschen ihm nicht helfen.

Da nichts besseres auf der Agenda steht und ein Krieg die Bedürfnisse der Bevölkerung an Verbrauchsgütern senkt, wende ich mich als nächstes Italien zu. Eine gute Übung, da Italien über Kolonien verfügt. Und zu Übungszwecken baue ich eine Einsatztruppe von neun Luftlandedivisionen inklusive der notwendigen Transportmaschinen auf.
Den italienischen Stiefel aufzuräumen, ist keine große Sache. Die Ostseeflotte verlegt ins schöne Mittelmeer, Sardinien fällt. Sizilien wird ausgebombt. Noch sitzen die Italiener stark in Afrika, zumindest ihre Flotte, was einen konventionellen Angriff über den Teich hinweg verhindert, weil sie alle meine Transporter versenken würden – so eine Landung dauert mehrere Stunden, was der Flotte des Verteidigers Zeit gibt, sich an Ort und Stelle einzufinden und einzugreifen, und mangels genügend starker Kampfeinheiten kann ich die Landungsflotte nicht vor ihrer Vernichtung bewahren. Es schlug die Stunde der Fallschirmjäger.

Die sollten versuchsweise auf dem zumindest nicht durch Landeinheiten verteidigten Dodekanes landen, das ist eine Inselgruppe vor der Küste der Türkei. Jetzt bemerkte ich das Konzept, nach dem in diesem Spiel Luftlandungen behandelt werden: Die Weltkarte besteht nicht nur aus einzelnen Provinzen, sondern auch aus Gebieten, die grob den Nationalstaaten entsprechen, und Regionen, die man vielleicht mit Bundesländern vergleichen kann, so wie u.a. die Provinzen Stuttgart und Freiburg die Region „Baden Württemberg“ bilden. Als Ziel für Fallschirmjäger kann man keine einzelnen Provinzen, sondern nur Regionen auswählen. Der Dodekanes gehört zur Region „Östliches Mittelmeer“, und wenn ich die Region als Ziel markiere, dann landen die Fallschirmjäger automatisch auf Kreta. Und nirgendwo sonst. Ob ich an Kreta interessiert bin, oder ob ich Kreta selbst besitze, spielt überhaupt keine Rolle. Jede Region hat eine Art Hauptprovinz, und nur dort kann man luftlanden.
Dann lasse ich den Dodekanes halt bleiben und lande gleich in Libyen.
Italienische Truppen gibt es dort kaum, und Benghazi ist schnell genommen. Da das Ausladen in einem besetzten Hafen im Nullkommanichts geht, lande ich ein paar Heeresdivisionen aus und nehme die Luftlandearmee zurück nach Italien zur Auffrischung, bevor ich sie inmitten der libyschen Wüste absetze, während die Armee an der Küste entlang nach Westen auf Tripolis vorgeht.
Dabei entdecke ich, dass Luftversorgung nach dem gleichen Muster abläuft wie Luftlandung: Versorgungsgüter werden nicht dort abgesetzt, wo die Armee sie braucht, sondern in der jeweiligen Hauptprovinz der Region. Was für ein Quatsch ist denn das? Denn das heißt doch, dass es unmöglich ist, eine eingekesselte Armee aus der Luft zu versorgen, egal wie klein die Armee, und egal wie groß die Luftflotte ist, wenn die eingeschlossene Truppe nicht zufällig in der „richtigen“ Provinz sitzt!

Nach der Eroberung Libyens war die italienische Flotte verschwunden, hatte sich in Luft aufgelöst. Ich konnte ungestört auf dem Dodekanes landen, und anschließend Äthiopien und Somalia befreien. Ich beglückte die Afrikaner noch mit je einem modern ausgestatteten Hafen und entließ sie dann in die Unabhängigkeit.

Dann war niemand mehr da, der Stunk machen konnte. Mit Ausnahme der Japaner, aber an die kam ich nicht ran. Nur irgendwann 1939 erhielt ich noch eine Meldung, dass der deutsche Außenminister Ribbentrop von Polen eine Verkehrstrasse zwischen Pommern und Ostpreußen forderte. Dabei gab es weder ein deutsches Außenministerium, noch einen deutschen Staat. Dämliche Skripte!
Ich spielte noch mit dem Gedanken, mich mit den Russen anzulegen, aber wozu? Da die Spannung des Spiels gezwungenermaßen mit den Deutschen steigt und fällt, gab ich das Spiel dann Mitte 1939 auf.

Die Konzepte im Hintergrund

Prinzipiell handelt es sich weder um ein runden- noch um ein echtzeitbasiertes Strategiespiel. Oben rechts im Hauptbildschirm läuft eine Uhr, eine Stunde nach der anderen vergeht, je nach gewähltem Szenario vom 1. Januar 1936 bis zum 31. Dezember 1947. Die Geschwindigkeit, mit der die Stunden vergehen, lässt sich im Menü einstellen, und die Zeit kann jederzeit zu planerischen Zwecken angehalten werden.

Der Ansatz ist eigentlich klasse. In Strategiesimulationen, die den Zweiten Weltkrieg zum Thema haben, hat man als Spieler üblicherweise die Auswahl zwischen den hauptsächlich beteiligten Großmächten, aber Hearts of Iron 2 geht an das Maximum des Möglichen: Man kann jeden Staat spielen, der 1936 auf dem Globus zu finden war. Okay, es gibt Ausnahmen. Liechtenstein, Andorra, oder Monaco wird man vergeblich suchen. Aber man findet zum Beispiel Uruguay. Oder Nepal. Oder Albanien. Oder Luxemburg. Schon mal von Tannu Tuva gehört? Oder von Guangxi?

Das Spielen der Kleinen kann spaßig sein, auch, wenn sie von den größeren Nachbarn mit hoher Wahrscheinlichkeit überrollt werden. Luxemburg fällt der Wehrmacht zum Opfer, Albanien wird von den Italienern geschluckt, Nepal ist überhaupt ein britischer Marionettenstaat, Tannu Tuva geht früher oder später in der UdSSR auf, und Guangxi im geeinten China. Die Chancen dafür sind hoch, aber nicht bei 100 %. Das macht den Reiz aus.

Man muss als Nationenverwalter keinen Anteil am Zweiten Weltkrieg haben oder suchen. Als Südamerikaner, weit ab vom Schuss, kann man ziemlich ungestört sein eigenes Süppchen kochen. Auch als kleine, neutrale Nation in Europa oder Asien kann man versuchen, das beste aus der Situation zu machen. Der Iran z.B. könnte unter Aufbietung seines gesamten mit Ölexporten geschmierten Potentials, das nie und nimmer für Panzer oder Luftwaffe reicht, seine Infanteriekräfte ausbauen und Afghanistan schlucken. Oder die Türkei. Oder beide. Die Polen könnten sich ranhalten und mit der Eroberung der potentiellen deutschen Bündnispartner beginnen, bevor diese der Achse beitreten und damit ihr industrielles Potential dem falschen Pool zukommen lassen. Oder die Deutschen, solange sie noch schwach sind, gleich überrennen. Die Möglichkeiten sind jedenfalls gegeben.

Das im Spiel enthaltene Tutorial ist eine super Sache, um sich mit den Steuerungselementen und den Optionsmenüs bekannt zu machen, wenn man völlig neu in das Spiel einsteigt. Man muss einen Plan in der Tasche haben, wenn man das Spiel gewinnen will, denn hinter dem Mann an der Front muss eine funktionierende Kriegswirtschaft stehen, und die wiederum braucht brauchbaren Input aus Rohstoffen (Öl, Erz, seltene Materialien, Energie, Geld, und Nachschubgüter) einerseits, und verschiedenen Forschungsgebieten andererseits. Und man muss (oder sollte vielleicht) Schwerpunkte setzen, was man dem Mann an der Front in die Hand gibt. Man kann nicht alles haben, dafür reichen die Kapazitäten nicht aus. Wenn aus der geostrategischen Situation heraus klar ist, dass man hauptsächlich in Landkonflikte verwickelt wird, wird man dem Heer und der Luftwaffe den Vorzug geben und die Marineforschung auf das Notwendigste beschränken. Wenn der große Feind oder man selbst sich wirtschaftlich auf ein globales Koloniensystem stützt, dann wird man der Marine viel mehr Aufmerksamkeit widmen müssen, und statt normaler Infanterie eher zu Marineinfanterie und vielleicht Luftlandetruppen neigen.

Die Versorgung mit Rohstoffen funktioniert bequem, wenn man eine Landmacht ist. Probleme gibt es, wenn man sie aus überseeischen Gebieten beziehen muss und obendrein auch noch ein Feind mit Marine draußen lauert. Feindliche U-Boote durchkämmen dann die Meere zwischen Kolonie und Mutterland, und immer wieder werden Konvois und/oder Eskorten versenkt.
Dem kann man auf zwei Arten entgegenarbeiten: Erstens sollte man genügend solcher Schiffe gebaut haben, damit die Rohstoffversorgung nicht zum Erliegen kommt. Konvois und Eskorten sind ein zusätzlicher Produktionspunkt neben Transportflotten (die nur Truppen transportieren) und Zerstörern, die für offensive Zwecke in Schlachtflotten eingebunden werden. Zweitens kann man die Effizienz der Eskorten durch Marineforschung („Zerstörer“) erhöhen.
Wenn man das möchte, kann man die Planung der Konvois automatisieren und der Computer wird Konvoischiffe und Zerstörer zuteilen, aber ob man mit dem zugeordneten Verhältnis von Transportern und Kampfschiffen einverstanden ist, bleibt dem jeweiligen Spieler überlassen. Ein Zerstörer auf zehn Transporter mutet wenig an, wogegen andere Konvois auch mal mehr Zerstörer als Transporter bekommen, ohne, dass ein nachvollziehbarer Grund für die Prioritätensetzung vorläge.

Forschung ist eine große Sache in diesem Spiel. Das Forschungsmenü teilt sich in eine nicht geringe Anzahl von Teilbereichen, unter denen man seine Prioritäten auswählen kann.
„Industrie“ fasst ganz verschiedene Dinge zusammen, zum Großteil natürlich verbesserte Herstellungstechniken (z.B. Fließbandproduktion, die die Herstellungszeit von Einheiten verkürzt), aber auch Radar-, Nuklear-, Raketen-, Computer-, Verschlüsselungs-, und Agrartechnik.
Unter „Infanterie“ erforscht man verschiedene Infanterieformen, von den gewöhnlichen Landsern abgesehen gibt es technische Entwicklungen für Kavallerie, motorisierte und mechanisierte Infanterie, Fallschirmjäger, Gebirgsjäger, und Marineinfanterie, sowie logistische Neuerungen.
Der Bereich „Panzer und Artillerie“ dient der Erforschung neuer Divisionen von leichten und mittleren Panzern, schweren Panzerbrigaden, und verschiedenen Formen von Artillerie, Rohr- oder Raketen, selbst fahrend oder gezogen, Flak oder Pak.
Unter „Marine“ kann man neue Schiffstypen entwickeln und weiterentwickeln, die übliche Reihe von U-Booten und Zerstörern bis zu Schlachtschiffen und Flugzeugträgern, in den technischen Variationen von Vorkriegsstandard bis zu atomgetrieben (sofern man Atomtechnologie unter „Industrie“ erforscht).
Der Abschnitt „Flugzeuge“ ist ebenso selbsterklärend, es gibt Abfang-, Begleit-, und Mehrzweckjäger, taktische und strategische, sowie Marinebomber, Stukas und Lufttransporter.

Des weiteren gibt es drei Gebiete für Doktrinen, für Land-, Wasser- und Luftgefechte. Theoretisch gibt es mehrere Richtungen, in die man jeweils forschen kann, wie Massenangriffstaktiken, Feuerkraftfokus oder Mobilität beim Heer, verbesserten Flugtaktiken bei der Luftwaffe, oder verschiedenen Seekampfschwerpunkten bei der Marine, was den Einheiten Boni auf potentielle Eigenschaften gibt, die zu positiven Ereignissen während der Schlachten führen können. In der Praxis ist es bei den technisch fortgeschrittenen Staaten allerdings so, dass diese bereits die grobe Richtung vorgegeben haben. Man kann also als Deutscher z.B. nicht (mehr) statt Mobilitäts- (= Blitzkrieg-) den Feuerkraftfokus wählen. Eine einmal gewählte Richtung eliminiert alle Alternativen.

Zuletzt ist da das Kapitel „Geheimwaffen“. Dort entwickelt man aus der Raketentechnik die kriegerischen Anwendungen wie Raketen allgemein (sowohl Interkontinental- als auch Luft-Luft-, Luft-Boden-, und Boden-Luft-Raketen) und Düsenflugzeuge, setzt die bislang friedliche Atomforschung in Nuklearwaffen und atomgetriebene Schiffe um, bringt aber auch frühe elektronische Rechner – Computer – hervor, um die Forschung weiter zu fördern.

Diplomatie ist ebenfalls ein Lieblingsthema des Spiels.
Innenpolitisch kann man in jedem Jahr eine Reform durchführen, also ob man mehr zur Diktatur oder mehr zur Demokratie neigt, ob die Politik eher dem linken oder dem rechten Spektrum zuzuordnen ist, ob man Pazifist oder Kriegstreiber ist, eher isolationistisch auftritt oder aktive Intervention bevorzugt, ob man freie Märkte oder lieber Planwirtschaft will, und so weiter. Jede dieser Entscheidungen hat Vor- und Nachteile – so muss eine Diktatur weniger IK für Konsumgüter ausgeben, um die Bevölkerung zufrieden zu stellen, als eine vom Konsum verwöhnte Demokratie, und während Berufsheere eine höhere Organisationsstruktur aufweisen, können Einheiten aus Wehrpflichtigen mit weniger Aufwand an IK aufgestellt werden.

Je nach Konstellation dieser Schieber hat man als Spieler Einfluss auf die Zusammensetzung des eigenen Kabinetts, das aus dem Staatsoberhaupt, dem Regierungschef, Ministern für Äußeres, Rüstung, Sicherheit und Geheimdienst, sowie dem Chef des Generalstabs und den Kommandeuren der Teilstreitkräfte besteht. Jeder Minister bringt Vor- und Nachteile mit sich. Genau genommen gibt es ein paar Minister, die Vor- und Nachteile haben, während andere nur Vor-, und wieder andere nur Nachteile aufweisen. Je nach politischer Situation ist die Auswahl aber begrenzt, und manchmal bleibt nur die Wahl zwischen dem Teufel, der „-20 % auf Geldproduktion“ hat, und dem Beelzebub, der die Senkung der Unruhe behindert.

Durch Klicken auf die entsprechenden Flaggen in der linken Leiste erhält man eine Übersicht über den diplomatische Status verschiedener Nationen, welche Bündnisse sie unterhalten, mit wem sie Krieg führen, ob sie Gebietsansprüche an jemanden stellen, usw. Darunter sieht man das Kabinett des Staates und grobe Informationen über die Persönlichkeit der einzelnen Minister. Oben rechts erscheinen die diplomatischen Optionen, von denen die meisten eine finanzielle Investition notwendig machen.

Einen Krieg zu erklären kostet zumindest kein Geld, muss aber mit einem Anstieg der nationalen Unruhe, einem Absinken der betroffenen Staatenbeziehung auf den Minimalwert von -200, und den sonst logischen Folgen bezahlt werden.
Ganz teuer ist es, einen Putsch anzuzetteln, um eine freundlich gesinnte Regierung einzusetzen, und ob der gelingt, hängt irgendwie von der Unruhe des Zielstaats ab und von den Fähigkeiten der Minister für Sicherheit und Nachrichtendienste. Interessanterweise kann man keinen Staatsstreich bei einer Nation versuchen, mit der man sich im Krieg befindet.
Billiger kommt es vielleicht, eine Nation nur zu beeinflussen. Dazu fördert man freundlich gesinnte Politiker finanziell, was bei geringem Erfolg zu einem Anstieg des Zahlenwerts für diplomatische Beziehungen führt, und bei größerem Erfolg zu einer Annäherung der innenpolitischen Einstellungen des Zielstaats an die eigenen Werte.
Handelsabkommen können angeboten und aufgelöst werden. Das kostet kein Geld, aber der Bruch eines Abkommens belastet natürlich die diplomatischen Beziehungen.
„Verhandlungen eröffnen“ ist genau das, nur geht es hier nicht um Handel, sondern eher um Tausch, zum Beispiel von Provinzen. Dieser Punkt ist im Handbuch unter „Offene Verhandlungen“ zu finden… keine sinnige Übersetzung von „open negotiations“.
Des weiteren gibt es die Möglichkeit, jemandes Unabhängigkeit zu garantieren, einen Nichtangriffspakt vorzuschlagen oder aufzuheben, jemanden ins eigene Bündnis einzuladen, oder aus einem Bündnis auszutreten, Truppen an Verbündete zu senden, einen Durchmarschbefehl für die eigenen Truppen zu fordern, oder gleich den Oberbefehl über die verbündeten Truppen zu übernehmen – vorausgesetzt, die betroffenen Politiker stimmen dem zu.

Man sollte ganz zu Beginn einstellen, welche Nachrichten man deutlich angezeigt bekommt, und ob diese den Zeitablauf unterbrechen sollen oder nicht. Es ist empfehlenswert, sich auf das wichtigste zu beschränken, sonst verbringt man sehr viel Zeit damit, Nachrichtenfenster wieder zu schließen. Jede Nachricht kann jederzeit über das „Logbuch“ abgerufen werden, der Unterschied besteht darin, dass man sich die Mühe machen muss, dem Ablauf der internationalen Ereignisse bewusst zu folgen. Aber das meiste davon ist unwichtig.

Nicht ganz unwichtig sind die verschiedenen Darstellungen, die man sich auf die Karte projizieren lassen kann. Neben der Standardansicht gibt es zum Beispiel eine Wetterkarte. Schlechtes Wetter unterstützt grundsätzlich den Verteidiger, also möchte man vielleicht den Wetterbericht ansehen, bevor man eine Offensive in Auftrag gibt. Weiterhin gibt es eine Ansicht, die über Partisanentätigkeit in den einzelnen (eroberten) Provinzen Auskunft gibt. Diesen Widerstandsgruppen muss man mit Garnisonsdivisionen und Polizeibataillonen begegnen. Interessant ist auch die Darstellung der Wirtschaft, wo man sehen kann, welche Rohstoffe es in den jeweiligen Provinzen gibt. Man sollte sich bei seinen Angriffen aber weniger von Rohstoffen, als eher von einer haltbaren Frontlinie leiten lassen.
Zuletzt erwähnenswert ist die Geländekarte. Berg- und Hügelregionen sind nicht nur leichter zu verteidigen, sondern auch schwerer zu durchqueren, man sollte also aufpassen, wo man hinläuft.

Spielerleichterung

Gibt es ein Spiel ohne Cheats? Es gibt zwar auch hier die üblichen Wörter und Phrasen, die man während des Spiels irgendwie eingibt, worauf man unrealistische Vorteile erhält, es gibt aber originellere Methoden.

Die Spiele werden unter anderem in Dateien mit der Endung .eug gespeichert. Diese Dateien kann man mit dem Texteditor öffnen und einfach alle Werte ändern, die man verbessern möchte. Zum Beispiel kann man den Namen eines im Spiel vorkommenden Wissenschaftlers suchen und dessen Spezialgebiete ändern. Oder man sucht sich einen General und gibt ihm irgendwelche Fähigkeiten. Man muss sich nur an die in der Datei verwendete Syntax halten. Was man nicht tut, ist den Fertigkeitswert einer Person erhöhen; stattdessen setzt man die Werte auf “1” fest – weil dieser Wert nur eine Aussage darüber macht, wieviel die Dienste dieses Forschungsteams kosten. Der Fertigkeitswert macht keine Aussage über die Forschungsgeschwindigkeit. Das Vorhandensein eines Spezialgebiets gibt einen Bonus, das ist alles.

Taugt es was?

Ja, prinzipiell schon. Da man sich den Staat, den man spielen möchte, beliebig aussuchen kann, ist es möglich, intuitiv einen Schwierigkeitsgrad festzulegen, den es so im Spiel nicht gibt.

Das Planen, Bauen und Befehlen macht schon Spaß, und natürlich ist es viel interessanter, einen Krieg zu führen, als darauf zu achten, dass der Rohstoffimport mit dem Wirtschaftswachstum Schritt hält. Das politische Taktieren hat etwas für sich, aber noch ist mir nicht ganz klar geworden, was mir die Außenpolitik eigentlich bringt, sieht man einmal von der Rohstoffeinfuhr ab. Es ist zum Beispiel völlig schleierhaft geblieben, was es bringt, einen anderen Staat politisch zu beeinflussen.

Grafisch kommt das Spiel eher spartanisch daher, aber es ist erstens auch nicht mehr ganz neu, und zweitens muss ein Strategiespiel auch nicht grafisch auf dem neuesten Stand sein. Wozu auch? Es braucht ja nur erkennbare Symbole auf einer Weltkarte.
Die Icons der einzelnen Divisionstypen ändern sich je nach Modernisierungsgrad, das reicht meines Erachtens völlig aus.

Die Klangeffekte sind ein schöner Punkt. “Krieg ist die Hölle, aber der Sound ist verdammt geil!” hieß es bei uns früher, und Hearts of Iron II bietet ebenfalls Kampfgeräusche, wenn es zu feindlichen Begegnungen kommt, gerade bei Luftangriffen und Seegefechten. Mir zumindest haben Sie gefallen.

In der deutschen Version des Spiels sind manche Namen bedeutender Nazipersönlichkeiten verfälscht: Göhring ist Gorink, Himmler ist Heimmler, und Hitler ist Hiller. Aber Ribbentrop, Bormann, und Kaltenbrunner dürfen so heißen, wie sie nunmal hießen. Interessant war auch zu sehen, dass “Heimmler” den Kommandeursposten einer Armee inne hat. Schwachsinn pur.

Es ist natürlich auch wieder einmal schade, dass der vom Computer gesteuerte Gegner von minderer Qualität ist. Es ist allein schon auffällig, dass der Gegner nur die billigsten Kampfeinheiten, Infanterie, baut. Vielleicht auch noch kleine Marineeinheiten. Ich möchte jedenfalls vermuten, dass alles andere, was die Deutschen zum Beispiel in die Schlacht werfen, lediglich modernisierte Versionen der Einheiten sind, die sie bereits zu Spielbeginn hatten, dass aber zum Beispiel keine Panzer oder Flugzeuge nachgebaut werden, dafür habe ich bislang viel zu wenige von denen vorgefunden. Das ist einerseits unrealistisch, andererseits senkt der Mangel an motorisierten Einheiten den Ölverbrauch und damit den Bedarf an Einfuhren ganz erheblich. Im Rahmen der beschränkten Logik des Spiels macht das also Sinn, aber begeistert bin ich von diesem Detail dennoch nicht.

Es gibt auch eine Multiplayer-Option, ich habe sie allerdings nicht ausprobiert. Das könnte wiederum interessant sein, aber vermutlich ist es auch extrem zeitintensiv.